Mit einem Referat über die Bedeutung externer Designer im Produktmanagement bekamen die Teilnehmenden hautnahe Eindrücke aus der Designerperspektive. Bernhard H. Tinz, Geschäftsführer und Inhaber des Tinz.DCC Design-Creative-Centers, beleuchtete am Intensivseminar im MAS Product Management u.a. den Mehrwert einer symbiotischen Zusammenarbeit zwischen Designer und Produktmanager zur Entwicklung eines innovativen und emotional aufgeladenen Produktes.
Ein Resümee zum Vortrag von Bernhard H. Tinz
Paradiesvögel und Blitzableiter
In den 50-Jahren waren sie meistens Paradiesvögel. Produktmanager – so es die damals schon gab – hielten sich in der Regel fern von Ideen und dem Innovationsdrang der Designer. Einige – speziell externe Designer schafften es dennoch, nicht nur den Produktmanager vom Wert und der Leistungsfähigkeit des guten Designs zu überzeugen. Die einen Designer fanden sich in der Vorstandsetage. Die anderen wurden zum „Blitzableiter“ der Produktmanager, welche die Zusammenhänge zwischen Produktmanagement, Design und Markterfolg nicht richtig deuten konnten oder den Designer nur als „Aushängeschild“ eines Unternehmens missbrauchen wollten.
Inzwischen bestimmen in der Regel nicht nur global denkende Produktmanager die Geschicke von Unternehmen in der Welt, sondern es ist oft insbesondere der externe Designer, der den Topmanager im Zusammenspiel mit Produktmanagement, Konstruktion und Entwicklung darstellt.
In vielen Unternehmen gehört es heute zum Pflichtprogramm des Produktmanagements, sich neben der eigenen Designabteilung zusätzlich Rat und Beratung beim externen Designer zu suchen. Er ist es, der den „Tunnelblick“ eines Unternehmens auflösen kann und auch häufig eine „Kontrollfunktion“ über den qualitativen Innovationsstandard von Entwicklung, Design und Forschung eines Unternehmens übernimmt.
Es entwickelt sich immer stärker eine kleine Elite von Design-Dienstleistungsunternehmen, die nicht ihren Namen „verkaufen“ und „benutzen“ lassen, sondern äusserst flexibel auf den Markt reagieren können und global denken. Sie haben gelernt, Entwicklungs- und Designvorhaben erfolgreich und Gewinn bringend in den unterschiedlichsten Kulturen und Märkten umzusetzen. Sie weisen dem Auftraggeber und dem damit verbundenen Produktmanagement die Zukunft.
Bedeutung von Emotionen im Produktdesign
Ihre Auftraggeber wissen heute genau, dass beim Kauf eines Produktes die Gefühle der Kunden eine überragende Rolle spielen. Das Produktmanagement, das mit den Designern zusammenarbeitet, muss das Ziel verfolgen, Käufer für die eigenen Produkte oder Dienstleistungen über die emotionale Schiene zu gewinnen. Wir wissen heute, dass in der Mehrzahl Emotionen die Entscheidung zum Kauf beeinflussen im Gegensatz zu rationalen Argumenten. Vielen Produktmanagern ist dies klar.
Wenn sie jedoch gefragt werden, welche Gefühle ihre Produkte oder Marken reflektieren müssen oder wie sich Gefühle in ein Produkt transportieren lassen, fehlt ihnen häufig die Vorstellungskraft und eine Antwort.
Dort muss der Designer ansetzen. Er muss auf Grund eines eigenen sogenannten „Informationsnetzwerkes“ und einer Vielzahl von Marktdaten Zeit orientiertes Design schaffen und damit Kunden systematisch in ihrer Kaufentscheidung zu Gunsten des Auftraggebers und dem damit verbundenen Produktangebot beeinflussen, ja sogar Ziel orientiert manipulieren.
