Neue Blicke auf die Klimapolitik

Eine Diskursanalyse als Beispiel für den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis im politischen Kontext.

von Martina Novak, Leiterin Politik swisscleantech und Absolventin des CAS Politische Kommunikation am IAM

Klimapolitik bewegt – nicht nur die Gesellschaft und die Politik, ganz aktuell auch unseren Wirtschaftsverband swisscleantech. Mit der Revision des CO2-Gesetzes geht die Beratung dieses für uns hochrelevanten politischen Geschäftes im Jahr 2018 in die entscheidende parlamentarische Phase. Als ich im Herbst 2017 im Rahmen des CAS Politische Kommunikation zum ersten Mal von den Ansätzen der Diskursanalyse hörte, war für mich sofort klar: Im Rahmen meiner Transferarbeit würde ich das im Kurs erworbene Wissen für die Analyse des gegenwärtigen klimapolitischen Diskurses anwenden. Damals ahnte ich noch nicht, welch neuen, für unsere politische Arbeit aufschlussreichen Einblicke mir meine Transferarbeit in den Klimadiskurs gewähren würde.

Von der Theorie zu praktischen Erkenntnissen für die politische Arbeit

Die Diskursanalyse ist ein Verfahren, welches zur systematischen Untersuchung von Diskursen, sprich den Grundlagen, Prozessen und Erzeugnissen gesellschaftlicher Verständigung, dient. Mittels der Diskursanalyse lassen sich Diskurse nach spezifischen Elementen untersuchen. Das Verfahren ermöglicht die Dekonstruktion von Diskursen nach zugrundeliegenden Themen, Argumenten, Wertungen und sinngebenden Narrativen (sogenannten Storylines). Mit Ansätzen der Diskursanalyse machte ich mich also auf, Muster im gegenwärtigen klimapolitischen Diskurs in der Schweiz zu ergründen. Persönlich wollte ich dadurch ein Verständnis für die zugrundeliegenden Storylines gewinnen. Beruflich erhoffte ich mir, Schlüsse hinsichtlich der Kommunikation zur bevorstehenden Beratung des CO2-Gesetzes – und letztlich der Verbesserung unserer eigenen Botschaften – ziehen zu können. Als Untersuchungsgegenstand dienten in erster Linie Antworten verschiedener Akteure betreffend die Vernehmlassung des Bundesrates zur Klimapolitik der Schweiz nach 2020.

Obschon das Datenkorpus einen kleinen Ausschnitt aus einem Ausschnitt – nämlich ausgewählte Antworten aus der „Vernehmlassung zur Schweizer Klimapolitik post 2020“ – des Klimadiskurses zeigt, konnten einige grundlegende Tendenzen identifiziert werden. Die Untersuchung zeigt beispielsweise, dass ökonomische Aspekte den Diskursausschnitt dominieren. Zudem wird ersichtlich, dass Befürworter einer ambitionierten Klimapolitik mit diversifizierteren Diskurselementen arbeiten: so ist die Themenvielfalt grösser und die Bandbreite der Argumente weiter als die der Gegner. Die Gegner andererseits arbeiten dafür innerhalb einzelner Themenkategorien differenzierter. So ist beispielsweise die argumentative Stützung ökonomischer Aspekte breiter aufgebaut. Zudem weisen die Storylines der Gegner Ähnlichkeiten auf, was grösseren Wiedererkennungswert bedeutet und auf mögliche Diskurskoalitionen hindeuten könnte. Von Emotionalisierung und Auffälligkeiten machen ebenfalls die Gegner stärker Gebrauch. Auffällig ist zudem, dass es einige konfligierende Themen gibt. So ist beispielsweise die Frage, ob eine ambitionierte Klimapolitik zu Wettbewerbsvor– oder –nachteilen führt, höchst umstritten.

Diskursanalyse: durch systematische Aufschlüsselung zur objektiveren Reflexion

Die Transferarbeit im Rahmen des CAS Politische Kommunikation bietet die Möglichkeit für einen Brückenschlag zwischen der Theorie und der eigenen Arbeitspraxis. Die Diskursanalyse ist ein spannendes Instrument für Untersuchungen im politischen Kontext: Mir hat sie geholfen, ein besseres Verständnis für vorherrschende Muster im gegenwärtigen klimapolitischen Diskurs zu gewinnen. Bei der Diskursanalyse liegt der Schwerpunkt auf der systematischen Kategorisierung von Mustern anstatt beispielsweise auf der Inhaltsanalyse von Argumenten. Damit ermöglicht sie einen Perspektivenwechsel und objektivere Reflexion – und nicht zuletzt eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Die Erkenntnisse meiner Transferarbeit dienen nun als Grundlage unserer weiteren Analyse des Klimadiskurses und haben auch die Überprüfung unserer eigenen Botschaften veranlasst. Die Diskursanalyse haben wir damit als wertvolles Analyseinstrument ins Repertoire unserer politischen Arbeit aufgenommen.


21 AbsolventInnen mit CAS-Zertifikat
Kurz vor Weihnachten ist die 14. Durchführung des CAS Politische Kommunikation zu Ende gegangen. 21 Absolventinnen und Absolventen haben das IAM mit Zertifikat verlassen und – wie Martina Novak – neue Erkenntnisse in ihren Berufsalltag mitgenommen. Thema dieses CAS ist das strategische Management politischer Kommunikation. Der nächste Kurs startet am 17. August 2018.

CAS Politische Kommunikation: Infos und Anmeldung

Kursteilnehmende des CAS Politische Kommunikation 2017

Mehr zum Thema

Nicole Disler, Absolventin CAS Politische Kommunikation am IAM

Defaulttext aus wp-youtube-lyte.php

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert