EINSATZ FÜR KLEINE HÄNDE

Aus der Sommer-Serie «Know-How in die Welt hinaustragen»: Eine Delegation aus Chirurgen, Pflegefachleuten und Ergotherapeutinnen reiste Anfang Jahr nach Burkina Faso, um Kinder mit Verbrennungen zu behandeln. Mit dabei: Cornelia Struchen, Leiterin der ZHAW Weiterbildungen in Ergotherapie.

VON ANNINA DINKEL 

In Burkina Faso kochen die Menschen am Feuer. Die offenen Kochstellen bergen speziell für Kinder das Risiko, sich zu verbrennen. Die Folgen davon bekam Cornelia Struchen wieder und wieder zu Gesicht, im Kinderspital Persis im Norden des Landes. Dort behandelte sie gemeinsam mit anderen Schweizer Handspezialistinnen und -spezialisten zwei Wochen lang Kinder mit Handverletzungen.
Zu Beginn entschied das Chirurgenteam in einer Sprechstunde, welche Kinder eine Operation brauchten und welche nicht. Zu Letzteren zählte etwa Rasmané, ein spitzbübischer Zehnjähriger, der stattdessen täglich Handtherapie bei Struchen und ihren zwei Kolleginnen erhielt. Sie passten eine Schiene an und übten mit ihm, das versteifte Handgelenk zu dehnen. So konnte er seine Hand bald viel besser bewegen und sogar Stifte halten. «Von da an zeichnete er nach jeder Behandlung begeistert mit unseren Farbstiften», erzählt Struchen.
Weniger einfach gestaltete sich die Therapie bei Kindern, die eine Operation hinter sich hatten. Drei Tage nach dem Eingriff kamen sie zum Verbandswechsel und zum Anpassen der Schiene. Dabei weinten die Kleinen oft – trotz Schmerzmitteln. Struchen vermutet, dass dies nicht allein mit den Schmerzen zu tun hatte oder mit dem Schrecken, den die operierte Hand auslöste. Vielmehr schien es ihr, die Kinder hätten auch Angst vor den ungewohnt Weissen.
In ihrer Praxis in der Schweiz behandelt die Handtherapeutin selten Menschen mit vergleichbaren Brandverletzungen. Wenn doch, dann therapiert sie diese – mit Abständen – bis zu ein Jahr lang. In Burkina Faso blieb ihr hingegen kaum Zeit dafür. Umso wichtiger war es, dass sie die Angehörigen für die Nachbehandlung instruierte. Dazu bot sie diese in Gruppen auf und wies sie im Verbandswechsel, im Umgang mit der Schiene und in der Narbenpflege an. «Wir orientierten uns an den Lebensumständen unserer Klienten», erzählt sie, «zeigten den Eltern etwa, wie sie einen Verband ohne Kleber anbringen und Übungen am Boden statt auf dem Tisch durchführen.»
Vieles, was Struchen in Burkina Faso erlebte, konnte sie erst in der Schweiz richtig reflektieren. Etwa, wie es sich anfühlt, aus einem der reichsten in eines der ärmsten Länder der Welt zu reisen. Oder dass sie aufgrund der angespannten Sicherheitslage das Spital nur geführt und in Gruppen verlassen durften. Das Spitalgelände, auf dem sie und die anderen Schweizer während des Einsatzes lebten, kam ihr so wie eine Insel vor. Dabei genoss sie es, den Alltag der Kinder und der Angehörigen, die bis zum Abschluss der Wundheilung ebenfalls im Spital wohnten, so nah mitzuerleben.
Ob sie wieder nach Burkina Faso reisen kann, ist derzeit unklar. Sicher ist hingegen, dass Interplast Schweiz und Cheira, die Non-Profit-Organisationen, die den Einsatz leiteten, auch nächstes Jahr Handspezialistinnen ins Spital schicken möchten – sofern es die politische Lage erlaubt. //

«Vitamin G», Seite 18-19


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