Von Zora Caluori
Kunst existiert in diversen Formen. Mal kontrovers, mal leise. Kunst hat verschiedene Gesichter. Abseits der Kunstmetropolen finden sich spannende Projekte. Wir sind auf der Suche nach Kunst auf Bad Ragaz und Vaduz gestossen, denn hier findet die 7. Schweizerische Triennale der Skulptur statt.
«Wenn die ersten Skulpturen im Dorf ankommen, ist es wie ein riesiger, verspäteter Adventskalender – man ist gespannt wo und was als nächstes aufgestellt wird. Im November ist man dann traurig, wenn die Skulpturen wieder gehen. Das Dorf wird leer», so Petra Heer, Kunstführerin an der BadragARTz. Ihre Aussage teilen wohl viele Bewohnerinnen und Bewohner von Bad Ragaz. Die BadragARTz hat sich in den Köpfen und Herzen der lokalen Bevölkerung verankert, und man freut und feiert mit ihr.
Europas grösste Skulpturenaustellung unter freiem Himmel
Die Freude beschränkt sich nicht nur auf die Dorfansässigen, so zieht die mittlerweile 7. Schweizerische Triennale der Skulptur etwa 500`000 Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Somit verwandelt sich der Kurort alle drei Jahre in einen temporären Kulturort.
77 Künstlerinnen und Künstler aus 17 Ländern haben 2’600 Tonnen Kunst in über 400 Werke verwandelt und zeigen diese noch bis zum 4. November 2018 in Bad Ragaz und Vaduz. Gleichzeit findet das Festival der Kleinskulpturen statt. Die kleinen Schwestern und Brüder der Grosswerke haben sich ganz hinten in der Taminaschlucht versammelt und können dort im alten Bad Pfäfers betrachtet und, wie auch die Grossen, gekauft werden.
Eile mit Weile – Verweile
Das diesjährige Motto der Bad RagARTz leitet die Besucherinnen und Besucher an, sich in einer Welt, in der Wertewandel und Vernichtung von Werten schneller voranschreitet denn je, sich Zeit zu nehmen. Die Empfindungen beim Flanieren von Werk zu Werk geniessen und die Konfrontation von Kunst und Natur auf sich wirken lassen. Aus Kunst bleibende Werte formen, ist das Ziel des Initiantenehepaars Esther und Rolf Hohmeister. Kunst für alle zugänglich und greifbar machen ist mitunter das Erfolgsrezept der Bad RagARTz. Die meisten Skulpturen können auch angefasst und gespürt werden. Es entsteht eine Interaktion und die Besucherinnen und Besucher werden einen Teil der Skulptur.
Darum erstaunt auch nicht, dass gerade bei Kindern die Begeisterung gross ist. Die lokalen Schulen organisieren diverse Projekte für und mit der Bad RagARTz. Nicht ganz ohne Hintergedanken, denn mit dem Einbezug der Kinder und Jugendlichen lernen diese auch respektvoll mit den Kunstwerken umzugehen. Generell ist Vandalismus, bis auf ein Ereignis vor ein paar Jahren, kein Thema.
Gelbe Schnecken und ein Leuchtturm
Mit einem Budget von 2.5 Millionen Franken, das vor allem über Sponsoren gedeckt wird, gilt es auch im Marketing Kunst zu zeigen. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos, und die Hälfte des Budgets wird für den Transport und das Aufstellen der teils tonnenschweren Kunstwerke benötigt. Mit zusätzlich sehr viel unentgeltlicher Arbeit von Esther und Rolf Hohmeister, ihrer Familie und Freunde kann die Bad RagARTz alle drei Jahre realisiert werden. 2000 Bewerbungen von Künstlern aus aller Welt wurden für die diesjährige Triennale am Küchentisch der Hohmeisters gesichtet. Längst hat sich die Bad RagARTz einen angesehenen Namen in der Kunstszene der Skulpturschaffenden erarbeitet. Die ganze Marketingkommunikation ist darauf ausgerichtet, die Leute nach Bad Ragaz zu holen.
Ein 1.6 Tonnen schwerer Leuchtturm steht hoch über Bad Ragaz auf dem Guschakopf und wurde extra für die 7. Triennale eingeflogen. Er dient als Botschafter und soll durch sein Licht die Fackel der Kultur ins tiefer gelegene Rheintal tragen. Verkauft werden auch die gelben Schnecken in diversen Grössen, welche als Visualisierung des Mottos dienen. Gelb sind sie, da jede Triennale mit einer Farbe verbunden ist. Gelb als Symbol von Sonnenlicht, die Erkenntnis und das Gedeihen des Lebendigen, Herbst und Reife.
Noch sind die Kunstwerke der 7. Schweizerischen Triennale der Skulptur nicht reif, um wieder abtransportiert zu werden. Das wechselnde Farbenspiel der sich verändernden Landschaft durch den Jahreszeitenwechsel, stellen die Kunstwerke in ein anderes Licht. Höchste Zeit also die BadRagARTz zu besuchen und ihre Botschaft in die Welt zu tragen.
Über die Autorin
Zora Caluori absolviert den MAS in Health Care & Marketing und besucht zurzeit den CAS Marketing & Corporate Communications an der ZHAW. Beruflich für ein privates Radiologieunternehmen tätig, interessiert sie sich mit steigendem Alter vermehrt für Kunst. Wenn diese in freier Natur zu besichtigen ist, umso mehr.
Toll, wir haben uns 2 Tage lang bezaubern lasse. Die grosse gelbe Schnecke am Dorfeingang würde ich am liebsten mit nach Hause nehmen. Sehr guter Artikel der aufzeigt was Kunst sein kann.