„Las Vegas?! Wie, Du fährst nach Las Vegas? Auf eine Konferenz…? Wer‘s glaubt…“ – Irgendwie fielen die Reaktionen meist recht ähnlich aus, wenn ich Kollegen und Freunden davon erzählte, dass ich nach Las Vegas zur International Academy of Business and Economics fahren würde. Begleitet wurde die ungläubige Nachfrage häufig noch von einem Schmunzeln. Ganz Clevere schoben meist noch die Frage nach – „Was soll das für eine Konferenz sein? In Spieltheorie, oder wie?“ Kein Kommentar.
Aber so war es tatsächlich. Nachdem meine Kollegin Dr. Teresa Mandl und ich Ende Mai einen Beitrag zum Thema „TOUCHPOINT MANAGEMENT FOR VIRTUAL PRODUCTS: MAKING THE INTANGIBLE TANGIBLE BY MEANS OF PHYSICAL PRESENCES“ eingereicht hatten, hiess es bald „Submission Accepted!“ und ein paar Monate später fanden wir uns im Flugzeug nach Las Vegas wieder. Zugegebenermassen waren auch wir etwas verunsichert und wussten nicht, was uns in der „Sin City“ erwarten würde… abgesehen von der Konferenz.
Und dann war es tatsächlich ein ziemlicher … wie soll ich sagen … Kulturschock?
Doch zunächst vielleicht ein paar Worte zur Konferenz: Der Blick ins Programmheft verriet – viele Teilnehmer von überall her auf der Welt. Indien, China, Thailand, USA, Brasilien… Ob der Veranstaltungsort, das Hotel „Circus Circus“ bewusst gewählt worden war – weil Wissenschaftler eh Lachnummern sind, die man nicht ernst nehmen kann? Man weiss es nicht… Obwohl, mir ist das Lachen recht schnell vergangen, spätestens als wir mit unserem Vortrag an der Reihe waren: die Zuhörer, die in unserer Session (Thema: Marketing Strategy) anwesend waren, konnten wir an einer Hand abzählen. Aber dafür waren die Leute, die unserem Vortrag zuhörten, umso motivierter und interessierter (ein grosses Dankeschön nochmals an Thorhallur aus Island und Olga aus Deutschland für die interessierten Fragen). Schon merkwürdig, diese Konferenz, wo waren bloss die ganzen Teilnehmer (geblieben)? Eigentlich waren mehr als 200 Beiträge und dementsprechend mindestens genauso viele Besucher angekündigt worden. Man könnte vermuten, dass die Anziehungskraft der Casinos, Shoppingcenter, Hotelbars etc. dann doch stärker war als die Aussicht, sich Vorträge in fensterlosen, vollklimatisierten Sitzungszimmern anzuhören – dann schon lieber in einem fensterlosen, vollklimatisierten Casino das mühsam verdiente Geld auf den Kopf hauen. Und so wären wir auch schon beim zweiten Schwerpunkt unserer Reise: Las Vegas an sich.
Auch was diesen Punkt betrifft, war ich hin- und hergerissen, zwischen Lachen und Weinen, Staunen und absoluter Verständnislosigkeit. Einerseits ist die Stadt ein Paradebeispiel für ein perfekt gestaltetes Besuchererlebnis – wer kommt schon auf die Idee, ein Hotel zu bauen, das von innen aussieht wie Venedig?! Kanäle und blauer Himmel inklusive. Oder wie Paris, New York, die Pyramiden? In Las Vegas kann man Städte-Hopping im Minutentakt begehen. Wahnsinn. Wirklich interessant auch das Wechselspiel zwischen trashig-schmuddeliger 70er-Jahre- Architektur und dem schlichten, edlen Stil der neu errichteten Hotels: Las Vegas, wie es mal war und Las Vegas, wie es gern in Zukunft sein möchte. Nur eines haben die „Experience-Manager“ in Las Vegas irgendwie nicht im Griff: Duft! Das ganze Las Vegas-Erlebnis ist auf alle Sinne der Besucher perfekt abgestimmt: leuchtende Farben und blinkende Lichter, Musik, plätscherndes Wasser, flauschige Teppiche… nur: überall in Las Vegas sti… – riecht es unangenehm. In den Casinos nach kaltem Rauch und in den Hotels und Restaurants nach Reinigungsmitteln. Wenn ich also eine Erinnerung an Las Vegas behalte, dann vor allem eine olfaktorische. Nun ja.
Aber interessant war es trotzdem, irgendwie. Auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis!