Im CAS International Leader & Entrepreneur lernen die Teilnehmenden, wie sie ihre Unternehmens- und Führungskompetenzen stärken und gleichzeitig ein soziales Unternehmen in Asien auf die Beine stellen können. Wie das funktioniert, und welche Hürden sie dabei überwinden müssen, erzählt die Dozentin Stefanie Neumann in diesem mehrteiligen CAS-Journal.

Von Stefanie Neumann, Dozentin und Beraterin am IAP Institut für Angewandte Psychologie

Teil 3 – März 2018 – Implementierung und Grand Opening

Karte von Sri Lanka mit Kreis um die Ortschaft Batticaloa
Batticaloa, Sri Lanka

Die letzte Umarmung am Zürcher Flughafen, dann geht es auf die wohl wichtigste Reise, die ich im Rahmen meines Programms zur Eröffnung einer Sozialunternehmung in Sri Lanka antrete. Nach fünf Monaten Planung, Investor Pitch, Strategieentwicklung und Stunden an Telefonaten, Video Calls und WhatsApp-Diskussionen machen wir uns als Team aus den USA, Europa und Asien auf, um unsere Community-Heldin Rega Rathagirushnan und das Sri Lanka Team in Batticaloa zu treffen. In der nächsten Woche werden wir alle gemeinsam in den neu angemieteten Räumen des Batticaloa Active Learning Centers (ALC) die letzten Vorbereitungen treffen, um Mitte der Woche gemeinsam mit geladenen Gästen aus Politik und Gemeinde sowie mit lokalen Stakeholdern, die Unternehmung offiziell zu eröffnen. Bisher haben wir die Örtlichkeiten wie auch das Team vor Ort nur virtuell kennengelernt. Werden sich unsere Erwartungen an die finale Umsetzung erfüllen? Mit grosser Vorfreude, aber auch gemischten Gefühlen gehe ich an Bord des Fliegers über Dubai nach Colombo Airport. 

Der grosse Schritt in die Selbstständigkeit besteht aus vielen kleinen Bewegungen

Wir treffen das Team aus Sri Lanka bereits bei der Ankunft in Colombo. Nach den vielen Video Calls fühlt es sich so an, als würden wir uns schon lange kennen. Es besteht eine grosse Verbundenheit, die den Start trotz Hitze und Luftfeuchtigkeit zu einem besonderen Ereignis macht. Auch unser Business Coach, Jorge, ist bereits vor Ort. Nach einem weiteren Reisetag mit dem Überlandbus erreichen wir am Samstagabend unseren Zielort Batticaloa im Osten Sri Lankas und unser Hotel – ein einfaches, aber idyllisch gelegenes Resort an der Lagune, eingebettet in ein grünes Paradies mit tropischer Flora und Fauna. 

Teambesprechung im neuen Büro in Batticaloa
Neues Büro in Sri Lanka

Am Sonntag treffen wir unsere Community-Heldin Rega Rathagirushnan und betreten endlich die Räume des Learning Centers, die gerade erst fertig gestellt wurden: Zwei Gruppenräume, ein Büro und eine kleine Bibliothek. Es ist perfekt! Nichtsdestotrotz muss in den ersten drei Tagen noch harte Arbeit geleistet werden. Die Möbel werden ausgepackt, die Infrastruktur gestaltet und aufgebaut, über 2’000 gespendete Bücher in Regale einsortiert und digital erfasst. Auch am Angebot wird noch gefeilt: Welche Kurse werden wann angeboten? Welche Mitarbeitenden braucht es genau und wie viele? Wie findet der HR Prozess statt? Und wie können die Qualitäts- und Sicherheitsstandards implementiert und langfristig kontrolliert werden?

Besprechung der Sprint-Planung am Whitebord
Mit “Sprints” zum Ziel

Für eine effiziente Aufgabenaufteilung arbeiten wir mit der Kanban-Methode und organisieren uns in halbtägigen Sprints in Untergruppen. Das agile Vorgehen sichert einen guten Überblick über die notwendigen Arbeiten und unsere Ressourcen.

Stephanie Neumann gibt dem Landesfernsehen ein Interview
Interview für die Medien

Um die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Projekt zu lenken, geben wir Interviews in den regionalen und landesweiten Medien und verteilen Flyer in der näheren Umgebung. Wir hoffen auf regen Zuspruch und Interesse, und wir machen «big noise», wie es unser Coach formuliert. 

Unser Projekt in den lokalen Medien:
Eröffnungsfeier
Active Learning Center und Bilder der Strandräumaktion

Rega Rathagirushnan begrüsst den Gemeindevertreter vor Ort
Farbenfrohe Einweihungsfeier

Am Mittwoch ist es dann soweit. Die Eröffnungszeremonie ist beeindruckend. Mit der feierlichen «Ribbon-cutting ceremony» wird das Active Learning Center offiziell der Öffentlichkeit freigegeben. Dabei wird die traditionelle Öllampe entzündet und der Gemeindevertreter hält eine Ansprache. Dann hält Rega Rathagirushnan eine bewegende Rede über ihre Vision auf English und Tamil – ein schöner Moment nach der langen Zeit der Vorbereitung. Die Transition ins «Run-the-Business» ist gelungen.

