• Impressum
  • Über uns
Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

-->

Browsing November, 2017

Sandro Brotz: 150 Interviews in fünf Jahren

Posted on 20. November 2017 by harz

Für sein Interview mit dem syrischen Machthaber wurde er scharf kritisiert, Ueli Maurer kanzelte seine Fragen im Bundesratsinterview als «journalistisch schwache Leistung» ab, nannte ihn tendenziös und «bireweich» und Christoph Mörgeli fragte Sandro Brotz, ob er «vom Aff bisse» sei. Die Interviews des Rundschau-Moderators und stellvertretenden Redaktionsleiters geben nicht nur zu reden, Brotz muss sich dafür auch einiges anhören. An der Columni-GV Ende Oktober zeigte der Journalist Ausschnitte seiner aufsehenerregendsten Interviews, erklärte, mit welchen Techniken er sich vorbereitet und verriet gar einige seiner Tricks.

von Kathrin Reimann, freie Journalistin und IAM-Absolventin (JO08)

«Manchmal hatte ich aber auch ganz einfach Glück», sagt der 49-Jährige, der seit 30 Jahren journalistisch tätig und seit fünf Jahren bei der Rundschau ist. «In dieser Zeit habe ich 150 Interviews geführt, und wenn mich jemand fragt, welches das beste sei, sage ich: Das kommt erst noch.» Glück hatte er im Falle von Sepp Blatter. Den suspendierten Weltfussballpräsidenten hatte er mehrmals für ein Interview angefragt, aber nie eine Antwort erhalten. «Dann traf ich ihn per Zufall an einem Marroni-Stand, sprach ihn an, es gab eine Zusage, einen Handshake und er kam.» Im Gespräch mit dem «gezeichneten Mann» sei dann auch der Satz des Jahres «Einen Weltcup kann man nicht kaufen» gefallen.

Mit Fragen Emotionen auslösen

«Damit meine Interviews funktionieren, habe ich sieben Regeln für mich definiert», sagt Brotz, der mindestens zwei Tage und zwei Nächte braucht, um sich auf seine Live-Interviews vorzubereiten. Diese beginnen mit der Grundsatzfrage, was für eine Art Interview es geben soll: Ein konfrontatives, ein investigatives oder eher ein Streit- oder Expertengespräch? Dann liest, hört und sieht sich Brotz alle Beiträge an, die er über die Person finden kann und spricht mit Freunden, Gegnern oder Beobachtern. «Mein Ziel ist es, mit meinen Fragen Emotionen auszulösen und mein Gegenüber zu überraschen.» Normalerweise erstellt er aber einen Antwortbaum mit sieben Fragen, um darauf vorbereitet zu sein, in welche Richtung das Gespräch verlaufen kann. «Trotzdem muss ich immer damit rechnen, dass auch eine Extremsituation entsteht oder sich das Interview in eine unerwartete Richtung entwickelt. «Wichtig ist es, dass das Gespräch beim Thema bleibt.»

Abgang ohne Adieu

Brotz trifft sich – wenn möglich – mit seinem Interviewpartner im Vorfeld, um sich auszutauschen und die Positionen zu checken. Dann überlegt er sich eine Taktik, um den Gesprächsverlauf zu steuern, und geht das Interview mit dem Produzenten durch, um sich auf Reaktionen einstellen zu können. «In acht von zehn Fällen kommt es so wie erwartet. Spannend sind aber vor allem die Interviews, in denen es nicht so ist.» Während des Interviews achtet Brotz darauf, dass alle Fragen wirklich beantwortet werden und er flexibel mit der Abfolge seiner Fragen bleibt. «Ausserdem achte ich darauf, ruhig zu bleiben. Was mir nicht immer gelingt», sagt Brotz, der bereits mehrmals von erzürnten Interviewpartnern diffamiert wurde. «Besonders vorsichtig bin ich bei schwierigen Interviewpartnern.» So habe beispielsweise Christoph Blocher immer versucht, den Spiess umzudrehen, habe Gegenfragen gestellt und ihm versucht, die Zügel zu entreissen. «Auch wenn das Gespräch hitzig verläuft, ist die Stimmung nachher entspannt.» Ausser Christoph Mörgeli sei niemand ohne ein Adieu schnurstracks davongelaufen.

