Von Andrea Zimmermann
Es ist unsichtbar, geschmacklos und riecht nicht. Nichtsdestotrotz sterben pro Jahr circa 300 Menschen in der Schweiz an den Ursachen des radioaktiven Edelgases Radon. Das sind fast 100 Tote mehr, als im Strassenverkehr tödlich Verunfallte. Und dennoch ist Radon der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.
Was genau ist Radon?
Radon (Rn-222) ist ein natürlicherweise in der Umwelt vorkommendes radioaktives Edelgas. Es entsteht durch den Zerfall von Uran, welches überall auf der Welt im Untergrund vorkommt. Beim Zerfall von Uran entsteht unter anderem Radium und daraus Radon. Diese Radonatome sind instabil und können weiter zerfallen, wodurch Radonfolgeprodukte wie Polonium, Bismut und Blei entstehen. Durch die Freisetzung in der Luft können sich die radioaktiven Radonfolgeprodukte an kleinste Schwebteilchen und Staubpartikel binden und beim Einatmen in unsere Lunge gelangen.
Krank durch Radon?
Gleich nach dem Rauchen, ist Radon die wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Wird es über längere Zeit in hohen Konzentrationen eingeatmet, gefährdet es die Gesundheit. Dieser Fakt ist den meisten Menschen nicht bewusst. Da Radon überall in unserer Umwelt vorkommt, sich in der Aussenluft jedoch verflüchtigt, besteht dort wenig Gefahr. Anders ist es in geschlossenen Innenräumen, sprich in unseren Wohnungen und Häusern. Gerade in solchen geschlossenen und schlecht gelüfteten und belüfteten Räumen kann Radon durch undichte Stellen im Fundament eines Gebäudes oder Risse in den Wänden sowie Rohrleitungen ins Innere gelangen und sich in der Raumluft anreichern. Laut einer Studie des Schweizerischen Verein für Luft- und Wasserhygiene (SVLW) verbringen wir bis zu 90 % unsere Zeit in geschlossenen Räumen und sind somit einer erhöhten Gefahr ausgesetzt.
Durch das Einatmen der radioaktiven Zerfallsprodukte von Radon setzten sich diese in der Lunge fest und die Lungen werden einer erhöhten Strahlung ausgesetzt – mit einer direkten Auswirkung auf die Zellen des menschlichen Körpers und unserer DNA. Mit steigender Radonkonzentration nimmt das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken zu, egal ob Raucher oder Nichtraucher. Jedoch verstärken sich Rauchen und Radon wechselseitig und auch für lebenslange Nichtraucher ist Radon der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs.
Eine grosse Risikogruppe sind insbesondere die Kinder. Mit der Revision der Strahlenschutzverordnung hat der Bundesrat die Massnahmen gegen Radon verschärf, indem er die zulässige Konzentration in Wohn- und Aufenthaltsräumen deutlich gesenkt hat. In allen Kantonen sind daher regional gestaffelt in allen öffentlichen und privaten Schulen, Kindergärten und weiteren Kinderbetreuungseinrichtungen Radonmessungen durchzuführen. Die Messungen werden durch das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) koordiniert und von anerkannten Messstellen durchgeführt.
Kommunikation als wichtigstes Hilfsmittel in der Präventionskampagne
Da das Radon und die damit verbundenen Gefahren in der Öffentlichkeit vielen nicht bekannt sind, wird die Kommunikation zu einem wichtigen Faktor in der Prävention. Mit verschiedenen Massnahmen gilt es nun die Bevölkerung zu informieren. Als ein Beispiel dient die Ecosens AG. Sie ist eine neutrale und unabhängige Fachfirma für Beratungen im Zusammenhang mit Raumluftqualität sowie weiteren umweltbezogenen Themen. Sie hat sich bereits letztes Jahr diesem Thema angenommen und eine zweisprachige Informationskampagne dazu gestartet. Der Kommunikationsmix beinhaltete einen speziellen Flyer und einen Infobrief mit den wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Radon. Beliefert wurden die gesamten Wohngemeinden der Ost- und Westschweiz, um nochmals auf die wichtigsten Punkte und Umsetzungen hinzuweisen. Auch dieses Jahr wurde eine erneute Informationskampagne ausgelöst, um die Menschen weiter zu sensibilisieren. Die Kommunikation hat aber auch schon einige Institutionen erreicht, die sich von Radonfachpersonen beraten liessen. Weitere kommunikative Massnahmen sind geplant und werden nach und nach umgesetzt.
Wie kann ich mich schützen?
Damit das Radon in der Innenraumluft nicht zur Gefahr wird, helfen oft bereits einfache Schutzmassnahmen, um die Konzentration von Radon in einem Gebäude und somit auch das Erkrankungsrisiko deutlich zu senken:
- Regelässiges korrektes Lüften der Räumlichkeiten
- Undichte Eintrittsstellen im Keller und Untergeschoss abdichten lassen
- Beizug einer Radonfachpersonen für Messungen und Abklärungen
- Schutzmassnahmen zur Verhinderung des Radoneintritts bei Neubauten in die Planung miteinbeziehen
Die gute Nachricht ist: Radon ist zwar gefährlich, wir können uns aber mit relativ simplen Mitteln davor schützen. Mit einer Messung kann die Radonkonzentration in der Raumluft bestimmt, und es können Sanierungs- oder Sicherheitsmassnahmen abgeleitet werden. Mit der Radonkarte der Schweiz des Bundesamtes für Gesundheit BAG kann man sich auch als Laie über das Radonrisiko in seiner Wohnumgebung informieren. Für eine gesunde Raumluft.
Weiterführende Links:
https://ecosens.ch/de/detail/radonmessungen-und-radonsicheres-bauen.html
Über die Autorin
Andrea Zimmermann arbeitet bei der Ecosens AG in Wallisellen, einem Umweltberatungsunternehmen, und ist im Marketing und der Kommunikation tätig. Nach dem Bachelor für mehrsprachige Kommunikation absolviert sie derzeit den CAS Marketing- und Corporate Communications an der ZHAW School of Management and Law in Winterthur.
Sehr interessanter, informativ und gut geschriebener Artikel.