Stephan Liniger Traumberuf Sportjournalist beim SRF

«Mein Traumberuf war schon immer Sportjournalist»

Stephan Liniger hat seinen Kindheitstraum verwirklicht.  Der sportbegeisterte Absolvent des Bachelorstudiengangs Kommunikation arbeitet heute als Redaktor, Kommentator, Produzent und Projektleiter bei SRF Sport. Was ihm zu einer erfolgreichen Karriere verholfen hat, wie sein Berufsalltag aussieht, und welche Tipps er für Studierende und Studieninteressierte hat, erzählt er im Interview.

Ein schriftliches Interview mit Stephan Liniger, Redaktor, Kommentator, Produzent und Projektleiter bei SRF Sport, Bachelor in Kommunikation, Vertiefungsrichtung Organisationskommunikation, Abschluss 2011. Von Susanna Spörri, Kommunikationsverantwortliche IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft.

Susanna Spörri: Stephan, warum hast du am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft den Bachelorstudiengang Kommunikation absolviert?

Stephan Liniger: Weil mich die theoretische Seite der Kommunikationsbranche interessiert hat und ich meinen bestehenden Wissensfundus aus der Praxis damit anreichern wollte.

Wie bist du zu deinem aktuellen Job als Redaktor, Kommentator, Produzent und Projektleiter bei SRF Sport gekommen?

Nach zehn Jahren bei zwei privaten TV-Sportsendern (Teleclub und MySports) zog es mich zu SRF Sport. Es war ein Kindheitstraum, den ich mir damit erfüllt habe. Ich wusste schon immer, dass ich irgendwann bei SRF arbeiten möchte. Als sich mir dann im Sommer 2018 die Möglichkeit zum Wechsel geboten hat, habe ich das Angebot angenommen. Dass das Aufgabengebiet komplett meinen Fähigkeiten entspricht, machte die Entscheidung zum Wechsel zusätzlich einfacher.

Welche Kompetenzen aus dem Studium haben dir im Beruf bisher am meisten geholfen?

Über sehr viel Gelerntes stolpert man beim Arbeiten immer wieder. Das journalistische Zwiebelmodell beispielsweise oder der W-Fragen-Katalog, aber auch das Medienrecht oder die Medienlinguistik. Ich hätte nie gedacht, dass ich das Wort „rekontextualisieren“ auch Jahre nach meinem Studienabschluss noch kenne und genau umschreiben kann.

Inwiefern hat dich das Studium am IAM auf deine Karriere vorbereitet?

Ich war schon im kommunikativen Umfeld tätig, bevor ich das Studium in Angriff genommen habe. Durch meine zwei Jahre Erfahrung im Radiojournalismus wusste ich schon ein klein wenig, wie es in der Arbeitswelt zu und her geht. In meinem Fall würde ich aber sagen, dass all die erlernten theoretischen Grundlagen dafür gesorgt haben, dass ich für die nächsten Schritte meiner Karriere bestens gewappnet war.

Welche Fächer waren rückblickend ein Highlight?

Die diversen Praxis-Module waren das ganz grosse Highlight. Von Praxisleuten zu hören, was mit der Theorie „draussen“ in der realen Arbeitswelt umgesetzt wird, war sehr spannend.

Auf welche Fächer hättest du hingegen lieber verzichtet? Warum?

Die Medienlinguistik bot manchmal etwas zäh verdaubaren Stoff. Journalistik ebenfalls. Doch hätten wir ohne das Fach Journalistik niemals eine einstündige Diskussion mit dem Dozenten darüber geführt, ob Sportjournalismus den Ansprüchen von „echtem“ Journalismus überhaupt gerecht wird.

Wie hast du die Stimmung unter den Studierenden während dem Studium im Bachelorstudiengang Kommunikation erlebt? Was hat dir gut gefallen? Was weniger?

Die Stimmung empfand ich stets als äusserst kollegial und gelöst. Man ging gerne studieren. Das Miteinander bei Gruppenarbeiten war richtig toll und bleibt mir in bester Erinnerung. Auf die Zeit vor den Prüfungen mit Lernstress und Schlafmangel hätte ich gut und gerne verzichten können. Wobei ich zugeben muss, dass ich für die Stresssituationen oft selbst verantwortlich war und mir die Zeit hätte besser einteilen sollen.

Wenn du nochmals zurück könntest zum Moment der Studienwahl, würdest du etwas anders machen?

