Neuntes Treffen an Statistik Interessierten an der ZHAW

Am 16. Juni 2022 fand das neunte Treffen aller an Statistik Interessierten an der ZHAW statt. Nach zwei Jahren konnte das Treffen wieder vor Ort auf dem ZHAW Campus Technikumstrasse durgeführt werden. Insgesamt haben 15 Personen aus vier Departementen und der zentralen Verwaltung daran teilgenommen.

Andreas Fürholz (Ressort F&E/DL / Koordinator ZHAW Services Forschungsdaten) begrüsste die Teilnehmenden mit einer kurzen Geschichte über den Stellenwert der Statistik im alltäglichen Leben. Er berichtete von seinem kürzlichen Velounfall, bei dem er sich die rechte Schulter ausrenkte. Einer der behandelnden Ärzte begründete die gewählte Therapieform mit einer statistischen Untersuchung, wobei er noch erwähnte, dass es grössere Kontroversen gäbe. Das Unfallopfer konnte die besagte Statistik leider nicht auffinden – bei ihm bleibt die Hoffnung, dass diese nach Best Practice erstellt und interpretiert wurde

Susanne Grykla (IHB, Departement Gesundheit) stellte ihre durch den SNF geförderte GebStart-Studie vor, mit der die Beratung und Betreuung von Erstgebärenden in der ersten Phase der Geburt  optimiert werden soll. Dazu wird ein Fragebogen entwickelt, um den körperlichen und emotionalen Zustand der Frauen am Anfang der Geburt zu beurteilen. Die Studie wurde im Mai 2021 gestartet und läuft während 3 Jahren. In einem ersten Schritt wurden Items für den Fragebogen entwickelt, die anschliessend mit Hilfe einer internationalen Expertengruppe auf eine für die Datenerhebung praktikable Anzahl reduziert wurden. Mit diesem reduzierten Itemsatz werden seit März 2022 in einer multizentrischen Datenerhebung in sechs Schweizer Spitäler Daten von Erstgebärenden aufgenommen. Anhand von ersten vorläufigen explorativen Analysen wurde aufgezeigt, wie die Anzahl der Items noch stärker reduziert werden kann. In der Beratung für oder gegen eine frühzeitige Aufnahme im Spital soll der finale Fragebogen Hebammen, Ärztinnen und Ärzten unterstützen und dadurch Spitalaufenthalte verkürzen und Geburtsinterventionen senken.

Yves Grize (2014-2019 Lehrbeauftragter am IDP, School of Engineering) präsentierte, wie mit einfachen Bayes-Methoden die Wirksamkeit unterschiedlicher Covid-19-Impfstoffe verglichen werden kann. Anhand eines klassischen Zufallsexperiments mit einer Münze und des Beta-Binomial-Verteilungsmodells, wurde die bayesianische Inferenz kurz und didaktisch gelungen aufgefrischt. Die Theorie wurde gleich angewandt um zu zeigen, wie mit Hilfe dieses Verteilungsmodells und Monte-Carlo-Simulationen, die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Wirksamkeit von Covid-19 Impfstoffen generiert werden kann. Das Beispiel basiert auf Daten aus dem Artikel Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine der Zeitschrift The New England Journal of Medicine und eignet sich hervorragend zur Einführung von Bayes-Methoden im Unterricht.

Nils Ratnaweera (IUNR, Life Sciences und Facility Management) hielt ein Plädoyer für bookdown in Forschung und Lehre an der ZHAW. Wissenschaftliche Texte enthalten Fliesstext, Grafiken und Tabellen und Stellen gewisse Anforderungen an Format und Inhalt die sich immer noch an gängigen Papierformaten ausrichten, obwohl die meisten Artikel digital auf dem Notebook, Tablet oder Handy gelesen werden. Das Verfassen eines Artikels ist oft ein iterativer Prozess, der sehr viel Disziplin erfordert, damit die Grafiken und Tabellen immer mit der Dokumentation à jour sind. Mit Bookdown kann der Code für die Datenanalyse und die Dokumentation in einem einzigen Skript zusammengefasst werden, aus dem sich druckfertige Dokument in den verschiedensten Formaten (PDF, HTML, Word, …) generieren lassen.

Vanessa Klaas (Ressort F&E/DL / ZHAW Services Forschungsdaten) und Christoph Hofer (IDP, School of Engineering) stellten am Schluss der Veranstaltung das Swiss Reproducibility Network (SwissRN) vor, ein Konsortium von verschiedenen Schweizer Universitäten mit dem Ziel, die Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Arbeiten und somit das Vertrauen in den Forschungsplatz Schweiz zu erhöhen. Das Netzwerk ist in verschiedene Arbeitsgruppen unterteilt, die sich unterschiedlichen Aspekten der Reproduzierbarkeit in der Forschung widmen. Die ZHAW ist seit Oktober 2021 Mitglied dieses Netzwerkes und wird durch Vanessa und Christoph vertreten. Momentan werden die Bedürfnisse des wissenschaftlichen Personals bzgl. Reproduzierbarkeit an der ZHAW abgeklärt, um Angebote in diesem Bereich aufzubauen. Bitte meldet euch bei Vanessa, falls euch das Thema Reproduzierbarkeit interessiert und/oder ihr auf der Suche nach Unterstützung seid.

Der MS Teams Kanal ZHAW Statistik-Club bleibt weiterhin als niederschwellige Austauschplattform für ZHAW Mitarbeitende mit Anliegen rund um die Statistik bestehen.

Die Folien der Beiträge können hier heruntergeladen werden.

Auch nächstes Jahr ist im Juni ein Treffen über Erfahrungen mit statistischen Themen in Lehre und Forschung geplant. Personen, welche sich ebenfalls an diesem Austausch beteiligen möchten können sich gerne bei Christoph Hofer melden.

Die fundierte Anwendung von statistischen Methoden ist in der Forschung Voraussetzung für qualitativ hochwertige Arbeiten. Die ZHAW bietet deshalb allen Forschenden der ZHAW eine niederschwellige Möglichkeit, sich in statischen Fragen beraten zu lassen (die ersten beiden Beratungsstunden sind gratis). Weitere Details finden sich unter:

Statistische Beratung in Winterthur

Statistische Beratung in Wädenswil

Christoph Hofer, Institut für Datenanalyse und Prozessdesign


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