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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Browsing Juli, 2016

«Was mach’ ich hier eigentlich?»

Posted on 26. Juli 2016 by harz
von Maxence Giebel, ehemaliger JO10-Bachelor-Student, der aktuell noch im Master Angewandte Linguistik (Vertiefung Organisationskommunikation) steckt, über Sinn, Sein und Studieren am IAM.

Das Bachelor-Studium liegt jetzt doch auch schon eine gewisse Zeit zurück. Zumindest weit genug, um fast schon „väterliche Gefühle“ gegenüber aktuellen Bachelor-Studierenden zu entwickeln. Bei dieser Aussage komme ich mir etwas doof vor. Es hat aber etwas mit Nostalgie zu tun (darauf komme ich später noch).

Zurück: ich hatte 2015 die drei Jahre Bachelor genügend „verdaut“ und verarbeitet, um neuen Wissensdurst zu empfinden. So passierten gleich drei Sachen, die ich unmittelbar nach dem Bachelor nicht erwartet und geglaubt hätte: wieder immatrikuliert zu sein (1), am IAM (2), in der Kommunikation (3). Ich dachte doch eigentlich: „wenn ein Master, dann als plötzliches Wunderkind am MIT als Raketeningenieur oder sonst was Welterfinderisches“. Wieder etwas doof (und natürlich völlig überzeichnet). Da hat’s aber nichts mit Nostalgie zu tun, sondern mit dem „Endlich-hab-ich’s-hinter-mir“-Befreiungsschlag der Bachelor-Diplomübergabe. Man will zu diesem Zeitpunkt einfach nur weg. Weiss aber gleichzeitig – wenn die vernünftigen Augen-auf-Momente durchdrücken – dass es für diese Fluchtgedanken ja eigentlich gar keinen wirklichen Grund gibt. Man war ja offensichtlich erfolgreich.

Das andere, grünere Gras. Oder: was ich alles schon habe…
Sind wir mal ehrlich: es gehört als Student ja ein bisschen zum guten Ton, über seine eigene Hochschule zu maulen und zu lästern. Wie heisst es so schön? The grass is always greener on the other side. So war das schon als Kind und Teenager: „Aber de Thomas darf ja au und wieso söll ich eigentlich blablabla…“.

Ich vergesse was ich schon habe und wo ich bin, weil ich damit beschäftigt bin zu sehen, was andere haben und wo sie sind. Spannend dabei: während man beobachtet und vergleicht, merkt man nicht, dass man selbst beobachtet und als Vergleich zugezogen wird.

Eben: The grass is always greener on the other side.

Aber vielleicht muss das so sein. Vielleicht ist das gut so. Als Antrieb. Als Reifeprozess. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir etliche „oh hoppla“- und „aha“-Momente verwehrt geblieben wären, hätte ich bereits während des Studiums (und vorher) kapiert, was ich mir da eigentlich aufbaue. Wie hätte ich das auch kapieren sollen? Ich war ja mit Lesen, Lernen, Lästern und – nennen wir’s mal „Sozialem“ beschäftigt. Keine Zeit und Bewusstseinskapazität also, um auf Metaebene zu reflektieren, worüber ich da ständig (gewollt und ungewollt) denke und sinniere. Erst ab Abschied vom IAM begann ich, alle neuen Informationen zu verarbeiten und zu verdauen. Sie reifen zu lassen.

Maxence Giebel

Maxence Giebel, Student IAM

…und was ich alles daraus machen kann
Aus mir gefütterten Informationen wurde anwendbares Wissen und Überzeugung. Und daraus entstehen dann eben „oh hoppla“- und „aha“-Momente. Und zwar jedes Mal, wenn ich in der Arbeitswelt merken darf, dass ich zum Beispiel auf Mehrsystemrelevanz aufmerksam machen kann (danke Wyss). Die Unterschiede von Praxis, Praktiken und Praktikern anwenden kann (danke Stücheli-Herrlach). Und alles immer mit Framing im passenden Diskurs (danke Perrin).

