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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Lisbon Story – ECREA 2014 oder der Ruf des Flüchtigen

Posted on 16. Dezember 2014 by Redaktion
von Filip Dingerkus, Wissenschaftlicher Assistent im Bereich Journalistik

Wenn es Herbst wird und die Kommunikationswissenschaftler alle zwei Jahre losfliegen und eine (bevorzugt süd-) europäische Stadt ansteuern, dann handelt es sich nicht bloss um einen bizarren Vogelzug – sonderbare Vögel sind Wissenschaftler allemal – , sondern um die ECREA-Konferenz (etwas sperriger: European Communication Research and Education Association), die an die Tür klopft.

Diesmal kam der Ruf aus Lissabon, wo der Winter noch nicht Einzug gehalten hat. Die Jahreszeit zeichnet sich durch ein einladend mildes Klima aus. Die Hauptstadt Portugals erweist sich aber nicht nur in klimatischer Sicht als gelungene Wahl. Dank der kulturellen Vielfalt, dem historischen Charme und dem entspannten Flair rangiert diese Stadt ganz oben auf den Listen der beliebtesten europäischen Städte.

Zeiten der Veränderung
Die ECREA-Konferenz ist sozusagen die Fussball-EM der Medienwissenschaften. Entsprechend hat sie auch einen ähnlichen Stellenwert. Weltmeisterschaften wie die ICA (International Communication Association) oder IAMCR (International Association for Media and Communication Research) sind schon toll, aber die hochkulturellen Europäer brauchen auch mal eine Möglichkeit sich selbst und ihre kommunikationswissenschaftlichen Errungenschaften in familiärem Rahmen zu feiern – unter seinesgleichen versteht sich. Da lässt sich gepflegt die eminente Dominanz der US-Amerikaner ausblenden. Und mit bis zu 2000 Teilnehmern vermisst man die Vereinigten Staaten als grossen Player auch nicht. Die Sektionen sind thematisch aufgeteilt und es ist imposant im Programm 14 gleichzeitig stattfindende Panels zu sehen. Beispielsweise gibt es die grossen Divisionen wie Journalismusforschung oder Wirkungs- & Rezeptionsforschung, aber auch kleinere Gruppierungen wie Diaspora-Kommunikation oder Umweltkommunikation. Aber der Glanz einer Europameisterschaft verblasst ein wenig beim Anblick der detaillierten Start-Aufstellung. Die grossen Namen halten kaum noch Präsentationen, überlassen das Feld dem Nachwuchs. Man fühlt sich an die aktuellen Rotationsexperimente von Jogi Löw erinnert. Sehr löblich, dass die Jungen auch ihre Chance erhalten. Und gut sind sie grundsätzlich auch, aber es fehlt ihnen oft die Erfahrung und Abgeklärtheit, weshalb bei den Panels hin und wieder einige Gegentore in Kauf genommen werden müssen. Hier merkt man eben doch, dass die präsentationserprobten US-Amerikaner fehlen. Denn in der Summe ist die europäische Qualität sehr schwankend und es stellt sich die Frage wo deren namhafte Vertreter bleiben? An der Konferenz lassen sie sich blicken. Wieso nicht an den Präsentationen?

Neuer Fokus der „Grossen“
Die bekannten Personen aus der Kommunikationsforschung lassen sich bei den Präsentationen häufig vertreten. Dies ist verständlich bei dem Publikationsoutput, den sie jährlich liefern „müssen“. Für das Konferenzniveau ist das aber nicht gerade zuträglich. Ob die Veranstalter dadurch ganz nach dem Vorbild der Journalismusbranche Ambitionen verfolgen, sich zu verändern und selbst neu zu erfinden, sei dahingestellt. Vom Aussterben bedroht sind Medienwissenschaftstagungen jedenfalls nicht. Im Gegenteil: Jedes Land hat meist mehrere in verschieden grossen Ausführungen und mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Die abflachende inhaltliche Qualität und die Präsentationsmüdigkeit ihrer Aushängeschilder lassen sich daher auch mit dem Überangebot an Konferenzen erklären. Bei einer derart hohen Eventdichte bündeln sich die Topthemen bei den „Top-shot“-Konferenzen wie der ICA. Für die anderen Konferenzen bleiben oft nur noch Recyclingprodukte übrig, oder Präsentationen mit geringerem Erkenntnisgewinn. Weshalb trotzdem alle versuchen ihr Konterfei in den Gängen spazieren zu führen, hat einen zentralen Grund: Netzwerken. Denn formal gesehen, braucht es eine ECREA als Ort, um sich mit anderen Forschern auszutauschen. Dies entwickelt sich momentan zum Hauptzweck der grossen, aber nicht weltumspannenden Tagungen.

