Arbeiten im Newsroom

von Maxence Giebel, Student im Master Organisationskommunikation des IAM

Dem altgedienten Klischee des Journalisten als Einzelgänger und Ritter der Buchstaben stehen heute sogenannte Newsrooms gegenüber, Organisationsformen von Redaktionen, wo Teams ressortübergreifend multimediale Inhalte gestalten. Bachelor-Studierende des IAM haben sich im Rahmen des Praxisunterrichts im sechsten Semester mit diesem Arbeitsmodell auseinandergesetzt.

Arbeiten im Newsroom
Jan Vontobel gibt Tipps zum journalistischen Arbeiten. (Bild: IAM).

In der Praxiswerkstatt haben sich die Studis zu einen Newsroom-Team zusammengeschlossen. Sie produzierten innert weniger Tage multimediale Beiträge, die sich mühelos in einem frischen Lifestyle-Magazin platzieren liessen. Gecoacht wurden sie dabei von den IAM-Dozierenden Helga Kessler, Wibke Weber, Jan Vontobel sowie Ex-JO-Student und Blick-Reporter Simon Häring – von einem Team also, das Praxiserfahrungen zu Multimodalität, journalistischer Textproduktion und Storytelling mitbringt.

Obschon die Kursausschreibung ein „kollektives Produzieren von Inhalten“ versprach, zeigte sich der Kern der Werkstatt erst während der Arbeit: Die Kommunikation von und zwischen JournalistInnen in einem Newsroom. Wer verfügt über welche Talente, Interessen, Fähigkeiten und wo können diese bestmöglich eingesetzt werden? Wer hat es eher mit Bild, wer mit Text? Und wer entscheidet das? Und wer kann mit journalistischem Denken die Newsroom-Flotte steuern?

https://youtu.be/n_SSeGjEVrg

 

Sozialkompetenz ist gefordert
Die Studierenden hatten sich vor der Praxiswerkstatt mehrere Semester lang mit der journalistischen Textproduktion und dem Erzählen von Geschichten auf verschiedenen Kanälen auseinandergesetzt. Nun standen sie vor der Herausforderung, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Als Team. Men Marugg, der die Rolle des Co-Chefredaktors übernommen hatte, erkannte schnell, dass der richtige Einsatz der versammelten Kompetenzen das Herzstück der Zusammenarbeit im Newsrooms ist. Können, Technik und Logistik müssen aufeinander abgestimmt werden. Und es braucht Spielregeln, die die Zusammenarbeit steuern, das Wichtigste bestimmen und gleichzeitig Freiräume für Kreativität und Spontaneität lassen.

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Der Newsroom im IAM Convergent Media Center. (Bild: IAM)

Der Newsroom und die Story
Eine der permanenten Fragen im multimedialen Newsroom ist jene nach der Priorisierung von Story, Medienkanal und Empfangsgerät. Alle drei Elemente sind wesentlich an Form und Wirkung eines Inhalts beteiligt. Welches ist aber am wichtigsten? Für Co- Chefredaktor Men Marugg, ist die Antwort klar: Nicht ein Element ist besonders wichtig, sondern deren Zusammenspiel in Abhängigkeit vom Kontext. Die Stärken und Schwächen einer Geschichte und die zur Verfügung stehenden Präsentationsmöglichkeiten müssen zueinander in Bezug gesetzt werden. Zu berücksichtigen sind zudem Aussagewunsch, die dazu passende journalistische Umsetzung und die technisch sinnvolle Präsentation.

Lena Schwarz, Korrektoratsverantwortliche der temporären Redaktion, bestätigt diese Sicht: Es sind die gut präsentierten Geschichten und deren „Helden“, die die journalistische Arbeit bestimmen. Zu bedenken ist auch, dass die Angebote je nach Kanal und Endgerät sehr unterschiedliche Publika erreichen – was die JournalistInnen vor die Aufgabe stellt, die Inhalte möglichst spezifisch für bestimmte Zielgruppen aufzubereiten. Es können, so Lenas Schlussfolgerung, weder die Geschichte noch der Kanal priorisiert oder ignoriert werden.

Startseite des Multimedia-Dossiers “Raum”
Die Startseite des Multimedia-Dossiers “Raum”. (Bild: IAM)

Was aus Synergien entstehen kann
Für Rabea Grand, die die Rolle der Produzentin übernahm, liegt der Vorteil eines Newsrooms auf der Hand: Synergien. Unterschiedlich talentierte Köpfe produzieren mehr und besser, als das im Alleingang je möglich wäre. Das zeigen auch die Beiträge, die im Rahmen der Werkstatt entstanden sind. Die Studierenden recherchierten, produzierten und verknüpften Videos, Artikel und Bilder. Entstanden sind Produkte, die sich durchaus sehen lassen können (künftig sollen sie auf einer Multimedia-Plattform publiziert werden).

Der Vorteil des Newsrooms ist aus Sicht der Studierenden gleichzeitig dessen grösste Herausforderung: Das Zusammenspiel von Wissen, Können, Technik und Sozialkompetenz. Ein Zusammenspiel, das wenn es funktioniert, qualitativ hochstehende und attraktive Beiträge hervorbringt.

Übrigens: Newsroom ist auch für Corporate Communication ein Thema. Damit setzen wir uns an unserem nächsten Branchenanlass IAM live auseinander.

IAM live 2016: Corporate Newsroom – Paradigmenwechsel oder Hype?

Die Digitalisierung hat die Kommunikationsprozesse beschleunigt und die Kommunikationskanäle vervielfacht. Das stellt Organisationen vor Herausforderungen. Ein Lösungsansatz sind Corporate Newsrooms. Ein Paradigmenwechsel, oder doch nur Hype?

Am Beispiel des Corporate Newsrooms von AXA Winterthur und in einem Podiumsgespräch diskutieren wir am IAM live am 25. Mai 2016 diese und weitere Fragen.

Programm und Online-Anmeldung unter: www.zhaw.ch/iam-live

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