Auch jedes Mal, wenn ich in der Arbeitswelt merken darf, wie es eigentlich um meinen Marktwert steht. Diese Erkenntnismomente sind wertvoller als jedes Auswendiglernen – denn ich wende an. Ziemlich cool. Gefällt. So kann ich auch das Gefühl des „alten Fuchses“ geniessen, wenn ich als ehemaliger Bachelor-Student und jetziger Master-Student durch die IAM-Gänge schlendere. Nostalgisch einerseits, ja. Andererseits weiss ich, wie der Laden läuft. Ich kenne nicht nur die Gesichter, sondern kann die Persönlichkeiten dahinter einordnen. Ich hab’ verstanden, dass es hier auch nur „mönschelet“ – wie überall. Dass wenn mal was organisatorisch, inhaltlich oder zwischenmenschlich nicht so richtig läuft, das echt keinen übertrieben kratzen sollte. Schon gar nicht inmitten von (gestandenen und angehenden) Kommunikationsprofis. Profis die wissen (sollten), dass es oft, viel, immer, überall zu Verständnis- und Interessenskonflikten kommen kann. Dann soll doch eben daran gearbeitet werden, kommunikativ.

Oder etwas salopp: Die Sonne dreht sich schliesslich auch nicht um die Erde. Also da mal „es bitzli“ durchatmen und halblang machen.

Was ich also am IAM eigentlich mache
Die Frage, was ich hier eigentlich mache, stellt sich mir im Master nicht mehr. Ich weiss es. Ich baue mir mein Ding, in meinem Stil. Ich lerne Eigenheiten und Eigenschaften des zentralen Instruments der Kommunikation vertieft kennen: Angewandte Sprache. Und viel tiefgreifender: Angewandte Linguistik.

Ich lerne ihre Regeln noch besser kennen, um sie noch besser zu brechen. Ich spiele auf dem Instrument Bekanntes, um es neu interpretieren zu können. Ich orchestriere Information, ich dirigiere Kommunikation. Ich verlasse die Organisation, gehe über zur Person – um dann zusammen mit Überzeugten statt Überredeten in der nahen und weiten Welt Neues zu komponieren, zu kreieren.


Mehr Artikel von Studierenden am IAM:

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Krisenkommunikation – Wenn’s blitzt und donnert

Posted on 18. Juli 2016 by harz
von Majka Mitzel, IAM-Absolventin und Redakteurin für das ZHAW Impact Magazin

Was macht ein Kommunikator, wenn es in seiner Organisation brennt? Er erzählt einen Witz? Er verkündet an der Pressekonferenz, es sei ein guter Tag? Wohl eher nichts dergleichen. Doch genau das tat Walter de Gregorio als damaliger Kommunikationschef der FIFA, kurz nachdem mehrere Funktionäre des Weltfussballvereins im Februar 2015 in Zürich verhaftet wurden. Und polarisierte damit Medien und Öffentlichkeit: Viel zu überheblich, meinten die einen, andere machten ihm Jobangebote. „Ich handelte aus dem Bauch heraus“, erzählt Walter de Gregorio dem Publikum der Columni-Veranstaltung „Wenn’s blitzt und donnert“ im Zürcher Zentrum Karl der Grosse. Zwischenzeitlich habe er sich wie Carla del Ponte gefühlt und den Eindruck gehabt, es gehe um Menschenleben. „Aber ganz so schlimm war es doch gar nicht, da darf man doch auch mal mit Humor kommen“, findet de Gregorio.

Krisenkommunikation

Walter de Gregorio, Claudia Sedioli, Patrick Suppiger (v.l.)

Er, das „Krisengesicht der FIFA“, wie ihn Moderatorin und Columni-Präsidentin Claudia Sedioli charmant nannte, wie ist er in den darauf folgenden Wochen und Monaten mit der Situation kommunikationstechnisch umgegangen, was waren die Herausforderungen?

