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Event Thinking. Studierende üben sich in Design Thinking und entwickeln reale Events

Im Projektseminar «Eventdesign und Management» haben Studierende aus dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation reale Events für reale Auftraggeber:innen designt und dabei tolle Erfahrungen gemacht. Ihre Methode: Event Thinking. Was sie am Design Thinking und an ihren Projekten herausgefordert hat, ihre Learnings und Tipps teilen sie in diesem Beitrag.

Autor:innen: Birgitta Borghoff und Christa Stocker

“Event Thinking” ist Design Thinking im Eventmanagement. Design Thinking ist ein agiles Verfahren aus dem Ingenieurswesen. Es gilt als Innovationsmethode zur Lösung komplexer Probleme auf Basis eines iterativen, non-linearen Prozesses. Ein bekanntes Modell im Design Thinking ist das Double Diamond-Modell (s. Abbildung). Darin sieht man die reziproken Schleifen zwischen Problem- und Lösungsraum. Designpraktiker:innen pendeln zwischen diesen beiden Räumen hin und her, um Lösungen aus unterschiedlichen Perspektiven für relevante organisationale Problemstellungen hervorzubringen. Auch im Eventdesign. Und sie arbeiten in transdisziplinären Teams.

Double Diamond-Modell (Lewrick et al. 2020, 22)

Design Thinking versteht Kreativität, Empathie und Phantasie als ökonomische Anforderung, um auf originelle Lösungen zu kommen. Es lebt vom Machen, Ausprobieren und Experimentieren mit neuen Ideen. Ziel dabei sind nutzer- und kundenorientierte Ergebnisse. Auf überraschende Ergebnisse kommt man aber nur, wenn auch scheinbar Unlogisches und Unerreichbares gedacht und ernsthaft diskutiert wird – eine Fähigkeit, die gerade in Sprach- und Kommunikationsberufen extrem wichtig ist. Im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation (bisher: Bachelor Angewandte Sprachen) wird deshalb genau das trainiert und zwar an realen Projekten mit Auftraggeber:innen aus der Praxis. Ein Gewinn nicht nur für die Studierenden.*

Eventdesign: Highlights, Herausforderungen und Learnings

Nach den Projektpräsentationen haben wir mit vier der Eventteams gesprochen. Ihre Projekte zeigen dabei die grosse Vielfalt an Themen und Fragestellungen, die im Projektseminar bearbeitet wurden.

Was war ihr Projekt? Welche Erfahrungen nehmen die Studierenden des Bachelor Mehrsprachige Kommunikation aus dem Projektseminar «Eventdesign und Management» mit? Was sind ihre Learnings und Tipps für kommende Eventdesigner:innen?

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Evemtteam “1001 Nacht”: Agustina Barzola Balmer, Camilla Bomio, Shaila Fritschi, Martina Spina, Valentina Nosdeo, (v.l.n.r.)

“1001 Nacht” – ein Business Event für Emirates

Eventteam: Agustina Barzola Balmer, Camilla Bomio, Shaila Fritschi, Valentina Nosdeo, Martina Spina, Linda Tozzo (Auftraggeberin: MICExperts). Sie designten eine Eventdramaturgie für ein Business und Corporate Event von Emirates Schweiz in der Location Das ZELT.

«Ein Highlight war, dass wir unseren Ideen freien Lauf lassen konnten. Kreativität war nie das Problem. Wir sind allerdings anders gestartet als vom Auftraggeber erwartet. Dieser hatte etwas andere Vorstellungen als wir. So mussten wir unsere Ideen in einem zweiten Schritt umformen. Im Rückblick war es aber super, dass wir nochmal neu angefangen haben. Denn ursprünglich wollten wir einen formellen Anlass machen – am Tisch mit fixem Menü.» Was dann herauskam war ein leicht «chaotischer», farbenfroher Basar für die Gäste mit Essenständen, Gewürzen, Musik und Tanz, der überzeugte.

Aus dem Kurs nahmen die Studierenden mehr mit als «gelerntes» Wissen:

  • «Wir haben Selbstvertrauen gewonnen.»
  • «Kommunikation ist sehr wichtig – im Team, aber auch mit dem Auftraggeber. Man sollte die Ideen immer mit allen Stakeholdern gut absprechen, damit man frühzeitig merkt, wenn man in eine falsche Richtung geht.»
  • «…und Teamwork: Es ist gut, wenn man zu sechst arbeitet. Mehrere Köpfe haben mehr Ideen als einer oder zwei.»
Eventdesign-Team "allani": Nelly Müller, Melanie Baer, Desirée Lema, Josselyne Schwendener, Luana Biehler, Valeria Carballo

Eventteam “allani”: Nelly Müller, Melanie Baer, Desirée Lema, Josselyne Schwendener, Luana Biehler, Valeria Carballo (v.l.n.r.)

allani Kinderhospiz – Eröffnungsfeier

Melanie Baer, Luana Biehler, Valeria Carballo Camiño, Desiree Acuña Lema, Nelly Müller, Josselyne Schwendener (Auftraggeber: allani Kinderhospiz Bern). Die sechs Studentinnen designten ein Event zur Eröffnung des ersten Kinderhospiz in der Schweiz, das unter dem Motto «Dem Tod begegnen, das Leben feiern.» stehen sollte.

