HEBAMMENDIENSTE FÜR FLÜCHTLINGSFRAUEN

Aus der Sommer-Serie «Know-How in die Welt hinaustragen»: Zwei Hebammen brechen ihre Zelte in der Schweiz ab und machen sich auf nach Serbien. Dort möchten sie Schwangeren und jungen Müttern in Flüchtlingscamps Unterstützung und einen geschützten Ort bieten.

VON INGE CORTI

Eliane Reust und Laura Alemanno sind ein eingespieltes Team. 2014 haben sie an der ZHAW bereits die Bachelorarbeit zusammen verfasst. Ihr Thema: Die Wichtigkeit der Mutter-Kind-Beziehung. Diese zu fördern, liegt ihnen als Hebammen am Herzen. Beherzt waren sie neben ihrer Arbeit in Schweizer Spitälern auch im Ausland engagiert. In Serbien etwa versorgte Eliane Reust als Volontärin der Hilfsorganisation Borderfree Association unter anderem Frauen und ihre Familien mit dem Nötigsten.Dabei erfuhr sie, was es heisst, in einem Flüchtlingscamp ein Kind zur Welt zu bringen. Sie erlebte, wie Schwangere und junge Mütter mit ihren Sorgen und Bedürfnissen oft allein waren und nicht wussten, an wen sie sich wenden konnten. Frauen wie diesen bieten die 32 Jährige Hebamme und ihre Kollegin Laura Alemanno mit dem Projekt Mambrella bald eine Anlaufstelle. In einer mobilen Hebammenpraxis werden sie Schwangerschaftskontrollen durchführen, Mütter im Wochenbett begleiten, sie bei Fragen zu Gesundheit und Verhütung beraten und nach ihren Babys schauen. «Wir möchten die Frauen in ihrem Muttersein bestärken und den Kindern trotz erschwerter Bedingungen einen möglichst sanften Start ins Leben ermöglichen», sagt Eliane Reust. Die Mütter sollen ihre Sorgen und Nöte für einen Moment ausblenden können, getreu dem Motto des Projekts «Where mothers can be mothers».

Für ihr Vorhaben arbeiten die Initiantinnen mit der Borderfree Association in Zürich zusammen. Die Non-ProfitOrganisation leistet seit 2015 humanitäre Hilfe auf der Balkanroute und ist mit einem Team von Freiwilligen ständig vor Ort. Mit ihnen koordinieren die Mambrella-Hebammen ihre Einsätze, evaluieren die Abläufe und passen sie laufend den Umständen an. Um das Engagement langfristig abzusichern, planen sie zudem, lokale Hebammen einzubeziehen, damit diese die Betreuung in den Camps auch ohne die Initiantinnen weiterführen können.

Im Mai 2018 soll das Projekt vor Ort starten. Bis dahin gibt es noch einiges zu organisieren. Der administrative Aufwand rund um ein solches Vorhaben sei gross und bringe laufend neue Herausforderungen, sagt Laura Alemanno. Seit den Anfängen hätten sie enorm dazugelernt. Eliane Reust ergänzt: «Jetzt sehnen wir uns danach, weniger am Laptop zu sitzen und endlich mit der Hebammenarbeit zu beginnen.»

Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion besuchen die beiden auf der Suche nach potenziellen Sponsoren nun noch diverse Unternehmen. Je mehr Förderer sie erreichen, desto grösser werden ihre Möglichkeiten vor Ort. Unterstützt wird das Projekt aber auch von Privatpersonen über die Website. Dort gibt es Spendenpakete für unterschiedlich hohe Beträge: etwa für den Kauf von Windeln und Hygieneartikeln, Schwangerschafts- und Wochenbettkontrollen oder Starterkits für die ersten Wochen nach der Geburt. //

«Vitamin G», Seite 19


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