Ein pluralistisches Theorieverständnis, methodische Vielfalt, eine Vielzahl von Untersuchungsgegenständen sowie die hohe Bedeutung der Individualforschung zeichnen die Geisteswissenschaften aus. Zunehmend gerät dieses Wissenschaftsverständnis in Kollision mit Megatrends in anderen wissenschaftlichen Disziplinen und mit wissenschafts- und forschungspolitischen Vorgaben. Wir beobachten eine Verschmelzung von Disziplinen zu neuen Konglomeraten (Life Sciences, Convergent Technologies), die Standardisierung von Methoden und Verfahren und die Ausrichtung auf Grossprojekte. Hinzu kommt, dass andere Wissenschaftsbereiche zumindest gegen Aussen mit hoher Geschlossenheit auftreten. Dem steht ein selbstkritisches Verständnis der Geisteswissenschaften gegenüber dem eigenen Tun und ihren Objekten entgegen. Die Problematisierung der Geisteswissenschaften manifestiert sich nicht nur und nicht hauptsächlich in der Aussenwahrnehmung – sie ist als Folge eines problematisierenden Selbstverständnisses der Selbstwahrnehmung eingeschrieben. So stellt sich die Frage, ob eine «neue» Wissenschaftskultur für die Geisteswissenschaften notwendig geworden ist und wie diese auszusehen hätte. Mit der Tagung soll eine disziplinenübergreifende Debatte über die künftige Position der Geisteswissenschaften lanciert werden; sie bildet den Auftakt für weiterführende Aktivitäten.
Aktualisierung 12.10.2011: Das Programm für diese Tagung ist erschienen. Bemerkenswert ist bei der Zusammensetzung der Beteiligten, dass offenbar für die zukünftige Entwicklung der Geistes und Sozialwissenschaften die Fachhochschulen keine Rolle spielen!
30.11.2011–02.12.2011, Kursaal Bern