Trends in Medien und Werbemärkten, Fokus Wettbewerb

Sinkende Werbeumsätze, steigender Konkurrenzdruck aus dem Ausland, zunehmender KontroIlverlust über Inhalte und wenige profitable Geschäftsmodelle in Sicht sind nur einige der Themen, die am „XIV. Ateliers de la Concurrence: Medien und Werbemärkte“ im Hotel Bellevue Palace in Bern von hochkarätigen Referenten diskutiert wurden.

 

Prof. Dr. T. Slembeck von der ZHAW School of Management and Law, Fachstelle für Wirtschaftspolitik, eröffnete die Vortragsreihe mit einem Referat zum Wettbewerb und seinen neuen Herausforderungen (Link Folien). Er hob einen „Shift“ von Print- zu Online-Medien hervor. Dieser „Shift“ bringt eine Substitution von Print durch Online- und TV-Medien mit sich und geht auf Kosten der klassischen Werbemedien und Aussenwerbung. Hingegen stellt Professor Slembeck fest, dass Online-Medien durch keine anderen Medien substituiert werden. Dies führt die Technologie zu offenen Märkten und zu einer Verstärkung des Wettbewerbs.

Prof. Dr. A. Heinemann der Universität Zürich erörterte Herausforderungen der neuen Medien aus der Perspektive des Kartellrechts (Link Folien). Insbesondere die Zahlungspflicht sei schwierig durchzusetzen, jedoch bezahle man in vielen Fällen mit persönlichen Daten. Weiter erwähnt in diesem Zusammenhang wurde das Stichwort Multipile-Sided-Markets, welches insbesondere bei Suchmaschinen zum Tragen käme.

Martin Schneider, Direktor der publisuisse, zeigte eindrücklich auf, wie sich der Medienkonsum durch das Aufkommen neuer Distributionsmöglichkeiten im Internet verändert hat. Der vermehrt zeitautonome und individuelle Konsum von Fernsehinhalten zwingt Content-Produzenten, sich mit den neuen Vertriebs- und Konsumszenarien auseinanderzusetzen (Link Folien):

  1. Lineare (Digitale Weiterverbreitung (live), z.B. Zattoo, Teleboy)
  2. Zeitversetzte (Digitale Weiterverbreitung (recall), z.B. Swisscom TV)
  3. Hybride (Neue Inhalte und Logik, z.B. iTunes, Smart TV, Dailymotion)

Martin Schneider leitet anschliessend zur Brutto-Netto-Schere (Differenz Brutto-/Netto-Werbepreise) über, die sich weiter verschärft habe. Weiter sei ein Kontrollverlust in den neuen Medien über die Verbreitung von Inhalten und Kommentaren festzustellen. Insbesondere für die Meinungsbildung und -vielfalt seien wirksame Medien jedoch wichtig, da sie eine Öffentlichkeit schaffen können. Es stellte sich grundsätzlich die Frage nach der Finanzierung von Inhalten und der Monetarisierung von Inhalten in neuen Medien, da immer mehr Akteure als Distributoren von Inhalten agieren (z.B. Wilmaa oder Zattoo).

Serge Reymond von der Tamedia hob den übermächtigen Wettbewerb aus dem Ausland und den daraus resultierenden Druck auf die hiesigen Medienhäuser hervor (7 von 10 der meistverkauften Zeitschriften stammen aus Deutschland, Link Folien). Der Rückgang der Werbeeinnahmen setze sich drastisch fort. Im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2011 seien die Umsätze im Bereich Print (Automobil) um 95% zurückgegangen.

Die anschliessende Podiumsdiskussion der Referenten erweitert durch Herrn Urs Schwaller (Ständerat des Kanton Freiburgs) wurde moderiert durch Prof. Dr. P.L. Krauskopf. Uneinigkeit herrschte darüber, ob die Entwicklungen einen positiven oder negativen Effekt auf die Meinungsbildung und -vielfalt sowie den Medienmarkt der Schweiz hätten. Weder die Wirtschaft, die Politik, der Gesetzgeber noch die Wirtschaft konnten Antworten auf neue, profitable Geschäftsmodelle im Bereich der neuen Medien geben. Gesehen wurden jedoch auch Potenziale, die sich durch die neuen Technologien bzw. Medien ergeben haben und werden.


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