Lukas Studer Sportmoderator bei SRF im Studio

Ein Einblick in den Beruf und die Karriere von Sportmoderator Lukas Studer

Vor bald 20 Jahren hat Lukas Studer an der ZHAW den Bachelor Kommunikation erfolgreich abgeschlossen. Heute ist er einer der bekanntesten Sportmoderatoren der Schweiz. Wie ihm das Wissen aus dem Studium auf seinem Weg geholfen hat, was die Highlights, aber auch die Schattenseiten seines Berufes sind, und wie er gelernt hat, mit der Nervosität während Live-Sendungen umzugehen, erzählt er im Beitrag.

Autorin: Susanna Spörri

Du bist als SRF Sportmoderator für zahlreiche Sendungen, sowie an Sport-Grossanlässen im Einsatz. Gibt es bei so viel Abwechslung bei dir so etwas wie einen Berufsalltag?
Nein, das gibt es eigentlich nicht. Aber genau das liebe ich an meinem Job, denn ich mag keine Routine. Mich fasziniert die Vielfalt an meinem Beruf. Ich moderiere Hockey- oder Fussballsendungen, bin an Skirennen live vor Ort oder immer wieder auch an Grossanlässen. Im letzten Februar war ich zum Beispiel in Peking an den Olympischen Winterspielen. Da war kein Tag wie der andere.

Welches war für dich das Highlight an den Olympischen Winterspielen?
Es gab so viele, aber am emotionalsten war bestimmt die Goldmedaille von Beat Feuz. Als Sportjournalist begleite ich ihn schon seit vielen Jahren durch seine Karriere. Ich habe zahlreiche Höhepunkte miterlebt, aber auch Tiefpunkte. Es ist gar nicht so lange her, da waren seine Knieschmerzen so stark, dass sein Karriereende im Raum stand. Aber Beat Feuz hat sich zurückgekämpft, sehr viel investiert. Ich bin ja als Sportjournalist an den Wettkämpfen und nicht als Fan. Aber nach dieser Goldmedaille geschah etwas sehr Emotionales: Beat Feuz hatte beim Siegerinterview Tränen in den Augen, das hat mich natürlich auch berührt. Denn ich spürte, wie viel ihm diese Goldmedaille bedeutet. Das sind Momente, die lange bleiben. Wir versuchen immer wieder, den Zuschauer:innen diese Emotionen authentisch in die Stube zu transportieren. Das ist doch ein wunderschöner Beruf.

Wie bereitest du dich auf solche Einsätze vor laufender Kamera jeweils vor?
Ganz wichtig: Ich bin nicht allein. Fernsehsendungen zu produzieren, ist Team-Work. Gemeinsam überlegen wir uns, welche Athlet:innen am jeweiligen Event im Mittelpunkt stehen könnten. Wir führen Gespräche mit Expert:innen, sammeln Themen, welche am jeweiligen Wettkampftag im Zentrum stehen. Mit den spannendsten Geschichten gestalten wir das Vorprogramm, das wir vor jedem Wettkampf ausstrahlen. Meine Aufgabe als Sportmoderator ist, mit den Athlet:innen im Zielraum in den Pausen Gespräche zu führen, ihre Emotionen abzuholen und für die Zuschauer:innen einzuordnen. Als Sportjournalist muss ich die Aussagen der Athlet:innen auch kritisch hinterfragen. Nach dem Event folgt die Analyse.  Zusammen mit unseren Experten, ordnen wir ein und vertiefen das Geschehene. So hat jede Sendung mindestens drei Elemente: Vorprogramm, Wettkampf und die abschliessende Analyse.

