Wissenschaft als Debakel für die Menschheit

Die Erde ist nicht flach! Sie ist nämlich rund und sie ist auch nicht der unverrückbare Mittelpunkt des Universums. Ebenso ist der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, sondern eine – wenn auch sehr einzigartige – biologische Spezies unter vielen. Kometen verursachen auch keine Überschwemmungen. Die Liste könnte fast beliebig verlängert werden. Zu „verdanken“ haben wir diese Erkenntnisse der Wissenschaft. Ernst Häckel hat im 19. Jahrhundert von einer Demütigung für die Menschheit gesprochen. In diesem Sinn ist die Wissenschaft also ein eigentliches Debakel für uns Menschen. Plötzlich gelten einfache Lösungen nicht mehr. Keine Hexe ist mehr verantwortlich für Krankheiten. Die einfache Lösung – die Verbrennung der Hexe – funktioniert nicht mehr.

Dass die Erde eventuell nicht flach, sondern rund ist, haben schon die alten Griechen zum Teil vermutet. Im Mittelalter war es im Grunde klar, dass die Erde rund ist. Nur als Klammerbemerkung: Im Mittelalter haben die meisten Gelehrten nicht an die flache Erde geglaubt. Dies ist ein heute weit verbreiteter Irrtum. Kolumbus hat mit einem Tatbeweis schliesslich gezeigt, dass die Erde wahrscheinlich wirklich rund ist. Kopernikus entthronte die Welt und zeigte, dass sie um die Sonne kreist und nur einer von den Planeten ist. Darwin zeigte, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung ist. Der Mensch wurde erniedrigt zu einer biologischen Spezies unter anderen.  Nach und nach konnte man zeigen, dass zwischen Kometen und Katastrophen kein Zusammenhang besteht und Krankheiten teilweise durch Keime verursacht werden. Die Wissenschaft hat das ursprünglich einfache Weltbild fast systematisch eingerissen. Damit schaffte sie sich viele Feinde. Die Kirche oder allgemeiner die Religion steht an vorderster Stelle. Die „herrschende Kaste“ ist oft auch nicht begeistert und wir sind es selbst nicht im Alltag. Es ist eben in der Alltagserfahrung einfacher zu sehen, dass die Sonne um die Erde kreist und nicht umgekehrt. Intuition erleichtert uns das tägliche Leben beträchtlich (Kahnemann, 2012), führt uns Menschen aber oft in die Irre.

Die Wissenschaft hat es nicht leicht in unserem Alltag (Unternehmensalltag). Wir folgen gerne der Intuition, sehen Zusammenhänge wo es keine gibt und geben manchem die Schuld, wo gar keine Beziehung von Ursache zu Wirkung besteht. Etwas Wissenschaft kann den Unternehmensalltag verbessern, obschon das Risiko besteht, lieb gewonnene Wirkungszusammenhänge sterben zu sehen. Der Beton festgefahrener Überzeugungen verwittert früher oder später sowieso.

Quelle: Kahnemann, D. (2012). Thinking, Fast and Slow. London: Penguin Books.


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