Der gelernte Mechatroniker Sandro Muggler hat sich für das Teilzeitstudium im Bachelor Sprachliche Integration an der ZHAW entschieden. Bereits nach den ersten Semestern kann er Elemente aus theoretischen Studieninhalten und Praxiserfahrungen verknüpfen. Dies ermöglicht ihm, das Berufsfeld der sprachlichen Integration zu verstehen. Warum es ihm wichtig ist, das Berufsfeld immer wieder aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, welche Chancen und Herausforderungen das Studium bietet und welche Pläne er für seine Zukunft hat, erzählt Sandro im Interview.
Autorin: Stefanie Krüsi
Warum hast du dich für den Bachelor Sprachliche Integration entschieden?
Für mich waren mehrere Faktoren ausschlaggebend. Ich interessiere ich mich für Didaktik – ich gebe gerne Wissen weiter und unterstütze gerne andere Menschen. Zudem ist das Berufsfeld der sprachlichen Integration sehr vielfältig, es bietet nach dem Studium verschiedene und flexible Arbeitsmöglichkeiten. Für mich war auch ein wichtiger Faktor, dass ich Teilzeit studieren kann und trotzdem in absehbarer Zukunft (3.5 bis 4 Jahre) einen Abschluss in der Tasche habe. Ich ging eigentlich immer gerne zur Schule und freute mich deshalb sehr, nach dem Entscheid für den Bachelorstudiengang Sprachliche Integration mit Energie und Elan diese neue Herausforderung anzugehen.
Wo stehst du heute in deinem Studium?
Gerade bin ich mitten im 3. Semester und habe mir bereits eine breite Palette an fachlichem Wissen angeeignet. Zwar erwarten mich noch viele weitere Inhalte und Erfahrungen, jedoch bin ich unterdessen an einem Punkt angekommen, an welchem ich eigenständig Inhalte des Studiums mit den Anforderungen in der Praxis verknüpfen kann. Das bereitet mir enorm viel Freude und gibt mir ein sicheres Gefühl, eigene Ideen fachlich fundiert und praxisnah umzusetzen.
Welche Erwartungen hattest du an das Studium?
Meine Erwartung war, sowohl fundierte fachliche Kenntnisse zu erlangen als auch in der eigenständigen Entwicklung und Umsetzung von Ideen gefördert zu werden. Beide Aspekte sind bereits erfüllt.
Was gefällt dir bis jetzt besonders gut am Studium und wo liegen die Herausforderungen?
Besonders gut gefällt mir der Praxisbezug. Ich finde es optimal, dass man von Semester zu Semester stärker in die Arbeitsfelder der sprachlichen Integration eingebunden wird. So hospitierten wir im Praxismodul 1 (im 1. Semester) in verschiedenen Unterrichtssituationen im DaF/DaZ-Bereich und analysierten unsere Beobachtungen. Im Praxismodul 2 (im 2. Semester) übernahmen wir bereits kleinere Unterrichtseinheiten, die wir selbst didaktisch vorbereitet und durchgeführt hatten. Im bevorstehenden Praktikumssemester kommt ein weiterer Entwicklungsaspekt dazu: Ich werde Teil einer Institution und kann dort mitwirken. So werde ich als Studierender schrittweise an die Arbeit in der sprachlichen Integration herangeführt.
Auch die Semesterstruktur ist gut gelöst. Das Semester ist in drei Blöcke gegliedert, welche jeweils durch eine studienfreie Woche voneinander abgegrenzt sind. Diese Woche bietet die Gelegenheit, sich individuell mit Inhalten zu beschäftigen, Leistungsnachweise vorzubereiten oder einfach mal zu entspannen. Herausfordernd für mich im Teilzeitmodell ist teilweise das Vereinbaren meiner Erwerbstätigkeit mit dem Studium. Gerade in meiner Situation würde ich mir noch etwas mehr Konstanz in der Planung wünschen.
Welche Module gefallen dir am besten?