Überlegst du dir für die Gespräche mit den Athlet:innen jeweils einen Fragekatalog?
Nein, das wäre fatal. Ich versuche das Geschehene einzuordnen, indem ich mir überlege: Welche Bedeutung hat der Wettkampf für ihn/sie? Wie könnte seine/ihre Gemütslage sein? Ich kreiere einen roten Faden und überlege mir eine passende Einstiegsfrage. So kann ich spontan reagieren, eine Anschlussfrage stellen und bei Bedarf nachhaken. Das Wichtigste ist: Gut zuhören! Bei einem Fragekatalog könnte ich gar nicht auf den Sportler oder auf die Sportlerin eingehen, würde ich lediglich meine vorgefertigten Fragen stellen. So würde ich meinem Gegenüber nie gerecht werden. Deshalb mag ich auch den Begriff «Interview» nicht. Ich führe Gespräche, die sich aus dem Moment heraus entwickeln. Spannende Antworten aus den Athlet:innen rauszukitzeln und an den entscheidenden Stellen nachzufragen, das mache ich leidenschaftlich gerne.

Wie gehst du mit eher wortkargen Athlet:innen um?
Da ich die meisten Athlet:innen schon einige Jahre begleite, weiss ich bei vielen, ob sie gerne ausführlicher antworten, oder eher wortkarg sind. Ich möchte jeweils, dass sie mir unmittelbar nach ihrem Wettkampf von ihrem Erlebnis erzählen. Ihre Emotionen beschreiben, über Gelungenes aber auch über Fehler sprechen. Dabei ist mir ganz wichtig, dass ich Standardfragen vermeide und nachhake, damit mein Gegenüber gefordert ist und sich nicht hinter Floskeln verstecken kann. Ein substanzielles persönliches Gespräch hat auch immer mit Vertrauen zu tun. 

Als Sportmoderator schaut dir ein Millionenpublikum live zu. Ist das nicht ein riesiger Druck?
Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Moderationen vor 13 Jahren. Das war Stress pur. Damals hatte ich jeweils schlaflose Nächte, wenn ein Live-Einsatz bevorstand. Ich war extrem nervös und angespannt, konnte meine Sendungen gar nicht geniessen. Aber mit den Jahren hat sich die Nervosität gelegt. Irgendwann gewinnt man ein Urvertrauen in sich und seine Aufgaben. Klar, ich bin mir jeweils bewusst, dass mir bei meiner Arbeit als Sportmoderator viele zusehen. Aber das hemmt mich überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich freue mich, dass ich Emotionen in die Stuben transportieren darf, Geschichten erzählen kann, mit vielen Menschen gemeinsam einen Live-Moment teilen darf, das ist doch ein Privileg. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, spontan zu sein, innert Sekundenbruchteilen zu improvisieren, insbesondere wenn es bei Live-Momenten einmal hart auf hart kommt. Manchmal gelingt mir das besser, manchmal weniger. Aber man darf auch nie vergessen, es sind Sport-Livesendungen, keine Operationen. Und ich bin kein Herzchirurg. Es geht also bei uns zum Glück nie um Leben und Tod. Das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre ein Blackout. Doch das kam zum Glück noch nie vor. Und: Der Sportmoderator darf sich nicht zu wichtig nehmen. In einer Sendung geht es nicht um ihn, sondern um die Sportler:innen. Sie sollen zu jeder Zeit im Zentrum stehen!

Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Ich habe als Sportmoderator meinen Traumberuf gefunden. Ich liebe die Vielseitigkeit, die Abwechslung, und dass ich sehr nah am Geschehen dran bin. Spitzensportler:innen sind faszinierende Menschen. Das Transportieren ihrer Geschichten und Emotionen bereitet mir grosse Freude. Genauso wie das kritische Hinterfragen. Kein Tag ist wie der andere. Routine, also ein «9 to 5»-Job, wäre nichts für mich.

Hat das Sportmoderatoren-Dasein auch Schattenseiten?
Ja, klar. Ich arbeite meistens abends und an den Wochenenden. Das lässt sich nicht immer mit meinem sozialen Umfeld vereinbaren. Oft kann ich an musikalischen oder sportlichen Auftritten meiner Kinder nicht dabei sein. Oder an Geburtstagsfesten und Hochzeiten. Das ist nicht immer einfach für mich und meine Familie.