Krisenkommunikation sei ja eigentlich kein Hexenwerk, es gebe ein paar Grundlagen zu beachten und schon sei man gerüstet, findet de Gregorio. Bei der FIFA habe man beispielsweise den Grundsatz der „One Voice Policy“, habe sich intern also auf einen zu kommunizierenden Inhalt und ein Sprachrohr geeinigt. Aber dann habe im Ernstfall doch jeder etwas anderes geredet, mitunter sogar genau das Gegenteil. „Das ist natürlich das Schlimmste, wenn noch andere reden als vereinbart“, kommentierte Patrick Suppiger, der den Abend als Präsident des Schweizer Verbandes für Krisenkommunikation begleitete.

Krisenkommunikation – Podium„Vor allem wenn Sie einen starken, eigenwilligen Chef haben, der seine eigene Meinung vertritt, sind alle Kommunikationsgrundlagen nutzlos“,stellte de Gregorio fest. Bei Auftritten hätte er ihm schliesslich nicht ins Wort fallen können. „Bei öffentlichen Veranstaltungen kann man im Gegensatz zu schriftlichen Interviews nicht einfach eingreifen. „Ich habe dann die Strategie gewechselt und meinem Chef im Vorfeld von Anlässen drei Optionen präsentiert, jeweils deren Konsequenzen aufgezeigt und dann die Entscheidung für ein Szenario ihm überlassen.“ Auch sonst habe er unkonventionelle Wege gewählt, sei zum Beispiel für wichtige Gespräche am Sonntagnachmittag mit ihm zusammengesessen. „Der, der als letzter beim Chef ist, bekommt das Gehör“, weiss de Gregorio.

Gehör beim Publikum fand am Ende dieses kurzweiligen Abends auch die Prognose des FIFA-Kenners zur EM: „Belgien, Spanien und Deutschland werden sicherlich in den Endrunden vertreten sein“, so tippt der Experte, „aber wissen Sie, ich kenne die Ausgänge ja sowieso“, fügt er mit einem Augenzwinkern an – und verabschiedet sich gen Flughafen.


Mehr von Columni, der Ehemaligenorganisation des IAM

  • Seitenwechsel mit Folgen – Vom Journalismus in die Kommunikation
  • Vertrauen ist die neue Währung
  • www.columni.ch

Zufriedene Schweizer Journalisten trotz Medienkrise

Posted on 12. Juli 2016 by harz
von Prof. Dr. Vinzenz Wyss, Dr. Guido Keel und Filip Dingerkus, Forschungsteam Journalistik am IAM

Die stetigen Hiobsbotschaften zur Medienkrise sind unüberhörbar. Trotzdem sind Schweizer Journalisten gemäss einer vom SNF geförderten ZHAW-Studie mit ihrer Arbeit weitgehend zufrieden. Dies erstaunt, weil sich die redaktionellen Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren kaum verbessert haben.

Oft ist der Journalismus bei Ranglisten zu den angesehensten Berufen auf den hinteren Plätzen anzutreffen. Dennoch sind Schweizer Journalistinnen und Journalisten mehrheitlich zufrieden mit ihrer Arbeit: 74 Prozent der Befragten würden den Journalistenberuf jemandem aus ihrem Bekanntenkreis nach wie vor weiterempfehlen, obwohl wegen der Medienkrise vermehrt prekäre Arbeitsbedingungen herrschen. Dies zeigt eine vom Schweizerischen Nationalfonds SNF geförderte schweizweite Journalistenbefragung, welche das Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW in Zusammenarbeit mit der Universität Neuenburg durchgeführt hat. Insgesamt beantworteten über 900 Medienschaffende aus mehr als 200 Redaktionen aller Sprachregionen, Medientypen und Hierarchiestufen online Fragen zu ihrem Beruf.

