Serena Scheller Studentin Sprachliche Integration

Mit sprachlicher Integration die Welt verändern

Serena Schelling ist fasziniert von fremden Kulturen und asiatischen Sprachen. Besonders aber Über eine Werbeanzeige zum Bachelorstudiengang Sprachliche Integration: Seraina Schelling fand ihren Weg eher zufällig an die ZHAW und trotzdem ist sie genau richtig. Die Studentin ist fasziniert von fremden Kulturen und asiatischen Sprachen. Besonders aber von Menschen und deren Geschichten. Von Herr und Frau Schweizer wünscht sie sich mehr Interesse, Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Warum? Das berichtet die Studentin auf unserem Blog.

von Lea Keller, Studentin Bachelor Kommunikation im 4. Semester am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft

Mein Treffen mit Serena findet virtuell statt, Home-Office lässt grüssen. Lustig, denke ich; ich schalte den Bildschirm ein und werde bald eines von vielen Gesichtern des neuen Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration kennenlernen. Alles was ich bisher über meine Gesprächspartnerin weiss, ist ihr Name. Serena Schelling. Hört sich rassig an, denke ich. Dieser Eindruck bestätigt sich wenige Minuten später, als ich Serena live auf meinem Laptopbildschirm sehe. Dort lacht mir eine junge, aufgestellte Frau entgegen.

Serena ist durch Zufall auf den Bachelorstudiengang Sprachliche Integration gestossen. Nach ihrem Abschluss an der Fachmittelschule Schaffhausen im Profil Kommunikation jobbte sie in der Gastronomie und im Verkauf. «Ich war verzweifelt, wusste nicht, was ich machen sollte und ging in eine überteuerte Studienberatung. Die empfahl mir die Ausbildung zur Schauspielerin, sonstige brotlose Jobs oder die Journalismus-Branche, welche ich ursprünglich im Visier hatte.» Die Berufsberatung half Serena rückblickend nicht weiter, jedoch aber eine Werbeanzeige des Studiengangs Sprachliche Integration und so fand sie den Weg an die ZHAW.

DaZ-Lehrerin? Ach, wieso nicht.

Das Institute of Language Competence bildet zur Fachperson Sprachförderung Deutsch als Fremd- und Zweitsprache für Erwachsene aus – nichts Neues für Serena. Seit ihrem 14. Lebensjahr hat sie immer mal wieder Nachhilfe gegeben, um ihr Sackgeld aufzubessern. Über die Jahre hatte sie sich so ein Klientel aufgebaut, welches sie immer wieder weiterempfohlen habe. «Irgendwann kamen Leute auf mich zu, die die deutsche Sprache von Null auf lernen wollten. Da habe ich gedacht: Ach, wieso nicht. In meinem Stadtteil hatte es viele Ausländer und ich interessiere mich für fremde Kulturen». Serenas Freundinnen, die beim Schweizerischen Arbeiterhilfswerk arbeiteten, stellten ihr Unterrichtsmaterialien für die Kurse zur Verfügung. Trotz passender Ausrüstung stiessen Serena und ihre SchülerInnen während des Unterrichts an ihre (sprachlichen) Grenzen: «Es gab viele Situationen, wo ich nicht mehr weiter wusste», sagt Serena. «Manchmal fehlte einfach die Sprache». Um den Dialog trotz Sprachbarriere aufrecht zu halten, holt sie sich nun mit dem Bachelorstudiengang Sprachliche Integration das nötige Rüstzeug. Dies sei wichtig. Den Dialog mit verschiedenen Kulturen empfindet Serena als sehr bereichernd: «Durch die Sprachstunden kam ich in Kontakt mit Menschen und Geschichten, die ich sonst nie so kennengelernt hätte», schwärmt sie von den Begegnungen.

Multikulti auf der Schulbank

Begegnungen mit Menschen verschiedener Herkunft hatten für Serena schon immer einen besonderen Stellenwert. Sie besuchte eine integrative Primarschule, wo zig Nationalitäten miteinander die Bank drückten. «Da war ich als Schweizerin eher eine Ausnahme – ich war eigentlich nur da, um die Klasse zu füllen», erzählt sie schmunzelnd. Durch Serenas internationale Primarklasse weitete sich ihr Horizont und förderte ihr Interesse, gar ihre Faszination für Kulturen. Auch Serenas Freundeskreis ist bunt gemischt: «Mein Freund ist Iraner und meine beste Freundin kommt aus Somalia», sagt sie. Wenn sie auf ihre Primarschulzeit zurückblickt, erinnert sie sich, dass oft nur ein Elternteil ihrer damaligen SchulfreundInnen Deutsch sprach. «Die Väter meiner MitschülerInnen arbeiteten in der Gastronomie oder auf dem Bau, mit ihnen konnten wir gut sprechen. Meistens waren es die Mütter, die zuhause blieben und den Haushalt schmissen, die kein Deutsch konnten. Unter uns Kindern war die Kommunikation nie ein Problem. Alle konnten Schweizerdeutsch und waren gut in der Klasse integriert.» Diskriminierung aufgrund der Sprache oder Herkunft hätte es damals nicht gegeben. Heute jedoch beobachtet Serena vermehrt ein gewisses Misstrauen gegenüber Fremden, besonders unter jungen Menschen.

