Welche Signale unseres Körpers nehmen wir tatsächlich wahr? Wie können wir sie rechtzeitig erkennen und welche Bedeutung geben wir ihnen? Um all diese Fragen ging es im Workshop von Romana Feldmann zum Thema «Mentales Training – Den Körper als Ressource nutzen».
Von Shila Dittli, Lernende am IAP Institut für Angewandte Psychologie
Was stellt man sich vor, wenn man von einem Workshop zum Thema «Mentales Training – Den Körper als Ressource nutzen» hört? In der Einladung stand: Ziel dieses Workshops ist es, die Informationen unseres Körpers noch besser wahrzunehmen und dadurch auch gezielt nutzen zu lernen – z.B. zur Stärkung des Selbstvertrauens, zur Reduktion von Druck und Angst, bei Entscheidungsfindungen oder in der Verletzungsrehabilitation. Ich konnte mir nichts Konkretes und doch viele kleine Dinge darunter vorstellen. So ging es wohl auch den anderen Teilnehmenden zu Beginn.
Den Workshop hat Romana Feldmann durchgeführt. Sie ist Sportpsychologin, Achtsamkeitstrainerin und Yogalehrerin. Zur ersten Frage, was wir uns bei dem Titel des Workshops vorstellen, wie man den Körper als Ressource nutzen kann, gab es verschiedene Ansichten: Durch Übungen oder spezielle Atmung zur Ruhen kommen, Emotionen erkennen und erleben oder einfach kleine Körperzeichen beachten – nicht nur die offensichtlichen wie Hunger, Kopfschmerzen etc. Romana Feldmann erweiterte das Spektrum: auch Empfindungen, Gefühle, Gedanken, Verhalten und Erfahrungen gehören dazu. All dies sind körperliche Ressourcen. Denken wir bereits an die Zukunft oder hängen wir noch in der Vergangenheit? Der Körper steht im Hier und Jetzt, und das ist sein grosses Potenzial, denn er holt uns immer wieder «runter», erdet uns im Stress. Durch Körperübungen können wir auch mit unseren Gedanken wieder in die Gegenwart gelangen.
Was heisst hier «nutzen»?
Romana Feldmann räumte von Anfang an ein, dass der Titel des Workshops nichts mit «den Körper ausnutzen» zu tun hat. Sie erklärte uns, dass hiermit vielmehr der Weg gemeint ist, wie man auch mit dem Körper den Kopf wieder befreien und sich entspannen kann. Wie man also seinen Körper richtig einsetzt. Wie schnell man nämlich aus dem Gleichgewicht kommt zeigte eine erste einfache Koordinationsübung: Den rechten Fuss im Uhrzeigersinn drehen, war so für alle kein Problem. Nun aber gleichzeitig mit der rechten Hand die Zahl Sechs in die Luft zu zeichnen, fiel uns plötzlich unheimlich schwer. Schnell ging auch die Aufmerksamkeit verloren. Einer beobachtete den anderen und schon nach kurzer Zeit gaben wir alle auf. Die Übung zeigte wie schnell wir etwas aufgeben, wenn wir es nicht gleich schaffen oder es nicht von Anfang an so gut können wie zum Beispiel der Nachbar. .
Atmung ist alles
Um uns besser zu zentrieren, rollten wir als nächstes unsere Yogamatten auf dem Boden aus. Gleich sah der Seminarraum aus wie ein Yoga-Studio. Alle machten es sich auf den Matten bequem, zogen die Schuhe aus und atmeten tief durch.
Es folgten verschiedene Übungen aus dem Yoga- und dem Achtsamkeitstraining. Viele dieser Übungen hatten mit Atmung zu tun. Durch das tiefe Einatmen holt man sich Kraft und durch das starke Ausatmen wird man eher wieder ruhig. Speziell war die sogenannte «Wurzelübung», die für das Wohlbefinden und die Reduktion von Stress und Depressionen hilfreich sein kann. Hierfür haben wir uns gerade auf den Boden gestellt, kontrolliert geatmet und versucht, die Kraft zu spüren, welche uns mit dem Boden verbindet. In Gedanken liessen wir aus unseren Füssen Wurzeln wachsen, welche uns mit der Erde verankerten.
Strategien für den Alltag
Es gibt einerseits kurzzeitige und andererseits langfristige Strategien, um zum Beispiel Stress zu reduzieren. Um diese Möglichkeiten im eigenen Alltag anzuschauen, haben wir in Gruppen unsere persönlichen Techniken zusammengetragen und sie auf Plakaten festgehalten. Zum Schluss hatten wir eine ziemlich grosse Sammlung von Möglichkeiten. Kurzfristige Lösungen waren zum Beispiel Dinge wie Musik hören oder ein Instrument spielen, eine TV-Sendung schauen, Gespräche mit Leuten führen, die man mag, ausgehen, an die frische Luft gehen, etwas feines Essen. Zu den langfristigen Lösungen gehören: Ordnung schaffen, Zeit für sich selbst einplanen oder regelmässig Sport treiben.
Ich fand den Kurs sehr aufschlussreich, Romana Feldmann hat ihn auch spannend gestaltet. Nie kam Langeweile auf oder der Gedanke, wann es denn endlich zu Ende ist. Mit den verschiedenen Übungen und Gruppenarbeiten hat sie den Kurs vielseitig gemacht. Viele dieser Übungen kann man auch gut im Alltag einbauen, egal wie wenig Zeit man hat. Ich selbst werde sicher versuchen die ein oder andere Übung zu testen, um zu schauen, wie weit ich den Körper für Konzentration und Entspannung nutzen, beziehungsweise mitwirken lassen kann.
Zur Autorin:
Shila Dittli absolviert zurzeit ihr letztes Lehrjahr am IAP Institut für Angewandte Psychologie. Nach Abschluss ihrer Kaufmännischen Ausbildung plant sie eine Reise nach Übersee, um in Amerika Land und Leute kennenzulernen.