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Am IAM veranstaltet regelmässig Tagungen zu aktuellen Themen der öffentlichen Kommunikation und bietet so eine Plattform für Erfahrungsaustausch und Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Und zwischendurch feiern wir unsere AbsolventInnen.

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Was macht Mitarbeitende zu Influencern?

Posted on 13. Juni 2018 by Redaktion

Immer mehr Organisationen ermuntern ihre Mitarbeitenden, sich selbst als VertreterInnen der Organisation in öffentliche Diskurse einzubringen und entsprechend als Influencer zu wirken. Gleichzeitig verwischen die Grenzen zwischen beruflicher und privater Kommunikation; Mitarbeitende äussern sich auf Social Media zu Themen, welche die eigene Organisation betreffen, ohne dass klar wird, ob sie dies als Privatperson oder im Namen der Organisation tun. Dies schafft für Unternehmenskommunikation und Journalismus gleichermassen Chancen und Risiken. Diese diskutierten wir am IAM live vom 6. Juni 2018 mit unseren Podiumsteilnehmenden und rund 200 Gästen (nachzuhören und -sehen im aufgezeichneten Live-Stream der Veranstaltung). Sind aber alle Mitarbeitenden, die sich auf Social Media über das Unternehmen äussern, Influencer? Auf diese Frage gehen wir im Folgenden ein.

von Prof. Dr. Nicole Rosenberger, Professorin für Organisationskommunikation und Management, und Markus Niederhäuser, Leiter Weiterbildung, beide am IAM

Immer häufiger äussern wir uns im Social Web über unsere Arbeit und oder unseren Arbeitgeber. Mitunter gelangen diese Äusserungen aufgrund technischer Pannen an die Öffentlichkeit, wie etwa im Fall des SBB-Zugführers Markus L., dessen Video eigentlich für die Generalversammlung des Verbands Schweizer Lokführer und Anwärter (VSLF) gedacht war. Mitunter zeugen sie von Unbedachtheit und mangelndem Gespür für professionelles Verhalten. Dies zeigte sich beispielsweise im Fall einer CEO-Assistentin, die auf ihrem privaten Instagram-Account Bewerbungsbriefe postete und sich über die Deutschfehler der BewerberInnen mokierte.

Alle Mitarbeitenden haben heute über Social Media die Möglichkeit, das Image ihres Arbeitgebers in der Kommunikationsarena mitzugestalten. Dabei haben die Verbreitungsgeschwindigkeit und die Reichweite der Äusserungen von Mitarbeitenden im Vergleich zu analogen Zeiten deutlich zugenommen. Der Versandhändler Otto nutzt dies gezielt und setzt ausgewählte Mitarbeitende als sogenannte Influencer für das Employer Branding ein (s. dazu S. 4 unserer «IAM live»-Präsentation).

Mitarbeitende sind immer BotschafterInnen

Sind nun aber alle Mitarbeitenden, die sich auf Social Media betätigen, Influencer? Die Bezeichnung «Influencer» wird schon fast inflationär und sehr unterschiedlich verwendet, nicht selten auch als Synonym zum Begriff «BotschafterIn». Wir schlagen in Anlehnung an Annika Schach vor, diese beiden Konzepte klar voneinander abzugrenzen. Denn grundsätzlich sind Mitarbeitende immer BotschafterInnen des Unternehmens, unabhängig davon, ob ihnen das bewusst ist oder nicht. Sie prägen über ihre Arbeit und ihr Kommunikationsverhalten gegenüber Kunden oder auch Lieferanten das Image des Unternehmens mit und beeinflussen damit auch dessen Reputation. Zudem werden Mitarbeitende von Angehörigen und Bekannten und – gerade in Krisenzeiten – teilweise auch von Medienschaffenden als glaubwürdige Informationsquellen und damit als BotschafterInnen des Unternehmens betrachtet.

Markus Niederhäuser und Prof. Dr. Nicole Rosenberger bei ihrem Impulsreferat am IAM live 2018

Influencer-Funktion setzt spezifische Themenkompetenz voraus

Was ist nun in Abgrenzung dazu ein Influencer? Influencer sind Personen, die eine hohe Glaubwürdigkeit für spezifische Themen besitzen und diese über digitale Kanäle einer breiten Personengruppe zugänglich machen können. Dazu benötigen sie eine zentrale Stellung in ihrem Netzwerk, Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstbewusstsein, Ausstrahlung und Durchsetzungsvermögen, aber auch eine hohe Kommunikationskompetenz. Influencer erarbeiten sich ihre Stellung autonom, zum Beispiel auf der Basis von Wissen oder Erfahrung, oder gelangen aufgrund ihrer persönlichen Ausstrahlung und/oder ihres Talents in diese Position.

BotschafterInnen und Influencer unterscheiden sich durch Wirkungslogik

Wo liegen in dieser theoretischen Einordnung die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen BotschafterInnen und Influencern? Beide Gruppen fungieren als Multiplikatoren, über die – gezielt oder ungewollt – spezifische Zielgruppen des Unternehmens erreicht werden können. Als Meinungsführer respektive Opinion Leader können sie beide die Einstellungs- und Verhaltensabsichten von Menschen in ihrem Umfeld beeinflussen. Das aus unserer Sicht wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Logik, aufgrund derer diese Beeinflussungswirkung erst möglich wird. Die Überzeugungskraft von Mitarbeitenden in der Rolle als «Corporate Influencer» beruht auf ihrer Themenführerschaft im Social Web. In der Funktion als interne BotschafterInnen stützt sich ihr Einfluss hingegen auf ihren sozialen Status, den sie innerhalb des Unternehmens geniessen, zum Beispiel als sogenannte Change Agents in Veränderungsprozessen. Als externe BotschafterInnen wiederum werden sie unter Nutzung ihrer persönlichen Netzwerke zum Bindeglied zwischen Unternehmen und Umwelt, indem sie beispielsweise attraktive Unternehmensbilder auf Facebook posten oder im Bekanntenkreis über die Produkte ihres Unternehmens sprechen.

Mit diesen Wirkungslogiken verknüpft ist zugleich der von den beiden Opinion-Leader-Typen zu erreichende Personenkreis. Corporate Influencer erreichen über ihre spezifische, mit ihrer persönlichen Glaubwürdigkeit verknüpfte Themenkompetenz externe und interne Personengruppen, die genau an dieser Thematik interessiert sind. Interne BotschafterInnen hingegen entfalten primär bei den Mitarbeitenden Wirkung, während externe BotschafterInnen bei den Stakeholdern im Unternehmensumfeld Gehör finden.

Auch wenn der Begriff «Influencer» nicht zuletzt wegen einiger unglaubwürdiger «Stars» und dem einseitigen Schielen auf Reichweite bereits etwas in Verruf geraten ist, sollte klar zwischen der BotschafterInnen- und der Influencer-Rolle von Mitarbeitenden differenziert werden. Denn das Begleiten und Befähigen der Mitarbeitenden ist rollenspezifisch zu leisten.

