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Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Browsing Tags Visual Storytelling

Daten sehen. Daten hören.

Posted on 2. Juli 2018 by Redaktion

90 Schuss in 10 Sekunden feuerte der Attentäter von Las Vegas im Oktober 2017 ab. Das entspricht ungefähr der Kapazität einer vollautomatischen Schusswaffe mit 98 Schuss in 7 Sekunden. Zum Vergleich: Beim Attentat in Orlando 2016 waren es 24 Schuss in 9 Sekunden. In einer Grafik visualisierte die New York Times die in den Attentaten abgefeuerten Schüsse pro Sekunde: Jeder Punkt ein Schuss. Die Grafik selbst sieht nicht spektakulär aus; trotzdem gewann sie den Malofiej Award 2018 in der Kategorie Breaking News. 

Das Bemerkenswerte an der Grafik ist nicht das, was man sieht, sondern das, was man hört: nämlich die schnelle Schussfolge und die massive Anzahl der Schüsse. Jeder Schuss ein dumpfer Ton der Gewalt – als würde man im Kugelhagel stehen. 

von Prof. Dr. Wibke Weber, Professorin für Medienlinguistik mit Schwerpunkt Visuelle Kommunikation und Mitglied des INDVIL-Forschungsteams

Journalistische Datenvisualisierungen zum Hören sind bisher selten. Wie der Begriff schon sagt, geht es ja um das Visualisieren von Daten. Erst die Visualisierung macht die Daten zugänglich. Doch im Fall der «New York Times»-Grafik kommt zur visuellen Darstellung noch die klangliche Ebene dazu: die auditive Transformation von Daten. Man spricht von Sonifikation: Daten werden übers Hören zugänglich und erlebbar gemacht. Denn Hören ist nochmal anders als Sehen.

Hören ist immer emotional. Wir hören eine Melodie und sind gerührt; wir hören ein Geräusch und sind erschrocken; wir hören ein Signal und sind alarmiert; wir hören eine Stimme und sind beruhigt. Während visualisierte Daten in Form von Balkendiagrammen und Graphen oft objektiv und nüchtern wirken, lösen sonifizierte Daten Emotionen aus.

Visualisierung von Schallwellen. Quelle: Wikimedia Commons 

Numerisch, visuell, auditiv

Datenvisualisierungen, die auf Sound setzen, folgen damit einer dreifachen Logik:

  1. einer nüchternen Zahlenlogik, die auf mathematischer Berechnung beruht, verpackt in Tabellenform und Programmiercode.
  2. einer Bildlogik: damit ist der Transfer der Daten ins Visuelle gemeint. Die Bildlogik ist also eine sekundäre Bedeutungsebene, die zudem subjektive Züge trägt, denn Visualisieren ist immer ein Akt der Interpretation.
  3. einer akustischen Logik: dem Hörbarmachen der Daten. Diese dritte Ebene kann entweder die visuelle Aussage verstärken oder die Visualisierung erweitern. Letzteres ist der Fall bei der «New York Times»-Grafik, wo die Schüsse sofort Bilder vom Attentat hervorrufen. Das stumme Liniendiagramm vermag dies nicht. 

Das Ohr erfasst Dinge differenzierter und sensibler als das Auge. Wenn wir genauso gut sehen könnten wie hören, dann würden wir eine 10-Watt-Glühlampe aus 1’000 Kilometer Entfernung erkennen. Wir hören über ein Spektrum von 10 Oktaven, das Auge schafft nur eine.

The sound of data

Über mehrere Oktaven geht auch die Datenvisualisierung der Berliner Morgenpost. Das Datenteam hat den tiefen Fall der SPD in Deutschland vertont, basierend auf 3’838 Umfragen von Januar 1998 bis Ende Februar 2018. Man sieht die Linie im Diagramm auf- und absteigen und hört, wie die Partei über die Jahre immer weiter in den Keller rutscht. Der tiefe Schlusston klingt dramatisch und endgültig.

