Die Frage, wie Forschungsleistung und -qualität adäquat gemessen werden kann ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen auf nationaler und internationaler Ebene. In folgenden wird ein aktueller Überblick über für die ZHAW (und die FH) relevante Initiativen versucht.
1 Problematik:
Dem Wunsch der Geldgeber, die Leistungsfähigkeit bestimmen und vergleichen zu können stehen sehr heterogene Praktiken der Leistungserbringung gegenüber. Für Fachhochschulen gilt das in besonders hohem Masse.
Indikatoren als Steuerungselement bewirken eine (gewünschte) Fokussierung, bergen jedoch auch das Risiko, dass die „Gesamtqualität“ leidet. Es gibt international eine grosse Zahl von Initiativen, wovon hier nur eine Auswahl wiedergegeben werden kann.
2 Inititativen
2.1 Nationale Ebene CRUS
CRUS Projekt „Mesurer les performances de la recherche“ :
An einer Tagung am 07.10.2011 wurden die Resultate des Projektes, insbesondere der 3 Initiativen für Forschung im SSH-Bereich, vorgestellt. Der Leiter der FFE der KFH Marc-André Gonin erhielt die Gelegenheit, die Anforderungen der Fachhochschulen darzustellen, die am CRUS Projekt nicht beteiligt sind.
Abbildung 1: Schema Anwendungsorientierte Forschung von M.-A. Gonin
Der 1. Bericht des Projekts «Mesurer les performances de la recherche» gibt einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten : Im Vordergrund steht eine Analyse der Schweizer Universitäten auf der Basis eines bibliometrischen Ansatzes. Er stellt die 3 im Rahmen des Projektes geförderten «Initiativen» vor, die sich schwerpunktmässig dem Bereich SSH widmen. Ein Ziel des Projektes war, Kompetenzen (mit entsprechenden Ressourcen) in den Universitäten im Bereich Bibliometrie aufzubauen.
Ziel ist es letztendlich, ein System zur Messung der Schweizer Forschungsleistung aufzubauen. Obgleich im Bericht nur die Universitäten angesprochen sind, würde dieser Anspruch die systematische Integration der Forschungsleistung der Fachhochschulen bedeuten.
2.2 Europäische Ebene EDUPROF:
Auf Europäischer Ebene wurden Forschungsindikatoren für Fachhochschulen als Teilprojekt im EDUPROF– Projekt[1] diskutiert. Dort wurden folgende 23 Indikatoren bezogen auf ihre Wirkung auf die verschiedenen Bereiche ausgewählt:
Einschätzung: Die Indikatoren sind nicht sauber abgrenzbar und dadurch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet und erscheinen nicht ganz durchdacht.
2.3 U-Map
U-Map ist ein laufendes EU-Projekt für die Klassifizierung von europäischen Hochschulinstitutionen[2]. Ziel ist die Aktivitäten der Europäischen Hochschulinstitutionen in Ihrer Vielfalt im Sinne einer Landkarte transparenter und verstehbarer zu machen.
Abbildung 2: Beispiel einer Landkarte einer Hochschule
2.4 Empfehlungen Deutscher Wissenschaftsrat
Der Deutsche Wissenschaftsrat hat Empfehlungen zur Bewertung und Steuerung von Forschungsleistung am 11. November 2011 verabschiedet. Die Empfehlungen werden in einen gesamtzusammenhang gestellt und praktizierte Indikatoren und Verfahren für die Messung von Forschungsleistung diskutiert. Darüber hinaus haben die Kultusminister der Länder Erfahrungen zur Leistungsbezogenen Mittelvergabe zusammengetragen.
2.5 Internationale Ebene U-Multirank[3]:
U-Multirank ist ein neues internationales multidimensionales Ranking-Instrument, welches im Gegensatz zu u-map die Leistungsfähigkeit und individuelle Charakteristiken zeigen soll. Es ist zu erwarten, dass dieses Instrument in den nächsten Jahren weiterentwickelt wird und verstärkt zur Anwendung kommt.
Bis Mai 2013 können sich interessierte Hochschulen für einen Pilotdurchgang mit 500 Hochschulen melden.
Abbildung 3: Beispiel einer Multirank-Darstellung
3 Resümee:
Die Diskussion über Messung von Forschungsleistung ist international in vollem Gang. Die Sinnhaftigkeit, ein so komplexes Gebilde wie „die Forschung“ einheitlich zu quantifizieren, ist umstritten.
Der Einsatz von Indikatoren sollte nach Einschätzung des Ressorts F&E der ZHAW sehr zurückhaltend und auf die Bedürfnisse der ZHAW ausgerichtet erfolgen. Forciert werden sollte dagegen die interne Diskussion über das Verständnis guter Forschung.
Der Demotivationseffekt von administrativen Belastungen für Forschende und mögliche „Nebenwirkungen“ von Anreizen sollte im Auge behalten werden.
4 Weiterführende Informationen/ Links
Instrumente der Qualitätsfeststellung in der Hochschulforschung der Deutschen Bundesländer
EDUPROF Finanl Report: Developing Indicators of Applied Research
Deutscher Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Bewertung und Steuerung von Forschungsleistungen
[1] EDUPROF geht auf die Initiative von europäischen Rektoren von „Universities of Applied Sciences (AUS)“ zurück und aufzeigen, wie die verschiedenen Länder mit der sich ändernden Anforderungen im Bereich der Ausbildung von Fachleuten für die zukünftige Wissensgesellschaft umgehen. Ein Schwerpunktthema war die Integration von anwendungsorientierter Forschung in die Lehre. Insgesamt ging es im Projekt darum, das Profil der „UAS“ zu stärken (Final Report: www.uasnet.eu ).
Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission gefördert und ging mit einer Konferenz in Helsinki im September zuende. Die Initiative findet Ihre Vorsetzung im UASnet (www.uasnet.eu), einem informellen Netzwerk von europäischen Fachhochschulen. Die Schweiz ist darin durch die KFH vertreten.