Abbildung: Multiplikatoren im Positionierungsmanagement und Einordnung der Corporate Influencer

Auch bei externen Personen ist zwischen BotschafterInnen und Influencern zu unterscheiden

Wie bei den internen Meinungsführern lässt sich auch bei externen Personen aufgrund der Wirkungslogik zwischen MarkenbotschafterInnen und Influencern unterscheiden. Engagieren etwa die beiden Unternehmen Jura und Credit Suisse mit Roger Federer den gleichen Markenbotschafter, so setzen sie auf dessen Prominenz und erreichen weltweit eine sehr breite Bevölkerung. Die Wirkung von externen Personen als Influencer hingegen bezieht sich stets auf einzelne Themenbereiche. SAP setzt beispielsweise auf unabhängige Consultants und WissenschaftlerInnen, die über ihre Blogs und Posts Entscheidungsträger im IT-Bereich erreichen.

Ob BotschafterIn oder Influencer – Mitarbeitende müssen fit sein für die digitale Kommunikation

Schliesslich ist aus Sicht des strategischen Kommunikationsmanagements zu unterscheiden zwischen strategisch geplant eingesetzten internen und externen Opinion Leadern und Personen, die – unabhängig von der Kommunikationsstrategie – in für das Unternehmen strategisch zentralen Bereichen Einstellungs- und Verhaltensabsichten in ihrem Umfeld beeinflussen können. Mit Blick auf beide Gruppen tun Kommunikationsabteilungen auf jeden Fall gut daran, die Mitarbeitenden des ganzen Unternehmens fit zu machen für die digitale Kommunikation.


Literatur zum Thema

  • Annika Schach / Timo Lommatzsch: Influencer Relations – Marketing und PR mit digitalen Meinungsführern.
  • Kerstin Hoffmann: Lotsen in der Informationsflut. Erfolgreiche Kommunikationsstrategien mit starken Markenbotschaftern aus dem Unternehmen.

Neues Weiterbildungsangebot: CAS Digitale Transformation und Kommunikation

Influencer und deren strategische Einbindung werden auch im neuen CAS Digitale Transformation und Kommunikation thematisiert.

Kursbeginn ist am 31. August 2018. 
Weitere Informationen und Anmeldung


Mehr zur digitalen Transformation

  • Wenn Mitarbeitende zu Influencern werden
  • Was Kommunikation mit künstlicher Intelligenz zu tun hat
  • Ein Megatrend – und (noch) keiner macht mit
  • Offen, schnell und dialogisch

 

Ein Megatrend – und (noch) keiner macht mit

Posted on 9. Mai 2017 by harz
von Claudia Sedioli, Dozentin Berufspraxis und Marius Born, Dozent für visuelles Storytelling am IAM

Virtual Reality, Augmented Reality, 360°-Videos, interaktive Datenvisualisierungen – Technologie ist der grosse Treiber des visuellen Storytellings. Entsprechend grosses Potenzial wird den neuen Formaten attestiert. Renommierte internationale Medienhäuser produzieren immer wieder aufsehenerregende Multimediastories, die Preise einheimsen und das Publikum begeistern. Doch wie wenden schweizerische Redaktionen und Abteilungen der Unternehmenskommunikation die neuen Technologien an? Nur sehr zurückhaltend – so das Fazit der «IAM live»-Veranstaltung vom 3. Mai 2017 in Winterthur.

Exponentiell ist es, das Wachstum, das laut IAM-Dozent Marius Born für die Umsatzentwicklung von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) vorausgesagt wird. «Vielleicht sprechen wir bald von a-Commerce statt von e-Commerce», so Born. Im Fokus des diesjährigen IAM live stand das Visuelle Storytelling. Und dafür ist Technologie der grosse Treiber – in ihrem Inpulsreferat waren sich die beiden IAM-Dozenten Marius Born (für den Fachbereich Visuelle Kommunikation verantwortlich) und Prof. Dr. Wibke Weber, die Visuelles Storytelling, Bildsemiotik, Infografiken und Datenvisualisierungen lehrt, einig: Live- und 360°-Videos, VR, AR und Datenvisualisierungen, animiert, interaktiv und immersiv – so werden heute Geschichten erzählt.

Marius Born während seiner Präsentation am IAM live 2017 (Photo: Manuel Bauer)

Show, don’t tell
Ohne Bilder, genauer gesagt Bewegtbilder, geht nichts mehr. Oder wie Wibke Weber es ausdrückte: «Bilder bewegen Kommunikation, sie verändern und steuern Kommunikation». Doch erst mit der Digitalisierung, dem Internet, mit Mobilekommunikation und Social Media zeige sich, wie prägend Bilder in unserer täglichen Kommunikation sind.  Neben VR und AR sorgen 360°-Videos und Erklärvideos, Infografiken oder Datenvisualisierungen für Aufmerksamkeit der Benutzer – oder besser: für deren totales Erlebnis. Storyliving ist das neue Storytelling: immersiv, interaktiv und datenbasiert.
Im Zuge von Open und Big Data, so legte Wibke Weber dar, haben Datenvisualisierungen eine steile Karriere hingelegt. Sie zeigen Geschichten, die sich hinter den Datensätzen verbergen, oft bieten sie dem Betrachter einen persönlichen Zugang, der durch personalisierte Abfragen erzeugt werden kann. So etwa, ein Beispiel aus der Unternehmenskommunikation, im interaktiven Regierungsbericht «Gesund durchs Leben» der Deutschen Bundesregierung, der von der Zürcher Agentur Interactive Things produziert wurde. Im Bericht können User beispielsweise auf Daten zur Lebenserwartung in ihrer eigenen Wohngemeinde zugreifen. Auch im Journalismus liefern Datenvisualisierungen attraktive Formate, die die Benutzer zum Entdecken und Erforschen einladen: Die Darstellung «Bauland. So wird die Schweiz zersiedelt» von SRF Schweizer Radio und Fernsehen erlaubt es, die Zersiedelung der eigenen Wohngemeinde auf einer Zeitachse mitzuerleben.

«Story is King»
Aller Technologie-Euphorie zum Trotz: Ohne gute Story kein gutes Storytelling. Das betont auch IAM-Referent Marius Born: «Ohne spannende Schauplätze, die wechselnde Perspektiven bieten, ist beispielsweise 360° sinnlos. Story is King». Und Wibke Weber macht klar, dass narrative Immersion per se nichts Neues ist: «Es ist das Eintauchen in eine Geschichte – etwas das auch beim Lesen, Zuhören oder Zuschauen geschieht.»

«Bilder bewegen Kommunikation, sie verändern und steuern Kommunikation.» Wibke Weber am IAM live 2017  (Photo: Manuel Bauer)

Ein Megatrend – und (noch) keiner macht mit?
Die erweiterten technischen Möglichkeiten bieten also sowohl der Organisationskommunikation als auch dem Journalismus ungeahnte Chancen fürs Storytelling. Doch wie werden 360°, VR, AR und Datenvisualisierungen in der Praxis verwendet?  Die Fachleute auf dem Podium, deren Diskussionen von der IAM-Dozentin Claudia Sedioli moderiert wurden, dämpften die Euphorie gehörig: Sara Maria Manzo, seit einem Jahr Online-Videochefin bei der NZZ, verfolgt vorerst eine Strategie ohne VR und AR: «Wenn es um Erlebniswelten geht, ist das Experimentieren mit VR und AR spannend. Im Journalismus wollen Sie aber in die meisten aktuellen Themen nicht eintauchen: Ich zum Beispiel will nicht in den Krieg nach Syrien! Vor allem Bewegtbilder haben eine immense Macht, sie gehen direkt ins Herz, da haben wir eine Verantwortung gegenüber dem User, die wir wahrnehmen sollen.»

