Die Beziehung von Marketingmenschen und Agenturen ist nicht immer von Harmonie geprägt. Da treffen kreative Ideen auch mal auf Widerstand und können nicht so umgesetzt werden, wie es notwendig gewesen wäre. Die Zürcher Agentur Walker zeigt, dass es auch anders geht. Sie tritt immer wieder mit aussergewöhnlichen Ideen in Erscheinung und hat nun für den Online-Personalvermittler Coople ein ganz spezielles Mailing entwickelt. Äusserst liebevoll gestaltete Mini-Mitarbeiter werden als Pillen in ein Blister eingeschweisst und natürlich mit Vitamin B versehen. Dieses Mailing ist das ideale Medikament gegen den Mitarbeitermangel. Stefanie Huber von Walker erklärt, wie man auf so eine Idee kommt.
Frau Huber, Ihr Kunde Coople hatte seine Buchungsplattform überarbeitet und ein Rebranding umgesetzt. Wie kamen Sie auf die Idee mit den Arbeitskräften als Medikament?
Eine Idee ist immer dann besonders stark, wenn man etwas Relevantes über das Produkt oder die Dienstleistung erzählen kann und sich die Zielgruppe angesprochen fühlt. Coople ist ein Dienstleistungsunternehmen, welches Unternehmen in kurzer Zeit (zu 98% in unter 4 Stunden) mit flexiblen Arbeitskräften verbindet. Dies ist ein starker USP, den wir als Sprungbrett zur Ideenfindung genommen haben. Auch hilft es, sich in der Kreationsphase in die Zielgruppe hineinzuversetzen, dies hat dann in diesem Fall auch zur Idee geführt; Wenn man dringend Personal braucht ist das natürlich kein gutes Gefühl, man ist sehr gestresst, da man für 2 oder 3 Personen arbeiten muss. Das spürt man, vor allem im Service oder im Gesundheitswesen, dann auch körperlich. Coople ist wie die Erlösung von diesen „Arbeitsschmerzen“, da innerhalb von kurzer Zeit eine Wirkung in Form von zusätzlichem Personal eintrifft. Ein Medikament gegen Mitarbeitermangel sozusagen.
Wie war die erste Reaktion von Coople? Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten, oder bekamen Sie schnell ein grünes Licht?
Wir mussten praktisch keine Überzeugungsarbeit leisten. Dem Kunden hat die Idee sofort gefallen, da sie einfach und auf dem Punkt ist. Er hat das kreative Potential erkannt, sich mit dieser Idee vom Wettbewerb abzusetzen und aufzufallen.
Gerade im Marketing, sind die kreativen Ideen natürlich enorm wichtig. Dennoch scheitert es oft an der Umsetzung. Wie haben Sie diese Idee schlussendlich realisiert? Das Mailing sieht ja wirklich wie ein Medikament aus, da haben die Druckpartner sicherlich einmal leer geschluckt…
Da haben Sie Recht, hinter diesem Mailing steckt eine lange und aufwändige Recherchearbeit nach Druckpartnern, welche das Know-How, den Willen und die Möglichkeiten haben, etwas Neues zu versuchen und einen Schritt weiter zu gehen. Bisher haben wir aber fast immer die Erfahrung gemacht, dass sich der Glaube an die gute Idee und der Einsatz dafür am Ende auszahlt. Man sollte sich nicht von den ersten Hürden aufhalten lassen. Am Ende haben wir einen Druckpartner gefunden, der die Idee so gut fand, dass er in Eigenregie mit seinen Druckmaschinen Tests gemacht und sich Halterungen gebaut hat, um die Pillen maximal bedrucken zu können. Die bedruckten Arznei-Kapseln wurden dann von einem anderen Partner maschinell verblistert und verpackt.
Haben Sie schon erste Reaktionen auf das Mailing erhalten?
Ja, die Reaktionen sind sehr gut. Das Mailing fällt auf und wir haben bereits Anfragen von anderen Unternehmen bekommen, die ebenfalls ein solches Mailing haben möchten.
Natürlich gibt es, vor allem bei kreativen Massnahmen, immer auch einige kritische Meinungen, jedoch überwiegen die Positiven deutlich.
Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass man aus der Masse heraussticht. Woher nehmen Sie die Kreativität und wie arbeiten Sie mit Ihren Kunden zusammen?
Wir alle werden tagtäglich mit tausenden von Werbebotschaften bombardiert, darum ist es wichtig aufzufallen. Und das am besten so, dass die Botschaft auch mit der Marke verknüpft und somit nicht austauschbar wird. Dies kann man erreichen, wenn man über lange Zeit viel Geld in andauernde Medienpräsenz investiert. Da die Marketingbudgets in der heutigen Zeit aber immer kleiner werden, ist eine gute Idee der effizienteste und günstigste Weg mehr Reichweite zu erlangen. Je besser die Idee desto weniger Zeit und Geld sind nötig, um eine Wirkung zu erzielen.
Uns ist es wichtig eng mit unseren Kunden zusammen zu arbeiten, denn die Basis einer guten Kampagne ist ein guter Dialog mit Wissensaustausch. Bevor wir mit der Ideenfindung beginnen, erarbeiten wir zunächst eine Strategie, die auf den Inputs unserer Kunden, deren Mitarbeitern und deren Kunden basiert. Dieses Wissen fliesst dann in die Kampagnenentwicklung ein, mit dem Ziel aus dem Produkt heraus eine effiziente Kampagne zu entwickeln und diese zielgruppengerecht für die einzelnen Kanäle umzusetzen.
Die Kreativität zu den Kampagnen kommt beim Machen. Es ist eine Mischung aus Spielen, Ausprobieren und Grenzen testen. Ich arbeite meistens so, dass ich anhand des Briefings zu den jeweiligen Themen eine Recherche mache und voll in das Produkt oder die Dienstleistung und die Zielgruppe eintauche. Dann lasse ich das alles gehen und spiele mit dem Thema in verschiedenste Richtungen. Daraus entwickeln sich dann die einzelnen Ideenrichtungen. Wenn eine Idee richtig gut ist, spüre ich das an einem Kribbeln im Bauch.
Wo sehen Sie die Stolpersteine in der Zusammenarbeit?
Um aus der Masse herauszustechen, ist es manchmal notwendig etwas ganz Neues zu wagen. Dies erfordert Mut, Entscheidungswille und vor allem auch Vertrauen.
Gerade in Unternehmen mit vielen Entscheidern am Tisch hat es eine Idee, die neu ist und noch nicht gesehen wurde, leider oft schwer, da sie es allen recht machen muss. Und eine solche Idee ist meistens nicht neu und mutig.
Ich denke gute Kommunikation von beiden Seiten ist daher das A und O, denn viel zu oft entstehen Missverständnisse, die hätten vermieden werden können. Dies funktioniert je besser, je partnerschaftlicher die Beziehung gesehen wird. Ausserdem sollten die Ansprüche an die Kommunikationslösung, das Timing und Vorstellungen im Vorhinein gut definiert werden, damit man gemeinsam an einem Strang ziehen kann.
Wenn Sie, aus Agentursicht, angehenden Marketingfachleuten einen Tipp geben könnten, was würden Sie raten?
Mutig zu sein und auch seinem Bauchgefühl zu vertrauen und nicht nur rationalen Measuring-Tools. Denn der emotionale Faktor, den eine gute Idee transportiert, ob sie zum Weinen oder Lachen bringt, sollte nicht unterschätzt werden.