Joëlle Ehrle studiert an der ZHAW Kommunikation mit der Vertiefung Journalismus. Im Rahmen eines Praxismoduls hat sie den Auftrag, einen Multimediabeitrag zu erstellen. Wir haben sie dabei begleitet.
von Anna Uebelhart, Studentin Bachelorstudiengang Kommunikation, 5. Semester, am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW, Mitglied der Studi-Redaktion*
«Lassen Sie sich nicht davon stören, wenn ich nicht sofort auf das Gesprochene reagiere. Das liegt daran, dass ich das Gespräch aufzeichne.» Joëlle Ehrle trägt Kopfhörer mit einem Headset, vor ihr stehen zwei Bildschirme. Sie ist mitten im Gespräch mit einer Person vom Verband der schweizerischer Antiquare und Kunsthändler (VSAK), die sie für einen Beitrag interviewt. Die Studentin möchte erfahren, wie es um die Antiquariats-Branche steht und wie sich das Möbel-Kaufverhalten der Kundschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Für einen Leistungsnachweis im Modul Praxis 5, das Teil des 5. Semesters im Bachelor Kommunikation ist, muss die Studentin einen Multimediabeitrag verfassen. Das heisst, der Beitrag besteht nicht nur aus einem Text und Bildern, sondern auch aus einem Video und einem Audio-Beitrag. Diese Multimedialität wird aufgrund des wandelnden Medienkonsums immer wichtiger, insbesondere für Medien, die ihre Inhalte online veröffentlichen. Für das Audio hat Ehrle heute ein Telefon-Interview, das sie aufzeichnet, um die besten Zitate als O-Ton später in ihren etwa zweiminütigen Audio-Beitrag zu integrieren.
Vorbereitung ist das A und O
Für das Interview ist die Thurgauerin nach Winterthur gekommen und hat sich in einem leeren Unterrichtsraum am Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW eingerichtet. Es ist 11:30 Uhr und das Gespräch startet um 12 Uhr. Es bleibt also genug Zeit, um alles Nötige vorzubereiten. Kurz vor dem Gespräch geht sie noch einmal alle Fragen durch und prüft, ob die Aufnahme am Tablet funktioniert. «Eine gute Vorbereitung ist bei einem Interview sehr wichtig. So kann ich während des Gesprächs spontan reagieren, vergesse aber keine der Fragen, die für meinen Beitrag wichtig sind», sagt Ehrle.
Trotz der technischen Ausstattung mit Kopfhörern, Tablet und Laptop, hat die angehende Journalistin auch einen Notizblock dabei. «Die wichtigsten Dinge schreibe ich mir trotzdem ganz altmodisch mit Stift und Papier auf. Es hilft mir, den roten Faden beizubehalten und gibt mir einen Überblick über die Hauptthemen meiner Story», erklärt die Studentin. Sie wirft einen Blick auf ihr Smartphone. Es ist 12 Uhr, Zeit für das Interview.
Wie praxisorientiertes Studieren aussieht
Nach der Begrüssung erklärt sie ihrer Gesprächspartnerin kurz das Vorgehen. Joëlle Ehrle spricht ruhig, aber bestimmt. Solche Situationen hat sie im Studium schon mehrfach erlebt und sie weiss genau, worauf sie beim Interview achten muss und welche Informationen für ihre Gesprächspartnerin wichtig sind. Denn in den Praxismodulen im Bachelor Kommunikation gehört es dazu, dass die Studierenden eigene Beiträge zusammenstellen und die Arbeitsschritte trainieren, die sie auch später im Berufsleben brauchen werden.
Der Studiengang Bachelor Kommunikation eignet sich deshalb für Personen, die sich neben dem Erlernen theoretischer Grundlagen, auch für die konkrete Anwendung und die Umsetzung in die Praxis interessieren. Die Praxismodule, die während allen sechs Semestern ein wichtiger Teil des Studiums sind, bereiten die Studierenden auf den Arbeitsalltag im Journalismus oder in der Organisationskommunikation vor. Dazu gehört das Schreiben von Texten und Kommunikationskonzepten, die Aufnahme von Audio-Beiträgen, Videos und Bildern und das Recherchieren relevanter Informationen. Mit diesem Praxiswissen fällt der Schritt in die Berufswelt nach Abschluss des Bachelors einfacher.
Nach dem Gespräch folgt der Schnitt
Die Antworten von Jaqueline Aden auf ihre Fragen zeichnet Ehrle mit dem Tablet auf. So kann sie die Audio-Dateien im Anschluss im Schnittprogramm beliebig anordnen und einen stimmigen Beitrag zusammenstellen. Neben den O-Tönen aus dem Telefoninterview wird dieser auch eine kurze Anmoderation und Off-Text enthalten. Nach rund 20 Minuten ist das Interview beendet und die Studentin zeigt sich zufrieden: «Das Gespräch lief sehr gut und ich habe ein paar spannende Antworten bekommen, die ich gut in den Audio-Beitrag einbauen kann», sagt sie. Der nächste Arbeitsschritt ist das Texten des Off-Texts, den sie im Anschluss vorlesen und aufnehmen wird.
Wer beim Radio arbeitet, hat für einen solchen Beitrag meistens nur wenige Stunden Zeit. In diesem Fall haben die Studierenden aber ein paar Wochen, um den ganzen Multimediabeitrag fertigzustellen. Ruhig bleibt es für die angehende Journalistin trotzdem nicht, denn bereits der nächste Termin steht noch diese Woche an. Für den Videobeitrag, der ebenfalls Teil des Multimediabeitrags sein wird, wird sie einen Restaurator bei der Arbeit besuchen. Text, Video, Bilder, Infografiken und der heute entstandene Audio-Beitrag wird Joëlle Ehrle dann mithilfe eines Content-Management-Systems rahmen und den finalen Multimedia-Beitrag anschliessend zur Bewertung abgeben.
*Die Studi-Redaktion
In der Studi-Redaktion produzieren Studierende im Bachelorstudiengang Kommunikation multimediale Beiträge für die Kommunikationskanäle des Departements Angewandte Linguistik der ZHAW. Sie sind in dieser Rolle Teil des departementalen Kommunikationsteams, bringen erworbene Kompetenzen aus dem Studium ein und lernen dabei die Redaktionsabläufe in einem Corporate Newsroom kennen.
Unsere Studierenden und die AbsolventInnen des Bachelorstudiengang Kommunikation erzählen:
- Als Journalistin für mehr Diversität sorgen
- «Als Mediensprecherin am Flughafen ist kein Tag wie der andere» – Ein Interview mit einer Absolventin
- Fünf Monate in Wien – Mein Auslandsemester während der Pandemie
- «Der Bachelorstudiengang Kommunikation hat mir ein unbezahlbares Netzwerk geschenkt»
- Von Winterthur nach Seoul – Mein Auslandsemester in Pandemiezeiten
- «Die direkte Reaktion des Publikums ist das Schönste» – Mein Beruf als Communications Manager
- «Mein Traumberuf war schon immer Sportjournalist»
- «Charakterköpfe»: IAM-Studierende schreiben ein Buch
- Nora auf dem Weg zur Journalistin
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- «Mit Geschichten komplexe Sachverhalte vereinfacht zu erklären, finde ich eine der schönsten Aufgaben»
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