Die Aula war fast bis auf den letzten Platz besetzt. (Photo: Manuel Bauer)

Die Brille stört
Benjamin Wiederkehr von der Zürcher Agentur Interactive Things, die auf visuelles und datengetriebenes Storytelling spezialisiert ist, hält vor allem die VR-Brille für ein grosses Hindernis: «Unsere Inhalte werden im Internet, auf dem Smartphone konsumiert, also im Kontext, in dem sich der User befindet». Timo Wäschle outete sich ebenfalls als VR-Skeptiker und wies darauf hin, dass die Brille über den Gamingbereich hinaus wenig Akzeptanz finde – und es einigen User nach einer VR-Reise mit der Datenbrille schlicht und einfach übel werde. Grundsätzlich plädierte er dafür, nicht von der Technologie, sondern vom inhaltlichen Ziel her zu konzipieren: Wenn eine komplexe Geschichte erklärt werden solle, wähle man einen Animationsfilm, wenn es darum gehe, viele Emotionen zu vermitteln, einen Realfilm.

Chancen auf Empathie und Unterhaltungswert
Mit 360°-Videos und Virtual Reality arbeitet hingegen der Vertreter des Kinderdorfs Pestalozzi, Remo Schläpfer, der dort den Bereich Medien und Kampagnen leitet. Seine Videos zeigen in der Rundumperspektive die Schulzimmer, die Dörfer, den Alltag der Kinder, für die sein Hilfswerk sich engagiert: «Das ist eine Technologie, die es erlaubt wie keine andere, Gefühle und Empathie zu wecken.» Chancen sieht auch der SRF-Datenjournalist Timo Grossenbacher: «Bei uns geht es vor allem darum, komplexe Sachverhalte so zu inszenieren, dass sie nicht nur interessant sind, sondern auch Spass machen.» Deshalb biete SRF den Usern möglichst einen individuellen Nutzen:  «Der personalisierte Zugang zu den Daten wird immer wichtiger». Während personalisierten Datenvisualisierungen einhellig eine grosse Zukunft vorhergesagt wird, waren die Podiumsgäste grundsätzlich zurückhaltend, was VR und AR angeht: Timo Wäschle sieht in den Anwendungen der neuen Technologien nicht zuletzt viel Effekthascherei, die nur kurze Aufmerksamkeitsspannen generiert.

Claudia Sedioli hat die Podiumsdiskussion am IAM live 2017 moderiert. (Photo: Manuel Bauer)

Auch für kleines Geld?
Wie kosten- und ressourcenintensiv sind die neuen Formate? Was kann sich eine Kommunikationsabteilung eines KMU oder eine Regionalzeitung für vergleichsweise kleines Geld leisten? In die Karten – respektive Offerten – liessen sich die Podiumsgäste nicht wirklich blicken. Während der NGO-Kampagnenleiter Remo Schläpfer von einem Freundschaftspreis profitiert haben will und nicht mehr als für einen klassischen Film ausgegeben habe, verspricht Corpmedia-Inhaber Timo Wäschle Return on Investment. Benjamin Wiederkehr wies auf die Möglichkeiten hin, mit Open-Source-Inhalten zu arbeiten und so Kosten zu sparen.

Podiumsrunde (v.l.): Timo Grossenbacher, Sara Maria Manzo, Timo Wäschle, Claudia Sedioli, Benjamin Wiederkehr, Remo Schläpfer (Photo: Manuel Bauer)

Glaubt man den Experten auf dem IAM-live-Podium, bleibt das exponentielle Wachstum zumindest für VR und AR in der Organisationskommunikation und im Journalismus Zukunftsmusik. Raffinierte Datenvisualisierungen, Erklärvideos und gezielt eingesetzte 360°-Videos sind jedoch bereits heute mehr als eine Verheissung. Sie machen Storyliving möglich, wo vorher Storytelling angesagt war.


Mehr zum Thema

  • Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?
  • Vom Sichtbarmachen und Zeigen. Storytelling heute
  • Daten statt Worte – Journalismusausbildung im Zeitalter von Big Data
  • Rückschau aufs IAM live 2017

«Fake News sind nichts Neues»

Posted on 6. März 2017 by harz
von Valérie Jost, Studentin im Bachelor Kommunikation (JO16) und Impact-Redaktorin

Hinweis: Fake News sind mit einem Stern * gekennzeichnet. Auflösung unten am Beitrag.

Das Lügen scheint in unserer Gesellschaft salonfähig geworden zu sein. Als «Wachhund der Demokratie» muss der Journalismus dieser Entwicklung entgegensteuern – aber wie? Diese Frage diskutierten Christof Moser (Project R) und Gieri Cavelty (SonntagsBlick) am vergangenen Donnerstag mit den Columni ZHAW im Zürcher Lokal Karl der Grosse.

Moser vs. Cavelty
Bereits beim Lesen des Programms versprach man sich einen spannenden Abend: mit dem neuen SonntagsBlick-Chefredakteur Gieri Cavelty und Project R-Mitgründer Christof Moser würden zwei bekannte, aber auch ziemlich unterschiedliche Mediengrössen aufeinandertreffen. Während Cavelty nach seinem Posten als Kommunikationschef beim Bund erst seit Kurzem wieder im Journalismus tätig ist, wandte sich Moser Ende 2016 von der Verlagsbranche ab und arbeitet nun mit Mitgründer Constantin Seibt und weiteren sechs Teammitgliedern an ihrem Medienstartup.

Einigkeit gab es…
Die Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Nach der Begrüssung durch Columni-Präsidentin Claudia Sedioli Maritz war die Podiumsdiskussion eröffnet. Viviane Bischoff (20 Minuten) verfolgte sie als die Fakten-Checkerin des Abends vom Recherchepult hinter den Diskussionsteilnehmern aus – damit Fake News immerhin an diesem Abend keine Chance hatten. Columni-Vorstandsmitglied Florian Imbach (SRF) fragte die beiden Journalisten als erstes, ob sie heutzutage häufiger angelogen würden. Mosers Antwort läutete bereits den Tenor des Abends ein: «Ich weiss nicht, ob das Lügen zugenommen hat. Heute kann aber offen gelogen werden, ohne dass es Konsequenzen hat.» Dem schloss sich Cavelty kurz darauf an: «Es wurde schon immer gelogen, aber heute in einer neuen Dimension. […] Auch beim Phänomen Trump: Ich glaube, viele wollen seine Wahl nicht wahrhaben und schreiben es den Lügenmedien zu, aber schlussendlich wurde er von den Leuten gewählt.» Auf Imbachs Frage, ob ihn Trumps Lügen nicht stören würden, antwortete er: «Doch, aber ich gehe von der Vernunft der Leute aus. Man muss damit umgehen können. Aber vielleicht bin ich auch naiv.»

…nur teilweise
Derart einstimmig wie zur momentanen Lage klang es aber nicht den ganzen Abend. Moser schien zum Beispiel nicht mehr so stark an diese Vernunft der Leserschaft zu glauben wie Cavelty. Er war der Meinung, der Journalismus trage selbst zur Verwirrung bei, indem redaktionelle Inhalte mit Native Advertising vermischt würden: «Die Leute können nicht mehr zwischen seriösem Journalismus und Fake News unterscheiden.» Cavelty dagegen reagierte auf Mosers Einwand zu einem wochenlang topplatzierten PR-Artikel* auf der Blick-Homepage mit: «Die Leute merken das.»