Wichtig für das Produktmanagement eines Unternehmens ist, dass sein externer Designpartner neben seiner Begabung, die ihm „in die Wiege“ gelegt sein muss, in der Lage ist, negative und positive Emotionen der Designsprache so mit dem Produkt in Verbindung zu bringen, dass genau dieser Mix dem Kunden gefällt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Konsumprodukt, industrielle Anlagen und Maschinen oder ein Auto handelt. Entscheidend ist nur, welche Attribute der Käufer mit einem Produkt zusammen bringt und in wiefern diese für die Marke, den Markt und damit für das Unternehmen Bestand haben.
Wichtig ist, dass der Produktmanager das emotionale Element frühzeitig in seine Strategie einbezieht. Ziel muss es sein, gegenüber den zu entwickelnden Produkten positive Gefühle auszulösen, eine Marke zum „Liebling“ der Zielgruppe zu entwickeln und damit die Kaufentscheidung positiv zu beeinflussen. Dabei unterstützt ihn der externe Designer.
Externer Designer und Produktmanager – eine Symbiose
Fazit ist, dass der externe Designer als äusserst wichtiger Baustein im Gesamthandlungsprozess des Produktmanagements verstanden werden muss. Mit ihm steuert der Produktmanager die Zukunft seines Unternehmens. Er kann mit der Kompetenz und dem professionellen Einfluss guten Designs die Plattform seines Unternehmens am Markt immer weiter verbessern. Das Produktmanagement und das externe Designunternehmen schaffen es in der Regel sehr schnell, Produkte im Markt zu verankern und Probleme beim Wettbewerber zu schaffen.
Das externe Designunternehmen ist ein Schutzschirm. Es verhindert, dass der Wettbewerb am eigenen Unternehmen „vorbei zieht“.
Externe Designer können aber auch „Abstand“ zum Wettbewerb schaffen und so verhindern, dass allgemeine Probleme am Markt auf das Strategiekonzept ihrer Auftraggeber „überschwappen“.
Ein um- und weitsichtiges Produktmanagement hat sich längst für die externe Designberatung entschieden. Sie sorgt für regelmässige Innovation und beschert dem Auftraggeber anhaltendes, dynamisch orientiertes und Gewinn bringendes Wachstum.
Angaben zum Autor:
Bernhard H. Tinz
Geschäftsführer und Inhaber des Tinz.DCC Design-Creative-Centers, 72770 Reutlingen
www.tinzdcc.de
Kontakt: bhtinz@yahoo.de
Der Creative-Manager, der im heutigen Tschechien geboren und in München aufgewachsen ist, führt mit seiner Ehefrau Stefanie seit über 30 Jahren das von ihm gegründete Tinz.DCC Design-Creative-Center in Reutlingen mit mehreren weltweiten Niederlassungen. Unter dem Dach des Centers sind heute ein Dutzend innovativ arbeitende Firmen im Bereich Integrated Design & Technology Management, Werbung, Marketing & Communication, Innenarchitektur, Nanotechnology und Bionik sowie Material- und Trendforschung, Modell- und Prototypbau angesiedelt.
Nach dem Besuch des Wirtschaftsgymnasiums studierte Tinz Architektur und Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, wo er auch sein Examen ablegte. Mehrere Jahre lehrte er daraufhin berufsbegleitend als Dozent an der LDT in Nagold.
Der Vater von 3 Kindern hat weltweit Gestaltungs-, Produkt- und Technologieideen für die Industrie und Wirtschaft realisiert. Die Palette seiner Entwürfe reicht dabei vom Flugzeug zum Maschinenbau, über Schreibgeräte, Brillen, medizinischen Produkten und Uhren. Zu den bekanntesten Beispielen zählen u. a. die Tiefseetaucheruhr OMEGA Seamaster der Swatch Group, professionelle Mikrophone für AKG Harman-Kardon, Funktionsanzüge für Stihl sowie Schreibgeräte von Rotring und Faber-Castell.