Ganz ehrlich, nein. Mein Studium hat mich hierhin gebracht, wo ich jetzt bin.

Hast du einen Rat für Berufseinsteiger zur Karriereplanung nach dem Studium?
Mir erscheint ganz wichtig, dass zum Theoretischen sehr bald das Praktische kommt. Bereits neben dem Studium einer Teilzeitarbeit in der Kommunikationsbranche nachzugehen, hilft enorm und öffnet später Türen. Es geht nichts über gute Kontakte in der Arbeitswelt und je früher man diese pflegt, desto besser.

Wie müssen wir uns deinen Berufsalltag als Sportsjournalist vorstellen? Inwiefern kannst du das im Studium Gelernte im Alltag anwenden?

Als Kommentator bin ich in den Sportarten Tennis und Handball im TV und auf den Onlineplattformen von SRF Sport zu hören. Dabei berichte ich live über das Geschehen. Ende Januar 2020 kommentierte ich zudem das erste Mal Biathlon, was zum einen eine riesige Herausforderung war, zum anderen aber enorm viel Spass gemacht hat. Das eigentliche Kommentieren ist die Kirsche auf der Torte. Die Hauptarbeit vor einem sogenannten Live-Kommentar-Einsatz liegt in der Vorbereitung, die pro Spiel gut und gerne ein bis zwei Arbeitstage in Anspruch nehmen kann.

Als Produzent bin ich primär für Live-Sendungen rund ums Eishockey und den Fussball zuständig. Dabei verantworte ich den Inhalt. Ich bin die Stimme im Ohr der moderierenden Person. Ich führe sie durch die Sendung, sage an, was als nächstes kommt und muss dabei auch das Zeitmanagement im Griff haben.

Als Projektleiter trage ich die Gesamtverantwortung für die SRF-Berichterstattung von grösseren, mehrtägigen Anlässen. Dabei habe ich etwas weniger inhaltliche, sondern vielmehr organisatorische Aufgaben zu erledigen. Jüngstes Beispiel war das Projekt Eishockey-Heim-WM 2020 in Zürich und Lausanne, das leider der Corona-Pandemie zum Opfer fiel.

Als Redaktor recherchiere ich zu Themen, realisiere Drehs und Beiträge, mache Interviews und Zusammenfassungen von Wettkämpfen.

Was magst du besonders an deinem Job und den dazugehörigen Tätigkeiten?

Die Vielfalt. Bei all meinen Rollen blicke ich von verschiedenen Seiten auf das journalistische TV-Schaffen. Dies macht es enorm spannend, da ich vielseitig gefordert werde. Beim Kommentieren ist es das sofortige Reagieren in verbaler Form auf das, was gerade passiert. Beim Produzieren das Antizipieren und vernetzte Denken während einer Sendung. Als Projektleiter bin ich gefordert, die Gesamtübersicht dank guter Organisation zu behalten und strategisch zu arbeiten. Und als Redaktor muss ich kreative Ideen umsetzen können.

Welche Aufgaben stellen jeweils eine Herausforderung dar und wie meistert du diese?

Alle Tätigkeiten in den verschiedenen Rollen bringen ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Nicht immer gelingt alles ganz nach Wunsch. Beim schnelllebigen Fernsehmachen ist es daher wichtig, nicht zu sehr zurück, sondern vor allem nach vorne zu blicken.

Kannst du uns eine Geschichte aus dem Studium erzählen, die dir in besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es einige. Das Studentenleben an sich ist schon reich an grossartigen Erinnerungen. Spezifisch auf das Studium bezogen, denke ich sehr gerne und immer wieder an eine Geschichte zurück: In einem Praxis-Modul erarbeiteten wir in einer unglaublich dynamisch arbeitenden Gruppe eine richtig tolle Kommunikations-Strategie für eine Schweizer Fluggesellschaft im Vorfeld einer für diese sehr wichtigen Volksabstimmung. Monate später wurde diese Idee dann tatsächlich in leicht angepasster Form in die Realität umgesetzt – zu unserer grossen Überraschung und natürlich Freude.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

Vielleicht noch immer im Sportjournalismus. Das würde mich nicht überraschen, zumal es sich um meinen beruflich gelebten Kindheitstraum handelt. Ich erachte es als Privileg, meine Leidenschaft für den Sport mit dem TV-Schaffen vereinen zu können.


Bachelor-Kommunikation-Studiengang-ZHAW

Unsere Studierenden und die AbsolventInnen des Bachelorstudiengang Kommunikation erzählen:


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert