Von Leonie Koller
Ausbrechen aus dem Alltag – die Komfortzone verlassen. Dem Bedürfnis vieler Sportbegeisterten Menschen an die Grenzen zu stossen und darüber hinaus zu wachsen, geht Höhenfieber nach und bietet Touren für jedes Technik- und Konditionslevel an. Doch was tun, wenn die Corona-Krise einen zwingt, daheim zu bleiben?
Virtuell über den Gletscher
Höhenfieber, die Berg- und Kletterschule mit Sitz in Root LU, stellt eine findige Lösung für alle daheimgeblieben bereit. Virtuelle Bergtouren. So können nicht nur geübte Berggänger, sondern auch die die es noch werden wollen über den Gletscher wandern oder eine Höhentour machen. Ohne, dass der Bergführer die Sportlichkeit prüft. Auch ganz ohne Seil und Steigeisen. Bequem vom Sofa – eine Massnahme, die so manches Herz höher schlagen lässt und Gästen die Zeit während dem Lockdown etwas kurzweiliger macht.
Für jedes Level
Ist man nicht auf einer virtuellen Bergtour, bietet Höhenfieber für jedes Technik- und Konditionslevel angepasste Touren an. Meldet sich ein Teilnehmer auf eine Tour an, wird kritisch geprüft ob er den Anforderungen gewachsen ist. Die Gäste müssen bei ihrer Anmeldung angeben, wie sie ihre Erfahrung einschätzen. Fabian Bietenhader Bergführer bei Berg+Tal und Höhenfieber und zuständig für das Tourencoaching und den Sicherheitsprozess auf den Touren: «Für uns als Bergsportanbieter hat Sicherheit oberste Priorität. Bei Touren ab der Stufe 2 (sportlich) müssen zusätzlich Referenztouren angegeben werden. Diese Referenzen werden von einem Bergführer beurteilt ob diese ausreichen für eine Teilnahme. Im Zweifelsfall kontaktiert der Bergführer den Teilnehmer telefonisch und klärt die Erfahrung detailliert ab.»
In die Schule beim Schweizer Bergführerverband
Das Risikosportartengesetzt gibt Aufschluss darüber, welche Ausbildung für welche Tour erforderlich ist. Die Höhenfieber Touren bewegen sich zu 90% im Bereich der Bergführern mit Fachausweis vorbehalten ist. Die Ausbildung dafür dauert mindestens drei Jahre und wird vom Schweizer Bergführerverband organisiert. Nach dieser Ausbildung sind Bergführer dazu verpflichtet regelmässig Weiterbildungen zu absolvieren. Für gewisse Schneeschuhtouren sind auch Wanderleiter mit Fachausweis berechtigt. Bei den Kletterkursen im Klettergarten kommen zudem einige Kletterlehrer mit Fachausweis zum Einsatz.
Safety first – ohne Kommunikation geht nichts
Höhenfieber verfolgt einen aufwändigen Tourencoaching Prozess. Bereits in der Ausschreibung auf https://www.hoehenfieber.ch/ müssen die Touren inhaltlich und von den technischen und konditionellen Anforderungen her korrekt beschrieben werden. Jeder Teilnehmer soll anhand dieser Beschreibung und seinem eigenen technischen und konditionellen Level die für ihn passende Tour finden. Bei jeder Tour wird das Teilnehmermaximum der Schwierigkeit der Tour angepasst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausrüstungsliste. Diese muss für jede Tour individuell, korrekt und vollständig sein. Die Ausrüstung wird bei Bedarf für jede Tour von Höhenfieber bereitgestellt.
Wenige Tage vor der Tour beginnt dann der eigentliche Prozess des Tourencoachings. Tourencoach und Bergführer prüfen selbstständig die Verhältnisse und den Wetterbericht. Anschliessend tauschen sie sich über die Erkenntnisse aus und treffen gemeinsam den Durchführungsentscheid. Der ganze Prozess wird dokumentiert. Passen Wetter und Verhältnisse nicht für die geplante Tour, versuchen sie wenn immer möglich eine gemeinsame Alternative auszuarbeiten. Nach der Tour meldet sich der Bergführer im Büro zurück und gibt Rückmeldung zur Tour. Dieses Feedback fliesst wiederum in die Ausschreibung der Touren ein und die Meldungen zu aktuellen Verhältnissen werden dem nächsten Bergführer weitergeleitet.
«Auf der Tour selbst hat der Bergführer die komplette Entscheidungskompetenz. Er überprüft laufend die Verhältnisse und entscheidet vor Ort. Die Bergführer sind auch dazu befugt, Teilnehmer von der Tour auszuschliessen, falls diese den Anforderungen nicht gewachsen sind und dadurch die Sicherheit der Gruppe gefährdet wäre.» Dieser Fall tritt aber äusserst selten auf, dank dem vorher genannten Prozess bei der Ausschreibung und Buchung, so Fabian Bietenhader weiter.
Nun bleibt zu hoffen, dass Corona den Weg in die Berge schnell wieder freigibt, und wir statt virtuell wieder tatsächlich die Schweizer Berge geniessen können.
Weitere Informationen:
https://sbv-asgm.ch/#ausbildungen
https://www.hoehenfieber.ch/Online-Bergtouren
Über die Autorin
Leonie Koller arbeitet als Communication Specialist bei SIX. Aktuell absolviert sie den CAS Marketing- & Corporate Communications an der ZHAW. In ihrer Freizeit ist sie meistens auf dem Mountainbike, in den Bergen, auf dem Gletscher oder sonst in der Natur anzutreffen.