Chronist und passionierter Fragensteller

Da Brotz für seine aufsehenerregenden Interviews auch kritisiert wird, hat er sich nicht nur eine dicke Haut zugelegt, er liest gewisse Beiträge, Kommentare oder Rückmeldungen gar nicht erst. «Manchmal frage ich mich schon, warum ich mir das antue», sagt Brotz. Der bei seiner Reise nach Syrien ab und zu ein ungutes Gefühl hatte und sich sorgte, ob er und sein Team nicht einfach verschwinden würden. «Gedanken, die sich übrigens auch mein 12jähriger Sohne machte.» Doch Brotz versteht sich als Chronist und betrachtet Interviews als spannendste und meist unterschätzte journalistische Gattung. «Reporter war ich lange genug, im Moment möchte ich nichts anderes als Interviews machen.»


Columni ist die Ehemaligenorganisation der Absolventinnen und Absolventen des IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

PR auf Hochtouren – dank tiefem Tunnel

Posted on 10. November 2017 by harz

Wie beste Praxis am IAM Schule macht

von Peter Stücheli-Herlach, Jury-Präsident des Swiss Award Corporate Communications und Professor am IAM

Der Gotthard ist für die Schweiz ein Mythos. Er erzählt vom jahrhundertelangen Ringen um die Überwindung des Alpenübergangs von Nord nach Süd. Seit letztem Jahr ist der Mythos um eine Legende reicher. Die Eröffnung des neuen Eisenbahntunnels an der Basis des Bergs („NEAT“), des längsten seiner Art in der ganzen Welt, schrieb Geschichte. Und diese ist nun auch zu einem Meilenstein in der Schweizer Kommunikations- und PR-Geschichte („Public Relations“) geworden. Das Projekt „Gottardo 2016“ der SBB und ihrer Partner war mit einem Budget von über 12 Mio. Fr. geradezu gigantisch gross. Und mit dem Hauptpreis des Swiss Award Corporate Communication, den es diesen Herbst (nebst zahlreichen anderen Auszeichnungen) erhielt, ist bestätigt: Es war auch gigantisch gut.

Anfang November waren die SBB und die Organisatoren des Swiss Award Corporate Communications am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW zu Gast. Das Spitzentreffen fand im Rahmen der Einführungsvorlesung Organisationskommunikation und Öffentlichkeit (Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach) unter Leitung von Birgitta Borghoff (wissenschaftliche Mitarbeiterin) statt. Den Studierenden bot sich die Gelegenheit, „best practice“ der strategischen Organisationskommunikation vom Feinsten kennen zu lernen – und das aus erster Hand.

Stelldichein vor Nachwuchsleuten, von links: Birgitta Borghoff (IAM, Moderation), Rudolf Blankschön (SBB), Peter Eberhard (pr suisse) und Daniel Bieri (Swiss Award Corporate Communications).

Rudolf Blankschön, Leiter Markenführung und -erlebnis bei den SBB, präsentierte die „Gottardo“-Kommunikation. Sie lief entlang einer so genannten „Perlenkette“ von Teilkampagnen, Einzelmassnahmen, Events und Ausstellungen während dreier Jahre. Eindrücklich ist dabei nicht nur die Managementleistung zur Koordination verschiedener Auftraggeber und Partner. Eindrücklich ist auch, wie Medien konvergent orchestriert worden sind, um eine einzige Geschichte in unzähligen Variationen mit ganz unterschiedlichen  Dialoggruppen zu teilen. Es ist die Geschichte einer schweizerischen Meisterleistung in Sachen technologischer Präzision, politischem Mut und öffentlicher Kommunikation. Dafür stand das eigens kreierte, rot gefärbte und quadratförmige Logo mit einem modernen Zug, der gerade aus einem Tunnel hervorsticht. Von Beginn weg war es das Ziel, Öffentlichkeit zu schaffen, betonte Blankschön. Nicht Verkauf und Zufriedenheit mit einzelnen Produkten, sondern Bekanntheit und Reputation seien im Vordergrund gestanden. Dass diese Positionierung im Diskurs auch gelungen ist, zeigten zum einen die vielfältigen Inszenierungen der Geschichte als strategische „Sinnformel“ über drei dramaturgische Etappen, aber auch die gelungenen Übersetzungen in unterschiedliche Aufgabenfelder und Arenen hinein. Schliesslich zeigten auch die Ergebnisse von Imageumfragen, dass das Projekt als voller Erfolg gewertet werden kann.

Die Studierenden am IAM diskutieren anhand des Paradebeispiels nun drei Fragen, die als Schlüssel für die Qualifikation zu einer reflektierten Praxis der Organisationskommunikation gelten können. Diese Fragen zielen auf die Leistung von Organisationskommunikation für die Gesellschaft (1), auf das reflektierte Vorgehen von Profis dieses Faches (2) und darauf, wie die Beteiligung sehr vieler Personen und Organisationen an dieser Art der Wertschöpfung koordiniert, strukturiert und integriert werden kann (3).

