Forscher laufen Sturm gegen Elsevier, einen der größten Wissenschaftsverlage der Welt. Es geht um Wucher, geistige Ausbeutung, Betrug. Und um die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens.
Der Artikel „Die Rückkehr des Kommunitarismus“ von Ulrich Herb erläutert eindrücklich die Hintergünde des in den USA geplanten Research Works Acts: Open-Access-Mandate von Bundeseinrichtungen, z.B. den National Institutes of Health (NIH) würden hierdurch unwirksam werden.
Dass Elsevier hinter diesem Gesetzesentwurf steht, brachte für viele Wissenschaftler das Fass zum Überlaufen: Bisher haben sich über 5000 Forscher weltweit dem Boykott angeschlossen und erklärt, bei Elsevier bis auf Weiteres weder zu publizieren, Peer Reviews zu übernehmen oder als Herausgeber tätig zu sein. Weitere Forderungen an Elsevier sind die Senkung der Zeitschriften-Subskriptionspreise und deren Bezugsmöglichkeit ohne Titel-Bündelungen.
Besonders interessant ist der Artikel von Ulrich Herb, der an der Universität des Saarlandes und freiberuflich im Wissenschaftsconsulting arbeitet, um einen Einblick in die eben nicht immer gesicherte Unabhängigkeit und Qualität durch Wissenschaftsverlage zu gewinnen.
Besten Dank, Kathi Woias (ZHAW Bibliothek), für den Hinweis!
Aktualisierung 19.03.2012 (Zitat aus SAGW Newsletter):
Angeregt durch einen Blogbeitrag von Fields-Medaille-Träger Tim Gowers startete der Mathematik-Doktorand Tyler Neylon am 23. Januar auf der Website «The Cost of Knowledge» einen Boykottaufruf gegen der Verlagsriesen Elsevier. Bis heute sind über 7000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesem öffentlichen Ruf gefolgt und haben die Zusammenarbeit mit dem Verlag eingestellt.
Vollständige Meldung: http://wisspub.net/2012/02/23/stimmen-zum-elsevier-boykott/
Gemäss dem NZZ Artikel vom 29. Februar 2012, hat Elsevier nun auf den Boykott reagiert. Der umstrittene Research Works Act wird von Elsevier nicht mehr unterstützt. Der Autor des Artikels, Donat Agosti, hält es für wahrscheinlich, dass der Verlag auf den gegen ihn gerichteten Boykottaufruf reagiert hat. Andere Vorwürfe gegen den Verlag bleiben jedoch bestehen. Dazu gehören die sehr hohen Kosten elektronischer Publikationen und die Bündelung von Zeitschriftenabos, welche Bibliotheken zwingt, nicht benötigte Zeitschriften zu abonnieren. Zudem hat Elsevier unter anderem gegen die ETH-Bibliothek Klage eingereicht. Dabei geht es um den Dokumentenlieferdienst, mit dem Kunden die Zusendung von wissenschaftlichen Zeitschriften verlangen können (Artikel vom 28. Januar 2012 in der NZZ.)
Die SAGW zum Thema Open Acces: http://www.sagw.ch/open-access