Ästhetische Stilmittel in Datenvisualisierungen, ihr multimodales Zusammenspiel und ihre Wirkung untersuchen wir im Forschungsprojekt Innovative Data Visualization and Numeric-Visual Literacy (INDVIL). Ein animierter Graph kann eindrücklicher wirken als ein statischer, ein akustischer emotionaler als ein animierter. Die Gestaltungspalette an visuellen und akustischen Variablen scheint dabei unendlich: Punkte, Linien und Flächen als visuelle Basiseinheiten von Diagrammen können unterschiedlich gestaltet und variiert werden in Grösse, Muster, Richtung, Form, Farbe, Tonwert und Position. Diese Basiseinheiten sind mit fortschreitender Technik um weitere Variablen erweitert worden, z. B. um Bewegung mit den Subvariablen Geschwindigkeit, Richtung, Flimmern, Rhythmus und Synchronisation.

Prof. Dr. Wibke Weber spricht über Datenvisualisierungen am IAM live 2017.

Auch die auditiven Stilmittel sind vielfältig, wie das Sound Design zeigt. Allein der Datensound der beiden Fallbeispiele setzt sich aus verschiedenen Parametern zusammen: Lautstärke, Tonhöhe, Tondauer, Klangfarbe, Tempo, Rhythmus, Harmonie, Musikstil. Wie verändert sich die Aussage einer Visualisierung, wenn die Daten im Vivaldi-Stil hörbar gemacht werden? Sollen die Schüsse eines Attentäters realistisch klingen oder eher symbolisch sonifiziert werden? Mit welcher Methodik wurden die Daten in Töne transformiert, welche Programmierung liegt zugrunde? Ermöglicht die auditive Variante eine neue Sichtweise auf die Daten? Und wie glaubwürdig ist der Datensound?

Fragen, die gerade mit den neuen Technologien wie Augmented und Virtual Reality (VR/AR) oder im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz nach Antworten verlangen. AR und VR erlauben uns, direkt in die Daten einzutauchen, mit Balken- und Kreisdiagrammen zu interagieren, in Timelines und Karten hineinzuzoomen. Dann geht es nicht mehr nur darum, Daten zu sehen, sondern sie mit allen Sinnen zu erleben.

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Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?

Posted on 22. März 2017 by harz
von Deborah Harzenmoser, Onlinekommunikation IAM und Studentin im Master Media Studies in New York

In der Kommunikations-Branche dreht sich momentan alles um einen grossen Trend: Visual Storytelling. Technisch geht es dabei nicht nur um das herkömmliche 2D-Video, das wir auf mobilen Endgeräten schnell und bequem herstellen und publizieren können. Spätestens seit HTC, Sony und Facebook letztes Jahr bekannt gaben, dass sie ihre eigenen Headset-Devices auf den Markt bringen wollen, sind auch Virtual Reality-Filme (VR) in aller Munde. Hier in New York, wo ich gerade einen Master in Media Studies absolviere, finden derzeit an jeder Ecke Symposien, Creative Labs und Panels statt, an denen sich ExpertInnen über Sinn, Chancen und Zukunftsfähigkeit dieser Bewegtbild-Formate austauschen. Einige davon habe ich besucht.


Virtuelle Realität, kurz VR, bezeichnet die Darstellung sowie die gleichzeitig stattfindende Wahrnehmung der Wirklichkeit in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung.
(Quelle: Wirtschaftslexikon, onpulson)

Was ist an diesem Trend dran?
Einig sind sich alle in diesem Punkt: Das Feld ist jung, viel sagen kann man über die Zukunftsfähigkeit dieser Technologie noch nicht. Wer sich seit zwei Jahren mit Virtual Reality beschäftigt, gilt in der Szene bereits als Experte. Und: Es brauche mehr Kreativ-Köpfe, um die Formate voranzutreiben. Der Aufruf, Teil der Community zu werden und gemeinsam „auszuprobieren und die Formate weiterzuentwickeln“ wird zum Beispiel am Immersive Storytelling Symposium an der The New School mehrfach wiederholt. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: An Ideen und Visionen mangelt es nicht. Es hapert, wie so oft, an der Umsetzung. In diesem Fall an der Technik. Und zwar in zweierlei Hinsicht.