Ein weiterer Unterschied zeigte sich in der Haltung zu Objektivität im Journalismus. Und zwar anhand einer Frage aus dem Publikum zur Definition der Wahrheit: «Wir sprechen ständig über diese Wahrheit – aber was ist sie genau?», fragte eine Zuhörerin.

Moser vertrat die Ansicht, es gäbe irgendwo eine Wahrheit, jedoch ausserhalb unserer Reichweite, und sagte: «Wichtig ist, nach Wahrhaftigkeit zu streben.» Cavelty dagegen war klar der Meinung, es gäbe eine objektive Berichterstattung: «Es gibt Wahrheiten. Wir haben Werte. Es ist gefährlich, zu sagen, alles sei relativ.»

Die Vertrauensfrage
Ein wichtiger Punkt des Abends war auch das Vertrauen der Gesellschaft in die Medien. Imbach nannte Zahlen aus dem Reuters Institute News Report, gemäss denen 50% der Leute den Medien vertrauen, 39% den Verlagen und 35% den Journalisten**. Er kommentierte: «Das Vertrauen ist also im Keller. Wie bringen wir es wieder hoch?» Mosers Antwort lautete: «Wir müssen über Dinge schreiben, die den Leuten etwas bringen. Manchmal produziert der Journalismus nur Bürokratie statt Lösungen und Aufklärung.» Damit meinte er den Fall des Jugendstraftäters Carlos, als über dessen Rindsfiletkonsum im Gefängnis berichtet wurde: Die Leser waren empört und die Ämter verängstigt, ihnen könnte auch etwas um die Ohren fliegen, sodass sie all ihre Akten prüften. Moser fasste zusammen: «Klickgenerierende Filetgeschichten haben nichts mit vertrauenswürdigem Journalismus zu tun.»

Die Lösung?
Doch die Frage, um die es wirklich ging – nämlich wie der Journalismus dieses Vertrauen wiedergewinnen kann – kam in der Diskussion ein wenig zu kurz. Mosers Antwort lautete: «Fake News sind nichts Neues. Wir müssen wieder dorthin, wo die Leute sind. Uns in den Dreck werfen, statt im bequemen Newsroom zu sitzen, […] präsent und fassbar sein, unsere Komfortzone verlassen.» Und Caveltys Antwort auf die Frage des Abends lautete: «Wir müssen selbstbewusst guten Journalismus machen. Das ist es, was wir beitragen können.»

Die Faktencheckerin des Abends, Viviane Bischoff (20 Minuten), hat zum Ende der Diskussion einige Fehler aufgezeigt:
* Der PR-Artikel auf blick.ch war gross als solcher angeschrieben.
** Das Vertrauen in den Journalismus ist stabil, war aber schon immer ziemlich tief.


Weitere Beiträge von Columni-Events:

  • Seitenwechsel mit Folgen – vom Journalismus in die Organisationskommunikation
  • Vertrauen ist die neue Währung
  • Krisenkommunikation – Wenn’s blitzt und donnert

Tag der offenen Tür 2016

Posted on 22. Dezember 2016 by harz
von Christopher Onuoha, Kommunikation und Eventmanagement IAM

Kurz bevor sich die Türen unseres Hauses am 19. November den Besucherinnen und Besuchern öffneten, war die Spannung spürbar. Hektisch wurden die letzten Vorbereitungen getroffen: Studienganginformationsbroschüren hübsch drapiert, Servietten gefaltet und letzte Briefings gehalten. Dem Tag war eine monatelange Vorbereitung vorausgegangen und nun ging den Mitgliedern des Organisationsteams vor allem eine Frage durch den Kopf: Würde der Tag tatsächlich den gewünschten Anklang finden und so viele Studieninteressierte nach Winterthur locken, wie erhofft?

Wenig später konnten die Mitwirkenden erleichtert aufatmen. Denn die Gäste kamen, und die Flure, Hörsäle und Pausenzonen des Hauses füllten sich. Jugendliche Studieninteressierte, Eltern und erwachsene Weiterbildungsinteressierte, sie alle waren gekommen, um einen vertieften Einblick in die Studienangebote des Departements Angewandte Linguistik zu erhalten. Die rund 450 Gäste dürften nicht enttäuscht worden sein: In über 15 Lektionen und Präsentationen stellten Dozierende ihre Studiengänge persönlich vor, derweil gaben Studierende und AbsolventInnen Auskunft zum Alltag während des Studiums und zu den beruflichen Möglichkeiten. In zahlreichen Mitmach-Angeboten erfuhren die Gäste schliesslich auf ganz praktische Weise, was es heisst, am Departement Angewandte Linguistik zu studieren. Sie konnten sich unter anderem in der Dolmetschkabine, hinter dem Radiomikrofon oder im Untertiteln eines Films versuchen.

Vom Sprachtalent zum Kommunikationsprofi
Ganz im Zeichen der Praxis stand auch der Social-Media-Wettbewerb, der am diesjährigen Tag der offenen Tür durchgeführt wurde. Die Teilnehmenden konnten dabei einen Schnuppertag als Kommunikationsprofi in einem Berufsfeld der Kommunikationswelt gewinnen. Alles, was sie für die Teilnahme am Wettbewerb tun mussten, war, ihr persönliches Highlight vom Tag unter dem Hashtag #ZHAWsprachtalent auf einem Social Media-Kanal zu posten. Dabei galt es ihre Kreativität, Originalität und vor allem ihr Sprachtalent unter Beweis zu stellen.

Die folgenden drei BesucherInnen haben dank ihrer besonders gelungenen Posts jeweils einen Schnuppertag als Kommunikations-Profi gewonnen:

Blanka Piskor wird einen erfahrenen Dolmetscher an eine internationale Konferenz begleiten und hautnah miterleben, wie die Praxis dieses spannenden und anspruchsvollen Berufs aussieht. Ihr Post hat die Jury überzeugt, weil er Bildsprache und Textaussage auf gelungene Weise miteinander in Einklang bringt:

Fabian Egger hat einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Schweizer Konsummagazins „Kassensturz“ gewonnen und darf einen Arbeitstag mit den Machern der Sendung verbringen. Seinen Video-Beitrag wählte die Jury aus, weil er die drei Ebenen Ton, Sprache und Bild auf kreative Weise miteinander verbindet, wodurch eine kongruente Kommunikation auf diesen drei Ebenen gelingt:

Was es braucht, um Deutsch als Fremdsprache in einer multikulturellen Gruppe zu unterrichten, darf Anina Trachsler in einer Unterrichtssequenz aktiv erfahren. Ihr Post setzte sich bei der Jury durch, weil es sich um eine besonders schöne Dialog-Momentaufnahme handelt:

Wir gratulieren den GewinnerInnen herzlich und werden demnächst berichten, wie es ihnen beim Einlösen ihrer Schnuppertage ergangen ist. Dem Organisationsteam und allen anderen Beteiligten gratulieren wir zum gelungenen Tag der offenen Tür 2016 und freuen uns schon auf das nächste Jahr!

