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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Kommunikation als Beruf, im Alltag und zwischendurch. Austausch von ExpertInnen.

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Besuch einer Weltmarke

Posted on 13. November 2018 by Redaktion

Zu den globalen Unternehmen, die von der Schweiz aus operieren, gehört auch ABB. Fast 150 000 Mitarbeitende arbeiten in 100 Ländern für den Technologiekonzern. Dessen Börsenwert ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Zentrale in Baden sorgte aber auch anderweitig für Schlagzeilen: Sie war verantwortlich für ein Vorzeigeprojekt für Unternehmenskommunikation. Das im Sommer 2018 in Zürich veranstaltete Wettrennen mit Elektromobilen („ABB Formula E“) setzte Medienkanäle unter Strom und zog die Massen auf die Strassen. 

von Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach, Professor für Organisationskommunikation und Öffentlichkeit am IAM und Jury-Präsident des Swiss Award Corporate Communications

Das Projekt und das dafür verantwortliche Team haben mit dem Swiss Award Corporate Communications 2018 und dem European Excellence Award 2017 schon renommierte Preise abgeräumt. Eine der Protagonistinnen des Projekts, Patricia Schmidt (Corporate Communications for Brand Transformation & Migration), war zu Besuch bei den über 140 neuen Bachelor-Studierenden des ersten Semesters. Was sie zu erzählen hatte, liess Studierende wie Dozierende hellhörig werden. Denn ihre Story vermittelte drei packende Erkenntnisse aus der und über die Praxis. Sie ist ein lebendiger Beweis für die zentrale Bedeutung der sprachlichen Vermittlung strategischer Organisationskommunikation, welche auch in den IAM-Angeboten zur Aus- und Weiterbildung im Zentrum steht.

Spitzen der OK-Praxis bei Studierenden, von links: Birgitta Borghoff (IAM, Moderation), Judith Lauber (pr suisse, Präsidentin), Patricia Schmidt (ABB), Daniel Bieri (Swiss Award Corporate Communication).

Erste wichtige Erkenntnis: Die ABB-Führung denkt die Unternehmensprozesse massgeblich auch von der Marke – und damit von Erzählungen, Messages und ihren Medien – her. Markenentwicklung ist einer von vier strategischen Schwerpunkten des Konzerns. Und wird konsequent umgesetzt – bis hin zur Entwicklung einer eigenen Schrift. Der Tatbeweis, dass Kommunikation für Organisationen von grundlegender Bedeutung ist, könnte eindrücklicher nicht sein.

Zweite wichtige Einsicht: Die Marke ist nicht nur ein positionierendes Versprechen, nicht nur ein Erscheinungsbild oder Slogan. Sie ist all das zusammen, verbunden mit Unternehmensstrukturen, -prozessen und
-leistungen, und all das gebündelt in Geschichten. Der Wandel von einer industrialisierten hin zu einer digital vernetzten und nachhaltigen Wertschöpfung ist der Plot der ABB-Markenstory. Und diese ist mit dem E-Autorennen (dem ersten seit Jahrzehnten in Zürich) sowie damit verknüpften Aktivitäten on- und offline 
wirkungsvoll erzählt worden.

Die dritte wichtige Einsicht: Wenn eine Markenstory zum Kern des „Kommunikationshaushalts“ einer Organisation wird, also die verschiedenen Prozesse, Erzählungen, Messages, Medien und Arenen miteinander zu verknüpfen in der Lage ist, dann entwickeln sich positive Rückkoppelungen wiederum auf andere Unternehmensprozesse. Patricia Schmidt erwähnte die Bedeutung, welche die Rekrutierung oder auch die Meinungen der „Kunden von Kunden“ auf die Akquisition heute besitzen. Kommunikationsqualität, Markenwert und Unternehmensgewinne hängen eben aufs Engste miteinander zusammen.

Am IAM entspann sich zwischen der jungen ABB-Vertreterin und den Studieneinsteigenden eine lebhafte Diskussion (Moderation: Birgitta Borghoff, IAM). Gerahmt wurde sie durch den Auftritt des Organisators des Swiss Award Corporate Communication, Daniel Bieri, und der neuen Präsidentin des Trägerverbands „pr suisse“, Judith Lauber: Sie vermittelte den Studierenden, welchen direkten Nutzen einzelne Aktivitäten des Verbands wie der Branchen-Newsletter, die Stelleninserate oder die Qualitätsdebatten für Karrieren haben können.


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Mäuschen oder Manager

Posted on 19. September 2018 by Redaktion

Wie steht es um das Selbstbewusstsein von Kommunikatoren in Zeiten des Wandels? Angesichts neu entstehender Aufgabengebiete wittert so mancher Berufsvertreter die Chance, nun das eigene Standing zu stärken – andere verlieren sich dagegen in Chaos und Unsicherheit.

Interview mit IAM-Professorin Nicole Rosenberger von Anne Hünninghaus, Redaktorin beim Magazin «pressesprecher»

Gebeutelt vom Dauerchange, überfrachtet mit einer Vielzahl neuer Aufgaben und das alles bei einem offensichtlichen Mangel an Strukturen: Auf Kommunikatoren stürmt zurzeit eine Menge herein. Die gute Nachricht: Zumindest teilweise haben seine Vertreter es selbst in der Hand, etwas daran zu ändern und die eigene Rolle (neu) zu definieren. Die schlechte Nachricht: Auch das kostet eine Menge Energie – und Geduld.

Beides aufzubringen fällt deshalb so schwer, weil schon die vergangenen Jahre einem Marathon glichen. Nach dem Trend, eine integrierte Kommunikationsabteilung zu schaffen, sollten plötzlich überall Newsrooms entstehen, Kanäle für Multichannel-Storytelling wurden aufgebaut und Labs eingerichtet. Vieles davon musste zusätzlich zu den Aufgaben in Pressearbeit, Reputationspflege, Controlling und Co. geleistet werden. Klingt nach einer Zeit, sich endlich auf den Lorbeeren auszuruhen – eigentlich. Ist es aber nicht.

Anja Schäfer*, die anonym bleiben möchte, spricht offen über das Phänomen, dass Ansprüche bei nahezu gleichbleibenden Ressourcen zunehmen. Das achtköpfige Kommunikationsteam eines Forschungsinstituts, dem sie angehört, musste in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben übernehmen. Ein Corporate Blog sollte her, verschiedene Social-Media-Kanäle wurden eingerichtet, Präsenzen in Berufsnetzwerken geschaffen. Zudem nahm die Themenvielfalt des wachsenden Instituts stetig zu. Neben der Veranstaltungsbetreuung und weiteren Pressearbeit hat das Team nun alle Hände voll zu tun, die diversen Kanäle zu bespielen.

«Teils gehen Entscheidungen zu Neuerungen in der Kommunikation mit der Strategie einher, teils werden sie isoliert gefällt», sagt sie. Die zusätzlichen Kanäle hätten aus Schäfers Sicht angesichts der Überstundenkonten eigentlich die Einstellung von zwei bis drei weiteren Vollzeitkräften erfordert. Aber dafür würden keine Mittel bereitgestellt.

Neue Ära, neue Kämpfe

«Die Unternehmenskommunikation wurde jahrelang absorbiert von der Aufgabe, digitale Neuerungen zu installieren und zu etablieren», sagt Nicole Rosenberger, Professorin für Organisationskommunikation und Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Um herauszufinden, wie Kommunikatoren ihre Rolle leben und welche Ansprüche sie an sich selbst stellen, wohin sich ihr Beruf entwickelt und welche die grössten Wandlungsfelder sind, startete Rosenberger 2017 zusammen mit Markus Niederhäuser eine Studie im DACH-Raum. Um das Bild zu komplettieren, befragten sie in Experteninterviews nicht nur Kommunikationsverantwortliche, sondern auch Führungspersonal mit Aussenblick auf Kommunikatoren, beispielsweise aus Vorständen und Marketing. 