Für das Projekt entschieden hatten sie sich, weil es für sie einfach Sinn machte: «Es war ein Projekt und Thema, zu dem man gern etwas beiträgt.» Das war denn auch ihr besonderes Highlight. Josselyne: «Ich fand’s mega schön, nicht einfach ein Projekt fürs Studium zu machen, weil ich musste. Dabei habe ich viel Neues gelernt.» und Nelly fügt an: «Das ist ein tolles Gefühl, wenn man weiss, dass das Projekt in der realen Welt so umgesetzt wird.» Die Studentinnen sollten ihre Präsentation nämlich gleich noch ein zweites Mal für den Vorstand von allani halten. Die Auftraggeberinnen waren so begeistert von dem Entwurf, dass sie das Event nach dem Design der Studentinnen umsetzen wollen.

Ihre besonderen Herausforderungen:

  • «Kindersterben ist ein schwieriges Thema, das feinfühlig behandelt werden muss. Wie spricht man über feiern und trauern gleichzeitig? Das war eine Gratwanderung.» Dabei hat den Studentinnen geholfen «durch die Brille der Personas zu schauen, also der vom Thema Betroffenen, die am Anlass teilnehmen würden».
  • «Für uns war es sehr schwer mit dem Flexiblen umzugehen. Was heisst es, ein Event zu planen, aber trotzdem nicht bis ins Letzte planen zu können? Wir sollten das Event ja nicht durchführen, sondern «nur» ein Design, eine Struktur entwerfen. Eigentlich hätten wir alles bis ins Detail planen wollen. Wir waren so voller Elan…»
Eventdesign-Team "Digital Futures Forum": Benjamin Moser, Vivian Wegmann, Oliver Lutz, Lara Martin, Lukas Gomez, Zoe Küng

Eventteam “Digital Futures Forum”: Benjamin Moser, Vivian Wegmann, Oliver Lutz, Lara Martin, Lukas Gomez, Zoe Küng (v.l.n.r.)

Digital Futures Forum – Event zur Bildungsförderung

Lukas Gomez, Zoe Küng, Oliver Lutz, Lara Martin, Benjamin Moser, Vivian Wegmann (Auftraggeberin: ZHAW digital). Sie designten eine Eventreihe zur digitalen Transformation (z.B. «Deep Fake») und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Für ihre Projektwahl hat die ZHAW als Auftraggeberin den Ausschlag gegeben: «Wir wollten kein Projekt mit einem riesigen Budget, sondern eines, das umgesetzt wird, in dem wir kreativ sein konnten.» Dieser Plan ist für sie perfekt aufgegangen.

Auch für sie war die grösste Herausforderung die Freiheit: «Die Rahmenbedingungen waren klar, aber im Was und Wie waren wir komplett frei.» Und Oliver ergänzt: «Es war schwierig die Unsicherheit auszuhalten, nicht Experte zu sein und trotzdem für einen richtigen Auftraggeber, den man nicht enttäuschen will, etwas zu designen, wofür man sich nicht qualifiziert fühlt.» – «Wir hatten ja eigentlich keine Ahnung von allem. Theorie, Umsetzung… – jedenfalls am Anfang des Semesters.»

Ihre Tipps/Learnings aus dem Projektseminar zum Eventdesign:

  • «Machen, getrauen, anfangen
  • «Keine Angst haben, eine unfertige Idee auszusprechen, weil man das Gefühl hat, sie sei dumm. Auch wenn sie unsinnig scheint, kann sie etwas zum Thema beitragen.»
  • «Vor Ort gehen. Die Location anzuschauen war unser produktivster Nachmittag. Zu wissen, wie alles aussieht, nimmt die Nervosität.»
Eventdesign-Team "Entrepreneurial Mind- und Skillset": Elea Akca, Sarah Puga, Petra Juric, Denise Studer, Johanna Seitter, Ariane Stillhart und Hanna Brahme (Auftraggeberin ZHAW entrepreneurship)
Eventteam “Entrepreneurial Mind- und Skillset”: Elea Akca, Sarah Puga, Petra Juric, Denise Studer, Hanna Brahme (Auftraggeberin ZHAW entrepreneurship; hinten v.l.n.r.); Johanna Seitter, Ariane Stillhart (vorne v.l.n.r.)

