Wie setze ich meinen Kompass neu?

In jeder beruflichen Laufbahn gibt es Momente, in denen man an einer Kreuzung steht und sich fragt, wie es weitergehen soll. Das ist oft gar nicht so einfach, denn viele Berufsbilder werden komplexer, der Arbeitsmarkt verändert sich stetig und die Weichenstellung ist nicht so klar, wie es noch vor 20 Jahren der Fall war. Deshalb lassen sich viele Menschen von Laufbahnexperten beraten. So, wie Petra Feierabend.  

Von Kathrin Fink, Redaktorin, ZHAW Angewandte Psychologie

Petra Feierabend war reif für eine Veränderung. Die 38-jährige Betriebsökonomin hatte seit dem Studium verschiedene Funktionen bei namhaften Unternehmen wahrgenommen. So zum Beispiel als Beraterin und Team-Leiterin bei der Marktforschungsfirma «The Nielsen» oder als Key-Account-Manager bei «IMS-Health». Bei letzterer war sie etwas über ein Jahr tätig und wechselte dann, Anfang 2015, zu Rivella ins Category Development.

«Nach einer Weile, war für mich klar, dass ich nicht in dieser Position bleiben möchte», sagt Petra Feierabend über die Zeit im Frühling 2016. «Das Feuer ist bei mir nicht übergesprungen, ich fühlte mich unterfordert und unausgefüllt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt.» Doch bevor sie auf gut Glück eine neue Stelle suchte, kam ihr die Idee, eine Laufbahnberatung in Anspruch zu nehmen. Sie wollte keinen Wechsel in eine neue Position forcieren, ohne zu wissen, was ihr eigentlich Spass macht. Sie hatte sich darüber zwar schon einige Gedanken gemacht, doch sie suchte die Bestätigung von einer aussenstehenden Person.

Sie kannte das IAP Institut für Angewandte Psychologie durch einen Kurs in Führungsentwicklung und bekam über den Kursleiter den Kontakt zu Berater Marc Schreiber. Die Betriebsökonomin vereinbarte einen von drei Terminen und machte sich Ende Juni 2016 auf den Weg in die Beratung. «Ich glaube, ich habe zu 90 Prozent selber gesprochen», lacht die 38-Jährige, wenn sie sich an das erste Gespräch erinnert. Sie habe das Gefühl gehabt, alles erzählen zu können, obwohl sie den Laufbahnberater vorher noch nie getroffen hatte. Marc Schreiber hörte viel zu und stellte an entscheidenden Stellen Fragen. Wenn er eine Unsicherheit in den Erzählungen verspürte, hakte er nach: «Ich musste mir genau überlegen, was ist mir nun wichtig, was macht meine Zufriedenheit aus», sagt Petra Feierabend.

Auch wenn Petra Feierabend schon viele Ideen und Vorschläge in die Beratung mit einbrachte, setzte Marc Schreiber drei Fragebogen und ein spezielles Interview ein, um das berufliche Profil zu konkretisieren. Auf der vom IAP entwickelten Plattform «Laufbahndiagnostik» füllte die Klientin die Fragebogen zu Karriereorientierungen, beruflichen Interessen und zum Motivprofil nach dem Zürcher Modell aus. Mit Hilfe des Career Construction Interviews (CCI), mit 5 Fragen, wurde die sogenannte Identitätskarte ergänzt. «Hier geht es darum einen Querschnitt aus den relevanten Themen, Eigenschaften, Interessen, Werten und Ressourcen zu erhalten», erklärt Marc Schreiber.

Das CCI ist ein Werkzeug, das, im Gegensatz zu den Fragebogen, auf einer bildhaften Sprache, Geschichten und der Methode des Zurückdenkens aufbaut. Der Klient wird eingeladen, sich in seine Kindheit zurückzuversetzen und sich an seine Vorbilder und Rollenmodelle zu erinnern. Das gibt Aufschluss über Lebensziele und Eigenschaften.

Petra Feierabend wurde klar, dass sie wieder mehr in Kontakt mit Menschen treten möchte. Bei ihrem Job im Category Development hatte sie dazu wenig Gelegenheit und verbrachte viel Zeit im Büro. Durch die Fragebogen und das Arbeitsumfeld in dem sich Petra Feierabend bereits befand, kristallisierte sich so das Berufsbild des Key-Account-Managers heraus. Sie hat bereits Erfahrung als Key-Account-Manager, doch die Beratung gab ihr noch einmal Bestätigung und klärte, aufgrund welcher Eigenschaften und Werte sie in diese Berufsrichtung passt.

Der Zufall wollte es, dass kurz nach den Beratungsterminen bei Rivella eine Stelle als Senior Key-Account-Manager frei und Petra Feierabend angefragt wurde, ob sie diese Stelle übernehmen möchte. Sie freute sich über die Chance, wollte aber, um sicher zu gehen, vorher mit ihrem Laufbahncoach Rücksprache halten. «Mit Blick auf die erarbeitete Identitätskarte kam ich zum Schluss, dass das Angebot passt», bestätigt Marc Schreiber. So sagte die Betriebsökonomin die Stelle zu. Sie sei nun richtig «happy», lacht sie.

Es passiert allerdings selten, dass bei einer Laufbahnberatung ein so konkretes Berufsziel herauskommt, das dann direkt umgesetzt wird. Das IAP sieht sich in der Laufbahnberatung als Prozessbegleiter. «Wir bringen nicht vorgefertigte Lösungen, sondern erarbeiten diese gemeinsam mit unseren Klientinnen und Klienten», sagt Marc Schreiber. «Es geht um einen Prozess, eine Standortbestimmung bei der man den Berufsfächer vorerst breit hält und Raum für Reflexion schafft.»

So eignet sich die Laufbahnberatung vor allem für Personen, die offen für diesen Prozess sind. Menschen, die im aktuellen Job nicht ganz zufrieden sind, oder die sich fragen «ist das schon alles gewesen». «Ich benutze gerne das Bild des Kompasssetzens», schmunzelt Marc Schreiber. Eine Beratung kann bei diesem Unterfangen sehr hilfreich sein. Es gebe sicher Leute, die ihren Kompass auch alleine setzen können, doch mit der zunehmenden Komplexität der Arbeitswelt, seien viele froh um die Möglichkeit eine Beratung in Anspruch nehmen zu können.

Laufbahnberatung am IAP
Die Dauer einer Laufbahnberatung ist abhängig von der persönlichen Situation und Komplexität der Fragestellung. Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert