Ein Gastbeitrag von Fabian Büchting
Wie funktioniert der Autoverlad in der Praxis? Verkehrssysteme-Studierende des zweiten Studienjahrs hatten in diesem Jahr erneut die Möglichkeit, die Verladestelle der Rhätischen Bahn (RhB) en détail zu besichtigen.
Im Modul «Reliability, Availability, Maintainability and Safety” wurde von der Klasse VS16 eine Übung zum Autoverlad Vereina bearbeitet. Unter anderem wurde eine Gefährdungsermittlung, eine Risikoeinschätzung und eine Ereignisbaumanalyse durchgeführt. Zudem sollten Sicherheitsanforderungen für risikomindernde Massnahmen beim Verlad erarbeitet werden. Um sich ein Bild vor Ort zu machen, unternahm die Klasse VS16 eine Exkursion.
Der Vereinatunnel ist das Kernstück der meterspurigen Vereina-Strecke der Rhätischen Bahn (RhB). Sie führt von Klosters im Prättigau nach Sagliains im Engadin. Der auf dieser Strecke angebotene Autoverlad-Service sichert damit eine schnelle und wintersichere Verbindung für Strassenfahrzeuge vom Unterengadins an die Nationalstrasse 28 und somit an das schweizerische Nationalstrassennetz.
Zu Beginn wurde die Klasse in der Werkstätte der Rhätischen Bahn in Landquart herumgeführt. Dort beschäftigt die RhB 140 Leute, welche in verschiedenen Bereichen arbeiten. Die Werkstätte umfasst unter anderem eine Spenglerei, eine Lackiererei, eine Sattlerei, eine Schreinerei und eine der wenigen in der Schweiz verbliebenen Wicklereien, welche die eigentlichen Fahrmotoren herstellt. Zudem gibt es eine Unterflurdrehbank, und ein Ringlokschuppen, in dem Lokomotiven abgestellt werden können. Viele Teile fertigen die RhB selbst – dadurch ist sie schneller und flexibler bei der Instandhaltung und Reparatur. Es ist daher nicht verwunderlich, dass hier auch externe Aufträge aus allen Landesteilen ausgeführt werden. Ein Highlight für viele Studenten war das Depot, in der zwei der ältesten Dampflokomotiven der Rhb aufgestellt waren. Diese sind über 100 Jahre alt und werden gerade revidiert.
Nach der Werkstattbesichtigung ging es mit dem Zug via Klosters nach Selfranga, dem nördlichen Portal des Vereinatunnels. Hier wurde die Klasse mit den Betriebsabläufen des Autoverlads vertraut gemacht. Zudem konnten die neuen Thermoportale begutachtet werden. Diese Portale sind ganz unscheinbare Masten, welche auf beiden Seiten bei der Einfahrt in den Verladebereich aufgestellt sind. Sie sind jedoch mit jeder Menge Technik ausgerüstet: Lichtschranken messen bei jedem durchfahrenden Fahrzeug, ob es die maximale Höhe nicht überschreitet. Seitlich kommen Laserscanner und Infrarotkameras hinzu. Sie können zusammen ein 3D-Wärmebild erstellen. Mehrere Fotokameras erstellen schliesslich von vorne und der Seite ein Bild der Fahrzeuge. Überschreitet nun ein Fahrzeug einer der hinterlegten Werte, so erhält die verladende Person beim Zug direkt eine Nachricht aufs Tablet. Anhand der Informationen und der Fotos kann das gefährliche Fahrzeug sofort aussortiert werden. Gefährdungen durch Lichtraumprofilverletzungen oder durch überhitzte Fahrzeuge können so frühzeitig erkannt werden. So soll beispielsweise ein Brand im Tunnel möglichst verhindert werden.
Zum Schluss durfte die Klasse eine Fahrt durch den 19 Kilometer langen Vereinatunnel unternehmen – und dem Lokführer über die Schulter schauen.
An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Dieter Würgler und den Verantwortlichen der RhB für den sehr interessanten Tag bedanken!