Weitere Informationen und eine Bildergalerie zum diesjährigen Tag der offenen Tür finden Sie hier.


Mehr zum Thema

  • Tag der offenen Tür 2015 und Eventfilm, 03.12.2015

Unternehmenskommunikation, die lebt

Posted on 9. September 2016 by harz
Von Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach*

Am letzten Donnerstag ging die Verleihung des Swiss Award Corporate Communications über die Bühne. Zum zweiten Mal fand dies in Partnerschaft mit dem grossen Berufsverband pr suisse statt. Nach mehr als zehnjähriger Aufbauarbeit gab dieser Verband dem Award letztes Jahr sozusagen die „höhere Weihe“ des Supports durch die Branche. In meiner Rolle als Präsident der Jury übergab ich die Hauptpreise und beschrieb mit der Laudatio die herausragenden Merkmale der beiden Siegerprojekte. Mit den aktualisierten Kriterien bringt die Award-Jury Qualitätsmerkmale der strategischen Organisationskommunikation aus der internationalen Diskussion in die Debatte der Schweizer Branche.

Da ist auf der einen Seite das Sozialdepartement Winterthur. Es schaffte innerhalb weniger Wochen nicht nur die Unterbringung von Flüchtlingen in einer Quartierkirche. Mit einer hochgradig vernetzten, vielfältigen Kommunikation gelang es ihm, Unterstützung für das „Camp“ in der Schweizer Stadt zu motivieren – wo nicht, dann wenigstens stilles Wohlwollen oder Dulden der Aktion. Integriertes Vorgehen von Beginn weg, kluge Ideen statt Klagen über knappe Mittel … solche professionelle Tugenden kann man hier bewundern. Auf der anderen Seite die „Yellow Tour“ mit dem Popsänger Bastian Baker, welche Jung von Matt/Limmat AG für die Schweizerische Post inszenierten. Und dies mit der ganzen Palette an eigenen Serviceleistungen hinter der Bühne: Für Logistik, Werbung und Fankommunikation. Hier stand selbstredend mehr Geld zur Verfügung. Die Preisträger münzten es um in Erlebnis, Austausch, Verbundenheit mit Anspruchsgruppen.

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jung-von-matt_cc-award-2016 Die Gewinnerteams: Stadt Winterthur (oben) und Jung von Matt/Limmat AG (unten).

Beide Projekte scheinen auf den ersten Blick gegensätzlich zu sein. Bei genauerem Hinsehen aber sind sie sich ähnlicher, als es scheint. Sie stellen ihre Botschaften nicht nur dar, sie schaffen eine Bühne, damit Akteure des Unternehmens sie leben können. So finden sie für einmalige Situationen einmalige Lösungen – keine Kommunikation ab Stange. In der aktuellen Print-Ausgabe des Branchenmagazins „persönlich“ haben wir alle Nominationen kurz protraitiert. P.S.: Unter den Nominierten war auch der „Newsroom“ von AXA Winterthur, der im Sommer am IAM vorgestellt wurde und mit dem sich auch die IAM-Forschung einst  hat beschäftigen dürfen. „Meet the Winner“: Der Award und seine Hauptpreisträger sind im Herbst dann auch am IAM zu Gast, in der Einführungsvorlesung Organisationskommunikation. So wird „best practice“ für Studierende fassbar.

*Peter Stücheli-Herlach ist Professor für Organisationskommunikation am IAM und seit 2015 Präsident der Jury des Swiss Award Corporate Communications


Mehr zum Thema:

  • Eine Doppelstunde mit den Besten der Stunde

Krisenkommunikation – Wenn’s blitzt und donnert

Posted on 18. Juli 2016 by harz
von Majka Mitzel, IAM-Absolventin und Redakteurin für das ZHAW Impact Magazin

Was macht ein Kommunikator, wenn es in seiner Organisation brennt? Er erzählt einen Witz? Er verkündet an der Pressekonferenz, es sei ein guter Tag? Wohl eher nichts dergleichen. Doch genau das tat Walter de Gregorio als damaliger Kommunikationschef der FIFA, kurz nachdem mehrere Funktionäre des Weltfussballvereins im Februar 2015 in Zürich verhaftet wurden. Und polarisierte damit Medien und Öffentlichkeit: Viel zu überheblich, meinten die einen, andere machten ihm Jobangebote. „Ich handelte aus dem Bauch heraus“, erzählt Walter de Gregorio dem Publikum der Columni-Veranstaltung „Wenn’s blitzt und donnert“ im Zürcher Zentrum Karl der Grosse. Zwischenzeitlich habe er sich wie Carla del Ponte gefühlt und den Eindruck gehabt, es gehe um Menschenleben. „Aber ganz so schlimm war es doch gar nicht, da darf man doch auch mal mit Humor kommen“, findet de Gregorio.

Krisenkommunikation

Walter de Gregorio, Claudia Sedioli, Patrick Suppiger (v.l.)

Er, das „Krisengesicht der FIFA“, wie ihn Moderatorin und Columni-Präsidentin Claudia Sedioli charmant nannte, wie ist er in den darauf folgenden Wochen und Monaten mit der Situation kommunikationstechnisch umgegangen, was waren die Herausforderungen?

Krisenkommunikation sei ja eigentlich kein Hexenwerk, es gebe ein paar Grundlagen zu beachten und schon sei man gerüstet, findet de Gregorio. Bei der FIFA habe man beispielsweise den Grundsatz der „One Voice Policy“, habe sich intern also auf einen zu kommunizierenden Inhalt und ein Sprachrohr geeinigt. Aber dann habe im Ernstfall doch jeder etwas anderes geredet, mitunter sogar genau das Gegenteil. „Das ist natürlich das Schlimmste, wenn noch andere reden als vereinbart“, kommentierte Patrick Suppiger, der den Abend als Präsident des Schweizer Verbandes für Krisenkommunikation begleitete.

Krisenkommunikation – Podium„Vor allem wenn Sie einen starken, eigenwilligen Chef haben, der seine eigene Meinung vertritt, sind alle Kommunikationsgrundlagen nutzlos“,stellte de Gregorio fest. Bei Auftritten hätte er ihm schliesslich nicht ins Wort fallen können. „Bei öffentlichen Veranstaltungen kann man im Gegensatz zu schriftlichen Interviews nicht einfach eingreifen. „Ich habe dann die Strategie gewechselt und meinem Chef im Vorfeld von Anlässen drei Optionen präsentiert, jeweils deren Konsequenzen aufgezeigt und dann die Entscheidung für ein Szenario ihm überlassen.“ Auch sonst habe er unkonventionelle Wege gewählt, sei zum Beispiel für wichtige Gespräche am Sonntagnachmittag mit ihm zusammengesessen. „Der, der als letzter beim Chef ist, bekommt das Gehör“, weiss de Gregorio.

Gehör beim Publikum fand am Ende dieses kurzweiligen Abends auch die Prognose des FIFA-Kenners zur EM: „Belgien, Spanien und Deutschland werden sicherlich in den Endrunden vertreten sein“, so tippt der Experte, „aber wissen Sie, ich kenne die Ausgänge ja sowieso“, fügt er mit einem Augenzwinkern an – und verabschiedet sich gen Flughafen.


