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“This is Covid-19, not Covid-1, folks”: Terminologie in Zeiten von Corona

“Corona”, “Corona-Krise”, “Covid-19”, “Sars-CoV-2”, “Epidemie”, “Pandemie”, “Reproduktionszahl”, “Lockdown”… Wir sehen uns derzeit mit einer Vielzahl an Fachwörtern konfrontiert, die aus der Wissenschaft über die Medien in die Allgemeinsprache Einzug gehalten haben. Kein Wunder also, dass uns der Kopf schwirrt. Dass die Kommunikation mit all diesen neuen Wörtern funktioniert und dass wir sie verstehen, dafür sorgen (auch) die TerminologInnen.

Autor: Christian Kriele

TerminologInnen sorgen dafür, dass Fachwörter einheitlich gebraucht werden und dass sich Nicht-Fachleute nicht in einem Begriffswirrwarr verlieren. Dazu erstellen sie z. B. Glossare. Das sind im einfachsten Fall zweispaltige Tabellen, die in der einen Spalte die Fachwörter auflisten, in der anderen Spalte deren Definitionen.

Definieren will gelernt sein

Wie man Fachwörter verständlich erklärt, dafür gibt es klare Richtlinien. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die wichtigsten Merkmale des zu definierenden Begriffs genannt werden. Zudem darf das Zielpublikum bei der Erläuterung von Fachwörtern nicht aus den Augen verloren werden. Es ist wenig hilfreich, wenn Fachwörter durch weitere Fachwörter erklärt werden, wenn das Zielpublikum nicht aus Fachpersonen besteht. Vielmehr sollte in diesem Fall auf eine laienverständliche Sprache geachtet werden.

Synonyme und Schreibungen

Die Terminologiewissenschaft hat auch Lösungen bereit für den Umgang mit Synonymen, d. h. mit sprachlichen Ausdrücken, die den gleichen Sachverhalt repräsentieren, also dieselbe Bedeutung haben – in der aktuellen Medienberichterstattung z. B. „Covid-19“ oder „Corona-Virus“. Aber auch unterschiedliche Schreibweisen gehören dazu: Schreibt man „Corona-Krise“ (mit Bindestrich) oder „Coronakrise“ (ohne Bindestrich)? Schreibt man privat, ist das nicht so wichtig. Werden im Internetauftritt eines Unternehmens beide Schreibweisen verwendet, hinterlässt das hingegen einen schlechten Eindruck.

In der Terminologiearbeit werden für solche Fälle klare Kriterien für die Auswahl von Vorzugsbenennungen herangezogen. Eines davon ist die so genannte „Normenkonformität“. Das bedeutet, dass diejenige Benennung als Vorzugsbenennung gewählt wird, die auch in Normen oder Gesetzen verwendet wird. Ein weiteres Kriterium ist die „Gebräuchlichkeit“. Es ergibt wenig Sinn, eine bestimmte Benennung einführen zu wollen, wenn eine andere bereits fest etabliert ist.

In der Praxis der Terminologiearbeit werden solche Kriterien nach Priorität geordnet und in einem Terminologie-Leitfaden dokumentiert. Auf seiner Basis können – auf transparente und objektive Art – Vorzugsbenennungen bestimmt werden.

Wozu Terminologiearbeit?

Der Zweck von Terminologiearbeit ist es, klare und eindeutige Kommunikation zu ermöglichen. Terminologiearbeit kann aber auch gravierende Fehlinformationen vermeiden. Kellyanne Conway, die Beraterin von Donald Trump, hätte ihre Äusserung Mitte April bei Fox News möglicherweise anders formuliert, hätte sie sich zuvor (anhand eines entsprechenden, professionell aufbereiteten Glossars) über die tatsächliche Bedeutung des Begriffs «Covid-19» informiert:

«[…] This is Covid-19, not Covid-1, folks. You would think that people charged with the World Health Organization facts and figures would be on top of that. This is just a pause right now. […]»

Wie es aussieht, ging Conway davon aus, dass Covid-1 bis -18 der neuen Version vorausgegangen seien und dass die WHO entsprechend hätte vorbereitet sein müssen.

Wie das Beispiel zeigt, ist sorgfältige Terminologiearbeit nicht nur für zukünftige Sprachprofis zentral. Für diese ist sie jedoch unabdingbar. Deshalb lernen Studierende im Bachelor Angewandte Sprachen, wie man professionelle Glossare – sogenannte «Terminologiedatenbanken» – erstellt und verwaltet, worauf es ankommt bei ihrer Konzeption, was es zu beachten gilt beim Formulieren von Definitionen und wie man sich im Fall von Synonymie für eine Vorzugsbenennung entscheidet. Und: Studierende im Master Fachübersetzen haben – ganz im Sinn einer angewandten Ausbildung – auch schon  terminologische Einträge für die Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO erstellt.


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Im Bachelor Angewandte Sprachen bildet das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen der ZHAW Sprachinteressierte zu Sprach- und Kommunikationsprofis aus, die sich souverän zwischen Sprachen, Kulturen und Domänen bewegen können. Das Studium qualifiziert für eine Tätigkeit im mehrsprachigen Projekt-, Event- und Informationsmanagement, in verschiedenartigen Übersetzungskontexten oder in der Technikkommunikation an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik.

Im Master Fachübersetzen, einer Vertiefung des Masters Angewandte Linguistik, bildet das IUED ExpertInnen für die professionelle Sprachmittlung aus. Die Studierenden wählen zwischen den Schwerpunkten:

  • Fachtextübersetzen
  • Übersetzungsmanagement
  • Barrierefreie Kommunikation/Audiovisuelles Übersetzen

Übersetzungsmanagement und Barrierefreie Kommunikation/Audiovisuelles Übersetzen können mit zwei Studiensprachen, d.h. mit der Grundsprache und einer Fremdsprache, studiert werden (Sprachkombination AC), Fachtextübersetzen mit mindestens drei Studiensprachen (Sprachkombination ACC).


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