Von Marcel Hüttermann
Wer in den letzten Tagen die Gazetten aufschlug wurde nicht nur mit den Ergebnissen und allem drum herum der FIFA WM konfrontiert, sondern auch und vor allem mit Roger Federers Wechsel seines Ausrüsters vom «grossen» Nike zum eher unbekannten Fashionlabel Uniqlo. «Uni wer?», «Kurz vor dem Karriereende?» und «Was ist jetzt mit seinem RF-Label?». Der Deal hat viele Fragen aufgeworfen. Wir gehen diesen auf den Grund.
Offcourt als primäres Ziel
Uniqlo steht für Unique Clothing und ist in Japan beheimatet. Es ist keine reine Sportartikelmarke, sondern kommt aus dem Fashionbereich und konkurrenziert mit H&M und Zara, statt mit Nike, Adidas und Co. Uniqlo-Gründer Yanai sagte über den Deal: «Unsere Partnerschaft wird sich um Innovation auf und neben dem Court drehen. Wir haben das gemeinsame Ziel, die Welt zum Positiven zu verändern. Und ich hoffe, wir können zusammen höchste Lebensqualität der grösstmöglichen Zahl von Leuten bringen.».
Wenn wir uns die Aussage genau anschauen, dann wird schnell klar, dass es Uniqlo nicht primär darum geht auf Sand, Rasen oder Hartplatz präsent zu sein, sondern dass es eben auf den Bereich «Offcourt» ankommt. Mit Federer haben sie dabei einen Markenbotschafter bekommen der weit über die Tenniswelt hinaus bekannt ist. Dies eben nicht nur als der Tennisspieler mit den meisten Grand-Slam-Titeln, sondern als Persönlichkeit mit bestimmten Werten die der Marke Uniqlo einen Schub geben wird, um international grössere Bekanntheit zu erlangen. Lebensqualität mit einem Schweizer zu verbinden fällt ebenfalls nicht schwer.
Wertvolle Markenattribute auch nach der aktiven Karriere
Federer selbst profitiert ebenfalls von dem Deal. Nicht nur finanziell. Er hat mit Uniqlo einen Partner gefunden, der auch nach seiner aktiven Karriere mit Ihm zusammenarbeiten will. Da der Vertrag mit Nike bereits im März endete und die Gespräche lange stockten, kann davon ausgegangen werden das dies nicht unbedingt Nikes Intention war und sich die Wege vor allem deswegen trennten. Federer wird Federer bleiben. Sympathisch, Familienmensch, Gentleman. Attribute, die für Marken sehr wertvoll sind – eben auch «Offcourt».
Nike als netter Player im harten Sportmarkt?
Aus Kundensicht kritisch ist zurzeit die Situation mit dem Nike-Label RF, was für nichts Anderes, als für die Initialen der Weltranglisten Nr. 1 steht. Millionen von Federer-Fans tragen die Initialen auf Shirts und Caps. Die Rechte gehören Nike. Federer sind im Prinzip die Hände gebunden und er sagte dazu «Das ‹RF›-Logo ist für mich etwas sehr Persönliches. Ich hoffe, dass Nike nett ist.». Wer Nike etwas kennt, weiss das «Nettigkeit» nicht unbedingt das ist, was Nike auszeichnet. Aggressives Marketing und harte Deals kennt man eher von dem US-Konzern. Dennoch wird sich der grösste Player im Sportmarkt sehr gut überlegen, wie er nun mit seinem ehemaligem Testimonial umgeht, um keine negativen Imageauswirkungen auf die eigene Marke zu haben. Vorstellbar ist auch ein kleiner Seitenhieb oder eine vergleichbare Reaktion Nikes auf den Verlust des grössten Einzelsportlers der Welt. Das würde eher dem Marketingauftritt von Nike entsprechen.