«Die Mehrheit der Kommunikatoren war schon bisher sehr stark mit der Digitalisierung der Kanäle gefordert», sagt Rosenberger. «Nun kommt die Disruption in den Unternehmen hinzu: Im Zuge der Digitalisierung werden ganz neue Geschäftsmodelle entwickelt. Ein Quantensprung.» Was also nach der Digitalisierung der Kommunikation startet, ist die Kommunikation der Digitalisierung – und die laufe mit oder ohne die Kommunikatoren. «Sie sollten das Feld also nicht den anderen überlassen.»

So sieht es laut Studie auch das Führungspersonal in Unternehmen: Wenn sich die Unternehmenskommunikation nicht das Mandat nimmt, dieses Thema als aktiver Treiber voranzubringen, dann ist sie schnell passé. Stattdessen übernehmen IT und Marketing die Federführung. Rosenberger: «Alle Beteiligten sind sich einig, dass Kommunikatoren dringend gebraucht werden und selbstbewusst sein sollten. Dass CCOs die Kommunikation der Digitalisierung prägen und die Mitarbeiter, die durch Social Media selbst verstärkt zu Sendern werden, zur Kommunikation befähigen, ist erwünscht – und für das Unternehmen insgesamt von unschätzbarem Wert.»

Manager der Digitalisierung

In Zeiten des Changes gebe es naturgemäss Grabenkämpfe um Kompetenzen. Die eigene Rolle klar zu definieren und Themen zu beanspruchen, wird wichtiger denn je. Langsam setze das Bewusstsein ein, dass es nicht mehr nur um die Vielfalt der Kanäle geht, sondern auf in eine ganz neue Ära, glaubt Rosenberger.

Wenig zuträglich für das Selbstbewusstsein ist die herrschende Verunsicherung, die aus solchen Change-Situationen resultiert. Dabei sind viele aktuell gefragte Kompetenzen, wie vernetztes Arbeiten und die interne wie externe «Übersetzung» und Moderation von Themen, seit jeher Kerngeschäft der Kommunikation. Darauf solle man sich besinnen, rät Rosenberger, anstatt sich selbst – gerade in puncto digitaler Transformation – mit überhöhten Ansprüchen zu überfordern. «Ich muss verstehen, was die neuen Technologien können, beispielsweise wie Algorithmen funktionieren, aber ich muss nicht selbst programmieren können.»

Auch Cornelia Müller, die bei der Aareal Bank Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die interne Kommunikation sowie Marketing verantwortet, glaubt nicht, dass der Job heute grundlegend andere Fähigkeiten erfordert als vor 15 Jahren. Zu den wichtigsten Kompetenzen gehöre heute wie damals die Fähigkeit, sich zu vernetzen, kollaborativ zu arbeiten und Menschen quer durchs Unternehmen zur Zusammenarbeit und Kommunikation zu befähigen.

«Zum ITler werden muss der Kommunikator nicht. Aber er sollte neue Techniken unbedingt verstehen lernen. Um Spezialisten zu führen, muss er wissen, wie die Dinge funktionieren und was alles möglich ist», sagt sie. Natürlich brauche es ein Grundverständnis dafür, wie sich beispielsweise Datenspezialisten einsetzen liessen, operative Kompetenzen in diesem Bereich seien aber zu viel verlangt. Stattdessen kommt es auch darauf an, dass Schnittstellen zu anderen Experten – an denen Kommunikationsabteilungen schon immer eng anknüpfen mussten – neu definiert und gepflegt werden.

Generalisten sind nach wie vor gefragt

«Es ist ein sinnvolles Zukunftsszenario, angrenzende Bereiche immer weiter miteinander zu vereinen», sagt Corinna Krause, Director Corporate Communications beim Berliner Technologieunternehmen First Sensor. Das bedeute, nicht nur enger zusammenzuarbeiten, sondern die Unternehmenskommunikation ganzheitlicher zu denken.

Krause verantwortet im Unternehmen neben Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie interner Kommunikation auch die Investor Relations. Früher war diese Aufgabe an die Finanzbuchhaltung angegliedert, heute liefert diese die Zahlen an Krause und ihr Team. Eine folgerichtige Entscheidung, findet die Kommunikationschefin. Schliesslich unterschieden sich Investoren in ihren Ansprüchen nach guter Kommunikation nicht von anderen Stakeholdern wie Mitarbeitern, Medien und Öffentlichkeit.

«Der Investor will die Zusammenhänge und Entwicklungen verstehen und keine reine Zahlensammlung präsentiert bekommen.» Je mehr der Bereich in die Unternehmenskommunikation hineinwuchs, desto zufriedener zeigten sich die Aktionäre mit Kommunikation und Betreuung, berichtet Krause. Sukzessive landeten weitere Aufgaben auf ihrem Tisch, immer mehr Fragen vonseiten des Vorstands schlugen bei ihr auf. IR-Budget und Mitarbeiterin wurden schliesslich bei ihr angedockt.

Im Unternehmen werde die Kommunikation als wichtiger Partner und Berater gesehen. Wie abhängig das Standing der Abteilung von der Person des Geschäftsführers ist, weiss Krause noch aus ihrer Zeit als Beraterin. Wenn an der Spitze die Bedeutung erkannt werde, ziehe sich dieses Bewusstsein durchs ganze Unternehmen. Die Realität jedoch sieht oft anders aus. Dass gerade die interne Kommunikation als nachrangig betrachtet werde, sei nach wie vor Alltag. Ebenso, dass das Marketingbudget grösser sei als das der Kommunikationsabteilung.

Grabenkämpfe um Macht oder Budgets gebe es in ihrem Unternehmen zwar nicht. Aber die Bereiche könnten durch eine bessere Arbeitsteilung schneller funktionieren. Zu oft gebe es die Situation, dass sich Mitarbeiter aus beiden Teams parallel in ein komplexes Thema einarbeiteten. «Wir müssen uns koordinieren, denn gerade Schnelligkeit von Themen, gerade durch digitale Medien, das ist künftig die grösste Herausforderung», sagt Krause.

Reflexion versus Hamsterrad

Für ihre Studie wollten auch Nicole Rosenberger und Markus Niederhäuser wissen, was die grösste Herausforderung sei, welche die digitale Transformation an Kommunikatoren stelle. Das Ergebnis überraschte: «An erster Stelle wurde keine technologische Komponente genannt, sondern die Frage: Wie befähige ich alle Mitarbeiter im Unternehmen zur Kommunikation?»

Trotz aller Kritik an den Umständen mag Anja Schäfer ihren vielseitigen Job im Institut, in dem sie Gestaltungsspielraum hat, ihre Ideen umzusetzen. Wäre da nicht die chronische Überlastung, das Gefühl in der Kommunikationsabteilung Getriebene der Entwicklung zu sein. «Am meisten wünsche ich mir Kapazitäten, um Prozesse strategisch aufzusetzen und dass die Kommunikationsleitung dieses Thema offensiver vorantreibt.» Das Entwickeln von Konzepten und die Evaluation kämen zu kurz, das Abarbeiten im Hamsterrad überwiege. «In unserem Institut sind wir der Kropf, um es mal böse zu formulieren», sagt Schäfer. Zu oft werde die Kommunikationsabteilung als Dienstleister gesehen, im Zweifelsfall habe sie sich zu beugen, bestehe zum Beispiel Uneinigkeit mit den Wissenschaftlern.

