5 Fragen, 1 Projekt: „Es war wichtig, frühere erfolgreiche Projektanträge zu studieren.“

Für ihr Projekt „Effektive Marktregulierung von Emissionshandelssystemen“ erhält Regina Betz vom Center for Energy and the Environment der ZHAW vom Swiss Network for International Studies (SNIS) eine Finanzierung von CHF 260‘000 über die nächsten 2 Jahre. Das SNIS ist ein gemeinsames Förderinstrument des Kantons Genf und des Schweizerischen Nationalfonds, welches internationale Projekte von Schweizer Forschungsinstitutionen fördert. Regina Betz erklärt im Interview, wie dieses Projekt zu Stande kam und wie sie den erfolgreichen Förderantrag aufgegleist hat.

Zusammen mit Politikwissenschaftlern und Juristen der Universität Zürich, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), verschiedenen NGOs sowie dem Welt-Klimasekretariat der UNO (UNFCCC) gehen Regina Betz und ihre Forschungspartner der Frage nach, wie Emissionshandelssysteme international wie auch national reguliert sind und wie diese Regulierungen in Zukunft besser aufeinander abgestimmt werden können, damit ein Missbrauch der Systeme möglichst verhindert wird.

Regina Betz, wie hast Du von dieser SNIS-Ausschreibung erfahren und was ist deine Rolle genau im Projekt?
Ich habe im Projekt die Gesamtleitung inne. Erfahren habe ich von der Ausschreibung durch einen entsprechenden Hinweis vom Ressort F&E. Ich kenne das Programm aber bereits seit meines Sabbaticals an der Uni Zürich, da meine dortige Kollegin Katharina Michaelowa bereits mehrere SNIS-Projekte durchgeführt hat. So habe ich dann auch dieses Projekt zusammen mit ihr eingereicht, da sie bereits Erfahrung hat mit diesem Förderprogramm und sie mir dadurch auch vorgängig erfolgreiche Projektanträge zur Verfügung stellen konnte. Die Projektidee hatte ich eigentlich schon lange, nur habe ich nie das richtige Förderinstrument dafür gefunden. Und nun habe ich gedacht „doch, das passt sehr gut zu SNIS!“

Was waren deiner Meinung nach die entscheidenden Faktoren, weshalb Du den Zuschlag dafür erhalten hast?
Es war wie erwähnt wichtig, bereits erfolgreich eingegebene Projektanträge zu studieren. Es gibt bestimmte «Must-Kriterien», auch wenn sie nicht immer als solche in der Ausschreibung ausgewiesen werden, wie z.B. der Einbezug von internationalen Institutionen und Forschungspartnern sowie NGOs, daneben aber auch viele Nice-to-have Kriterien. Da das Förderprogramm sehr breit aufgestellt ist und sich das Entscheidungsgremium entsprechend inhaltlich mit einem grossen Themenspektrum beschäftigen muss, sind fast alle genannten Kriterien sehr wichtig – auch die Nice-to-have Kriterien –  und man wird daran gemessen. Wir haben die erwähnten internationalen und vor allem auch aus anderen Disziplinen stammenden Partner am Projekt beteiligt, und das war sicher entscheidend. Zudem haben wir auch einen Projektpartner aus Genf mit dabei, was vermutlich zusätzlich von Vorteil war. Das SNIS hat ja ursprünglich vor allem Genfer Forschungsinstitutionen unterstützt. Falls immer noch ein Rest dieses Grundgedankens in der Organisation verankert ist, dann war es sicher von Vorteil dass wir einen Genfer Partner haben.

