Um die Forschenden der ZHAW bei der Einwerbung von europäischen Forschungsförderungsmitteln zu unterstützen und die Erfolgsrate in Hinblick auf Horizon Europe zu steigern, hat die Hochschulleitung im September 2020 vier Massnahmen beschlossen.
Eine dieser Massnahmen ermöglicht es den Instituten resp. analogen Organisationseinheiten, für erfolgversprechende Forschende gezielter Unterstützungsmassnahmen zu beantragen. Die notwendigen Massnahmen können dabei durch die Institute und ihre Forschenden selbst definiert werden. Sie werden je zur Hälfte durch das entsprechende Institut und aus den zentralen Mitteln finanziert.
Wir sprachen mit Martina Spiess, die am Institut für Ergotherapie im Departement Gesundheit zur Anwendung von neuen Technologien in der Rehabilitation forscht und die durch diese Massnahme unterstützt wird.
Wie bist Du auf diese Massnahme aufmerksam geworden?
Das ist eine gute Frage…. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher, ich glaube Patrik, Du hast mich darauf aufmerksam gemacht.
Welche Erfahrungen hattest Du mit europäischer Forschung und wo siehst Du für Dich die grössten Herausforderungen, um erfolgreich ein europäisches Forschungsförderungsprojekt einwerben zu können?
Ich war als Forschungskoordinatorin eines MedTech Herstellers in mehrere Anträge involviert als Mitarbeiterin, das heisst ich habe Text-Teile zu den Grants geliefert. Wir haben auch einen Grant gewonnen, das war allerdings gleich, nachdem ich von der Industrie an die ZHAW gewechselt habe. Ich habe also das Einreichen des Grants, aber nicht die Durchführung des Projektes miterlebt.
Herausforderungen gibt es viele! Einerseits das top-down System, also dass die Calls eigentlich immer schon für bestimmte Forschergruppen und deren Interessen geschrieben sind, und es so schwierig ist, Gelder für die eigenen Forschungsinteressen zu erhalten. Man ist also darauf angewiesen, dass man ein Konsortium findet, damit man sein eigenes Wissen bei deren Projekt einbringen und seine eigenen Fragen einbetten kann.
Andererseits, in meinem Fall, ist meine nicht-linear-akademische Karriere sicher nicht von Vorteil. Obwohl ich dem Pensionsalter näher bin als der Grundausbildung, also meine Berufliche Midlifecrisis schon hinter mir habe, ist mein akademisches Alter, und somit auch meine Publikationsliste und die Menge an eingeworbenen Geldern wegen meiner Zeit in der Klinik und der Industrie sehr klein. Das bedeutet wieder, dass ich auf gute Partner:innen und Möglichkeiten der Kollaboration angewiesen bin.
Wie hilft Dir die Unterstützung im Rahmen dieser Massnahme dabei, diese Herausforderungen anzugehen?
Die Unterstützung erlaubt mir vor allem, an meiner Publikationsliste zu arbeiten. Insbesondere konnte ich mich dank der Massnahme mit Ruedi Füchslin von der School of Engineering, dem Direktor des European Center for Living Technology (ECLT), vernetzen. Gemeinsam mit vielen Forschenden des ECLT arbeiten wir an einem Paper, dass die Basis legt für einen EU-Forschungsantrag, den wir im Herbst einreichen wollen.
Der Antrag und die ganze Abwicklung dieser Massnahme sind (speziell für die ZHAW) bisher äusserst unkompliziert verlaufen. Ich kann die Gelder wirklich zum Arbeiten einsetzen und muss die Stunden nicht für administrativen Aufwand verschwenden, was ich äusserst schätze.
Wo siehst Du die Grenzen dieser Massnahme resp. gibt es auch Probleme?
Das einzige Problem, das ich sehe, liegt darin, dass das Institut der Antragssteller die Gelder matchen muss. Vielleicht sind einige Institute der ZHAW nicht in der Lage, diese Gelder zu sprechen, und somit stehen den Forschenden dann auch die Gelder der Massnahme 3 nicht zur Verfügung.
Würdest Du anderen Forschenden in einer ähnlichen Situation empfehlen, sich für diese Massnahme zu bewerben?
Unbedingt. Mir erlaubt es, mich an sehr interessanten Projekten mit Gruppen von Menschen zu beteiligen, welche hoffentlich schlussendlich zu einem erfolgreichen EU-Forschungsantrag führen. Auch wenn das nicht direkt klappen sollte, so sind aus der Massnahme Papers entstanden, die mich als Person, aber auch die ZHAW, mit anderen Institutionen und top Forschenden auf europäischer Ebene verknüpfen.
Interview: Patrik Ettinger