Tamara Garcia studierte Personal- und Organisationspsychologie an der Universität Fribourg. Seit 2014 arbeitet sie als Beraterin am IAP Institut für Angewandte Psychologie. Ihre Schwerpunkte sind Coaching, Führungsentwicklung und Kommunikation. Zudem unterrichtet sie speziell entwickelte neuropsychologische Konzepte für die Führungsentwicklung und berät internationale Kunden im Aufbau und Einsatz von interkulturellen Kompetenzen.
Tamara, du arbeitest am IAP im Bereich Leadership, Coaching & Change Management. Was liebst du an deiner Arbeit?
Ich geniesse es, mit Menschen zu arbeiten und ihre Entwicklung zu beobachten. Wenn zum Beispiel in einem Coaching oder Training durch Impulse die Selbstreflexion angeregt wird und wir erkennen, wie das was wir erzählen, Anklang findet. Das ist wie ein magischer Moment. Ich sehe, wie unsere Weiterbildungsteilnehmenden reflektieren, etwas aufnehmen und beim nächsten Mal vielleicht hinterfragen. Diese Entwicklung der Menschen und ihrer Gedankenwelt zu sehen, das finde ich toll. Auch der erste Ausland-Auftrag für die Führungsentwicklung von Emmi in Spanien war sehr spannend, bereichernd, aber auch herausfordernd für mich.
Früher warst du Flight Attendant. Gibt es Gemeinsamkeiten zu deiner jetzigen Tätigkeit?
Ja, einerseits sind beide Berufe dienstleistungsorientiert und brauchen ein hohes Mass an Professionalität. Es braucht auch in beiden Berufen eine besondere Flexibilität, auf das zu reagieren, was gerade kommt. Und auch das “geduldig sein” kann ich von einem Job in den anderen übertragen.
Was meinst du mit „geduldig“ sein?
Immer wenn man mit Menschen zu tun hat, ist das vollkommen anders, als wenn man mit Zahlen zu tun hat. Man kann nicht so gut kontrollieren und vorhersagen, was dir entgegenkommt. Du musst mit unvorhergesehenen Situationen rechnen, und auch mit Reaktionen klar kommen, die Geduld erfordern. Das ist immer so mit Menschen, egal ob das Passagiere, Coachees oder Menschen sind, die ein Training absolvieren. Es braucht oft einfach Geduld und Verständnis.
Was ist dein Trick, dieses Verständnis und die Geduld aufzubringen?
Ich versuche, mit möglichst viel Empathie zu arbeiten. Ich versetze mich in die Person hinein, nehme ihre Perspektive ein und versuche zu ergründen, warum sie oder er so reagiert. Dadurch passe ich mich der anderen Person an und kann so das Verhalten besser nachvollziehen. Ein Beispiel: Wenn die Passagiere jeweils gereizt und leicht aggressiv ins Flugzeug kamen, dann habe ich mir vorgestellt, was vor dem Einsteigen alles passieren kann. Lästige Sicherheitskontrollen, der falsche Platz in der Reservation, es ist eng, man hat vielleicht ein bisschen Flugangst. Sich das alles vorzustellen hilft einem, die eigenen Emotionen zu regulieren, anstatt auch gleich wütend zu werden. Das mache ich hier am IAP mit den Kunden, aber auch mit Kolleginnen und Kollegen genauso. In der Fachsprache gibt es einen Begriff für diese Technik. Sie nennt sich „Deep Acting“ und kommt aus dem Bereich der Emotionsarbeit. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber diese Methode hilft mir, mich professionell zu verhalten.
Wie „regulierst“ du privat?
Ich reise viel und gerne. Man könnte fast sagen, ich habe ein Reisefieber. Darum bin ich Flight Attendant geworden. Ich bin schon mit meiner Mutter viel gereist. Und auch wenn ich jetzt auf dem Boden arbeite, so reise ich doch wann immer ich kann. Ich fliege oft auch übers Wochenende weg. Ich finde das Explorieren anderer Kulturen spannend: anderes Essen, andere Leute, andere Strassen, andere Häuser, andere Tiere – alles, was anders ist, finde ich spannend.