Wie war das Antragsverfahren genau ausgestaltet? Wie hoch war der Aufwand und was waren besondere Herausforderungen dabei?
Es war ein zweistufiges Verfahren. Bei der ersten Stufe mussten wir 5 Seiten einreichen. Hier war vor allem wichtig, dass wir das ganze Konsortium sorgfältig auswählten. Ansonsten war der Aufwand vertretbar, wir mussten die aktuelle Literatur angeben, die Forschungslücke aufzeigen und dann klare Forschungsfragen daraus ableiten. Dazu haben wir natürlich auch die Expertisen der verschiedenen Mitglieder des Konsortiums so stark wie möglich betont und ausgewiesen. Grundsätzlich will SNIS nicht nur akademische Forschung fördern, sondern auch einen Praxisbeitrag leisten. Mit Hilfe der Beteiligung unserer NGOs konnten wir dies so kommunizieren, da wir als Endprodukt ein Handbuch haben werden, das diese wiederum nutzen können bzw. an die «Designer» zukünftiger Emissionshandelssysteme empfehlen können. Die zweite Stufe des Antragverfahrens war dann umfassender. Wir mussten z.B. ein konkretes Budget aufstellen, wie wir das auch beim SNF jeweils machen. Gleich wie beim SNF ist auch bei diesem Förderprogramm die Projektleitung nicht finanziert. Ich konnte mit der Finanzierung stattdessen eine Doktorandin anstellen. Am meisten Zeit mussten wir insgesamt in die Koordination des Konsortiums investieren. Insbesondere die Frage, in welcher Form und in welchem Ausmass unsere internationalen Partner sich am Projekt beteiligen dürfen, beschäftigte uns stark und war ein grosser Aushandlungsprozess. NGOs dürfen z.B. keine Mittel erhalten, oder das Welt- Klimasekretariat hat ein internationales Mandat und ist somit in seinem Handlungsspielraum ebenfalls eingeschränkt. Bis wir diese Dinge geklärt hatten, das war ein grosser Aufwand.

Welche Aspekte – neben den fachlichen Qualitäten – versuchst Du generell bei Projektanträgen hervorzuheben? Erwähnst Du in erster Linie deine Forschungspartner? Oder betonst Du beispielsweise die zur Verfügung stehende ZHAW-Infrastruktur?
In diesem Fall habe ich vor allem unseren bereits vorhandenen Daten hervorgehoben, im Sinne von „wir haben den Datensatz schon und möchten diesen nun analysieren“. Oftmals bleibt nämlich in einem Projekt nicht viel Zeit für die Datenerhebung, darum schaue ich jeweils, dass wir entsprechendes Material bereits besitzen. Speziell habe ich in diesem Antrag auch stark hervorgehoben, dass ich mit meinen Projektpartnern schon sehr lange zusammenarbeite, dass ich sie teils schon 20 Jahre kenne. Ich wollte damit ausdrücken, dass es also nicht ein Konsortium ist, das sich erst noch finden muss, denn dies wird, so glaube ich, immer als Risiko angesehen. Aber das wichtigste bei Projekteingaben ist und bleibt, dass Du schon im Thema drin bist und dass Du im Fachgebiet publiziert hast. Der Literaturüberblick und die Identifikation der Forschungslücke dürfen Dir nicht schwerfallen.

Was sind nun die nächsten geplanten Aktivitäten im Projekt?
Seit kurzem haben wir nun die erwähnte Doktorandin bei uns angestellt. Im Januar planen wir dann mit allen Projektpartnern ein Kick-Off Treffen in Form einer Videokonferenz abzuhalten, dieses bereiten wir momentan vor. Zusätzlich werden wir an der nächsten Klimakonferenz des UNFCCC im Dezember 2018 eine Art Pre-Kick-Off haben, da viele unserer Partner dort anwesend sein werden und wir ausserdem die Vertreter des Klimasekretariats dort sehen können und die Verhandlungen zur Marktregulierung im Pariser Klimaabkommen verfolgen können.

Zur Person:
Regina Betz ist Professorin für Energie- und Umweltökonomik und leitet das Center for Energy and the Environment (CEE) an der ZHAW. Die promovierte Volkswirtin ist seit 2013 an der ZHAW, nachdem sie u.a. in Australien gelebt und geforscht hat. Ihre Forschungsschwerpunkte sind das Design von Strom- und Umweltmärkten, ökonomische Politik- und Umweltinstrumente sowie experimentelle Ökonomie.

Interview: Manuel Bamert


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert