Christian Bucher hat im März 2022 die Funktion als Leiter Entwicklung und Koordination Wirtschaftspsychologie am ZHAW-Departement Psychologie übernommen. Eine Funktion, die es so bisher noch nicht gab. Im Interview spricht er über die Herausforderungen und Chancen, die sich damit ergeben. Er stellt sich persönlich vor.
Interview: Nicole Dürst
Christian, wie geht es dir mit deiner neuen Aufgabe?
Ich bin sehr gut im März 2022 gestartet. Einige Kollegen kenne ich sogar noch von der Uni-Zeit. Der neue Aufgabenbereich reizt mich sehr. Aber es gibt viel zu tun.
Für was braucht die ZHAW einen Wirtschaftspsychologen wie dich?
Wir begegnen der Wirtschaftspsychologie überall. Zum Beispiel im HR, bei der Teamführung aber auch im Marketing, wenn es um das Kaufverhalten der Konsument:innen geht. Es gibt so viele unterschiedliche Vertiefungen in der Arbeitswelt wie Arbeitspsychologie oder Organisationspsychologie, um nur zwei zu nennen.
Und was machst du genau?
Derzeit arbeite ich hauptsächlich an einem Konzept. Mir ist wichtig, dass ich nicht nur etwas vor mich «hinwurstle», sondern insbesondere die Bedürfnisse und Anliegen von unseren Experten und Expertinnen im Haus berücksichtige. Deshalb tausche ich mich regelmässig mit den Mitarbeitenden aus. Manchmal gibt es auch Fachgespräche mit Verantwortlichen und Kooperationspartner:innen im Bereich Wirtschaftspsychologie.
Ist das eine Schnittstellenfunktion?
Ja, das könnte man durchaus so nennen. Diese Position ist zum Teil herausfordernd für mich, weil ich mit vielen Personen zusammenarbeite, aber nicht direkt in deren Teams angesiedelt bin. Dieser Austausch ist für mich deshalb besonders wertvoll. Ich bin organisatorisch in einer Stabstelle unterhalb von Direktor Christoph Steinebach und arbeite viel mit ihm zusammen.
Was ist genau das Ziel der neuen Stelle?
Die Wirtschaftspsychologie wird häufig in einem engeren Kontext unterrichtet. Typischerweise lernen Studierende im Marketingbereich, wie bei einem Produkt eine gezielte Kampagnenkommunikation genutzt werden kann. Solche Studiengänge gibt es viele. Jedoch gibt es noch keinen übergreifend über alle Bereiche, die der Wirtschaftspsychologie zugeordnet werden können. Diese Form der Wirtschaftspsychologie gibt es an der ZHAW noch nicht. Und das versuche ich zu ändern.
Stellst du nun alles auf den Kopf?
Nein, das würde meinem Auftrag nicht gerecht werden. Ich versuche, die bestehende Nachfrage auf dem Markt mit unseren Angeboten abzugleichen. So finde ich raus, wo wir stehen und was zukünftig im Bereich der Wirtschaftspsychologie benötigt wird. Unter anderem darf ich mich deshalb auch an der Revision des Psychologie-Bachelorstudienganges beteiligen.
Und dann?
Aus dem Konzept soll sich die angestrebte Positionierung der ZHAW auf dem Markt zeigen, um gezielt darauf hinzuarbeiten. Dies sollte möglichst zeitnah passieren. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, sondern entwickelt auch fortlaufend neue Angebote.
Eine grosse Verantwortung. Kannst du da noch ruhig schlafen?
Das Konzeptionieren ist sehr denklastig, um möglichst alle Faktoren zu berücksichtigen und langfristig zu planen. Deshalb schätze ich den Austausch mit verschiedenen Personen sehr. Manchmal ist es aber tatsächlich schwierig, am Feierabend abzuschalten.
Hast du einen Tipp?
Ich versuche, die Dinge zu relativieren. Mein dreijähriger Sohn hilft mir dabei. Er denkt in der Gegenwart. Wenn er ein Bedürfnis im Moment hat, dann braucht er es jetzt und nicht erst morgen. Früher machte ich viel Sport oder musizierte zum Ausgleich. Jedoch kommt dies derzeit etwas zu kurz. Ich lese aber sehr gerne Bücher, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin. Trotzdem muss ich aber sagen, dass ich wohl durchs Fussballspielen im Verein auf meinen heutigen Beruf gekommen bin.
Wie kam es dazu?
Ich beobachtete schon als Jugendlicher, wie sich die Konstellation in einem Team zusammensetzt. Jeder meiner Mitspieler hatte seine eigenen Stärken und Schwächen. Und der Trainer kannte diese. Wenn er sie nun smart auf den einzelnen Positionen auf dem Spielfeld eingesetzt hat, konnten wir als Team besser zusammenarbeiten und waren erfolgreicher bei den Spielen. Auch Teamwork und Führung sind Teil der Wirtschaftspsychologie. Es interessiert mich, inwiefern eine vorgesetzte Person die Stärken sowie die Schwächen von Teammitgliedern gezielt einsetzten kann, damit letztendlich zusammen mehr Erfolge erzielt werden kann.
Dann hast du deinen Traumberuf verwirklicht?
Eigentlich wollte ich immer Architekt werden. Das bin ich heute irgendwie auch. Ich kreiere etwas Neues – etwas, das es bisher noch nicht gab. Ich denke, ich habe eine klare Vorstellung von der Realisierung und brauche ein konkretes Ziel in einem Projekt. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie sich meine Tätigkeit am Departement entwickelt. Ich freue mich darauf.
Dr. Christian Bucher ist ausgebildeter Psychologe und arbeitet als Leiter in der Stabsstelle Entwicklung und Koordination Wirtschaftspsychologie am ZHAW-Departement Psychologie.