Entrepreneurial Mind- und Skillset für Studierende – Inspirational Event Series

Elea Akca, Petra Juric, Sarah Puga, Johanna Seitter, Ariane Stillhard, Denise Studer (Auftraggeberin: ZHAW entrepreneurship). Sie designten eine Inspirational Event Series für Studierende, die «mut»ivieren soll, Ideen unternehmerisch umzusetzen.

Auch sie wollten nach ihren guten Erfahrungen im Projektmanagement-Kurs mit einem ZHAW-Auftraggeber arbeiten. Denise reizte ausserdem: «Linguistik und Entrepreneurship habe ich nicht miteinander in Verbindung gebracht. Das fand ich spannend.»

Über das Highlight sind sie sich einig: «Als wir die Ergebnisse der Umfrage bekamen, hatten wir zum ersten Mal etwas Handfestes. Wir sahen: Auch andere Studierende sind interessiert am Thema. Auf dieser Basis können wir weitermachen. Mit den Moodboards bekamen wir mega gute Inputs.» Petra erklärt: «Man ist so in einer Bubble, erstens im Team, zweitens am Departement. Die hat sich geöffnet zu den anderen Departementen hin.» Auch das erste Gespräch mit dem Auftraggeber war wichtig: «Es war cool zu merken, es ist ein guter Vibe, und das Gesicht hinter dem Auftrag zu sehen.»

Besonders herausfordernd empfanden auch sie die grosse Offenheit. Sarah dazu: «Wir hatten keine Grenzen gesetzt bekommen. Ich finde das mega toll, aber ohne Erfahrungen schwimmt man zuerst ganz schön.» So war das Schwierigste überhaupt mal anzufangen.

Für ihr weiteres Studium nehmen sie wichtige Erfahrungen mit:

  • «Im Eventdesign arbeitet man nicht linear: Es ist nicht schlimm, manchmal drei Schritte zurückzugehen und dort etwas nochmal zu analysieren. Am Schluss kommt’s gut.»
  • «Es gibt kein Rezept, das immer funktioniert.»
  • «Inputs von aussen können ein Event mega bereichern

* Projektseminar «Eventdesign und Management»

Das Projektseminar «Eventdesign und Management» wurde von Birgitta Borghoff im Frühlingssemester 2022 bereits zum zweiten Mal mit realen Aufträgen aus der Praxis durchgeführt. Auf den Projekt-Call bewarben sich 13 Organisationen aus Gesundheit, Sport, Bildung, Tourismus, Wissenschaft/Forschung, Beratung, Nachhaltigkeit und Kultur. Elf Projekte wurden von den Studierenden aus dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation in Eventteams aus fünf bis sechs Personen bearbeitet.
Interesse an der Eingabe eines Eventprojekts für das nächste Projektseminar? Birgitta Borghoff (borg@zhaw.ch) freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme. Das nächste Projektseminar findet im kommenden Frühlingssemester statt.


Informationshinweis zum Bachelor Mehrsprachige Kommunikation

Im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation (bisher: Bachelor Angewandte Sprachen) bildet das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen Sprachinteressierte zu Sprach- und Kommunikationsprofis aus, die sich souverän zwischen Sprachen, Kulturen und Domänen bewegen. Das Studium mit den Vertiefungen Mündliche Kommunikation & Sprachmittlung, Multimodale Kommunikation & Translation sowie Fachkommunikation & Informationsdesign (früher: Technikkommunikation) qualifiziert Studierende für die Arbeit sowohl in der Language Industry als auch in nationalen oder internationalen in Organisationen und Unternehmen, in denen professionelle Mehrsprachigkeit gefragt ist.

Berufliche Perspektiven mit dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation können sein

  • Projekt-Manager:in
  • Content-Manager:in
  • Copywriter:in
  • Sprachmittler:in
  • Technische:r  Redakteur:in
  • UX-Writer:in
Mehrsprachige Kommunikation studieren – feat. Hazel Brugger

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Das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen ist das Kompetenzzentrum der ZHAW für Mehrsprachigkeit und Sprachmittlung in Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Dienstleistung.

Mit dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation und den Vertiefungen Fachübersetzen und Konferenzdolmetschen des Masters Angewandte Linguistik bietet das IUED eine kohärente, praxisorientierte Ausbildung für zukünftige mehrsprachige KommunikationsexpertInnen.

Das IUED ist ein Institut mit internationalem Ruf. So ist es Mitglied prestigeträchtiger internationaler Netzwerke wie CIUTI und EMT und verfügt über eine dichte Vernetzung mit Instituten und Universitäten im In- und Ausland.


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