Ausgangslage
Eine zentrale Herausforderung im Gesundheitswesen ist der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Verschärft wird die Situation durch die demografische Entwicklung, den zunehmenden Kostendruck und den Umstand, dass zahlreiche Pflegefachleute bald pensioniert werden. Die Relevanz dieser Themen spiegelt sich in der Warnung der WHO bzgl. Pflegemangel wieder. Die WHO ruft explizit zu Effizienz und Effektivitätssteigerung bei Pflegeprozessen auf. Das vorliegende Projekt soll einen Beitrag hierzu leisten.
Problembeschreibung
Auf der Nachtwache sind die für Patientenbetreuung und -pflege zuständigen Personalbestände reduziert. Ertönt bei der Behandlung ein Alarm, ist meist unklar, um welchen es sich handelt: Möglich ist ein diagnostischer Alarm (ausgelöst durch Unterschreiten von Schwellwerten eines Monitors, der die Vitalwerte von Patientinnen und Patienten überwacht) oder ein Notruf-Alarm. Um sich zu vergewissern, muss die Pflegeperson die Behandlung abbrechen, das Zimmer verlassen und auf dem Gang nachsehen, wo im Falle eines diagnostischen Alarms eine Lampe aufleuchtet. Stellt die Pflegeperson ein Aufleuchten dieser Lampe fest, muss sie dennoch rätseln, wer effektiv betroffen ist und als wie dringend der Alarm einzustufen ist. Anschliessend muss die Pflegeperson entscheiden, ob sie die laufende Behandlung fortsetzt oder zugunsten des Alarms unterbricht.
Lösungsansatz
Die Informationsbasis dieser Entscheidung kann optimiert werden, indem die Pflegeperson bei einem Alarm die Vitalwerte und Patienteninformation übermittelt bekommt. Die Vitalwerte sollen vom Monitor drahtlos auf das mobile Endgerät der Pflegeperson übertragen werden. Die Lösung ist für bestehende Monitore nachrüstbar und sollte daher rasch in vielen Spitälern Anwendung finden können.
Fazit
Mit dieser mobilen Lösung werden Arbeitsabläufe und -bedingungen optimiert, was die kognitive und psychische Belastung im Pflegeberuf reduziert und zugleich die Pflegequalität steigert. Weiter kann ein Beitrag zur Kostensenkung im Gesundheitswesen geleistet werden. Durch die mobile IT-Lösung werden Informationsasymmetrien beim Pflegepersonal abgebaut und die Prozessqualität erhöht.
Am 11.Oktober 2013 verlieh die Stiftung Dalle Molle den diesjährigen Dalle Molle Preis in Martigny (VS) während der Pressekonferenz am idiap. Dr. Roger Seiler vom Institut für Marketing Management gewann diesen Preis mit einem Projekt zur Verbesserung der Patientenbetreuung durch mobiles Patienten-Monitoring und durfte ein Preisgeld in Höhe von CHF 10‘000.- für die weitere Forschung entgegennehmen.
Die Stiftung Dalle Molle prämiert Projekte, welche sich mit neuen Technologien auseinandersetzen, um den Zugriff auf Informationen zu vereinfachen und von hoher wissenschaftlicher Qualität sind. Wir möchten an dieser Stelle der Stiftung Dalle Molle unseren herzlichsten Dank aussprechen!