Einerseits ist der Aufwand für die Erstellung von VR-Filmen nach wie vor sehr hoch, die Produktion ist kompliziert und teuer. Andererseits, und das ist fast noch wichtiger, steckt die Technik auch auf Nutzerseite noch in den Kinderschuhen. Während herkömmliche Videos leicht zugänglich sind und auf Laptops und Smartphones jederzeit angeschaut werden können, braucht es für VR-Filme technische Hilfsmittel, wie sperrige Headsets oder gar Ganzkörperanzüge mit entsprechender Sensorik. Beides ist nicht einfach so mal zur Hand. Hindernisse also, die nicht zu unterschätzen sind, weder auf Produktions- noch auf Nutzerseite. Solange die Produktion von VR-Filmen so aufwändig und teuer bleibt, und der Konsum von VR-Filmen mit kostspieligen Investitionen in klobige technische Hilfsmittel einhergeht, wird sich der Trend kaum durchsetzen. Darin ist sich die Expertenrunde des Immsersive Storytelling-Symposiums trotz aller Euphorie einig. Erst wenn das Zusammenspiel von Produktion, Angebot und Rezeption ausbalanciert ist, hat Virtual Reality eine ernsthafte Chance auf dem Markt.

Fragen sich, was die Zukunft mit VR wohl bringen mag: Expertenrunde am Immersive Storytelling Symposium im Februar 2017 (Foto: Deborah Harzenmoser)

Zukunft ja, aber
Die Technik wird sich jedoch rasend schnell entwickeln. Bereits in fünf Jahren soll sie leichter zugänglich und einfacher zu bedienen sein. Was dann? Was kann VR für die Organisationskommunikation tun?

In einer kürzlich publizierten Studie von Forrester Research gaben nur 8% der US-amerikanischen Unternehmen an, VR im Marketing einsetzen zu wollen. Das liegt hauptsächlich an der ungenügenden Zugänglichkeit für Konsumenten. Die MarketingexpertInnen gehen nicht davon aus, dass sie ihre Zielgruppen mit VR wirklich erreichen: „A lot of brands have tried VR in the last year, and in many cases, it left marketers and consumers rather underwhelmed,“ lässt sich Samantha Merlivat, Analystin bei Forrester Research, zitieren. Das liege einerseits an der ungenügenden Zugänglichkeit von VR-Filmen, vor allem aber auch deren mässigen Qualität. Die oft verpixelten Filme erinnern zu sehr an Game-Welten aus den 90-ern und erlauben daher bei Weitem nicht das virtuelle Realitäts-Erlebnis, das es für einen Werbeeffekt bräuchte.

Momentan scheint sich eine Investition in VR-Produktionen also nur für Unternehmen zu lohnen, zu deren Zielgruppen „Early Adopters“ zählen, die  VR regelmässig konsumieren. Oder für Organisationen, deren Kommunikationsinhalte sich besonders für VR-Videos eignen, zum Beispiel in Bereichen wie Tourismus oder Extrem-Sport. Prädestiniert sind auch die Unterhaltungs- und die Automobilindustrie, oder der Immobilienmarkt. Wenn sie initiativ vorgehen, haben diese Branchen jetzt die Chance, Massstäbe für die VR-Zukunft zu setzen.