Eine Strategie auf drei Ebenen

Eigentlich hätten Kommunikatoren Lust, die neuen Herausforderungen anzugehen, so die Beobachtung der Schweizer Professorin Nicole Rosenberger. Das Problem sei, dass im hektischen Alltag Ruhe und Kapazitäten fehlten.

Doch wie lässt sich das Standing der Unternehmenskommunikation stärken, wenn dem CEO das Bewusstsein für dieses wichtige Thema fehlt? Rosenberger empfiehlt: Zunächst müssen auf der Mikroebene, das heisst innerhalb der Kommunikationsabteilung, digitale Kommunikation ermöglicht und die Mitarbeiter weiterentwickelt werden. Auf der Mesoebene gilt es, die Rolle der Corporate Communications innerhalb der Organisation festzulegen und deren Transformation nicht einfach zu begleiten, sondern mitzugestalten. Und schliesslich wird auf der Makroebene definiert, welche Rolle sie im Austausch mit externen Stakeholdern wie Gesellschaft und Märkten einnehmen sollte, mit welchen Instrumenten sie beispielsweise Akzeptanz für neue Geschäftsmodelle schaffen kann.

«Kommunikatoren sollten sich für alle drei Ebenen Strategien zurechtlegen und jeweils prioritäre Ziele formulieren», rät Rosenberger. Nur wer der eigenen Rolle auf diese Weise Bedeutung zuschreibe, sich der eigenen Ambitionen bewusst sei und diese immer wieder in Richtung Unternehmensführung kommuniziere, bekomme die Kompetenzen auch zugesprochen.

* Name von der Redaktion geändert

Dieser Beitrag erschien zuerst im Magazin «pressesprecher».

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Wenn Mitarbeitende zu Influencern werden

Posted on 8. Mai 2018 by harz

SBB-Zugführer Markus L. staunte nicht schlecht, als sein Bettwaren-Fischer-Imitations-Video – adaptiert für die SBB – Mitte März zu einem viralen Hit wurde.

von Markus Niederhäuser, Leiter Weiterbildung und Prof. Dr. Nicole Rosenberger, Professorin für Organisationskommunikation und Management, beide am IAM

Eigentlich hatte er ja nur für die Generalversammlung des Verbands Schweizer Lokführer und -Anwärter (VSLF) ein lustiges Video drehen wollen. Da bei der GV der Beamer streikte und der Film nicht gezeigt werden konnte, lud er das Video kurzerhand auf die Facebook-Seite des Verbands, von wo aus die Geschichte ihren viralen Anfang nahm. Die SBB-Kommunikation war zuerst über das filmische Machwerk nicht sehr begeistert, es gab ein Hin und Her, Ansätze eines Shitstorms, bis sich SBB-Chef Andreas Meyer persönlich einschaltete und seinem Mitarbeiter über Twitter mitteilte: «Merci für das Video, lieber @LokfuhrerMarkus. etwas #sbb Humor und Selbstironie schadet nie. Du hast Talent!». Damit war Entwarnung gegeben; dem Mitarbeiter fiel ein riesengrosser Stein vom Herzen, wie er auf seinem Twitter-Kanal freimütig bekannte.

Der Mitarbeiter als Botschafter fürs Unternehmen: Im letzten November noch hatten die SBB ihre Mitarbeitenden ermuntert, über den Hashtag #SBBconnect als Markenbotschafter aktiv zu werden. Die Vernetzung mit den Kunden, so die Idee dahinter, funktioniert digital am besten.

Wie gehen wir damit um?
Wo immer man sich umhört: Das Thema «Mitarbeitende als Botschafter» oder neudeutsch als «Influencer» wird intensiv diskutiert und stellt viele Organisationen vor grosse Herausforderungen. Soll man die Mitarbeitenden ermutigen, auf Social Media über das eigene Unternehmen zu reden? Welches sind die Chancen, welche Risiken stellen sich? Und welche Kompetenzen brauchen die Mitarbeitenden, um überhaupt mit den neuen Medien professionell umgehen zu können?

Wir beschäftigen uns seit über einem Jahr im Rahmen eines grösseren Forschungsprojekts mit der Rolle der Kommunikation in der digitalen Transformation. Unter anderem haben wir in qualitativen und quantitativen Befragungen untersucht, ob und wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden befähigen und ermuntern, als digitale Botschafter gegen innen und aussen zu wirken. Rund die Hälfte der befragten Schweizer Kommunikationschefs hat dabei angegeben, dass sie ihre Mitarbeitenden aktiv animieren würden, über die sozialen Medien als Botschafter zu wirken.

IAM live
Unser Branchenanlass «IAM live» nimmt sich am 6. Juni 2018 diesem Thema an. Unter dem Titel «Wenn Mitarbeitende zu Influencern werden – Chancen und Risiken für Unternehmenskommunikation und Journalismus» stellen wir zum einen Ergebnisse und Erkenntnisse aus unserer Forschung vor. Zum anderen wird das Thema in einem Podiumsgespräch mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis aus der Sicht der Unternehmenskommunikation sowie aus Sicht des Journalismus diskutiert. Als Gäste aus der Praxis sind auf dem Podium dabei: Sarah Stiefel, Leiterin Digitale Kommunikation der SBB AG, Sandro Brotz, Moderator Rundschau, SRF sowie Moritz Kaufmann, Wirtschaftsredaktor des Sonntagsblick.

IAM live, 6. Juni 2018, 18.30 Uhr, am IAM in Winterthur
«Wenn Mitarbeitende zu Influencern werden – Chancen und Risiken für Unternehmenskommunikation und Journalismus».

Zu Programm und Anmeldung

Das Gebäude des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft aus der Froschperspektive mit blauem Himmel.

 

PR auf Hochtouren – dank tiefem Tunnel

Posted on 10. November 2017 by harz

Wie beste Praxis am IAM Schule macht

von Peter Stücheli-Herlach, Jury-Präsident des Swiss Award Corporate Communications und Professor am IAM

Der Gotthard ist für die Schweiz ein Mythos. Er erzählt vom jahrhundertelangen Ringen um die Überwindung des Alpenübergangs von Nord nach Süd. Seit letztem Jahr ist der Mythos um eine Legende reicher. Die Eröffnung des neuen Eisenbahntunnels an der Basis des Bergs (“NEAT”), des längsten seiner Art in der ganzen Welt, schrieb Geschichte. Und diese ist nun auch zu einem Meilenstein in der Schweizer Kommunikations- und PR-Geschichte (“Public Relations”) geworden. Das Projekt “Gottardo 2016” der SBB und ihrer Partner war mit einem Budget von über 12 Mio. Fr. geradezu gigantisch gross. Und mit dem Hauptpreis des Swiss Award Corporate Communication, den es diesen Herbst (nebst zahlreichen anderen Auszeichnungen) erhielt, ist bestätigt: Es war auch gigantisch gut.

Anfang November waren die SBB und die Organisatoren des Swiss Award Corporate Communications am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW zu Gast. Das Spitzentreffen fand im Rahmen der Einführungsvorlesung Organisationskommunikation und Öffentlichkeit (Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach) unter Leitung von Birgitta Borghoff (wissenschaftliche Mitarbeiterin) statt. Den Studierenden bot sich die Gelegenheit, “best practice” der strategischen Organisationskommunikation vom Feinsten kennen zu lernen – und das aus erster Hand.

Stelldichein vor Nachwuchsleuten, von links: Birgitta Borghoff (IAM, Moderation), Rudolf Blankschön (SBB), Peter Eberhard (pr suisse) und Daniel Bieri (Swiss Award Corporate Communications).

