An der ZHAW mussten tausende von Prüfungen verschoben werden. Zuerst konnte die Hochschule wegen den verschärften Covid-Richtlinien die Präsenz-Prüfungen nicht mehr verantworten, anschliessend fehlte die Zeit auf online umzustellen. Das Psychologische Institut der ZHAW hat in dieser Hinsicht Glück: Erstens arbeiten die Prüfenden mit einer überschaubaren Anzahl Studierender, zweitens hat das Institut schon ziemlich viel Erfahrung mit den Pro’s und Contra’s von Online-Durchführungen.
Text: Kathrin Fink
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«Das Psychologische Institut macht es nicht besser oder schlechter als andere Departemente an der ZHAW», sagt Studiengangleiterin Barbara Schmugge. «Wir schlagen uns wacker, so gut es eben geht.»
Barbara Schmugge erklärt den Umstand, dass am Psychologischen Institut keine Prüfungen verschoben werden mussten, ganz einfach damit, dass ein grosser Unterschied besteht, ob man 600 oder 9000 Prüfungen online organisieren muss. Ausserdem hat sich das Leitungsteam relativ frühzeitig(Ende November 2020 für die konsequente Durchführung im Online-Modus entschieden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass am Psychologischen Institut schon seit drei Jahren Erfahrungen mit Online-Prüfungen gesammelt werden – oder genauer gesagt mit «Onsite»-Online-Prüfungen.
Ein spezieller Browser verhindert Chatten oder Abspringen auf Internetseiten
Vor der Corona-Krise war der normale Modus, dass die Studierenden in einem Raum an der ZHAW (Onsite = vor Ort) mit ihrem eigenen digitalen Gerät die Prüfung absolvierten.
Um das Betrugsrisiko zu senken, konnte auf die Test-Materialien und das Prüfungs-Programm «Moodle» nur mit einem speziellen Browser zugegriffen werden. Jegliches Chatten oder Abspringen auf Internetseiten war dadurch unmöglich. Ausserdem war eine Prüfungsaufsicht im Raum, die ein Auge auf die genauen Aktivitäten der Prüflinge warf. Auf diese zusätzlichen Sicherheiten musste während der Corona-Zeit verzichtet werden.
Wenn die Studierenden die Prüfung online von Zuhause aus ablegen, nützt weder der spezifische Browser etwas, noch ist irgendeine Form einer Überwachung möglich. «Meine schlimmste Vorstellung ist, dass während der Prüfung jemand beim Studierenden unter dem Tisch sitzt und hilft», erklärt Barbara Schmugge augenzwinkernd.
Auch wenn diese Risiken ein Stück weit real sind, haben die Verantwortlichen am Psychologischen Institut grosses Vertrauen in «ihre» Studierenden. Ingrid Gubser, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Teil der ZHAW-Arbeitsgruppe «Blended Learning», ist sich sicher: «Unsere Studierenden möchten etwas lernen. Wir begegnen ihnen deshalb auf Augenhöhe und nicht mit dem Zeigefinger.»
Viele Mitarbeitende mussten unbezahlte Überstunden leisten
Für die Verantwortlichen überwiegen die Vorteile von Online-Prüfungen dann auch klar: Die Organisator/innen müssen nicht Berge von Papier kopieren, umverteilen und am Schluss wieder zusammensuchen, das Korrigieren ist dank automatischer Auswertung markant einfacher und niemand muss mehr unleserliche Handschriften entziffern.
Den Umständen entsprechend ist das Psychologische Institut also seit Beginn der Pandemie gut durch die Prüfungs-Phasen gekommen und konnte viel digitales Wissen dazugewinnen. Für Barbara Schmugge ist dieser kleine Erfolg der departementübergreifenden Zusammenarbeit der Studiengangleitenden und dem Einsatz der Lehrpersonen zu verdanken: «So viele Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitende mussten im letzten Jahr unbezahlte Überstunden in Kauf nehmen und niemand hat die Arbeit verweigert. Für mich ist das der Erfolg, der grosse Einsatz aller Beteiligter.»
Blended Learning: Vermischung von neuen und alten Lernformen |
Die Arbeitsgruppe Blended Learning ist das Gremium der Fachgruppe Blended Learning. Sie berät Departemente und Studiengänge beim didaktischen Einsatz von E-Learning-Plattformen und digitalen Tools. |
Dr. Barbara Schmugge ist Studiengangleiterin des Bachelor und Master in Angewandter Psychologie und Dozentin am Psychologischen Institut der ZHAW.
Ingrid Regula Gubser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und stv. Leiterin des Teams Organisationsentwicklung und -beratung am Psychologischen Institut der ZHAW. Sie ist Teil der Arbeitsgruppe «Blended Learning».