Integration ist kein Generationenproblem

«Ich kenne viele Junge, die sich bewusst von dieser Thematik fernhalten, nichts mit fremden Kulturen zu tun haben wollen und sich distanzieren. Ich weiss nicht, woher das kommt, denke aber, das ist eine Erziehungssache.» Die Zurückhaltung gegenüber dem Fremden sieht Serena vor allem als ein Problem der jüngeren Generation. Eine spannende Aussage, wie ich finde. Sonst zeigen wir doch in der Diversitätsdiskussion immer auf die Alten. Serena aber sagt: «Das kann man nicht so pauschal auf Generationen abschieben. Meine Eltern zum Beispiel hatten nie ein Problem, dass mein Freund Iraner ist. Und die sind old school. Und tolerant.», fügt sie hinzu. Serena wünscht sich von Herr und Frau Schweizer mehr Interesse, Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen. «Wenn diese Offenheit hier wäre, würden wir sehen, was es alles für interessante Bräuche gibt. Was für wunderschöne und teilweise wahnsinnig komplizierte Sprachen gesprochen werden.» Wenn kein Interesse bestehe, könne diese Offenheit nicht stattfinden. Es brauche auch unbedingt mehr Dialog: «Sprache und Kultur gehen Hand in Hand. Lernt man das eine, sollte man sich auch mit dem anderen auseinandersetzen».

Sprache ist der erste Schritt zu allem

Wie wichtig die Vermittlung von Sprache und Kultur im Alltag ist, wird im Gespräch mit Serena glasklar. «Sprache ist unabdingbar – in allen gesellschaftlichen Feldern», sagt sie. Ob Sprachliche Integration Felder wie Politik und Gesellschaft prägen kann, will ich von ihr wissen. «Sprache ist der erste Schritt, den man machen muss, wenn mal politisieren will. Alles hängt von der Sprache ab.» Damit man etwas verändern könne und diesen ersten Schritt machen kann, müsse man die Landessprache sprechen, sagt Serena. «Leute sind somit von ihrer Sprachkenntnis abhängig. Wenn hier der Grundstein fehlt, ist es schwierig, auf dem aufzubauen.» Man müsse Menschen mehr auf diese Thematik sensibilisieren. Es gebe viele Deutschsprachige, die sich daran stören, wenn jemand ihre Sprache nicht gut oder gar nicht könne, sagt Serena. «Leute sind schnell überfordert und reagieren verurteilend gegenüber Fremden». Solches Verhalten fällt ihr öfters bei Freunden mit Wohnsitz ausserhalb der Stadt auf: «Wenn ich mit Freunden aus ländlicheren, mehr «bünzligen» Gegenden unterwegs bin, fällt mir auf, wie wenig Verständnis für Anderssprachige vorhanden ist.» Das ist ungewohnt für Serena. «Der Tunnelblick ist schade, denn in der Schweiz leben wir in einer Utopie. Das hat nicht viel zu tun mit dem Rest der Welt.» Ich frage Serena, ob sie im Alltag manchmal an Grenzen stösst, wo ihr Wort wörtlich die Sprache fehlt. «Natürlich», antwortet sie mir. «In solchen Situationen spreche ich mit Händen und Füssen.»

Es braucht Sprachliche Integration

Um sprachliche und kulturelle Missverständnisse zu vermeiden, braucht es VermitterInnen. «(Sprachliche) Integration ist ein enorm aktuelles Thema, auch mit den Flüchtlingsströmen, welche wir hier in Europa letztes Jahr hatten. Es ist unabdingbar, dass das präsent ist in der Ausbildungslandschaft und deshalb braucht es diesen Studiengang» so Serena. «Alles fängt bei der Sprache an. Wenn man dieses Fundament in einem fremden Land nicht hat, dann wird es sehr schwierig.» Vor allem in der Schweiz, wo die Hürden zu einem Job oder einer Ausbildung so hoch seien sei es essentiell, eine Perspektive zu vermitteln: «Es ist wichtig, dass wir fördern und allen die gleichen Chancen ermöglichen.» Ich frage Serena, wieso es sie als Vermittlerin braucht. Ohne gross zu überlegen antwortet sie mir: «Ich mache es gerne, ich habe Freude daran, ich bin interessiert. Ich bringe Menschen gerne etwas bei, aber ich lerne für mich genau so gerne dazu. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Ich habe mir lange und intensiv überlegt, was ich in meinem Leben machen will. Ich wollte aber nie nur auf die Soziale Schiene. Dieser Studiengang vereint für mich beide Bereiche und deshalb ist es der perfekte Studiengang für mich.»

Schnappschuss von der Chinareise: An einem Ort wie diesen möchte Serena als Vermittlerin arbeiten. Die verbotene Stadt (China, Credits Serena Schelling).

Der Traum vom Osten

Serenas grosser Traum ist es, nach dem Studium an einer Partnerschule in China zu arbeiten. Vor Ort, als Vermittlerin zwischen Einheimischen und Touristen. «Ich wäre die, die ReiseführerInnen ausbilden würde. Es kommen viele deutsche Touristen in dieses schöne Land und die Nachfrage nach Touren ist sehr gross». Sie lernte China während einer zweimonatigen Reise kennen und lieben. «Meine Mutter hatte schon immer eine Faszination für China. Ich glaube, das habe ich von ihr übernommen. Ich finde die Traditionen, Kultur und Chinas Geschichte wahnsinnig interessant. Die Menschen sind so offen und herzlich – diese Gastfreundschaft ist schön.» Serena stellt sich vor, dass sie Locals ausbildet und sich somit an der Schnittstelle zwischen Einheimischen und TouristInnen bewegt. Vorher will sie im Studium die Basics der chinesischen Sprache lernen. Serena kann sich aber auch vorstellen, in der Schweiz zu arbeiten – mit MigrantInnen. «Das wäre natürlich auch etwas, das ich gerne mal ausprobieren würde.» Ihr Nonplusultra bleibt jedoch der östliche Traum und um diesen Traum zu verwirklichen ist Serenes erster Stopp vorerst Winterthur.


Willst du mit Sprache die Welt verändern?

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Informationshinweis zur Bachelorausbildung Sprachliche Integration am Institut für Angewandte Linguistik

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