Rudolf Blankschön, Leiter Markenführung und -erlebnis bei den SBB, präsentierte die “Gottardo”-Kommunikation. Sie lief entlang einer so genannten “Perlenkette” von Teilkampagnen, Einzelmassnahmen, Events und Ausstellungen während dreier Jahre. Eindrücklich ist dabei nicht nur die Managementleistung zur Koordination verschiedener Auftraggeber und Partner. Eindrücklich ist auch, wie Medien konvergent orchestriert worden sind, um eine einzige Geschichte in unzähligen Variationen mit ganz unterschiedlichen  Dialoggruppen zu teilen. Es ist die Geschichte einer schweizerischen Meisterleistung in Sachen technologischer Präzision, politischem Mut und öffentlicher Kommunikation. Dafür stand das eigens kreierte, rot gefärbte und quadratförmige Logo mit einem modernen Zug, der gerade aus einem Tunnel hervorsticht. Von Beginn weg war es das Ziel, Öffentlichkeit zu schaffen, betonte Blankschön. Nicht Verkauf und Zufriedenheit mit einzelnen Produkten, sondern Bekanntheit und Reputation seien im Vordergrund gestanden. Dass diese Positionierung im Diskurs auch gelungen ist, zeigten zum einen die vielfältigen Inszenierungen der Geschichte als strategische “Sinnformel” über drei dramaturgische Etappen, aber auch die gelungenen Übersetzungen in unterschiedliche Aufgabenfelder und Arenen hinein. Schliesslich zeigten auch die Ergebnisse von Imageumfragen, dass das Projekt als voller Erfolg gewertet werden kann.

Die Studierenden am IAM diskutieren anhand des Paradebeispiels nun drei Fragen, die als Schlüssel für die Qualifikation zu einer reflektierten Praxis der Organisationskommunikation gelten können. Diese Fragen zielen auf die Leistung von Organisationskommunikation für die Gesellschaft (1), auf das reflektierte Vorgehen von Profis dieses Faches (2) und darauf, wie die Beteiligung sehr vieler Personen und Organisationen an dieser Art der Wertschöpfung koordiniert, strukturiert und integriert werden kann (3).

In der Einführungsvorlesung bis zum Ende des Semesters wird “Gottardo” immer wieder als typisches Beispiel für Professionalität gelten können. Dafür also, dass Organisationskommunikation ein Prozess der Wertschöpfung ist, also Nutzen für die Beteiligten stiften muss. Dafür, dass Profis einerseits klug planen, anderseits aber auch gekonnt improvisieren müssen, was in Kombination die Praxis des “Designens” von Organisationskommunikation ausmacht. Und dafür schliesslich, dass der Nutzen, den Kommunikation erzeugt, immer ein Gemeinschaftswerk ganz vieler Beteiligter ist. Blankschön nannte das vor Studierenden das Prinzip der “Co-Creation“.

Rudolf Blankschön, SBB-Projektleiter, erläutert das Jahrhundertprojekt (Screenshot des Award-Films, www.award-cc.com/de/gallery).

Das Spitzentreffen liess noch anderweitig tief blicken. Zugegen waren nämlich auch einer der Organisatoren des Awards,  Daniel Bieri, der aufzeigte, wie der Swiss Award Corporate Communication in den letzten Jahren Massstäbe gesetzt hat; wie er dazu beitragen konnte, dass die Branche vom “reinen Marketing-Denken” wegkommt und für eine Welt fit wird, in der digitale Medien herkömmliche Grenzen zwischen Berufsdomänen verwischt haben. Und weitere Branchenprominenz war ebenfalls vor Ort. Der Präsident des Dachverbandes “pr suisse“, Peter Eberhard, führte den Nachwuchsleuten vor Augen, wie unübersichtlich die Branche in den letzten Jahren geworden ist, und wie wichtig es deshalb ist, sich auf die Kernfunktionen des Berufs zu besinnen: Professionelle Organisationskommunikation mehrt die Werte der Verständigung und des Vertrauens. Und sie tut es mit ethischen Standards wie dem Wahrheitsgebot und der Transparenz, die jenen des Journalismus in nichts nachstehen.


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Community Communication im Radio

Posted on 2. November 2017 by harz

Wie funktioniert eigentlich Community Communication? Die Blog-Serie «Community Communication im Profil» von Bernet_PR zeigt Beispiele aus der Praxis. Verantwortliche werden gefragt, wie sie mit ihrer Community sprechen, was sie herausfordert und was sie noch mit ihren Communities vorhaben. Alexander Blunschi, Tagesprogrammverantwortlicher bei Radio SRF 3 und Absolvent des CAS Community Communication, erzählt in diesem Fall, wie SRF 3 die Beziehungen zu 1,3 Millionen anonymen Hörern pflegt.

Wie setzt ihr Community Communication ein, was ist euer Projekt?

Die beiden wichtigsten Instrumente für die Community Communication sind für uns das Mail ins Studio und Events offline.
Das Studiomail ist einer der Hauptkommunikationswege für unsere User und Hörer, um mit den Machern von SRF 3 in Kontakt zu treten: direkt, ungefiltert und persönlich. Diese Möglichkeit ist bei der Hörerschaft bekannt und wird auch auf dem Sender beworben. Die Anwendung ist simpel: auf srf3.ch den Button «Mail ins Studio» anklicken, schreiben, basta.
Sämtliche SRF-3-Mitarbeiter haben Zugriff auf den «Studiomail-Account». Wenn persönliche Fragen an Moderatoren gerichtet werden, antworten sie in der Regel selbst. Auch die verantwortlichen Produzenten schreiben regelmässig Antworten. Als publizistisch verantwortlicher Wochenchef beantworte auch ich täglich mehrere Mails.

Reale Begegnungen sind für uns ungleich wichtiger als Online-Kontakte. Online befriedigen wir die Bedürfnisse der Hörer und User – im realen Leben gewinnen wir Fans. Zu unseren Events gehören Musik- und Comedy-Showcases mit Gästekapazitäten zwischen ein paar Dutzend und wenigen hundert. Exklusivität ist Trumpf. Zudem sind wir vor Ort: Zum Beispiel das Sendestudio in St. Moritz während der SKI-WM, Live-Sendungen von den grossen Sommer-Musik-Openairs und die einwöchige 24-Stunden-Livesendung «Jeder Rappen zählt».
Schliesslich begrüssen wir jährlich hunderte von Hörern bei uns im Studio auf Studioführungen. Die Besucher treten direkt mit den SRF 3 Moderatoren in Kontakt und schauen ihnen bei Live-Sendungen zu, oder wirken gar mit, wie dies im Rahmen von «Hallo SRF» der Fall ist.

Was ist schwierig?

Allen Hörern gerecht zu werden. Es gibt Themen, Berichte, Wettbewerbe oder ganze Sendungen, die starke Emotionen auslösen und enorm viel Feedback generieren. In solchen Situationen schnell und umfassend allen Hörern zu antworten, ist teilweise schlicht unmöglich.
Eine zweite Schwierigkeit stellt die Unmittelbarkeit der Kommunikation dar. Moderatorinnen und Moderatoren geniessen eine grosse Bekanntheit und polarisieren bei Teilen der Hörerschaft. Entsprechende Feedbacks zu lesen, zu einer Arbeit, in die man Herzblut steckt, ist ab und an kräfte- und energieraubend. Vor allem dann, wenn der Anstand fehlt und die SRF 3 Macher beschimpft werden.

Was habt ihr bereits erreicht?

Mit dem Mail ins Studio haben wir erreicht, dass wir unseren Hörern eine verlässliche Kontaktmöglichkeit bieten können, die sie rege nutzen. Programmfragen, Lob und Kritik sowie Anregungen für Themen können so einfach und schnell ans SRF 3 Team geschickt werden. Nicht selten kommt es auch zu einem regen Mailwechsel zwischen Hörer und Moderator oder man ruft den Hörer an.

