Zukunftsstudie Bankfachspezialisten 2030: Beschäftigungssituation und Tätigkeitsfelder

Prof. Dr. Andrea Müller

Im Schweizer Bankensektor sind bei den traditionellen Banken und den bankennahen Finanzdienstleistern rund 145’000 Mitarbeitende (VZÄ) beschäftigt. Durch Digitalisierung bzw. Automatisation wird die Beschäftigung im Schweizer Bankensektor stark unter Druck kommen.

Rund 40 Prozent der Mitarbeitenden einer durchschnittlichen Universalbank arbeiten heute im Bereich Beratung und Betreuung, bei Banken mit einem hohen Outsourcing-Anteil sind es bis zu 80 Prozent. Dies ist ein typisches Tätigkeitsfeld für die klassischen Bankfachleute, weshalb Veränderungen in diesem Bereich von besonderer Bedeutung sind.

Die Tätigkeitsfelder Business Development und Processes, Risk und Compliance, Finance und Analysis, in welchen zusammen zirka 30 Prozent der Bankfachspezialisten arbeiten, werden sich inhaltlich weiterentwickeln, aber nicht grundsätzlich verändern. Das Tätigkeitsfeld Beratung und Betreuung wird sich hingegen stark verändern bis komplett erneuern.

Dabei werden die fachlichen und methodischen Anforderungen in der Beratung mit hoher Komplexität stark steigen. In der Beratung mit mittlerer Komplexität ist neben der Fachkompetenz vor allem die Sozialkompetenz von grosser Bedeutung. In der standardisierten Beratung und Betreuung wird die Fachkompetenz nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, während die Sozialkompetenz von zentraler Bedeutung ist. Dabei sind auch unterschiedliche Anforderungen an die Methodenkompetenzen innerhalb der verschiedenen Bereiche der Beratung und Betreuung erkennbar. Die Sozialkompetenz spielt in allen Bereichen der Beratung und Betreuung eine wichtige Rolle, wobei sie bei der Beratung mit mittlerer Komplexität und der standardisierten Beratung und Betreuung eine zentrale Rolle spielt.

Betreffend andere Kompetenzen entstehen jedoch grössere Anforderungssprünge zwischen den einzelnen Bereichen im Tätigkeitsfeld Beratung und Betreuung. Es können nicht mehr alle Kompetenzen von standardisierter Beratung und Betreuung, über die Beratung mit mittlerer Komplexität bis zur Beratung mit hoher Komplexität einfach weiter vertieft werden. Zudem sind die Übergänge nicht mehr fliessend. Die Beratung mit hoher Komplexität erfordert z. B. ein deutlich höheres Fachwissen sowie ein anderes Methodenwissen als das, welches in den anderen Teilbereichen Beratung und Betreuung gefordert ist.

Im Tätigkeitsfeld Beratung und Betreuung müssen sich zudem alle Mitarbeitenden darauf einstellen, dass sie sich im Kontakt mit den Kunden zukünftig in einem Omnichannel-Umfeld werden bewegen müssen.

Insgesamt werden über alle Tätigkeitsfelder von Bankfachspezialisten hinweg zukünftig hohe Anforderungen an die Methodenkompetenz sowie Lern- und Veränderungsbereitschaft gestellt.

Die Digitalisierung wird weiter fortschreiten und entsprechend grossen Einfluss auf die zukünftigen Kompetenzen haben. Sie wird übergreifend die Mehrheit der Kompetenzen beeinflussen.

Die im Rahmen unserer Studie interviewten Mitarbeitenden im Vertrieb der Banken sind sich mehrheitlich einig, dass Veränderungen anstehen. Sie gehen jedoch nicht von einer grundsätzlichen Erneuerung ihrer Tätigkeitsfelder und den zugehörigen Kompetenzanforderungen aus.

Für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Bankensektors und damit der Beschäftigung, ist die Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen – unter Einbezug der Digitalisierung – voranzutreiben. Dies auch dann, wenn das klassische Bankgeschäft mit seiner persönlichen Beratung bedeutend bleiben wird. Um einen kontinuierlichen Erwerb von Kompetenzen zu ermöglichen, müssen zwingend neue, flexible Laufbahnen angeboten werden.

Der komplette Ergebnisbericht zur Studie steht zum Download zur Verfügung:

https://digitalcollection.zhaw.ch/handle/11475/1523


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