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Neutrale Berichterstatter statt politische Akteure
Journalisten erfüllen eine wichtige Funktion für die Gesellschaft. «Gerade in einer direkten Demokratie tragen sie mit ihrer Arbeit wesentlich zur Orientierung und Meinungsbildung der Bürger bei», sagt ZHAW-Medienwissenschaftler und Studienleiter Vinzenz Wyss. Dabei habe sich ihr Rollenselbstbild trotz starkem Medienwandel in den letzten Jahren kaum verändert. Der typische Schweizer Journalist versteht sich weniger als politischer Akteur, sondern vielmehr als neutraler Berichterstatter, der versucht die Dinge möglichst objektiv darzustellen. Nur wenige verstehen ihre Rolle als Beeinflusser der politischen Agenda beziehungsweise als Kritiker der Wirtschaft oder Regierung. Solche aktiveren Rollen sehen Journalisten aus der lateinischen Schweiz als wichtiger an als diejenigen in der Deutschschweiz.

Insgesamt decken Schweizer Journalistinnen und Journalisten das gesamte politische Spektrum ab, wobei sich der durchschnittliche Medienschaffende leicht links von der Mitte positioniert. Dies gilt beispielsweise auch für SRG-Journalisten. Hingegen stufen sich Frauen noch stärker als Männer eher links ein. Wyss erklärt diesen Befund auch mit der Kritik- und Kontrollfunktion des Journalismus, herrschende Machtverhältnisse infrage zu stellen.

Wenig Vertrauen in Politiker und Parteien
Während Justizsystem (60%), Polizei (48%) und Bundesrat (47%) viel Vertrauen bei den Medienschaffenden geniessen, kommen Politiker (7%) und Parteien (6%) nicht gut weg. Obwohl viele der Befragten den Medien (46%) selbst vertrauen, machen sie sich grosse Sorgen um den Ruf ihrer Branche.

Zudem haben sich auch die Arbeitsbedingungen merklich verschlechtert: Sie müssen immer mehr arbeiten und haben gleichzeitig weniger Zeit, um Geschichten vertieft zu recherchieren. Hingegen geben vier von fünf der Befragten an, dass sie ziemlich frei sind, ihre Themen selbst auszuwählen. Dabei sind den Medienschaffenden die professionellen ethischen Standards wichtig. So lehnt es eine grosse Mehrheit ab, Druck auf Informanten auszuüben oder persönliche Dokumente ohne Erlaubnis einzusetzen. Genauso viele halten es hingegen für legitim, versteckte Kameras einzusetzen oder vertrauliche Unterlagen von Regierungen oder Unternehmen zu verwenden.

Knapp die Hälfte ist thematisch – etwa in Ressorts wie Politik, Sport oder Wirtschaft – organisiert. Weit öfters als bei anderen Medientypen sind Journalisten bei den Nachrichtenagenturen sowie bei der SRG auf ein Thema spezialisiert. Zudem beschäftigen sich Männer stärker mit Politik-, Wirtschafts- und Sportthemen, während Frauen eher über Kultur, Gesellschaft und Lifestyle berichten. Ein knappes Drittel der Befragten bespielt zudem als Multimedia-Journalisten im Newsroom-Zeitalter mehr als einen Medienkanal.

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Männlich, 42 Jahre alt mit akademischem Abschluss
Der statistisch typische Schweizer Medienschaffende ist männlich, etwa 42 Jahre alt und hat einen akademischen Abschluss. Zudem arbeitet er seit durchschnittlich 15 Jahren vollzeitlich im Journalismus und ist dementsprechend erfahren. Dies hat sich trotz gewaltiger Umwälzungen im Medienbereich in der letzten Zeit nicht gross verändert. Aber der Schweizer Journalismus ist seit der letzten Umfrage vor acht Jahren leicht weiblicher geworden (2015: 39% Frauen; 2008: 35%), etwas gebildeter (2015: 70% mit akademischem Abschluss; 2008: 59%) sowie internationaler (2015: 17% mit ausländischem Pass; 2008: 9%).

Unterschiede lassen sich vor allem zwischen Medienschaffenden in verschiedenen Medientypen ausmachen. Beispielsweise unterscheiden sich SRG-Journalisten besonders von ihren Kollegen bei privaten Radio- und Fernsehstationen. So sind die Mitarbeitenden beim öffentlichen Radio und Fernsehen etwas älter, haben die grössere Berufserfahrung, verdienen mehr und wenden öfters qualitätssichernde Massnahmen an.