Was habt ihr noch vor?

Eine ungelöste Frage ist die Verwaltung der Adressen unserer Hörer. SRF 3 sammelt keinerlei Daten von Hörern und Usern. Hier bestünde allenfalls Potential, wobei diverse Fragen erst geklärt werden müssten.


Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog von Bernet_PR und entstand rund um ihr Engagement im CAS Community Communication am IAM. Bernet_PR doziert und ist mitverantwortlich für die Kursleitung. Der nächste Lehrgang startet im Januar 2018. 

CAS Community Communication: Infos und Anmeldung


 


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Medienkonferenz – wie man ein «Auslaufmodell» aufwertet

Posted on 20. Juli 2017 by harz

Mit welchen Formaten erreicht man die Journalisten heute und was machen Unternehmen und Verwaltungen, um ihre Botschaften zu verbreiten? Sind Medienmitteilungen und Pressekonferenzen bald nur noch Reminiszenzen einer vergangenen Welt? Mit diesen Themen befasste sich Columni,die Ehemaligenorganisation des IAM, an ihrem Event anfangs Juni.

von Kathrin Reimann, Redaktorin ZHAW Impact

Columni traf mit dem Thema ins Schwarze: Der Anlass löste grosses Interesse aus. Über 50 Interessierte lauschten dem Referat von Markus Brotschi, welches den spannenden Diskussionsabend einleitete. Der Bundeshausredaktor des Tagesanzeigers hat für seine Masterarbeit an der ZHAW mit Journalisten und Kommunikationsfachleuten gesprochen und eruiert, in welchen Fällen Medienkonferenzen besucht werden, und aus welchen Gründen. Die Ergebnisse seiner Leitfadeninterviews stimmen mit seiner eigenen Wahrnehmung überein: «Medienkonferenzen haben deutlich an Bedeutung verloren.» Damit eine Konferenz besucht werde, sei mehr als ein vorgelesenes Referat nötig. «Es braucht politischen Sprengstoff oder die Anwesenheit einer wichtigen Persönlichkeit», so Brotschi. Dies könne den nötigen Mehrwehrt schaffen. «Zudem ist die Medienkonferenz für den Journalisten wichtig, um O-Töne einzuholen, mit Entscheidungsträgern in Kontakt zu treten und vielleicht auf diesem Weg sogar an eine exklusive Geschichte zu kommen.»

Nach dem journalistischen Input holten die Moderatoren und Columni-Vorstandsmitglieder Sabine Östlund und Massimo Diana den Kommunikationsleiter der Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich, Beni Tommer, sowie Sepp Huber, langjähriger Leiter der Swisscom-Medienstelle, ins Gespräch. Weil Huber den Medienwandel miterlebt hat, weiss er, wie man mit entsprechenden Veränderungen umgeht. Seine Antworten auf die digitalisierte Kommunikation sind unter anderem Video-Medienmitteilungen, Online-Konferenzen und eigene «journalistische» Inhalte. Bedauerliche Erscheinungen des Medienwandels sind für Huber eine schnellere und oberflächlichere Berichterstattung. «Oft mangelt es an Zeit und an Dossierkompetenz.» Beni Tommer kann sich dank seines Informationsmonopols und Skandalgeschichten wie den Fällen Carlos und Magdici/Kiko nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen. «Man hört mir zu», so sein Fazit. Doch auch er ist froh um dossierstarke Journalisten der NZZ und des Tagesanzeigers, die «wissen was läuft und an denen sich andere Medienschaffende orientieren». Tommer setzt deshalb auf Round-Table-Gespräche, bei denen Experten Medienschaffende für ein aktuelles oder ein kommendes Thema sensibilisieren.

Bild: Deborah Harzenmoser

Die Ehemaligenorganisation Columni veranstaltet 6 Events pro Jahr. (Bild: Deborah Harzenmoser)

Sepp Huber setzt bei seinen Medienanlässen hingegen auf Hintergrund. «Wenn wir Technik erlebbar machen und Fachexperten mitbringen, haben wir Besucherzahlen wie noch vor zehn Jahren an einer klassischen Pressekonferenz.» Je nach Thema müssten Setting, Timing und auch der Durchführungsort der Konferenzen angepasst werden, um ein grosses Interesse zu generieren. Die Swisscom setzt zudem auf ihr Newsportal, für das das Unternehmen eigenen journalistischen Content produziert, etwa in Form von Experteninterviews, in denen sie sich eigenen kritischen Fragen stellen. «Bei den Journalisten kommt das Angebot gut an, um es Unternehmens-intern allerdings umzusetzen, bedingt es Power.» Für Medienschaffende, die solchen Content nicht annehmen, biete man auch die bisherigen Möglichkeiten etwa in Form von Interviews oder eigenen kritischen Fragen. Beni Tommer hat indes Skrupel vor eigenem journalistischem Inhalt. «Ich glaube nicht, dass es akzeptiert wird, wenn ein Unternehmen die journalistische Rolle einer objektiven Berichterstattung selber übernimmt.» Und auch für Markus Brotschi ist diese Form von Content ein No-Go: «Für mich ist das ein alarmierendes Zeichen. Auch wenn auf den Redaktionen die Zeit fehlt, müssen Journalisten die Berichterstattung selber machen.» Für Beni Tommer ist es wichtiger «als den Journalisten zu übertölpeln» einen Weg zu finden, den eigenen O-Ton und die eigene Narration der Geschehnisse zu verbreiten. «Ein bewährter Weg dafür sind Redaktionsgespräche, bei denen man sich gegenseitig auf den Zahn fühlt.» Die von Brotschi erwähnten Exklusivgeschichten, welche an Medienkonferenzen generiert werden können, sind für Tommer wie auch für Huber nicht ideal. Bei der Swisscom ist es als börsenkotiertes Unternehmen heikel, die Justizdirektion fürchtet verbrannte Finger oder journalistische Retourkutschen von Uninformierten.

Medienkonferenzen haben, so lässt es sich aus den Aussagen der drei Medienexperten schliessen, durchaus Potential, wenn sie ein Thema mit Sprengstoff behandeln, einen Experten stellen, etwas erlebbar machen (wie z.B. ein Gefängnis von innen sehen) und wenn sie O-Töne von Experten und Verantwortlichen liefern. Aber auch Round-Table-Gespräche oder Redaktionsbesuche können für Unternehmen hilfreich sein, um mit Journalisten in Kontakt zu kommen und eigene Botschaften und Sichtweisen zu verbreiten.


Columni ist die Ehemaligenorganisation der Absolventinnen und Absolventen des IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Mehr Infos: www.columni.ch

 

Donald Trumps Wirtschaftspolitik: Vertrauen oder Voodoo?

Posted on 6. April 2017 by harz
von Roland Waibel, Professor für systemisches Management und Gastdozent im CAS Wirtschaftskompetenz am IAM

Was ist von der Trumpschen Wirtschaftspolitik zu erwarten? Die Börse jubelt ob der geplanten Deregulierungen, Infrastrukturmassnahmen und Steuersenkungen. Die optimistische Reaktion der Märkte hat sich bisher noch nicht in harten Wirtschaftsdaten niedergeschlagen. Insbesondere die protektionistische Handelspolitik nach dem Motto «America first!» widerspricht zentralen ökonomischen Erkenntnissen.

