Value-Based Healthcare Management – die Umsetzung des Konzepts Value-Based Healthcare in der Praxis:

Teil 6: VBHC meets New Work– Fachkräfte halten und motivieren durch Value-Based Healthcare

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Von Dr. Florian Liberatore

Neues von der Blogbeitragsreihe zu Value-Based Healthcare Management. Im Teil 6 werde ich aufzeigen, warum die Implementierung von Value-Based Healthcare (VBHC) trotz und gerade wegen des alles überlagernden Themas des Fachkräftemangels immer wichtiger wird.

Mit einer Reihe von Blogbeiträgen möchte ich die praktische Umsetzung des Konzepts VBHC im Sinne eines Value-Based Healthcare Managements darstellen. Das Wissen stammt dabei aus unserem Kompetenzspektrum und Erfahrungen als Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie in Forschungs- und Beratungsprojekten auf diesem Gebiet.

Value-Based Healthcare ist out, der Fachkräftemangel ist das dominierende Thema

Der Fachkräftemangel bei Gesundheitsfachpersonen ist das dominierende Thema im Gesundheitswesen. Der Mangel ist inzwischen so stark, dass langjährige Forderungen der Berufsverbände nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr Lohn auf Gehör stossen und umgesetzt werden. Die Mehrkosten lassen Themen wie VBHC, in den Hintergrund treten. Das Geld wird jetzt für dringendere Massnahmen gebraucht. Und obendrein – ohne Personal brauche ich nicht darüber nachzudenken, ob meine Behandlungen auch den richtigen Value für PatientInnen erzielen, oder? Manche Spitäler haben schon ihre Mission Statements entsprechend überarbeitet. Wo vorher stand: «Im Mittelpunkt unseres Handelns stehen die PatientInnen», heisst es jetzt neu: «Unsere Mitarbeitenden stehen im Zentrum unseres Handelns». 

Auch wenn diese Überlegungen nachvollziehbar sind, sind es wieder typische kurzsichtige Massnahmen der Geschäftsleitungen. VBHC ist nicht ein Konzept, was man in Zeiten guter Renditen als Zückerli für die PatientInnen einführt.

Nein, VBHC, richtig umgesetzt, heilt die Systemfehler, die zu der Unzufriedenheit der Gesundheitsfachpersonen führen und sie dazu veranlassen, ihren Beruf aufzugeben. Es hilft dabei «New Work» im Gesundheitswesen mit Leben zu füllen. Aber wie soll das gehen?

Value-Based Healthcare als Wegbereiter für “New Work” im Gesundheitswesen

VBHC bedeutet, Entscheidungen über die Durchführung von Behandlungen und den anschliessenden Behandlungspfad anhand des Nutzens für PatientInnen auszurichten und nicht aufgrund finanzieller Vorgaben in den Budgets und Mengenanreizen der Tarifsysteme. Dadurch bekommt die tägliche Arbeit von Gesundheitsfachpersonen wieder mehr «Purpose» – die Arbeit ergibt wieder Sinn und erfüllt einen. Es geht um Qualität und Patientennutzen und nicht mehr nur um das Geld.  

Die Analyse und Diskussion von Patient-Reported Outcomes (PROs), eines der wichtigsten Elemente von VBHC, zeigt den Gesundheitsfachpersonen auf, welchen Einfluss ihre eigene Arbeit auf die Lebensqualität der behandelten Menschen hat. Das Tracking und die damit verbundenen zusätzlichen Patientenkontakte führen insbesondere bei Pflegefachpersonen zu einem Job Enrichment mit positiven Effekten auf die Arbeitszufriedenheit.

Die bei VBHC vorgesehene Errichtung von Integrated Practice Units (IPUs) entlang einzelner Behandlungspfade führt dazu, dass bei der Planung und Steuerung in einem Spital anstelle eines Silodenkens das Prinzip des «Patient Flow» tritt. Die Steuerung des Systems Spitals entlang von Behandlungspfaden reduziert Variabilität in den Abläufen und erhöht die Planbarkeit des Alltags für die Mitarbeitenden. Es kommt zu weniger ungeplanten Tätigkeiten und Einsätzen. Die interdisziplinäre bzw. interprofessionelle Behandlung in den IPUs bricht klassische Hierarchien auf und erhöht das «Wir-Gefühl» zwischen den Berufsgruppen – es entsteht eine neue Teamkultur.

So kann die Umsetzung von VBHC beides bringen, eine nachhaltige Orientierung an den Values für die PatientInnen und eine Arbeitsumgebung, in der Gesundheitsfachpersonen ihren Beruf wieder im Einklang mit ihren professionellen Zielen erfüllen können – eben «New Work». Dies wird mehr Personen im Gesundheitswesen dazu bringen, ihren Beruf weiter auszuüben als Lohnerhöhungen, die eigentlich nur wieder eine Entschädigung für schlechte Arbeitsbedingungen sind.

Mehr Input zu Value-Based Healthcare und “New Work” gibt es bei zwei Veranstaltungen in diesem Herbst

Wenn Sie mehr zu den zwei Top-Themen «Value-Based Healthcare» und «New Work» erfahren möchten, empfehle ich Ihnen zum einen die Veranstaltung des Vereins VBHC Suisse am 24.11.2022 in Bern «VBHC meets New Work: patient-centric care requires people-centered organisations»

Weitere Information und Anmeldung unter: https://vbhc.ch/

Zum anderen organisiert das WIG diesen Herbst einen dreitägigen Intensiv-Kurs zur Implementierung von Value-based Healthcare, bei dem die führenden ExpertInnen der Schweiz zu der Thematik als ReferentInnen auftreten und mit Ihnen Ihre aktuellen Herausforderungen bei der Implementierung von VBHC diskutieren.  

Weitere bisher erschienene Teile der VBHC-Reihe:

Teil 1: «Value» aus einer Healthcare Management-Perspektive

Teil 2: Zentrale Bausteine des Value-based Healthcare Managements

Teil 3: Wie uns die Marketing-Denkweise bei der Umsetzung von Value-Based Healthcare Management hilft

Teil 4: Unlocking the Patient Experience – Eine Roadmap zur Verbesserung der Patientenerfahrungen im Spital

Teil 5: VBHC – Mehr als nur PROMs messen

Florian Liberatore, stellvertretender Leiter der Fachstelle Management im Gesundheitswesen und Experte für Value-Based Healthcare Management.


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