VR im Journalismus
Im News-Bereich hat Times Inc. mit Life VR ein Pilot-Projekt für den Einsatz von VR im Journalismus lanciert. Die Plattform zeigt interaktive VR-Filme verschiedener journalistischer Titel des eigenen Hauses – unter anderem TIME, Sports Illustrated und InStyle. Um das virtuelle Erlebnis aufs Smartphone zu holen, braucht es jedoch die entsprechende App, ein Headset, sowie genügend Speichervolumen auf dem eigenen Gerät. Wenn das alles vorhanden ist, kann man zum Beispiel UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon auf seiner Reise durch über zehn Länder begleiten, die er im Rahmen einer Aufklärungskampagne für Schutz vor Naturkatastrophen und Waffengewalt besucht hat.

Weitere VR-Praxis-Beispiele gibt es in meinem Blog New York Insights by Debbie 


IAM live «Visual Storytelling» am 3. Mai 2017

Das Storytelling von heute ist technologiegetrieben und datenbasiert. Aus Daten werden Informationen, aus Informationen Geschichten, die immer öfter visuell erzählt werden: in Bewegtbildern, Virtual-Reality-Videos oder Infografiken. Die digitalen Formate der Bildkommunikation definieren Geschichtenerzählen neu. Das eröffnet Chancen für die Kommunikation und stellt zugleich Medienunternehmen und Organisationen vor Herausforderungen.

Am diesjährigen IAM live diskutieren wir Trends, Herausforderungen und Chancen des visuellen Storytellings. Infos und Anmeldung


Mehr Beiträge zum Thema Storytelling

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Vom Sichtbarmachen und Zeigen. Storytelling heute

Posted on 24. Januar 2017 by harz
von Prof. Dr. Wibke Weber, Dozentin und Verantwortliche für den Lernbereich Fachwissen am IAM

Data Stories, Storymaps, 360°-Videos, Virtual Reality (VR) – Begriffe, die das Storytelling in den Berufsfeldern Journalismus und Organisationskommunikation neu definieren. Früher genügte ein Text, dem man zur Illustration ein Foto beifügte. Heute begegnet Storytelling zunehmend visuell, datenbasiert, interaktiv: als Bewegtbild, Animation, VR-Video, Datenvisualisierung. Während sich das Erzählen mit VR und 360° noch in der Experimentierphase befindet und Erzähltechniken und –dramaturgien dafür noch entwickelt werden müssen, ist man beim Format der Datenvisualisierung schon weiter. Befeuert durch Big und Open Data sind Datenvisualisierungen dabei, sich im Journalismus als visuelles Erzählformat zu etablieren.

Show, don’t tell
Dabei sind Datenvisualisierungen keineswegs neu. Die vermutlich älteste Datenvisualisierung stammt aus der Jungsteinzeit. Seit jeher wurden Daten und Informationen gestaltet und in Form gebracht, um etwas zu zeigen, was so nicht sichtbar ist, nämlich Daten, Strukturen, Proportionen, Relationen – ganz im Sinne eines Show, don’t tell.

Genau das machte John Snow 1854, als im Londoner Stadtteil Soho die Cholera ausbrach. Der Arzt sammelte alle Daten zum Cholera-Ausbruch. Er vertrat nämlich die Theorie, dass nicht üble Ausdünstungen aus Abwasserkanälen die Cholera-Epidemie verursachten, sondern verunreinigtes Trinkwasser. Um das zu zeigen, zeichnete er in den Londoner Stadtplan alle Todesfälle ein: jeder Cholera-Tote ein Balken. Schnell wurde sichtbar, dass sich die Todesfälle um die Wasserpumpe in der Broad Street häuften. Seine Karte zeigte aber auch Ausnahmen, sog. statistische Ausreißer. Nicht alle Anwohner in der Nähe der Pumpe erkrankten offensichtlich an Cholera; andere dagegen schon, obwohl sie weiter weg wohnten. Seine Recherchen ergaben, dass manche eigene Wasserpumpen besaßen und daher nicht die Broad Street-Pumpe benutzen. Es gab aber auch Leute, die aus anderen Stadtteilen extra in die Broad Street kamen, um genau dort ihr Wasser zu holen, weil es als das beste in Soho galt.