Gute Wirtschaftspolitik ist komplex
Wir alle hätten es in unserer hyperkomplexen Welt gerne eindeutiger, klarer, reduzierter, einfacher. Dies wird ein Wunschtraum bleiben: Politik ist die Kunst des Machbaren, und machbare Lösungen sind heute meist ebenso komplex wie deren Ursprungsprobleme. W. Ross Ashby hat sein Gesetz der erforderlichen Varietät (Law of Requisite Variety) bereits vor 60 Jahren formuliert: Einer zunehmenden Umfeldkomplexität kann nur mit einer adäquaten Binnenkomplexität begegnet werden. Wie ist in diesem Licht Donald Trumps bisherige Wirtschaftspolitik zu beurteilen? Als Politnovize scherte er sich keinen Deut um umfassende, vernetzte Analyse und daraus abgeleitete Lösungsvorschläge. Sein Markenzeichen sind einfache Fixes. Der amerikanische Arbeiter wird durch chinesische Konkurrenten bedroht? Ausstieg aus dem transpazifischen Handelsabkommen TTP! Strafzölle werden die Chinesen abprallen lassen. Wie können Öl, Gas- und Kohleabbau gefördert werden? Durch Abbau von Umweltschutzregeln! Und ohnehin und immer wieder: «America first!»

Vertrauen als wichtiges wirtschaftliches Asset
Das Management komplexer Systeme, wie z.B. eine Wirtschaft oder eine Nation, setzt nicht nur gutes Handwerk in Form von stimmiger Analyse und adäquater Politik voraus, sondern auch das Verständnis in die Bedeutung von flüchtigen Werten wie Berechenbarkeit und Vertrauen. Eine Politik der ruhigen Hand heisst, Personen, Unternehmen und Märkte mit konsistenten, nachvollziehbaren Massnahmen zu überzeugen. Stimmung und Konsumentenvertrauen schlagen sich in entsprechenden Wirtschaftsentwicklungen nieder. Die Forschung zeigt beispielsweise: Respekt und Vertrauen hält nicht nur Familien zusammen, sondern macht auch Unternehmen erfolgreich und beschert Staaten ein höheres Wohlstandsniveau, z.B. der Schweiz ebenso wie den skandinavischen Ländern.

Brunnenvergifter Trump
Der Ökonom Dennis Snower hat analysiert, was das Anfachen von Ressentiments ökonomisch für die USA bedeutet. Er kommt zum Schluss, dass die Stimmung in Amerika seit der Amtszeit von George W. Bush und dem Aufstieg der Tea Party vereist. Präsident Trump verabschiedet den gegenseitigen Respekt nun endgültig, indem er politisch Andersdenkende, chinesische Firmen oder Mexikaner verleumdet. Die Kultur des Hasses hat eine ganz grundsätzliche Wirkung: Das Schüren von Ressentiments kollidiert mit einem Wirtschaftssystem, das auf Vertrauen basiert. Wer andauernd Misstrauen gegen Migranten, ausländische Firmen und politische Entscheidungsträger anfacht, verfinstert das Denken und prägt eine Gesellschaft. Er vergiftet den Brunnen, aus dem alle trinken. Wenn Trump sich aus der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) zurückzieht und mit seinen Twitter-Stürmen China permanent provoziert, nimmt er damit Amerikas grössten und mächtigsten Handelspartner ins Visier. Er verkennt, dass Amerika und China sich in einer kodependenten Partnerschaft befinden. Zwar ist China von der amerikanischen Nachfrage nach seinen Exporten abhängig, doch die USA hängen gleichzeitig am chinesischen Tropf: China hält US-Schatzanleihen und Vermögenswerte im Wert von über 1,5 Bio. US-Dollar. Zudem ist China Amerikas drittgrösster und wachstumsstärkster Exportmarkt.

Protektionismus ist schlechte Wirtschaftspolitik
Nur ein Präsident in der Filterblase der eigenen Allmacht kann verkennen, dass eine Kodependenz eine sehr reaktive Verbindung ist. Yale-Professor Stephen Roach hat darauf hingewiesen, dass amerikanische Strafzölle auf chinesische Waren mit hoher Wahrscheinlichkeit analoge chinesische Vergeltungsmassnahmen nach sich ziehen – und am Ende dieser Eskalation ein potenzieller Handelskrieg steht. Dieser wird nicht nur die amerikanischen Verbraucher mit deutlich höheren Kosten empfindlich treffen, sondern über die intensive Verflechtung der globalen Weltwirtschaft uns alle. Harvard-Professor Larry Summers, der in den Regierungen Clinton und Obama gedient hat, bezeichnete denn auch die Trumpsche Handelspolitik als unrealistische «Voodoo-Ökonomie». Protektionismus, eine Politik der Abschottung macht viele arm und erhöht die Gefahr von feindseligen Auseinandersetzungen. Wer miteinander Handel treibt, hat deutlich weniger Anlass, sich gegenseitig auf die Mütze zu geben. Ob Präsident Trump die immense Bedeutung von intensiven Handelsbeziehungen, wechselseitigem Vertrauen und Zusammenarbeit für das Gedeihen der eigenen Nation wie aller anderen Menschen auf unserer Erde noch rechtzeitig erkennen kann?

Roland Waibel ist Professor für systemisches Management an der Fachhochschule St. Gallen und leitet dort das Institut für Unternehmensführung. 


Bahnhof verstanden?
Im CAS Wirtschaftskompetenz schärfen Sie Ihre Kompetenzen im strategischen und normativen Management, bekommen ein Verständnis für die betrieblichen Kennzahlen und vertiefen Ihr Wissen über volkswirtschaftliche Zusammenhänge.

«Was mir dieser CAS konkret gebracht hat, merke ich, wenn ich den VWL-Ausblick und den Anlageausblick unserer Ökonomen lese. Jetzt verstehe ich endlich, was sie genau meinen.» – Dajan Roman, Mediensprecher bei Swiss Life (bis 2016, heute Kommunikationsleiter Kantonsspital Graubünden)

Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?

Posted on 22. März 2017 by harz
von Deborah Harzenmoser, Onlinekommunikation IAM und Studentin im Master Media Studies in New York

In der Kommunikations-Branche dreht sich momentan alles um einen grossen Trend: Visual Storytelling. Technisch geht es dabei nicht nur um das herkömmliche 2D-Video, das wir auf mobilen Endgeräten schnell und bequem herstellen und publizieren können. Spätestens seit HTC, Sony und Facebook letztes Jahr bekannt gaben, dass sie ihre eigenen Headset-Devices auf den Markt bringen wollen, sind auch Virtual Reality-Filme (VR) in aller Munde. Hier in New York, wo ich gerade einen Master in Media Studies absolviere, finden derzeit an jeder Ecke Symposien, Creative Labs und Panels statt, an denen sich ExpertInnen über Sinn, Chancen und Zukunftsfähigkeit dieser Bewegtbild-Formate austauschen. Einige davon habe ich besucht.


Virtuelle Realität, kurz VR, bezeichnet die Darstellung sowie die gleichzeitig stattfindende Wahrnehmung der Wirklichkeit in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung.
(Quelle: Wirtschaftslexikon, onpulson)

Was ist an diesem Trend dran?
Einig sind sich alle in diesem Punkt: Das Feld ist jung, viel sagen kann man über die Zukunftsfähigkeit dieser Technologie noch nicht. Wer sich seit zwei Jahren mit Virtual Reality beschäftigt, gilt in der Szene bereits als Experte. Und: Es brauche mehr Kreativ-Köpfe, um die Formate voranzutreiben. Der Aufruf, Teil der Community zu werden und gemeinsam „auszuprobieren und die Formate weiterzuentwickeln“ wird zum Beispiel am Immersive Storytelling Symposium an der The New School mehrfach wiederholt. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: An Ideen und Visionen mangelt es nicht. Es hapert, wie so oft, an der Umsetzung. In diesem Fall an der Technik. Und zwar in zweierlei Hinsicht.