Einkommen der Journalisten stagniert
Die Einkommenssituation der Schweizer Journalistinnen und Journalisten ist mit durchschnittlich CHF 6000 nahezu gleichgeblieben. Frauen bleiben in den unteren Lohnklassen noch immer überrepräsentiert. Zudem verdienen Medienschaffende in der Deutschschweiz besser als ihre Kollegen in den anderen Sprachregionen.

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Zum Kurzbericht: https://www.zhaw.ch/de/linguistik/forschung/journalistik/#c46828

 

Daten statt Worte – Journalismusausbildung im Zeitalter von Big Data

Posted on 11. Juli 2016 by harz
von Prof. Dr. Wibke Weber, Dozentin am IAM; verantwortlich für den Lernbereich Fachwissen

Die Daten sprechen klar für die Schweizer Nationalmannschaft. Mit 55,8 Prozent Ballbesitz und 883 Ballkontakten dominierte sie das Spiel gegen Polen. Trotzdem ausgeschieden im EM-Achtelfinale. Das ernüchternde Fazit: Daten gewinnen keine Spiele. Aber sie können helfen, Ereignisse, Zusammenhänge, Relationen zu verstehen. Daten sind an sich weder gut noch schlecht. Einen Wert bekommen sie erst, wenn man eine spezifische Frage an sie heranträgt, sie ordnet, zusammenfasst, filtert, kombiniert, validiert, interpretiert. Und natürlich visualisiert. Die Visualisierung macht dann auf Anhieb sichtbar, was vorher so nicht sichtbar war. Und diese Erkenntnis kann der Beginn einer neuen Geschichte sein.

Am Anfang steht die Zahl
Datenjournalismus nennt man das. Am Anfang steht die Zahl, dann folgt das Bild, und danach das Wort. Diese Kombination aus Zahl, Bild und Wort macht Datenjournalismus so komplex und aufwändig und fordert Fertigkeiten, die bislang nicht ins Repertoire einer klassischen Journalistenausbildung gehörten: Kenntnisse in Excel, Google Spreadsheets oder ähnlichen Datenanalysetools. Kenntnisse in Statistik, in Datenrecherche und Web-Scraping, also wie man zu Daten kommt. Kenntnisse der Diagrammtypen und des “visuellen Vokabulars” – der Kartograph Jaques Bertin nannte das Sémiologie graphique. Und nicht zuletzt: Kenntnisse, wie man daraus eine Story macht. Dazu braucht es Kontextwissen, Neugier und die Bereitschaft, sich auf das Nicht-Vertraute einzulassen: auf Zahlen statt Worte. Visualisieren statt Verbalisieren. Analysieren statt Reportieren.

Daten.Journalismus.Daten
Studierende am IAM haben das im Frühjahrssemester getan und erste Erfahrungen gesammelt im Datenjournalismus. Sie wollten wissen: Wie sieht es aktuell aus im Schweizer Journalismus? Wie hoch ist der Frauenanteil? Verdient man bei der Zeitung mehr als bei einem Online-Medium? Gibt es den journalistischen „Röstigraben“? Dabei konnten sie auf Daten einer aktuellen Journalistenbefragung zurückgreifen, die am IAM im Rahmen der internationalen Studie Worlds of Journalism erhoben wurden. Betreut wurden die Studierenden von den IAM-Dozierenden Vinzenz Wyss, Guido Keel, Filip Dingerkus  und Wibke Weber. Die Erkenntnisse bezüglich Datenjournalismus fallen dabei ambivalent aus: Nicht jede Datenanalyse führt zum validen Ergebnis oder fördert statistisch Relevantes zutage. Nicht jede Datenvisualisierung bringt den gewünschten Aha-Effekt. Nicht immer liefern Daten Stoff für eine Geschichte. Aber wenn, dann kann es die ganz grosse Story sein. Investigativ. Kreativ. Exklusiv.

