Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin

Beim Radio hat Alexandra Kunz schon vor dem Studienantritt gearbeitet – als Praktikantin bei Radio Zürisee. Während des Studiums war sie dann freie Journalistin bei der Zürichsee Zeitung. Ihr Ziel war klar: Mit dem Bachelorabschluss in der Tasche als Radioreporterin durchstarten.

von Deborah Harzenmoser, Onlinekommunikation IAM

Um diesem Wunsch einen Schritt näher zu kommen, hat sie im Praxissemester im zweiten Studienjahr ein Praktikum als Reporterin bei RTL in München absolviert. Ein Glücksgriff, wie sich später herausstellte. Spätestens während dieser Zeit hat sich ihr Traumberuf gefestigt: Sie wollte unbedingt beim Radio bleiben und als Reporterin und News Ankor arbeiten. Die Stellen sind rar, das ist sie sich bewusst. Doch sie ist überzeugt, dass es irgendwie klappen wird. Sie scheint Glück zu haben: Gegen Ende des Studiums wird bei Radio 24 eine Stelle frei.

„Mach dir keine Hoffnungen.“, sagen Berufskolleginnen und Kommilitonen. Radio 24 sucht nach JournalistInnen mit gestandener Berufserfahrung, sie stellen keine Absolventen ein. Alexandra Kunz lässt sich davon nicht abschrecken. Sie schickt eine Blindbewerbung und hängt die Referenz vom Radio Zürisee an. Die Redaktion ist begeistert von ihrem guten Hochdeutsch, das sie aus München mitgebracht hat. Sie erhält die Stelle als Reporterin. Wie stolz sie war, gleich bei der Nummer 1 in Zürich einsteigen zu können! Sie lächelt strahlend bei der Erinnerung daran und schlägt locker die Beine übereinander.

„Die elektronischen Medien sind schnelllebig und dynamisch.“ Das fasziniert Alexandra Kunz an ihrem Beruf.

„Wenn etwas passiert, dann muss der Beitrag innert 30 Minuten auf Sendung gehen, nicht erst am nächsten Tag.“,

erklärt sie. Das Team, das Umfeld und das Medium gefallen ihr, sie ist gern Reporterin. Doch bald wird ihr klar, dass sie die Jobs hinter dem Mikrophon eigentlich spannender findet. Bewusst wurde ihr das während der Einsätze als Tagesleiterin bei Radio 24. In dieser Funktion ist man verantwortlich für die Planung der grossen Ereignisse, wie zum Beispiel dem „Sächsilüüte“ in Zürich. Man arbeitet im Hintergrund, hat die Fäden in der Hand, gestaltet das inhaltliche Konzept und schickt dann ReporterInnen los für die Berichterstattung. Als Tagesleiterin entschied Alexandra Kunz auch, welche O-Töne in die News kommen, wählte Zitate aus und segnete die Beiträge ab. Schnell war ihr klar, dass sie sich in diesem Bereich weiterentwickeln wollte. Nächster Berufswunsch: Produzentin beim Fernsehen.

„Viele Möglichkeiten dafür gibt es in der Schweiz nicht“, sagt Alexandra Kunz nüchtern. Der Markt ist bekanntlich klein. Aber wie bei der Jobsuche nach dem Studium lässt sie sich nicht beirren. Sie erzählt ihren Freundinnen und Berufskollegen von ihren Plänen und nur kurze Zeit später klingelt das Telefon. Eine Kollegin bietet ihr die Stelle als Video-Journalistin bei Tele Züri an. Alexandra Kunz lehnt dankend ab, bemerkt aber lachend, dass sie eine Stelle als Produzentin sofort antreten würde. Nur zwei Wochen später kommt ein Anruf der gleichen Kollegin: Es sei soeben eine Stelle als Produzentin frei geworden! Alexandra Kunz war zu diesem Zeitpunkt in den Ferien in Italien. Doch sie wusste, ihre Chance war gekommen: „Jetzt muss ich Gas geben“. Sie beginnt sofort zu tippen und schickt die Bewerbung noch am selben Tag raus. Sie erhält die Einladung zum Bewerbungsgespräch, der Funke springt und sie erhält den Job. Seit bald drei Jahren ist sie nun Produzentin der Sendung Talk Täglich, dem Astro Talk und dem Sommer Talk bei Tele Züri.