Einerseits ist der Aufwand für die Erstellung von VR-Filmen nach wie vor sehr hoch, die Produktion ist kompliziert und teuer. Andererseits, und das ist fast noch wichtiger, steckt die Technik auch auf Nutzerseite noch in den Kinderschuhen. Während herkömmliche Videos leicht zugänglich sind und auf Laptops und Smartphones jederzeit angeschaut werden können, braucht es für VR-Filme technische Hilfsmittel, wie sperrige Headsets oder gar Ganzkörperanzüge mit entsprechender Sensorik. Beides ist nicht einfach so mal zur Hand. Hindernisse also, die nicht zu unterschätzen sind, weder auf Produktions- noch auf Nutzerseite. Solange die Produktion von VR-Filmen so aufwändig und teuer bleibt, und der Konsum von VR-Filmen mit kostspieligen Investitionen in klobige technische Hilfsmittel einhergeht, wird sich der Trend kaum durchsetzen. Darin ist sich die Expertenrunde des Immsersive Storytelling-Symposiums trotz aller Euphorie einig. Erst wenn das Zusammenspiel von Produktion, Angebot und Rezeption ausbalanciert ist, hat Virtual Reality eine ernsthafte Chance auf dem Markt.

Fragen sich, was die Zukunft mit VR wohl bringen mag: Expertenrunde am Immersive Storytelling Symposium im Februar 2017 (Foto: Deborah Harzenmoser)

Zukunft ja, aber
Die Technik wird sich jedoch rasend schnell entwickeln. Bereits in fünf Jahren soll sie leichter zugänglich und einfacher zu bedienen sein. Was dann? Was kann VR für die Organisationskommunikation tun?

In einer kürzlich publizierten Studie von Forrester Research gaben nur 8% der US-amerikanischen Unternehmen an, VR im Marketing einsetzen zu wollen. Das liegt hauptsächlich an der ungenügenden Zugänglichkeit für Konsumenten. Die MarketingexpertInnen gehen nicht davon aus, dass sie ihre Zielgruppen mit VR wirklich erreichen: “A lot of brands have tried VR in the last year, and in many cases, it left marketers and consumers rather underwhelmed,” lässt sich Samantha Merlivat, Analystin bei Forrester Research, zitieren. Das liege einerseits an der ungenügenden Zugänglichkeit von VR-Filmen, vor allem aber auch deren mässigen Qualität. Die oft verpixelten Filme erinnern zu sehr an Game-Welten aus den 90-ern und erlauben daher bei Weitem nicht das virtuelle Realitäts-Erlebnis, das es für einen Werbeeffekt bräuchte.

Momentan scheint sich eine Investition in VR-Produktionen also nur für Unternehmen zu lohnen, zu deren Zielgruppen „Early Adopters“ zählen, die  VR regelmässig konsumieren. Oder für Organisationen, deren Kommunikationsinhalte sich besonders für VR-Videos eignen, zum Beispiel in Bereichen wie Tourismus oder Extrem-Sport. Prädestiniert sind auch die Unterhaltungs- und die Automobilindustrie, oder der Immobilienmarkt. Wenn sie initiativ vorgehen, haben diese Branchen jetzt die Chance, Massstäbe für die VR-Zukunft zu setzen.

VR im Journalismus
Im News-Bereich hat Times Inc. mit Life VR ein Pilot-Projekt für den Einsatz von VR im Journalismus lanciert. Die Plattform zeigt interaktive VR-Filme verschiedener journalistischer Titel des eigenen Hauses – unter anderem TIME, Sports Illustrated und InStyle. Um das virtuelle Erlebnis aufs Smartphone zu holen, braucht es jedoch die entsprechende App, ein Headset, sowie genügend Speichervolumen auf dem eigenen Gerät. Wenn das alles vorhanden ist, kann man zum Beispiel UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon auf seiner Reise durch über zehn Länder begleiten, die er im Rahmen einer Aufklärungskampagne für Schutz vor Naturkatastrophen und Waffengewalt besucht hat.

Weitere VR-Praxis-Beispiele gibt es in meinem Blog New York Insights by Debbie 


IAM live «Visual Storytelling» am 3. Mai 2017

Das Storytelling von heute ist technologiegetrieben und datenbasiert. Aus Daten werden Informationen, aus Informationen Geschichten, die immer öfter visuell erzählt werden: in Bewegtbildern, Virtual-Reality-Videos oder Infografiken. Die digitalen Formate der Bildkommunikation definieren Geschichtenerzählen neu. Das eröffnet Chancen für die Kommunikation und stellt zugleich Medienunternehmen und Organisationen vor Herausforderungen.

Am diesjährigen IAM live diskutieren wir Trends, Herausforderungen und Chancen des visuellen Storytellings. Infos und Anmeldung


Mehr Beiträge zum Thema Storytelling

  • Vom Sichtbarmachen und Zeigen. Storytelling heute.
  • Storytelling – der Schlüssel zu mehr Vertrauen in Versicherungen?
  • Wie Neues entsteht – über Entrepreneurial Storytelling
  • Aus guten Grund: Public Storytelling und Argumentation
  • Daten statt Worte – Journalismusausbildung im Zeitalter von Big Data

 

 

Online-Beratung, geht das?

Posted on 10. März 2017 by harz
von Sandro Küng, Co-Gründer von Kobenet* und Gastdozent im CAS Kommunikationsberatung

Zu den ersten Branchen, welche die Digitalisierungswelle erfasst hat, gehören Medien und Kommunikation. Der Beratungsmarkt scheint hingegen noch weitgehend analog zu funktionieren. Für den Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung BSO war ich in einer Projektgruppe damit beschäftigt, mir ein Bild über Beratungsplattformen im Markt zu machen. Zum Auftrag gehörte, deren Entwicklung abzuschätzen und Standardkriterien für qualitativ gute Online-Beratung zu definieren. Meine Aufgabe in der Gruppe war es zu prüfen, ob es möglich ist, dass der BSO selbst eine Plattform für Online-Beratung anbietet.

Nach ein paar Stunden Desktop-Recherchen über das vorhandene Angebot rieb ich mir die Augen. Erstens gibt es erstaunlich wenige Plattformen und zweitens lassen diese in puncto Benutzerfreundlichkeit und Anwendungsmöglichkeiten viele Wünsche offen. Die Schweizer Plattform ConsX bietet vorwiegend textbasierte Beratung an. Das deutsche Angebot CAI schien am weitesten entwickelt, mit einem Whiteboard, strukturierten lösungsorientierten Fragen im Chat mit Coachees, zudem bietet CAI Videotelefonie. Allerdings hatten wir in der Gruppe wiederholt technische Schwierigkeiten beim Testen der Plattform. Das knappe Angebot hat mich erstaunt, zumal Beratungskunden schon heute online nach Beratungsangeboten suchen. Doch woran können sie sich orientieren? Nicht alle wissen, dass der BSO ein Qualitätslabel entwickelt hat und auf seiner Website ein Mitglieder-Verzeichnis führt mit Profilen der Beratenden, welche alle die relativ hohen Qualitätsstandards erfüllen.

50’000 Coaches in DACH-Ländern
Viele Suchende landen schliesslich bei der deutschen Business-Plattform Xing, die als digitaler Megahub in Googles Suchtreffern weit oben rangiert. Diese startete 2015 die Beta-Version von XING Coaches mit 50.000 Coaches, die nach eigenen Angaben «grösste Coaching-Plattform im deutschsprachigen Raum». Xing hat dazu alle Profile, die beratungsrelevante Stichworte enthielten, auf Xing Coaches gelistet. Ausbildungen und Erfahrungen der “Coaches” spielten dabei keine Rolle.

