Das Unterrichten und Sprachen hat sie im Blut – eine klassische Lehrerinnenausbildung wollte sie aber nie machen: Jessica Stauffer, 25 Jahre alt und Halbbrasilianerin, studiert im vierten Semester des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration. Im aktuellen Praktikumssemester lernt sie zusätzlich zur Perspektive als Deutschlehrperson eine weitere Seite kennen: nämlich die der Bewertenden im Prüfungszentrum des Goethe-Instituts. Jessica ist sich sicher, auch aufgrund des erneuten Flüchtlingsstroms, dass sie mit diesem Studium etwas zur Integration fremdsprachiger Menschen beitragen kann.
Autorin: Stefanie Krüsi
Während ihrer Fachmatura hat Jessica Stauffer in einem Durchgangsheim für Asylsuchende in Frauenfeld gearbeitet. Dort ist sie neben verschiedenen administrativen Tätigkeiten dem Unterrichten der deutschen Sprache nachgegangen – und dabei hat es ihr den Ärmel reingezogen: «Mir wurde bei dieser Arbeit bewusst, wie wichtig es für die Asylsuchenden ist, die deutsche Sprache so schnell wie möglich zu erlernen, damit sie sich integrieren und in der Schweiz arbeiten können», berichtet die 25-Jährige. Das Unterrichten hat ihr sofort sehr gefallen, sie konnte den Unterricht kreativ mitgestalten und die Fortschritte der Lernenden beobachten: «Dabei erhielt ich für mich die Bestätigung, dass ich ein Flair fürs Unterrichten habe und es mir viel Spass bereitet.»
Dass Jessica unterdessen im vierten Semester des Bachelor Sprachliche Integration studiert, sieht sie als grosses Privileg an. «Ich bin selbst in zwei Sprachwelten aufgewachsen. Meine Mutter ist brasilianischer Herkunft, ich bin in São Paulo zur Welt gekommen und habe deshalb einen starken Bezug zu Brasilien und zur portugiesischen Sprache.» Sprachen haben Jessica schon immer geprägt und auch fasziniert. «Eine langjährige Freundin, welche jetzt auch im Bachelor Sprachliche Integration studiert, machte mich auf den Studiengang aufmerksam, und ich war sofort begeistert. Eine klassische Ausbildung als Lehrerin wollte ich nicht machen.»
Einblicke in verschiedenste Bereiche der Integration
Besonders gefällt der 25-Jährigen der hohe Praxisbezug des Studiums. «Man kann die Theorie, welche man gelernt hat, sogleich in der Praxis umsetzen, beispielsweise im zweiten Semester bei der Unterrichtsassistenz, welche ich bei der AIDA-Sprachschule für fremdsprachige Frauen in St.Gallen absolviert habe. Auch die Vielfalt der Module sehe ich als Vorteil. Denn man bekommt Einblicke in die verschiedensten Bereiche der Integration. Die Dozenten sind sehr kompetent und hilfsbereit.» Aktuell befindet sich Jessica im vierten Semester, welches sie als Praktikantin im Prüfungszentrum des Goethe-Instituts an der ZHAW absolviert. «Da ich bereits Erfahrungen im Unterrichten sammeln durfte, fand ich es reizvoll, für dieses Praktikum einmal die andere Seite kennenzulernen – also die der Bewertenden. Ich erhalte dadurch die Möglichkeit, einen Schritt weiterzugehen und den Bereich eines Prüfungszentrums kennenzulernen.»
Während ihres Praktikumssemesters im Prüfungszentrum des Goethe-Instituts arbeitet Jessica in verschiedenen Bereichen mit: «Ich führe verschiedene administrative Tätigkeiten im Prüfungssekretariat aus, wie zum Beispiel Zertifikate oder Prüfungspläne erstellen. Ich habe Recherche- und Kommunikationsaufgaben, wie die Mitarbeit beim Newsletter, und ich werde an den Prüfungssessionen im April, Mai und Juni mithelfen. Dabei werde ich die Aufsicht während Prüfungen übernehmen und bei den mündlichen sowie schriftlichen Prüfungen hospitieren.»
Aktuelle Weltlage als Bestätigung für die Wahl ihres Studiums
Jessica ist es wichtig, möglichst viel von den verschiedenen Erfahrungen, die sie in der Praxis sammeln darf, mitzunehmen. «Ich möchte von allem profitieren, was ich in meinem späteren Berufsalltag möglichweise anwenden kann.» Nach Abschluss des Studiums kann sich die Halbbrasilianerin gut vorstellen, als DaF/DaZ-Lehrerin tätig zu sein – möglicherweise im Asylwesen. «Die aktuelle Weltlage mit den neuen Flüchtlingsströmen bestätigt mich in meiner Einschätzung, dass diese Tätigkeit einen wichtigen Stellenwert besitzt.» Sie hofft, dass sich der Bachelorstudiengang Sprachliche Integration weiterhin durchsetzen wird und viele auf ihn aufmerksam werden, die etwas zur Integration Fremdsprachiger beitragen möchten.
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