An ihrem Job mag sie besonders den Adrenalin-Kick bei kurzfristigen Änderungen aufgrund von Geschehnissen und die Aussenproduktionen. Talk Täglich tourt während fünf Wochen im Jahr durch die Schweiz und porträtiert Personen aus der Gesellschaft. Da komme neben der sorgfältigen inhaltlichen Planung auch sehr viel Organisation dazu. „Mich fasziniert, wie hoch der technische Aufwand für so eine 25-Minütige Sendung ist.“ Das Aussuchen der Drehorte, zum Beispiel. Oder die unglaubliche Anzahl Kabel-Meter, die für ein Aussenset verlegt werden müssen. Vom Stromanschluss über Kamerapositionen und dem Schlechtwetterprogramm bis hin zur inhaltlichen Konzeption der Produktionen – die komplette Organisation liegt bei Alexandra Kunz. Sie schätzt die Abwechslung zu den Büroaufgaben sehr und auch die Verbindung zum Reporterinnen-Dasein aus ihren Anfangszeiten. Aber vor allem, „weil ich dann mit einem Clipboard herum laufen kann“, schmunzelt sie.

Zu ihrem Job-Glück sagt sie: „Die elektronischen Medien sind in der Schweiz eine winzige Branche. Jeder kennt jeden. Das Netzwerk aus Studienzeiten habe ihr stark geholfen, in der Branche Fuss zu fassen. Darum rät sie den Studierenden am IAM:

„Arbeitet während des Studiums. Es ist sehr wichtig, sich ein Netzwerk aufzubauen.“

Abgesehen vom Netzwerk hat Alexandra Kunz auch wertvolle inhaltliche Aspekte aus ihrem Studium am IAM mitgenommen. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihr die Praxis-Werkstätten. „Da habe ich zum Beispiel gelernt, was der Unterschied zwischen Recherchefragen und Interviewfragen sind.“ Es ist ein Tipp, den sie heute an ihre Praktikanten weitergibt: Recherchefragen stellt man immer im Off.

Auch von den Stand-up-Werkstätten, die Bestandteil des Studiums am IAM sind, profitiert Alexandra Kunz noch heute. „Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass die Kamera Haut mag und der Hals bei Shootings nie bedeckt sein sollte. Darum habe ich für das Foto heute auch die obersten zwei Knöpfe meiner Bluse geöffnet.“ gesteht sie lachend.

Das Studium habe sie aber auch gemacht, weil sie einen Hochschulabschluss in der Tasche haben wollte. Die Berufsfelder im Journalismus und in der Kommunikation hätten sich merklich professionalisiert und sie wollte sicherstellen, dass sie sich im Beruf weiterentwickeln und Karriere machen könne. „Das Studium war für den Berufseinstieg entscheidend. Danach zählt die Berufserfahrung fast mehr – zumindest im Journalismus“. Der Studienabschluss würde ihr beim Seitenwechsel in die Kommunikation sicher wieder in die Hände spielen. Ein Schritt, den sie nicht ausschliesst.

Wo sie sich selbst in zehn Jahren sieht, kann Alexandra Kunz nicht sagen. Wer weiss, was in Zukunft passiert? „Es gibt so viele Möglichkeiten.“ Vielleicht bleibe sie in der Produktion und arbeite mal für eine Produktionsfirma für Imagefilme oder Werbung. Sie kann sich aber auch vorstellen, dass sie plötzlich im Bundeshaus als Journalistin landet. Den CAS Politische Kommunikation am IAM hat sie in diesem Zusammenhang bereits absolviert. Konkret könne sie aber nichts sagen. Bisher hätte sich alles von selbst ergeben, sobald die Zeit reif war. Sie vertraut darauf, dass es auch in Zukunft so sein wird.

*Alexandra Kunz schloss das JO-Studium 2011 ab.


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2 Kommentare

  • Arbeiten neben dem Studium ist sehr wichtig. Und die Arbeit neben dem Studium muss im Voraus gut organisiert werden. Wie toll, dass ich beim IAM schon 6 Tage vor Semesterbeginn meinen definitiven Stundenplan erhielt. Die Arbeitgeber sind da auch sehr tolerant, schliesslich planen sie ihre Schichten ja nicht mindestens einen Monat im Voraus.

    • Das ist richtig: Der Stundenplan wird spät veröffentlicht. Da wir als einer der wenigen Studiengänge Wiederholungsprüfungen unmittelbar nach der Assessmentstufe anbieten und so die Studierenden die Möglichkeit erhalten, ohne Repetitionsjahr weiter zu studieren, sind die Klassengrössen etc. erst relativ spät bekannt. Die Wochenübersichten des Unterrichts sind aber jederzeit (und somit frühzeitig) auf unserem Infoportal Nomos/Info abrufbar und dienen als Orientierung für die Planung mit dem Arbeitgeber.


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