Viele Beratende nutzen Online-Basismedien wie E-Mail, SMS, Skype, Facebook, Whatsapp, Google Hangout oder Slack. Das grösste Problem dabei ist, dass der Datenschutz meist komplett fehlt und die Beratung über verschiedene Kanäle unübersichtlich wird. Zudem ist damit zu rechnen, dass viele digitale Beratungs-Tools entwickelt werden, welche die Arbeit der Beratenden erleichtern und die Verschmelzung von Präsenz- und Online-Beratung vorantreiben werden. Professionalität und Prozessorientierung könnten in der Online-Beratung jedoch auf der Strecke bleiben, wenn das Silicon Valley die Regie übernimmt. Oder anders formuliert: Online-Beratung wird bereits jetzt vorwiegend von branchenfremden Akteuren gestaltet. Wohin das führt, zeigt uns das Beispiel Xing.

Suche nach geeigneter Plattform
Die zunehmende Mobilität und das Selbstverständnis der nachrückenden Generation, Dienstleistungen überall und jederzeit nutzen zu können, dürfte das Bedürfnis nach einer intuitiv zu bedienenden, sicheren Plattform bei Beratungsanbietern stark ansteigen lassen. Wenn eine Plattform in der Präsenz-Beratung eingeführt wird, ist der Schritt, eine Online-Plattform auch in der Distanzberatung einzusetzen, nur noch klein. Zu diesem Schluss kam zumindest die Projektgruppe des BSO. Aufgrund dieser Ergebnisse haben Webentwickler von Liip zusammen mit dem BSO einen Prototypen für eine intuitiv zu bedienende Beratungsplattform entwickelt. Nun prüft der BSO Wege, zusammen mit Partnern eine eigene Plattform zu entwickeln.

In wenigen Jahren könnte die Automation im Dienstleistungsbereich schon so weit fortgeschritten sein, dass strukturierte Prozesse automatisiert sein werden, auch solche von komplexeren Beratungsprojekten. Derzeit liefern sich die Grosskonzerne Apple, Google, Amazon, Microsoft, Samsung und Facebook ein Wettrüsten im Bereich künstlicher Intelligenz. Vor kurzem hat Googles DeepMind-Team zusammen mit der Oxford-Universität ein System erschaffen, das einem Menschen Worte und ganze Sätze von den Lippen ablesen kann – und zwar um 34,4% besser als ein menschlicher Profi. Google Executive Coach David Peterson prognostizierte am Coaching-Kongress in Olten 2016, dass die meisten Coaches in zehn Jahren durch künstliche Intelligenz abgelöst sein würden. Weitere Entwicklungen wie Gamification, virtuelle/erweiterte Realitäten (VR/AR), sowie Zero Interface sorgen für eine schrankenlose Zusammenarbeit mit digitalen Geräten. Dies mit dem Ziel, dass wir mit Geräten so kommunizieren können wie mit Menschen.

Der Markt an E-Coaching-Plattformen und -Werkzeugen wird sich rasant entwickeln. Das Angebot ist bereits heute vielfältig und kaum überblickbar. Im Rahmen der BSO-Projektgruppe haben wir alle uns bekannten Beratungsplattformen zu einer Umfrage eingeladen, um etwas Orientierung zu gewinnen (zum Ergebnis). Prof. Harald Geissler von der Helmut Schmidt Universität Hamburg gibt zudem in seinem Artikel auf der BSO-Website einen Überblick. Orientierung bietet auch das Praxispapier “Virtuelles Coaching” der Deutschen Gesellschaft für Personalführung DGPF.


*Sandro Küng ist Kommunikationsberater und hat den MAS Coaching und Organisationsentwicklung am Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW abgeschlossen und ist BSO-Mitglied. Zusammen mit Peter Stücheli hat er 2015 das Kommunikationsberatungs-Netzwerk (Kobenet) gegründet.


Einblick in den CAS Kommunikationsberatung mit Absolventin Martina Bürge:

Zur Onlinebroschüre: www.zhaw.ch/cas-kommunikationsberatung

100 Tage am IAM

Posted on 9. Februar 2017 by harz
von Christopher Onuoha, Kommunikation und Eventmanagement IAM

Als ich im Sommer meine neue Stelle im Kommunikationsteam des IAM antrat, machte ich mir etwas Sorgen um meine Work-Life-Balance. Denn fortan würde ich nicht nur zwei Teilzeitjobs haben, sondern auch der Abschluss meiner Masterarbeit stand noch an. Als ich mit einem Kollegen darüber sprach, meinte dieser nur: „Die ZHAW ist ja ein öffentlicher Betrieb, so streng wird’s da ja wohl nicht werden“. Wirklich nicht?

Inzwischen sind seit meinem Stellenantritt beim IAM ziemlich genau 100 Tage vergangen. Wie man von den US-Präsidenten weiss, ist dies ein guter Zeitpunkt, um ein erstes Mal zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Was habe ich in meinen ersten 100 Tagen gemacht, gelernt und geleistet? Was hat mir gefallen und was weniger? Und vor allem, wie sah es mit meiner Work-Life-Balance aus? Zeit, mich den entscheidenden Fragen zu stellen.

Meine ersten 100 Tage am IAM waren vor allem geprägt von den Events, die in dieser Zeit stattfanden: Diplomfeier des Bachelorstudiengangs Kommunikation, JournalismusTag.16, Hallo SRF!, Tag der offenen Tür. Im Rahmen dieser Events habe ich Caterings organisiert, Sicherheitskonzepte diskutiert, Blumen bestellt, Bühnen eingerichtet, Talk-Gäste verkabelt, Fotografen instruiert, Mikrofone eingepegelt, Snapchat-Reportagen gemacht und vieles mehr. Glücklicherweise konnte ich bei all dem auf die Unterstützung eines erfahrenen Teams zählen. Wenn wir uns nach einem Event spätabends im Teamraum versammelten, eine der übrig gebliebenen Flaschen öffneten und miteinander auf den gelungenen Tag anstiessen, hatte sich die wochenlange Vorbereitung gelohnt.

Chris Onuoha organisiert die Events am IAM.

Natürlich waren unter meinen ersten 100 Tagen auch ruhigere dabei, aber ganz ehrlich, sie waren selten. Wenn ich nicht gerade dabei war, ein Kurzvideo für den Tag der offenen Tür zu drehen, arbeitete ich neue Marketingmassnahmen für die Weiterbildung aus, und sobald dies abgeschlossen war, musste ich auch schon los, um die IAM-Studiengänge bei einer Berufsbildungsmesse vorzustellen. Über mangelnde Abwechslung konnte ich mich also nicht beklagen. Besonders gefiel mir, dass am IAM der Weg von der Idee zur Umsetzung oft sehr kurz ist, das heisst, wer eine Idee hat, darf diese meist auch gleich selbst umsetzen. Allerdings kann sich die Umsetzung dann manchmal auch etwas länger hinziehen, wenn zuerst die Zustimmung des Instituts, des Departements und womöglich sogar der Hochschulleitung eingeholt werden muss.

Fazit: Der Job am IAM hat mich in den ersten 100 Tagen gefordert. Ich konnte so ziemlich jede Fähigkeit einbringen, die ich besitze – von Schreiben, über Auftreten bis hin zu Verhandeln. Die Prognose meines Kollegen hat sich somit nicht bewahrheitet, denn so viel Action habe ich in den ersten 100 Tagen wohl noch nie gehabt. Aber wie sah es jetzt mit meiner Work-Life-Balance aus? Die Tage am IAM waren lang, das Tempo hoch und so ganz nebenbei schloss ich ja auch noch meinen Master ab und ging meinem anderen Job nach. So viel zum Thema Work-Life-Balance. Von dem her gesehen dürfte es in meinen nächsten 100 Tagen am IAM auch gerne etwas ruhiger werden. Oder – wenn ich’s mir recht überlege – lieber doch nicht.

 

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