Datenjournalismus als Mehrwert
Die Kernkompetenzen, die es für den Datenjournalismus braucht, werden am IAM vermittelt: in Seminaren, Praxiswerkstätten und Weiterbildungsangeboten zu Datenvisualisierung und Infografik, wie etwa jüngst in Kooperation mit dem SFJ Verband Schweizer Fachjournalisten. Denn Datenjournalismus ist mehr als eine Modeerscheinung. Im Zeitalter von Big Data ist er eine zwingende Notwendigkeit.

Prof. Dr. Wibke Weber

Prof. Dr. Wibke Weber lehrt und forscht am IAM. Arbeitsschwerpunkte: Infografiken, Datenvisualisierung, Visual Storytelling, Bildsemiotik.

Aus gutem Grund: Public Storytelling und Argumentation

Posted on 5. Juli 2016 by harz
von Dr. Marta Zampa, Wissenschaftliche Mitarbeiterin IAM

Themen auswählen, Geschichten gestalten, Rollen verteilen, Prioritäten setzen, Vor- und Nachteile abwägen, und all dies unter Zeit- und Leistungsdruck: Aus diesen und anderen Aufgaben besteht die tägliche Arbeit von Journalisten, sowohl in traditionellen als auch in Onlinemedien. Der Prozess der Nachrichtenherstellung stellt eine immer komplexere Herausforderung für Medienschaffende dar – und damit auch ein spannendes Forschungsfeld. Die Medienlinguistik am IAM schaut seit 15 Jahren in großen Forschungsprojekten hinter den Kulissen journalistischer Produktion und nutzt ihre Erkenntnisse für die Praxisausbildung. In neuen Projekten geht es dabei um das Zusammenspiel von Argumentation und Narration in Public Storytelling.

Erforschen …
Seit 2012 ist Argumentation in redaktionellen Interaktionen Untersuchungsgegenstand am IAM. Wie NachrichtenjournalistInnen argumentieren, war das Hauptaugenmerk des Nationalsfonds-Projekts „Argumentation in newsmaking process and product“, welches das IAM zusammen mit der Università della Svizzera italiana (Lugano) und der Universität Lausanne durchführte. Das Projekt hat gezeigt, wie Journalisten an allen Schnittstellen ihrer Arbeit über ihre Entscheidungen argumentieren: in Redaktionssitzungen, in Unterhaltungen am Schnittplatz, aber auch mit sich selbst, während sie schreiben. Die Forschungsergebnisse wurden an zahlreichen Tagungen präsentiert und werden in Marta Zampas Dissertation “News values as endoxa of newsmaking. An investigation of argumentative practices in the newsroom” systematisch dargestellt. Einen Ausschnitt der Forschung stellt eine Sonderausgabe der Zeitschrift „Journal of Argumentation in Context“ vor.

… für Theorie …
Um das Zusammenspiel von Argumentation und Narration auszuleuchten, haben nun Daniel Perrin und Marta Zampa einen Call for Papers von für ein Sonderheft der Zeitschrift “Studies in Communication Sciences” veröffentlicht. Ziel ist, in fünf bis sieben dichten Beiträgen Ursprung, Gründe und Beschränkungen der traditionellen Auffassung von Journalismus als Storytelling aufzuzeigen und zu diskutieren.

… und Praxis
Seit dem Frühlingsemester 2016 ist dieses Thema zudem Teil des Lehrangebotes am IAM. Marta Zampa und Aleksandra Gnach bieten das MeFo Seminar “Argumentieren und entscheiden in Journalismus und Organisationskommunikation“ an. Bachelorstudierende haben somit die Gelegenheit, die Grundlagen der Argumentationstheorie zu lernen und unmittelbar für die Analyse von Entscheidungsprozessen in Redaktionen anzuwenden. Lisa Aeschlimann, Bachelorstudentin, sagt es so: „Gut argumentieren zu können ist eine wichtige Kernkompetenz für Journalistinnen und Kommunikatoren. Der Kurs hilft, sich seiner eigenen Argumentation bewusster zu werden und die Argumente anderer besser zu verstehen.“

marta zampa

Dr. Marta Zampa ist seit September 2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IAM.

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