In der Einführungsvorlesung bis zum Ende des Semesters wird „Gottardo“ immer wieder als typisches Beispiel für Professionalität gelten können. Dafür also, dass Organisationskommunikation ein Prozess der Wertschöpfung ist, also Nutzen für die Beteiligten stiften muss. Dafür, dass Profis einerseits klug planen, anderseits aber auch gekonnt improvisieren müssen, was in Kombination die Praxis des „Designens“ von Organisationskommunikation ausmacht. Und dafür schliesslich, dass der Nutzen, den Kommunikation erzeugt, immer ein Gemeinschaftswerk ganz vieler Beteiligter ist. Blankschön nannte das vor Studierenden das Prinzip der „Co-Creation„.

Rudolf Blankschön, SBB-Projektleiter, erläutert das Jahrhundertprojekt (Screenshot des Award-Films, www.award-cc.com/de/gallery).

Das Spitzentreffen liess noch anderweitig tief blicken. Zugegen waren nämlich auch einer der Organisatoren des Awards,  Daniel Bieri, der aufzeigte, wie der Swiss Award Corporate Communication in den letzten Jahren Massstäbe gesetzt hat; wie er dazu beitragen konnte, dass die Branche vom „reinen Marketing-Denken“ wegkommt und für eine Welt fit wird, in der digitale Medien herkömmliche Grenzen zwischen Berufsdomänen verwischt haben. Und weitere Branchenprominenz war ebenfalls vor Ort. Der Präsident des Dachverbandes „pr suisse„, Peter Eberhard, führte den Nachwuchsleuten vor Augen, wie unübersichtlich die Branche in den letzten Jahren geworden ist, und wie wichtig es deshalb ist, sich auf die Kernfunktionen des Berufs zu besinnen: Professionelle Organisationskommunikation mehrt die Werte der Verständigung und des Vertrauens. Und sie tut es mit ethischen Standards wie dem Wahrheitsgebot und der Transparenz, die jenen des Journalismus in nichts nachstehen.


Mehr zum Thema

  • Lernen von den Besten: Einblick in die professionelle Praxis
  • Unternehmenskommunikation, die lebt
  • Dialog über ein Kerngeschäft – Ein Netzwerk für Kommunikationsberatung bildet sich
  • Eine Doppelstunde mit den besten der Stunde
  • „Meet the Winner“ am IAM

Mehr von diesem Autor

  • In der Welthauptstadt des Energiediskurses
  • Es begann in der PR-Praxis: Jubiläum der wissenschaftlichen Fachgruppe in Hannover

Community Communication im Radio

Posted on 2. November 2017 by harz

Wie funktioniert eigentlich Community Communication? Die Blog-Serie «Community Communication im Profil» von Bernet_PR zeigt Beispiele aus der Praxis. Verantwortliche werden gefragt, wie sie mit ihrer Community sprechen, was sie herausfordert und was sie noch mit ihren Communities vorhaben. Alexander Blunschi, Tagesprogrammverantwortlicher bei Radio SRF 3 und Absolvent des CAS Community Communication, erzählt in diesem Fall, wie SRF 3 die Beziehungen zu 1,3 Millionen anonymen Hörern pflegt.

Wie setzt ihr Community Communication ein, was ist euer Projekt?

Die beiden wichtigsten Instrumente für die Community Communication sind für uns das Mail ins Studio und Events offline.
Das Studiomail ist einer der Hauptkommunikationswege für unsere User und Hörer, um mit den Machern von SRF 3 in Kontakt zu treten: direkt, ungefiltert und persönlich. Diese Möglichkeit ist bei der Hörerschaft bekannt und wird auch auf dem Sender beworben. Die Anwendung ist simpel: auf srf3.ch den Button «Mail ins Studio» anklicken, schreiben, basta.
Sämtliche SRF-3-Mitarbeiter haben Zugriff auf den «Studiomail-Account». Wenn persönliche Fragen an Moderatoren gerichtet werden, antworten sie in der Regel selbst. Auch die verantwortlichen Produzenten schreiben regelmässig Antworten. Als publizistisch verantwortlicher Wochenchef beantworte auch ich täglich mehrere Mails.