Es sind weniger einzelne Module, die mir besonders gefallen. Es ist das Verknüpfen, Verbinden und Ergänzen der unterschiedlichen Inhalte aus den verschiedenen Bereichen. Dies gibt mir das Gefühl, die im Unterricht erlernten Konzepte richtig verstanden zu haben und einen Blick aufs grosse Ganze zu erhalten. Das Studium ist sehr vielfältig gestaltet und auch in viele Module gegliedert. Dadurch erhalte ich viele Sichtweisen und kann denselben Sachverhalt aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven betrachten. Ich denke, das ist genau der Faktor, welcher diesen Studiengang an der ZHAW so einzigartig macht und von anderen Ausbildungsangeboten im Bereich DaF/DaZ unterscheidet.
Welches Ziel verfolgst du mit dem Studium?
Mir ist es wichtig, Fachwissen zu erhalten, um eigenständig und reflektiert als Fachperson im Bereich der sprachlichen Integration handeln zu können. Besonders am Herzen liegt mir dabei das Thema der Lernerautonomie. Viele Deutschlernende haben verschiedene Bedürfnisse und bewegen sich in verschiedenen Kontexten. Dort sehe ich einen Bedarf an geeigneten Strategiekursen, welche nicht nur sprachliche Inhalte lehren, sondern selbstständiges Lernen ermöglichen. Wenn Lernende wissen, wie sie sich neue Inhalte gezielt aneignen können, dann sind sie fähig, ihre sprachlichen Bedürfnisse individuell und zielgerichtet zu befriedigen. Die Fähigkeit, autonom zu lernen, bereichert nicht nur den Spracherwerb, sondern ist auf alle Bereiche des Lebens (arbeitsmarktliche Integration, soziale Integration, etc.) übertragbar.
Welche Pläne hast du nach dem Studium?
Zum einen sehe ich mich – wie vorher beschrieben – im Aufgleisen, Anbieten und Entwickeln von Angeboten im Bereich von Lernstrategien in Verbindung mit Deutsch als Zweitsprache. So können beispielsweise verschiedene Sprachinhalte (kommunikative Aufgaben, Inhalte von besonderem Interesse, berufsspezifische Sprachhandlungen, etc.) eigenständig, aber dennoch interaktiv erarbeitet werden. Der eigentliche Fokus liegt dabei auf der gezielten Anwendung von Lernstrategien und der Reflexion des Lernprozesses.
Eine andere berufliche Orientierung, welche ich in Betracht ziehe, ist der Quereinstieg in die Sekundarstufe 1 oder den allgemeinbildenden Unterricht. Zurzeit möchte ich mich aber noch nicht festlegen, denn das Studium dauert noch an und die persönlichen Präferenzen können sich durch die anstehenden Inputs noch ändern.
Welches ist dein persönlicher Bezug zur sprachlichen Integration?
Nebst dem Erlernen von Fremdsprachen – während meiner Schulzeit oder bei einem Auslandaufenthalt – hatte ich einen wichtigen Berührungspunkt mit sprachlicher Integration in meinem Zivildienst. Ich leistete einen Teil meiner Diensttage in einem Internetcafé für Armutsbetroffene. Dort unterstützte ich vor allem Personen mit Migrationshintergrund bei alltäglichen Belangen. Ich half, Bewerbungen zu schreiben, übersetzte Briefe oder unterhielt mich zwangslos mit den Besucher:innen. Dabei bemerkte ich, dass viele Probleme, welche die Besucher:innen in ihrem Alltag beschäftigten, auf fehlenden Deutschkenntnissen basierten. Dies zeigte mir, wie grundlegend der Spracherwerb für eine erfolgreiche Integration ist.
Was verbindet dich besonders mit den Themen Chancengleichheit, Integration, Partizipation in der Gesellschaft?
Ich bin grundlegend der Meinung, dass in unserer modernen Gesellschaft der Fokus fast schon exzessiv auf Defizite und Ungleichheiten gerichtet wird, anstatt auf Chancen und Perspektiven. Es ist für unser individuelles und gesellschaftliches Handeln und Erleben zielführender, wenn wir uns an dem orientieren, was wir haben oder können. Dies fordert Individuen ein hohes Mass an Verantwortungsbewusstsein. Leider ist es oft so, dass sich viele Personen davor scheuen, Verantwortung zu übernehmen. Dafür möchte ich persönlich aber genau einstehen.