Snows Karte, die das Verbreitungsmuster der Seuche visualisierte, überzeugte letztendlich die Behörden davon, dass verunreinigtes Wasser und nicht Luft der Infektionsherd für die Cholera war. Die Karte war ein visuelles Argument gegen die damals gängigen kulturellen und wissenschaftlichen Vorstellungen von Krankheitsursachen, und es gelang Snow, die Politiker zum Handeln zu bewegen, nämlich zur Sanierung der Abwassersysteme.

John Snows Cholera-Karte von 1854.
(Quelle:  https://de.wikipedia.org/wiki/John_Snow_(Arzt)#/media/File:Snow-cholera-map.jpg)

Praxis im Umbruch
Nichts anderes machen heute die Storytelling-Teams von New York Times, Washington Post, Die Zeit, Spiegel online, NZZ, SRF oder Tagesanzeiger: Sie recherchieren, sammeln Daten, ordnen, filtern, kombinieren, suchen nach Mustern in den Daten, visualisieren. Was sich geändert hat: Storytelling ist heute dynamischer, interaktiv, explorierbar – getrieben durch eine sich ständig verändernde Medientechnologie. Das hat Auswirkungen auf die Tools und Softwareprogramme in Redaktionen (etwa R, CartoDB, Infogr.am oder selbst entwickelte Tools und Templates), die Zusammensetzung der journalistischen Teams und die erforderlichen Skills. Storytelling-Teams bestehen heute aus Codern, Designern, Bild- und Textredaktoren, die neben recherchieren und schreiben auch scrapen, coden und visualisieren. Immer neue Formen entstehen wie etwa Storymaps und interaktive Datenquiz.

Doch was kommt gut an beim Publikum? Was wird angeschaut, was weggeklickt? Wie sieht es mit der „visual literacy“ aus – der Fähigkeit der User, Visualisierungen zu lesen und zu verstehen? Wie viel Interaktivität oder Virtual Reality braucht es, um die Botschaft effektiv und effizient zu vermitteln? Wie müssen Visualisierungen gestaltet sein, damit sie den öffentlichen Diskurs bewegen, vielleicht ein Umdenken bewirken und am Ende zu demokratischem Handeln befähigen?

Forschung im Aufbruch
Antwort geben auf diese Fragen will das interdisziplinäre Forschungsprojekt Innovative Data Visualization and Visual-Numeric Literacy (INDVIL, www.indvil.org), das vom Norwegian Research Council gefördert wird. In diesem Projekt arbeiten Hochschulen aus Norwegen, England und der Schweiz zusammen. Untersucht werden Datenvisualisierungen aus verschiedenen Perspektiven etwa als digitale Metapher, als semiotische und ästhetische Ressource, und in verschiedenen Kontexten (Journalismus, Schulunterricht, Universal Design). Wibke Weber, Dozentin an der Professorenstelle Medienlinguistik des IAM, ist Projektpartnerin in diesem Projekt und erforscht dort Datenvisualisierungen im europäischen Nachrichtendiskurs. Das Projekt startete 2016 und läuft noch bis 2019.

Podiumsdiskussion – IAM live
Visuelles Storytelling ist auch das Thema beim nächsten IAM live am 3. Mai 2017. Diskutiert werden an Fallbeispielen aus Journalismus und Organisationskommunikation Trends, Herausforderungen und Chancen des visuellen Storytellings.