Reale Begegnungen sind für uns ungleich wichtiger als Online-Kontakte. Online befriedigen wir die Bedürfnisse der Hörer und User – im realen Leben gewinnen wir Fans. Zu unseren Events gehören Musik- und Comedy-Showcases mit Gästekapazitäten zwischen ein paar Dutzend und wenigen hundert. Exklusivität ist Trumpf. Zudem sind wir vor Ort: Zum Beispiel das Sendestudio in St. Moritz während der SKI-WM, Live-Sendungen von den grossen Sommer-Musik-Openairs und die einwöchige 24-Stunden-Livesendung «Jeder Rappen zählt».
Schliesslich begrüssen wir jährlich hunderte von Hörern bei uns im Studio auf Studioführungen. Die Besucher treten direkt mit den SRF 3 Moderatoren in Kontakt und schauen ihnen bei Live-Sendungen zu, oder wirken gar mit, wie dies im Rahmen von «Hallo SRF» der Fall ist.

Was ist schwierig?

Allen Hörern gerecht zu werden. Es gibt Themen, Berichte, Wettbewerbe oder ganze Sendungen, die starke Emotionen auslösen und enorm viel Feedback generieren. In solchen Situationen schnell und umfassend allen Hörern zu antworten, ist teilweise schlicht unmöglich.
Eine zweite Schwierigkeit stellt die Unmittelbarkeit der Kommunikation dar. Moderatorinnen und Moderatoren geniessen eine grosse Bekanntheit und polarisieren bei Teilen der Hörerschaft. Entsprechende Feedbacks zu lesen, zu einer Arbeit, in die man Herzblut steckt, ist ab und an kräfte- und energieraubend. Vor allem dann, wenn der Anstand fehlt und die SRF 3 Macher beschimpft werden.

Was habt ihr bereits erreicht?

Mit dem Mail ins Studio haben wir erreicht, dass wir unseren Hörern eine verlässliche Kontaktmöglichkeit bieten können, die sie rege nutzen. Programmfragen, Lob und Kritik sowie Anregungen für Themen können so einfach und schnell ans SRF 3 Team geschickt werden. Nicht selten kommt es auch zu einem regen Mailwechsel zwischen Hörer und Moderator oder man ruft den Hörer an.

Was habt ihr noch vor?

Eine ungelöste Frage ist die Verwaltung der Adressen unserer Hörer. SRF 3 sammelt keinerlei Daten von Hörern und Usern. Hier bestünde allenfalls Potential, wobei diverse Fragen erst geklärt werden müssten.


Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog von Bernet_PR und entstand rund um ihr Engagement im CAS Community Communication am IAM. Bernet_PR doziert und ist mitverantwortlich für die Kursleitung. Der nächste Lehrgang startet im Januar 2018. 

CAS Community Communication: Infos und Anmeldung


 


Mehr zum Thema

  • Virtual Communities are like Unicorns
  • Vertrauen ist die neue Währung
  • Von der Sehnsucht nach Gemeinschaft
  • Folgen Sie uns

    • RSS Feed
    • Twitter
    • Facebook
    • YouTube
    • XING
  • Neueste Beiträge

    • Wie Kommunikation die digitale Transformation ermöglicht
    • Besuch einer Weltmarke
    • Die Macht der Gemeinschaft
    • Social Media Studie Schweiz 2018
    • Botschaften UND Daten: Kommunikation braucht Gleichgewicht
  • Neueste Kommentare

    • Lars bei And The Winnerin Is…
    • André Schibli (Studiengangleitung BA Kommunikation) bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Lukas Blatter bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Marco bei Online-Beratung, geht das?
    • Murat bei Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?
  • Kategorien

    • Allgemein
    • Gastbeiträge
    • Kommunikation erforschen
    • Kommunikation erleben
    • Kommunikation gestalten
    • Kommunikation studieren
  • Archiv

    • November 2018
    • Oktober 2018
    • September 2018
    • August 2018
    • Juli 2018
    • Juni 2018
    • Mai 2018
    • April 2018
    • Februar 2018
    • November 2017
    • Oktober 2017
    • September 2017
    • August 2017
    • Juli 2017
    • Juni 2017
    • Mai 2017
    • April 2017
    • März 2017
    • Februar 2017
    • Januar 2017
    • Dezember 2016
    • November 2016
    • September 2016
    • August 2016
    • Juli 2016
    • Juni 2016
    • Mai 2016
    • April 2016
    • März 2016
    • Februar 2016
    • Dezember 2015
    • November 2015
    • Oktober 2015
    • September 2015
    • August 2015
    • Juni 2015
    • Mai 2015
    • April 2015
    • März 2015
    • Februar 2015
    • Januar 2015
    • Dezember 2014
    • November 2014
    • Oktober 2014
    • September 2014
    • August 2014
    • Juli 2014
    • Juni 2014
    • Mai 2014
    • April 2014
  • Meta

    • Anmelden
  • RSS:
  • RSS
    ZHAW