Als “smarte Sammler” bezeichnet Robson (2012) in der Zeitschrift “New Scientist” die Bienen. Viele Forscher haben sich mit den fleissigen Wesen auseinandergesetzt und erstaunliches festgestellt. Chittka (2009) schätzt, dass 60 verschiedene Verhaltensweisen und sechs Tänze bekannt sind. Bienen legen damit eine erstaunliche geistige Beweglichkeit an den Tag. Bienen orientieren sich zum Beispiel bei der Nahrungssuche nicht an der Entfernung zum Futter, sondern an der Zahl von Markierungen entlang des Weges (Robson, 2012). Sie orientieren sich bei der Suche an einer abstrakten Zahl von Symbolen und nicht an einem Bild, dass sich sich einprägen. Klar ist, sie können zählen, aber die mathematische Begabung hat Grenzen; zählen können sie dabei nur bis vier.
Eine der bekanntesten Verhaltenweisen sind die sogenannten Schwänzeltänze. Damit teilt die Arbeitsbiene mit, wo sich die nächsten Blumen befinden. Besteht Gefahr an einer Futterquelle, so drückt sich dies in einer bestimmmten Choreographie aus. Dabei unterbricht die Arbeitsbiene die andere Bienen in ihren Tanzschritten und versetzt ihr einen Schlag gegen den Kopf (Nieh, 2010).
Neben der Mathematik, können Bienen auch Gelerntes aus andere Situationen übertragen. Nachdem Forscher Bienen darauf konditioniert haben, nach bestimmten Gerüchen zu suchen, können sie anschliessend auch identische visuelle Symbole auswählen (Giurfa et al., 2001). Wissenschaftler gehen mit dieser Erkenntnis bereits soweit, dass sie Bienen auch in Kriegsgebieten im Einsatz sehen um dort Gefahrenquellen zu erschnüffeln, indem man sie so trainert, dass sie eine Zuckerlösung mit einem bestimmten Sprengstoff assoziieren. Auch im Dienste der Gesundheit könnten sie unterwegs sein. So ist bekannt, dass Patienten von Krankheiten wie Krebs oder Tuberkolose ein ganz spezifischer Geruch anhaftet. Bringen Bienen diese Duftspur mit dem Geruch von Futter bei einer Atemprobe in Verbindung, strecken sie die Zunge heraus, was von einer Kamera aufgezeichnet und damit die Diagnose gestellt werden könnte.
In den Bienen steckt also nicht nur die Begabung Honig zu produzieren, sondern weit aus mehr. Zwar ist die sinnliche Wahrnehmung der Biene eingeschränkt und aufgrund der Hirngrösse bleiben für die Verarbeitung optischer Eindrücke nicht viele Hornzellen übrig. Dennoch bieten sie einen guten Einblick in die neuronale Basis des Denkens (Robson, 2012).
Chittka, L. & Niven, J. (2009). Are Bigger Brains Better? Current Biology, Volume 19, Issue 21, S. 995-1008 (Siehe auch: doi.org/d9gmrg)
Giurfa, M., Zhang, S., Jenett, A., Menzel, R., Srinivasan, M. V. (2001). The concepts of ‘sameness’ and ‘difference’ in an insect. Nature 410, S. 930-933 (Siehe auch: doi.org/fbnd3c)
Nieh, J. C. (2010). A Negative Feedback Signal That Is Triggered by Peril Curbs Honey Bee Recruitment. Current Biology, Vol. 20, No. 4, S. 310-315 (Siehe auch: doi.org/ddsnb6)
Robson, D. (2012). Smarte Sammler. New Scientist, No. 49
Bild via www.br.de