*Titelbild: Big_Data_Prob von KamiPhuc, Flickr

Daten statt Worte – Journalismusausbildung im Zeitalter von Big Data

Posted on 11. Juli 2016 by harz
von Prof. Dr. Wibke Weber, Dozentin am IAM; verantwortlich für den Lernbereich Fachwissen

Die Daten sprechen klar für die Schweizer Nationalmannschaft. Mit 55,8 Prozent Ballbesitz und 883 Ballkontakten dominierte sie das Spiel gegen Polen. Trotzdem ausgeschieden im EM-Achtelfinale. Das ernüchternde Fazit: Daten gewinnen keine Spiele. Aber sie können helfen, Ereignisse, Zusammenhänge, Relationen zu verstehen. Daten sind an sich weder gut noch schlecht. Einen Wert bekommen sie erst, wenn man eine spezifische Frage an sie heranträgt, sie ordnet, zusammenfasst, filtert, kombiniert, validiert, interpretiert. Und natürlich visualisiert. Die Visualisierung macht dann auf Anhieb sichtbar, was vorher so nicht sichtbar war. Und diese Erkenntnis kann der Beginn einer neuen Geschichte sein.

Am Anfang steht die Zahl
Datenjournalismus nennt man das. Am Anfang steht die Zahl, dann folgt das Bild, und danach das Wort. Diese Kombination aus Zahl, Bild und Wort macht Datenjournalismus so komplex und aufwändig und fordert Fertigkeiten, die bislang nicht ins Repertoire einer klassischen Journalistenausbildung gehörten: Kenntnisse in Excel, Google Spreadsheets oder ähnlichen Datenanalysetools. Kenntnisse in Statistik, in Datenrecherche und Web-Scraping, also wie man zu Daten kommt. Kenntnisse der Diagrammtypen und des “visuellen Vokabulars” – der Kartograph Jaques Bertin nannte das Sémiologie graphique. Und nicht zuletzt: Kenntnisse, wie man daraus eine Story macht. Dazu braucht es Kontextwissen, Neugier und die Bereitschaft, sich auf das Nicht-Vertraute einzulassen: auf Zahlen statt Worte. Visualisieren statt Verbalisieren. Analysieren statt Reportieren.

Daten.Journalismus.Daten
Studierende am IAM haben das im Frühjahrssemester getan und erste Erfahrungen gesammelt im Datenjournalismus. Sie wollten wissen: Wie sieht es aktuell aus im Schweizer Journalismus? Wie hoch ist der Frauenanteil? Verdient man bei der Zeitung mehr als bei einem Online-Medium? Gibt es den journalistischen „Röstigraben“? Dabei konnten sie auf Daten einer aktuellen Journalistenbefragung zurückgreifen, die am IAM im Rahmen der internationalen Studie Worlds of Journalism erhoben wurden. Betreut wurden die Studierenden von den IAM-Dozierenden Vinzenz Wyss, Guido Keel, Filip Dingerkus  und Wibke Weber. Die Erkenntnisse bezüglich Datenjournalismus fallen dabei ambivalent aus: Nicht jede Datenanalyse führt zum validen Ergebnis oder fördert statistisch Relevantes zutage. Nicht jede Datenvisualisierung bringt den gewünschten Aha-Effekt. Nicht immer liefern Daten Stoff für eine Geschichte. Aber wenn, dann kann es die ganz grosse Story sein. Investigativ. Kreativ. Exklusiv.

Datenjournalismus als Mehrwert
Die Kernkompetenzen, die es für den Datenjournalismus braucht, werden am IAM vermittelt: in Seminaren, Praxiswerkstätten und Weiterbildungsangeboten zu Datenvisualisierung und Infografik, wie etwa jüngst in Kooperation mit dem SFJ Verband Schweizer Fachjournalisten. Denn Datenjournalismus ist mehr als eine Modeerscheinung. Im Zeitalter von Big Data ist er eine zwingende Notwendigkeit.

Prof. Dr. Wibke Weber

Prof. Dr. Wibke Weber lehrt und forscht am IAM. Arbeitsschwerpunkte: Infografiken, Datenvisualisierung, Visual Storytelling, Bildsemiotik.

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