Rega Rathagirushnan steht im farbenfrohen Sari am Rednerpult
Rega Rathagirushnan

Die Gesellschaft aktiv verändern

Gleich nach den Feierlichkeiten geht die Arbeit weiter: Am Donnerstagmorgen setzten wir ein lokales Projekt um, das sowohl einen Beitrag für die Gemeinde leisten wie auch auf unser Learning Center aufmerksam machen sollte: die Reinigung eines Abschnitts von Kallady Beach von Plastikflaschen und anderem Abfall. Der verheerende Tsunami von 2004 hatte an diesem Strand Verwüstungen angerichtet, die immer noch sichtbar sind und wo es keinen Wiederaufbau der Infrastruktur gegeben hatte. Solche Strandabschnitte scheinen nur selten von der Gemeinde gereinigt zu werden.

Drei Unternehmerinnen des Teams haben einen Berg Plastik und Unrat am Strand zusammengetragen und packen ihn in grosse orange Abfallsäcke.
Local Social Responsibility

Wir starteten um 7.00 Uhr morgens, denn um 8.00 Uhr macht die sengende Hitze mit 32 Grad im Schatten jede körperliche Arbeit zur Qual. 70 Freiwillige, die wir über Flyer und einen Facebook-Aufruf gewinnen konnten, kamen, um zu helfen. Der Strand war hinterher kaum wiederzuerkennen. «Local Social Responsibility» ist heutzutage ein wichtiger Teil jeder Geschäftsstrategie. Das gilt besonders für die Identität einer Sozialunternehmung und ist entsprechend auch für unser neues Learning Center essentiell. Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen, wird deshalb auch im weiteren Angebot unseres Unternehmens ein wichtiger Bestandteil sein.

Kinder setzen Lego-Modelle mit Instruktionen zusammen
Active Learning Center
Acht Kinderhände tummeln sich an zwei Laptops
Lernen mit neuster Technologie

Am Freitag gingen dann die Türen für die Öffentlichkeit auf: Wir organisierten ein «Open House», an dem jeder unser Angebot kennen lernen und sich auch bereits anmelden konnte. In einer ersten Phase bietet das Active Learning Center English, IT, Maths, Library Workshops und Career Guidance an.

Zielgruppe sind Kinder ab 6 Jahren, Schulabsolventen und Erwachsene. Wir führten Spielgruppen für die Kinder und Workshops für Erwachsene durch. Der Andrang war gross, und es gab auch bereits erste Anmeldungen. Aber vor allem war es die Neugierde der Gemeinden auf das Zentrum – und auf uns.

Den letzten Tag schlossen wir um 18.00 Uhr mit einem gemeinsamen Rückblick auf die Woche und einem Nachtessen ab. Für die meisten ging es am nächsten Tag auch schon wieder Richtung Heimat. Die intensivste und auch aufregendste Woche des Lehrgangs liegt nun hinter uns.

Nichts kann die Begegnung mit Menschen übertreffen

Nun sitze ich wieder im Flieger nach Dubai, müde aber zufrieden. Wenn ich die Woche Revue passieren lasse, bleibt für mich vor allem der grosse Teamzusammenhalt über alle kulturellen Grenzen hinweg, das Engagement aller und die grosse Offenheit der lokalen Bevölkerung. Für mich hat sich wieder einmal gezeigt, dass kein virtueller Austausch auch nur annähernd die Effizient, Effektivität und den Spass an der Sache ersetzen kann, die in der direkten Auseinandersetzung zwischen Menschen entsteht. Auch wenn sehr vieles noch offen ist und sich das Active Learning Center erst einmal bewähren muss, hat das Team es geschafft, in einer Woche aus elementarer Infrastruktur «Räume der Begegnung» zu schaffen und der Vision von Rega Rathagirushnan – «to realise a life-long learning ecosystem by empowering individuals to reach their potential» – ein gutes Stück näher zu kommen. 

Und das ist auch meine grösste Lernerfahrung aus dieser Woche: Es gibt kaum etwas Erfüllenderes als mit anderen Menschen an einer gemeinsamen Vision zu arbeiten und handfeste Resultate zu sehen. Eine Unternehmung wurde gegründet, ich habe viel über Teamarbeit und Leadership gelernt und neue Freundschaften auf der «ehrenwerten Insel» Sri Lanka schliessen können.

Die Gruppe der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer lachen jubelnd in die Kamera
We did it!!!

Dies war der letzte Teil des Einblicks in den CAS International Leadership & Entrepreneur. Wer selbst eine solche «Lernreise» antreten und Teil einer neuen Sozialunternehmung werden möchte, hat ab September die Möglichkeit. Dann geht es nach Kambodscha, ein Land das auf eine Jahrtausende alte Kultur zurückblicken kann. Wer hier helfen will, einen Unterschied zu machen, und gleichzeitig seine Leadership-Skills mit Unternehmertum verbinden möchte, kann sich anmelden für den CAS Internatinal Leader & Entrepreneur am IAP. Bei Fragen ist Stefanie Neumann gerne da. 

Mehr zu Stefanies Lernerfahrung im CAS International Leader & Entrepreneur:
Teil 1 – Erster Schritt der Lernreise
Teil 2 – Vom Business Plan zum Investor Pitch


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