Mehr von Columni, der Ehemaligenorganisation des IAM

  • Seitenwechsel mit Folgen – Vom Journalismus in die Kommunikation
  • Vertrauen ist die neue Währung
  • www.columni.ch

Corporate Newsroom: Unternehmen orientieren sich am Journalismus. Und der Journalismus?

Posted on 31. Mai 2016 by harz

Der Corporate Newsroom bringt Organisationsprinzipien und Produktionsabläufe aus dem Journalismus in die Organisationskommunikation. Damit geht er auf die veränderte öffentliche Kommunikation ein, in der unzählige Akteure permanent um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen. Mit der Umstellung auf einen Corporate Newsroom entstehen für eine Organisation neue Herausforderungen. Aber auch die Medien müssen sich überlegen, was die Veränderung auf Unternehmens- und Verwaltungsseite für sie bedeutet.

von Dr. Gudio Keel, Geschäftsführer und Dozent, IAM

Vor einigen Jahren begannen Redaktionen, sich konvergent in Newsrooms zu organisieren. Wer in einer Nachrichtenagentur, bei einer Tageszeitung oder bei Radio und Fernsehen arbeitet, kennt das: Kanalübergreifende Besprechung der Tagesthemen. Aufgabenverteilung. Diskussion längerfristiger Issues und Eventualitäten, auf die schnell reagiert werden muss. Mit relevanten Geschichten soll das Publikum aktuell, schnell und medienübergreifend informiert und unterhalten werden.

Die moderne Organisation sendet auf eigenen Kanälen und hört zu
Die veränderte Informationslandschaft hat zur Folge, dass auch in der Organisationskommunikation vermehrt nach diesem Prinzip organisiert und umgesetzt wird. Neben den bisherigen Kanälen planen Unternehmen und andere Organisationen heute, wie eigene Online-Kanäle, soziale Plattformen und andere Kanäle zu nutzen sind, um direkt mit Stakeholdern und der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Die journalistischen Medien als Gatekeeper der öffentlichen Kommunikation sind dabei nur noch ein Kanal neben vielen anderen, der in die Kommunikationsplanung einbezogen wird. YouTube, Facebook, Blogs, Twitter und Snapchat können mit eigenen Inhalten bespielt werden. Durch Vernetzung mit Meinungsführern erreicht man Reichweite, man ist auf dem Laufenden darüber, wer welche Themen diskutiert, wer welche Standpunkte vertritt und welche Fragen relevant sind, auch wenn sie von den Medien (noch) nicht aufgegriffen wurden. Kommunizieren in diesem Umfeld heisst senden, vernetzen, zuhören, mitreden – und die organisationale Voraussetzung dafür schafft der Corporate Newsroom.

Corporate NewsroomDer Blick in den AXA-Newsroom
Ein Corporate Newsroom bedeutet eine einschneidende Reorganisation. Diese Erfahrung machte die AXA Winterthur bei der Einführung ihres Newsrooms. Die üblichen Funktionen der kanal- und zielgruppenspezifischen Akteure wie Pressesprecherin, Magazin- oder Onlineredakteur wurden bei der AXA genauso abgeschafft wie die Trennung zwischen interner und externer Kommunikation. Die Kommunikationsmitarbeitenden sind jetzt Themen- und Channel-Manager. Während die Themen-Manager Inhalte entdecken, entwickeln und an öffentliche Diskurse anschliessen, sorgen die Channel-Manager für den richtigen Themenmix auf den jeweiligen Kanälen. Damit ist der Newsroom eine logische Folge der integrierten Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung: eine Entwicklung von der Abstimmung innerhalb der Kommunikationsabteilung, bei der bisherige kanalorientierte Strukturen aufgelöst werden. Durch die Bündelung der Aktivitäten und Themen ist es der AXA gelungen, die interne und externe Kommunikation zu intensivieren, die öffentliche Präsenz zu steigern und sich thematisch klarer zu positionieren.

Auf die klassischen Medien kommt ein Umdenken zu
Der Corporate Newsroom in der Organisationskommunikation hat aber auch Konsequenzen für die Arbeit in den Medienredaktionen. Die Journalistinnen und Journalisten in den Redaktionen von Presse, Radio, Fernsehen und Online müssen sich neu grundsätzliche Fragen stellen: Wie soll man als Journalist seine Rolle als meinungsbildende Informationsquelle interpretieren, wenn Unternehmen wie die AXA selbst Kommunikationskanäle nach journalistischen Vorbildern selbst betreiben? Welche Rolle übernimmt der Journalist noch, wenn Spezialisten in Unternehmen Themen entwickeln, die über die eigene Organisation hinaus relevant sind?  Worin liegt in Zeiten von thematisch und handwerklich professionell gestalteten Berichten noch der Mehrwert einer Zeitung oder einer Informationssendung?

Es ist zu erwarten, dass sich die Medienschaffenden vermehrt jenen Storys zuwenden werden, die kontrovers sind, und die klar im Widerspruch zu den Interessen der Organisationen liegen, im Versuch, sich gegen die Vereinnahmung durch die journalistisch organisierten und zumindest scheinbar auch so handelnden PR-Stellen zu wehren. Und ganz einfach, um in Zeiten der organisatorischen und praktischen Annäherung der PR an den Journalismus das Gefühl der journalistischen Unabhängigkeit zu wahren.


IAM live 2016: Corporate Newsroom – Paradigmenwechsel oder Hype?

Dieser Frage widmeten sich Experten am jährlichen Branchenanlass IAM live. In seinem Impulsreferat stellte Dr. Guido Keel vier Thesen auf. Dazu zog er auch aktuelle Ergebnisse einer Umfrage bei, deren Resultate im Juni im IAM Blog publiziert werden. Eine seiner Erkenntnisse:

„Der Newsroom löst Probleme, die sich durch eine veränderte öffentliche Kommunikation ergeben haben, er schafft aber auch neue.“

In der Case Study haben Lorenz Heinzer und Thomas Hügli von der AXA Winterthur über Stolpersteine und Learnings aus der Aufbauphase ihres Corporate Newsrooms berichtet. Beide betonten, dass der Change Prozess nicht unterschätzt werden dürfe. Nichts desto trotz sei der Newsroom das Symbol für moderne, transparente Kommunikation.
In der von Markus Niederhäuser geleiteten Podiumsdiskussion wurde anschliessend unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus journalistischen Newsrooms, vertreten durch Martina Fehr (Chefredaktorin Südostschweiz) und der Erfahrung von Christoph Sieder (Head of Corporate Communications, ABB-Konzern), der den Newsroom wieder abgeschafft hat, die Frage des Abends erläutert.