Was würdest du sagen, welche im Bachelorstudiengang Kommunikation erlernten Kompetenzen haben dir während deiner Fernsehkarriere besonders geholfen?
Das Wissen, wie man mit Bildern Geschichten erzählt, der Storytelling-Ansatz. Für Fernsehjournalist:innen ist dieses Wissen das A und O. Aber auch die Stand-Up-Trainings damals, in denen wir das Präsentieren und Moderieren vor der Kamera geübt haben. Insgesamt haben mir die praktischen Kurse sehr geholfen, die waren klasse.

Magst du dich noch an Fächer aus dem Studium erinnern?
Das Studium hat mich perfekt auf meinen Beruf als Sportmoderator vorbereitet. Ich mag mich insbesondere, und auch nach bald 20 Jahren noch, an die Fächer Medienrecht und Medienethik erinnern. Während diesen Vorlesungen wurde mir die Bedeutung und Verantwortung von Journalist:innen erst bewusst. Sie haben mich für das Rollenverständnis von Journalist:innen sensibilisiert und meine Haltung geschärft.

Wie war dein Werdegang nach dem Studium?
Durch die Kurse und Vorlesungen im Bachelor Kommunikation an der ZHAW habe ich gemerkt, dass Sportmoderator genau das ist, was ich sein möchte. Ich habe bereits während dem Studium bei SRF Sport mehrfach angerufen und mich für ein Praktikum beworben. Ich erhielt immer wieder Absagen, doch ich war sehr hartnäckig. So sehr, dass der damalige „Sportaktuell-Chef“ nach dem dritten Anruf am Telefon zu mir gesagt hat: „Du mühsamer Kerl, dann komm halt mal vorbei“. So durfte ich während den Semesterferien ein Praktikum auf der SRF Sportredaktion absolvieren. Daraus folgte eine Teilzeitstelle als Assistent. Am Tag studierte ich an der ZHAW, am Abend und an den Wochenenden arbeitete ich auf der Redaktion. Das war eine wunderschöne Zeit, ich machte die ersten Erfahrungen als Sportjournalist. Im letzten Semester habe ich mich dann auch noch für den SRF Stage beworben und erhielt die Stelle. Die ZHAW hatte mir damals erlaubt, das Studium abzuschliessen und gleichzeitig den SRF Stage zu absolvieren. Dafür bin ich noch heute dankbar. Danach war ich drei Jahre als Reporter tätig, seit 2009 auch als Moderator.

Wie hast du die Stimmung unter den Studierenden während dem Studium erlebt? Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitstudierenden?
Ich habe noch zu sehr vielen Personen aus dem Studium engen Kontakt. Wir hatten damals einen sehr guten und engen Zusammenhalt untereinander. Es entstanden schöne Freundschaften fürs Leben. Gerade neulich kam ein Kollege aus dem Studium mit Familie zu uns zum Abendessen.
Nach dem Abschluss des Studiums reisten wir Absolvent:innen damals gemeinsam für eine Woche nach Italien. Das war schlicht legendär und ist mir bis heute in bester Erinnerung geblieben. Der Vorteil des Kommunikationsstudiums an der ZHAW ist: Man trifft die Mitstudierenden während der beruflichen Laufbahn immer wieder, die Wege kreuzen sich. Ich habe damals im Studium sehr wertvolle Beziehungen geknüpft. Wir haben uns gegenseitig geholfen und unterstützen uns auch heute noch. Die Absolvierenden des Bachelor Kommunikation verstehen einander. Die Journalist:innen die Organisationskommunikator:innen und die Organisationskommunikator:innen die Journalist:innen. Dieses wechselseitige Verständnis ist ein riesiger Mehrwert.


Copyright Foto: SRF Oscar Alessio


Bachelor-Kommunikation-Studiengang-ZHAW

Unsere Studierenden und die AbsolventInnen des Bachelorstudiengang Kommunikation erzählen:


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