Die Mehrsprachigkeit in der Schweiz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen

Die Schweiz – ein vielsprachiges Land

Ein Land – vier Landessprachen: Die Schweiz ist ein polyglottes Land, in dem viele Menschen mehr als eine Sprache beherrschen. Obwohl das kein neues Phänomen ist, hat die Mehrsprachigkeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Warum der steigende Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund ein Grund dafür sein könnte und welcher Zusammenhang mit unserem Bachelorstudiengang Sprachliche Integration besteht.

von Stefanie Krüsi, Kommunikationsverantwortliche ILC Institute of Language Competence

Nicht nur Menschen, auch Sprachen können sich in unseren Alltag integrieren. So nutzen über zwei Drittel der Jugendlichen und Erwachsenen in der Schweiz im Alltag mehr als eine Sprache. Genauer genommen sind es 68% unserer Bevölkerung über 15 Jahren, die regelmässig verschiedene Sprachen verwenden – das belegt die neue Erhebung des Bundesamtes für Statistik*.

Mehrsprachigkeit in der Schweiz

Unsere vier Landessprachen sind also nur ein Aspekt unserer Mehrsprachigkeit. In verschiedenen Situationen im Alltag, ob im Beruf oder im privaten Umfeld, ob online oder offline, kommen bei der Schweizer Bevölkerung mehrere Sprachen zum Einsatz. Am meisten verwendet werden – nicht ganz überraschend – Deutsch, Französisch und Italienisch. Englisch gilt als häufigste verwendete Nichtlandessprache – meistens im beruflichen Umfeld oder unter Jugendlichen. Nebst dem Alter beeinflussen aber vermutlich auch der Migrationshintergrund oder die schulische Bildung die Mehrsprachigkeit. Laut Bundesamt für Statistik ist die Mehrsprachigkeit unter MigrantInnen und Personen mit höherem Schulabschluss also häufiger verbreitet.

Mehr Mehrsprachige wegen Zuwanderung?

Ein Grund für die Zunahme könnte der gestiegene Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund sein. «Globalisierung und Mobilität sind zwei Phänomene, die unsere Gesellschaft in den letzten Dekaden deutlich geprägt haben und weiterhin prägen werden», so Dr. Marina Petkova, promovierte Linguistin und Co-Studiengangleiterin des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration an der ZHAW.

41% der ErstmigrantInnen sowie 49% der zweiten oder dritten Generation benutzen regelmässig mindestens drei Sprachen. Die Anwendung mehrerer Sprachen im Alltag wiederum gilt nur für rund einen Fünftel der Personen ohne Migrationshintergrund. Nebst Englisch sind weitere häufige Nichtlandessprachen Spanisch mit einem Anteil von 6.3%, Portugiesisch mit 4.8%, Bosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch mit einem Anteil von 3.2% sowie Albanisch mit 3.1% vertreten/in Gebrauch.

Kinder wachsen mehrsprachig auf

Die Tendenz zeigt, dass die Sprachenvielfalt weiter zunimmt. Denn vor allem Kinder und Jugendliche sind polyglott unterwegs. Mehr als 40% der Kinder sprechen Zuhause mehr als eine Sprache. Da der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund von 2012 bis 2019 gemäss Bundesamt für Statistik stetig angestiegen ist, wird auch dieser Trend voraussichtlich weitergehen.

Übrigens: In der Wortkategorie-Serie, die wöchentlich auf dem Instagram-Account sprachtalente.zhaw unseres Departements Angewandte Linguistik erscheint, erklären wir in einem Post das Wort «Polyglott» detailliert.

Relevanz der sprachlichen Integration

Der wachsende Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Bevölkerung bringt es mit sich, dass sich Fragen nach ihrer Integration stellen. Dabei ist die Sprache einer der wichtigsten Faktoren. «Der Schlüssel, um die Begabungen und Ideen dieser Menschen in die Gesellschaft einfliessen zu lassen, liegt in der sprachlichen Integration. So ist eine gegenseitige Bereicherung möglich – und das nicht nur durch den Einzug neuer Sprachen in den mehrsprachigen Alltag», erläutert Dr. Marina Petkova.

*Bei der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur des BFS handelt es sich um die zweite ihrer Art. Dazu sind laut Medienmitteilung im letzten Jahr insgesamt 13’417 Personen ab 15 Jahren befragt worden.


Informationshinweis zur Bachelorausbildung Sprachliche Integration am Institut für Angewandte Linguistik

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