  • Die Präsentationen des IAM live 2016
  • Rückschau: Das IAM live 2015 „Informal Leadership“





Seitenwechsel mit Folgen – Vom Journalismus in die Organisationskommunikation

Posted on 8. April 2016 by harz
von Majka Mitzel, IAM-Absolventin und Redakteurin für das ZHAW Impact Magazin
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Pascal Ihle: „In uns Journalisten brennt ein gewisses Feuer.“

Was bewegt einen Journalisten von der Redaktion in die Kommunikationsabteilung eines Unternehmens oder einer Organisation oder gar zu einer Agentur zu wechseln? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Ehemaligenverein des IAM, Columni & Columni Executive, am 22. März im geschichtsträchtigen Kulturhaus Helferei im Zürcher Niederdorf. Eingeladen zur Gesprächsrunde waren mit Lisa Meyerhans, Karin Baltisberger und Pascal Ihle drei, die aus der Praxis sprechen konnten. Letzterer eröffnete den Abend mit einem Kurzreferat über seinen persönlichen Seitenwechsel im letzten September von der Redaktion der Handelszeitung zur Kommunikationsagentur Furrerhugi, bei der er strategische Kundenmandate und den Influence Blog betreut. Obwohl er von Journalistenkollegen mitunter als „Verräter“ tituliert wurde und nicht selten auf die Meinung stösst, er hätte „von der guten auf die böse Seite“ gewechselt, hat er den Schritt bis jetzt noch nicht bereut.
Zwar sieht der ehemalige stellvertretende Chefredaktor im Journalismus nach wie vor einen Traumberuf, doch sei es für Leute, die etwas bewegen, gestalten wollen, auf Redaktionen schwieriger geworden. „Es geht inzwischen vor allem um Werbeinhalte und Anzeigenkunden“, bedauert er.

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In lockerer Gesprächsrunde: Karin Baltisberger, Lisa Meyerhans, Pascal Ihle (v.l.) – sie alle haben Weiterentwicklungswege gesucht.

Insbesondere fehlende Entwicklungsmöglichkeiten waren es, die Karin Baltisberger im letzten Jahr zum „Seitenwechsel“ bewegten. Als Leiterin des Nachrichtenressorts mit 40 Mitarbeitenden der BLICK-Gruppe sah sie in naher Zukunft keine Karriereoptionen auf Redaktions- oder Verlagsseite – „Der nächste Schritt wäre die Chefredaktion gewesen, aber das war leider nicht in Reichweite mit Anfang 30 in der Schweiz“. Seit einem halben Jahr leitet sie nun die Unternehmenskommunikation der Mobiliar und ist überzeugt, dass es in der Kommunikation von Unternehmen oder Organisationen mehr Entwicklungschancen gibt. Auch Lisa Meyerhans, Kommunikations- und Wirtschaftsberaterin, bemängelt die Weiterentwicklungsperspektiven bei Verlagen und auf Redaktionen: „Verlagshäuser können keine Talente fördern“, sagt sie. Bei ihr ist der Seitenwechsel bereits 15 Jahre her. Von der Wirtschaftsredaktion der NZZ wechselte sie im Jahr 2000 zur Bank Vontobel, wo sie als Leiterin Corporate Communications tätig war bevor sie sich 2011 selbständig machte. Ab und an vermisst sie an ihrer jetzigen Tätigkeit, dass sie abends kein fertiges Produkt hat: „Da hat man seine Zeitung in der Hand gehalten und gesehen, was man gemacht hatte am Tag“.

Für Pascal Ihle waren andere Dinge in seiner neuen Tätigkeit sehr gewöhnungsbedürftig: „Der grösste Kulturschock für mich war die Stundenerfassung bei meinem neuen Arbeitgeber, überhaupt die ganzen Planungstools, das kann alles auch kreativitätshemmend wirken, wenn es überhandnimmt“, bilanziert er.

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Die Columni brachten sich mit spannenden Fragen in die Gesprächsrunde ein.

Ganz ähnliche Erfahrungen hat Karin Baltisberger bei der Mobiliar gemacht: „Ich war schockiert von den regelrechten Sitzungsmarathons und habe als erstes das Protokollschreiben abgeschafft“, schmunzelt sie. Zwar sei man viel besser vorbereitet, schaue voraus, aber dadurch sei man auch sehr statisch, „ich sage manchmal, jetzt machen wir einfach“, das habe ich von meinem Redaktionsalltag mitgenommen, wo wir ja wirklich immer ganz kurzfristig vieles auf die Beine gestellt haben“. Im Grunde genommen können beide Seiten voneinander profitieren. Überhaupt war man sich an diesem Abend einig, dass die Fähigkeiten, die man sich im Journalismus aneignet, auch bestens in der Kommunikation anwendbar sind.

Columni ist die Ehemaligenorganisation der Absolventinnen und Absolventen des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Gegründet von den ersten IAM-Abgängerinnen und Abgängern im Jahr 2003 bildet sie das Netzwerk der Kommunikationsfachleute der ZHAW.

Mit verschiedenen Dienstleistungen bietet der Verein seinen Mitgliedern ein vielseitiges und attraktives Programm. Ziel von Columni ist es, den Ehemaligen einen Mehrwert für ihren beruflichen Alltag zu verschaffen. Im sechsten Semester offeriert Columni den Studierenden eine einjährige Gratis-Mitgliedschaft.

Der Verein pflegt einen intensiven Dialog mit der ZHAW und den Studierenden und wirkt als Basismitglied der Alumni ZHAW und FHSchweiz, dem Dachverband der Schweizer Fachhochschulabsolventen.

Über das kollektive Ritual Diplomfeier

Posted on 16. Oktober 2015 by harz
von Hansjörg Enz, Dozent am IAM

„Darf ich Ihnen meine Mutter vorstellen?“, fragt eine Studentin. „Aber klar, freut mich!“ Und auch wenn sie sie mir nicht vorgestellt hätte, auf den ersten Blick wäre klar geworden, dass das ihre Mutter sein muss. Eine stolze Mutter. Eine der vielen stolzen Mütter, Väter, Geschwister, Freunde, die gekommen sind, um mitzuerleben, wie ihre Rebecca, ihr Simon den Casino-Saal als Studierende betritt und als Studierte mit einem Bachelordiplom in Kommunikation verlässt.

Und so treffen sie sich vor dem Casinotheater Winterthur, sind aufgekratzt, lachen, umarmen sich, wie jedes Jahr. Ich kenne ihre Gesichter, von wenigen die Namen, weil mein Namensgedächtnis nur noch schlechter wird. Ich habe sie immer wieder gesehen die letzten Jahre, im Unterricht, im Praktikum, in der Cafeteria. Vielleicht war ich sogar mitschuldig, dass die am IAM studieren konnten, vielleicht mussten sie bei mir zum Eignungstest antreten.

Aber etwas ist anders heute. Statt enge Jeans, Sneakers, die Haare ungekämmt nach langer Nacht, sind alle fein hergemacht. Die Herren in Anzügen, manche sogar mit diesen merkwürdigen Dingern um den Hals – Krawatten, dem wohl unnötigsten Kleidungsstück, das die Männerwelt erfunden hat. Und das nur, weil sich kroatische Soldaten im 17. Jahrhundert so etwas um den Hals gebunden haben, daher Kroate – Krawatte (so, da hat wieder mal der Dozent in mir durchgeschlagen). Und die Damen – ein herrlicher Anblick: wohlfrisiert, dezent geschminkt, in einem modischen Kleidchen und gar manche auf hochhackigen Schuhen. Und dann schadenfreut man sich schon auf den Moment, wo sie auf den hohen Absätzen die fünf Stufen erklimmen müssen, um auf der Bühne ihr Diplom entgegenzunehmen.

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Diplome holen und Lebenspartner finden
Und dann wird’s dunkel im Saal und das Ritual Diplomfeier nimmt seinen bewährten Gang. Auftritt Professor Daniel Perrin, Erfinder dieses erfolgreichen Studienganges. Bei der ersten Diplomierung vor über 10 Jahren trug er noch eine Spitzbubenfrisur, jetzt die angegrauten Haare zu einem Zöpfchen gebunden. Und er setzt an zu einer seiner gewähltwortigen Kurzansprachen, von denen man nicht weiss, sind sie gut geübt, so dass sie spontan erscheinen oder sind sie wirklich spontan. „Wie in der Vorlesung“, sagt Basil Höneisen, der Moderator des Abends neben mir. Er wird seine Sache sehr gut machen, ist ein Moderationstalent, eine Art unverbrauchter alpiner Sven Epiney, statt Tuxedo, brauner Kittel, statt aufgesetzter Fröhlichkeit (noch) ganz natürliches Auftreten, als hätte er schon immer da oben gestanden. Weiter so. Und es gibt noch weitere Moderationstalente auf der Bühne zu erleben am Abend, zum Beispiel Katharina Krämer, Co-Leiterin des Studienganges, die neckisch bemerkt, dass am IAM nicht nur Diplome geholt, sondern auch Lebenspartner gefunden werden. Sie spricht aus Erfahrung.

Vom Happy Jazz zu Skandal überall
Sie wird zusammen mit André Schibli die Diplome übergeben an 87 Studierende. Und auf der Bühne zwischen den Programmteilen immer wieder die Diplomband des Abends. Auch das hat sich entwickelt über die Jahre, ist zu einem Ritual geworden. In früheren Jahren hat die Combo eines ZHAW-Professors die Feier umrahmt mit Happy Jazz. Dann haben die Verantwortlichen gemerkt, dass das vielleicht nicht ganz die Musik ist der Leute, die auf der Bühne ihr Diplom erhalten. Und seither finden sich jedes Jahr ein paar Studierende zu einer Diplomband zusammen. Und sie interpretieren Songs, die sie gut finden. Ein Stück hat mich berührt. Freedom von Benjamin Siksou.

Ich habe das Glück gehabt, bald 65 Jahre in einem Land zu leben, wo wirklich Friede herrscht, wo die Menschen miteinander reden, gemeinsam Lösungen finden, wo lange Zeit keine Angst herrschte, sondern Vertrauen in die Konsensfähigkeit von Politik und Gesellschaft. Ich fürchte, dass sich das ändert. Es wird Angst gesät, es werden Schuldige gefunden, der Zusammenhalt, die Solidarität im Land nimmt ab. Der Journalismus spielt dabei eine wichtige Rolle. Ich habe mit der Diplomband eines meiner Lieder dargeboten „Skandal überall“. Es befasst sich mit der Art und Weise, wie Medien und Gesellschaft Non-Events wie die Selfies des Stadtpräsidenten von Baden zu Skandalen hochstilisieren. Sie werden von den Medien und dem Publikum eingehender diskutiert als wichtige Themen wie Familienpolitik, Migration oder unser Verhältnis zum Rest der Welt. Diskussionen darüber erschöpfen sich in Abwehr und Slogans wie „frei bleiben“.

Diplomfeier als kollektives Ritual
In solchen Zeiten ist es wichtig, Rituale zu haben wie solche Diplomfeiern. Denn Rituale sind für Übergänge immens wichtig – und zwar nicht nur kollektiv für den Zusammenhalt der Gemeinschaft, sondern auch für die Psyche des Einzelnen. Sie schaffen Nähe, Gemeinsamkeit, Orientierung im Umbruch, der Angst machen oder sogar eine Krise mit sich bringen kann. Diese klugen Worte stammen nicht vom mir, sondern von Professorin Birgitt Röttger-Rössler von der Freien Universität Berlin. Und ich zitiere sie gerne, weil sie mich daran erinnert, dass ich selber vor genau zehn Jahren an der FU Berlin an einer Diplomfeier teilnehmen durfte, die es mir ermöglicht hat, am IAM zu wirken.





Mehr zum Thema:
„Einmal Bordeaux-Diplomfeier JO11 retour, bitte“, von Rebecca Dütschler JO11
Magische Momente und ein Diplom fürs Leben, von Annette Pfizenmayer, Co-Leiterin MAS in Communication Management and Leadership

Das IAM live 2015: Informal Leadership

Posted on 26. Juni 2015 by harz

An unserem Branchenanlass haben sich Forschende und PraxisexpertInnen letzte Woche darüber ausgetauscht, wer am Arbeitsplatz wann das Sagen hat. Nebenbei wurde auch deutlich, was Mani Matter und Informal Leadership gemeinsam haben.

von Deborah Harzenmoser, Kommunikation- und Eventmanagerin am IAM

„Dr Hansjakobli und s Babettli, hei mit em Chuchi-Taburettli …“ – Das Sagen hat nicht immer, wer weiter oben sitzt, und das gilt auch für die Hierarchie in der Arbeitswelt. Eine Führungsrolle in Verhandlungen übernimmt oft, wer das überzeugendere Argument vorbringt oder die eingängigere Geschichte zu erzählen weiss. Darum ging es im diesjährigen IAM live: um Informal Leadership.

„…Ganz lut het obehär ds Babettli
jitz gschtampfet uf das Taburettli
bis dass dr Hansjakobli dopplet
so lut het undenufe topplet…“
Mani Matter

Aus wissenschaftlicher und praxisorientierter Perspektive haben wir das von Mani Matter besungene Taburettli-Verhalten beleuchtet und diskutiert. Während Laura Delaloye (Doktorandin IAM und Uni Lausanne) Ergebnisse aus ihrer Doktorarbeit präsentierte, erzählte Petra Jörg (Leiterin Rochester-Bern Executive Program und Beratungskundin IAM) von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Informal Leadership und illustrierte den Vortrag mit anschaulichen Beispiele aus dem Berufsalltag.

 

Sprache als Führungsinstrument
So hat das Publikum am IAM live erfahren, dass es verschiedene Leader-Rollen und -Typen gibt, und dass man sich strategisch auf Verhandlungen und Meetings vorbereiten sollte, wenn man eine Idee durchsetzen oder einen Vertrag abschliessen will. Zum Beispiel dadurch, dass man sich der eigenen Rolle und jener seines Gegenübers bewusst wird. Intuitiv wissen wir dies. Forschung hilft aber, unser intuitives Handeln im Beruf zu reflektieren, zu systematisieren und es strategisch einzusetzen.

Das Fazit des Abends brachte Daniel Perrin auf den Punkt: „Führen geschieht genau so sehr über Linien, Hierarchien, institutionelle Macht wie auch von unten, situativ, scheinbar chaotisch. In komplexen Fragen entscheidet oft, wer das Richtige zur rechten Zeit so zur Sprache bringt, dass es einleuchtet. Was und wer sich durchsetzt in der Dynamik einer Diskussion, hängt damit ab von menschlicher Präsenz, diskursivem Geschick, kommunikativer Kompetenz.“

Ob Sie in Zukunft die Informal Leadership-Rolle gekonnt im Alltag einsetzen, hängt also mit davon ab, dass Sie sich klar darüber werden, ob sie gerade auf oder unter dem Taburettli stampfen.







Mehr zum Thema:
– Wie wir Praxisprobleme definieren und lösen – ein neuer Fokus fürs IAM live von Aleksandra Gnach, Dozentin und Kommunikationsverantwortliche IAM
– Präsentationen des IAM live 2015 auf Slideshare
– Das Programm IAM live 2015

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