Netzwerken muss gelernt sein
Der mehrtägige Smalltalk, die Selbstvermarktung und die Schaffung von Anknüpfungspunkten an mögliche zukünftige Kooperationen erfordern viel Energie und Durchhaltevermögen. Es ist eine andere Form von Spitzensport, bei dem die Lorbeeren erst nach grossem und langem Einsatz geerntet werden. Das ist anstrengend und der Sinn dieser Mühen kann einem mit der Zeit auch abhandenkommen. Doch die Mühle dreht unaufhörlich weiter und man muss darauf achten, nicht unters Rad zu fallen. Falls man doch einen Moment des Innehaltens sucht, hilft es einmal hinauszugehen und sich von der sanften Lissabonner Meeresbrise den Kopf lüften zu lassen – nochmals einen Hauch von Spätsommer spüren. Nur gut, dass das Konferenzzentrum am Wasser gelegen ist. Die Uferpromenade lädt dazu ein, dem Rauschen der Wellen zu lauschen und die Seele baumeln zu lassen. Wahrlich entspannend diese Stadt.

Und so ist es wie in Wim Wenders Film „Lisbon Story“, in dem ein Tontechniker dem Ruf des befreundeten Regisseurs folgt. Er soll dessen Film in Lissabon vertonen, kann seinen Kollegen (der nach seiner Sinnkrise untergetaucht ist) dort aber nirgends auffinden. Stattdessen macht sich der Toningenieur eigenhändig an die Arbeit und erliegt während dem er die Geräuschkulissen der Stadt einfängt deren Charme. Die ECREA ist wie ein Regisseur, der seine Inspiration verloren hat und abgetaucht ist. Lissabon hingegen ist der Ort, an dem das keine Rolle spielt, denn hier kann jeder seine ganz eigene Inspiration finden oder wiederentdecken.

Übrigens:
Wen es interessiert wie eine internationale Konferenz (in kleinerem Rahmen) über die Bühne geht, kann sich am 5./6. Februar bei uns am IAM in Winterthur selbst überzeugen, wenn es heisst: „Re-Inventing Journalism“.





Faszination Kampagnenmanagement – Erkenntnisse und Geheimnisse

Posted on 10. Dezember 2014 by Redaktion
von Dr. Colette Schneider Stingelin, Dozentin und Projektleiterin am IAM

Zu öffentlichen Kommunikationskampagnen – wie Gesundheits-, Umwelt-, Sozial- oder Sicherheitskampagnen – gibt es einen reichen Schatz an wissenschaftlichen Grundlagen und Best-Practice-Wissen. Im geschäftigen Treiben des Berufs fehlt jedoch häufig Zeit und Musse, um sich in ein Thema einzulesen. Der Alltag wird von der To-do-Liste diktiert. Zumindest mir ist es so ergangen, während meiner Arbeit bei Non-Profit-Organisationen. Zeit für grundlegende Reflexionen, Lesen von Studien oder die Vertiefung theoretischer Ansätze hatte ich nicht – und nahm sie mir auch nicht. Dann habe ich meine Doktorarbeit vorangetrieben. Damit habe ich Raum geschaffen, um Wissen über das Wie, Was, Wer und Warum von Kommunikationskampagnen zu sammeln, zu bündeln und zu reflektieren.

Gesundheitskampagnen in der Schweiz
Wie sieht ein optimales Kampagnenmanagement für die Planung und Umsetzung von Gesundheitskampagnen aus? Wie stellen sich Kampagnenmanager im Gesundheitsbereich in der Schweiz diesen Aufgaben? Das waren die Ausgangsfragen für mein Buch „Gesundheitskampagnen in der Schweiz. Integriertes Kampagnenmanagement mit theoretischer Fundierung und Evaluation“.

Colette Schneider Stingelin

Dr. Colette Schneider Stingelin

Nach dem Auswerten aktueller Literatur und verschiedener Studien habe ich 20 Fachleute besucht, die im Bereich Gesundheitskampagnen in der Schweiz tätig sind und ihnen Fragen rund ums Kampagnenmanagement gestellt. Die InterviewpartnerInnen haben vieles erzählt und dabei auch einige „Geheimnisse“ verraten. Vor allem zur Planung von Kommunikationskampagnen. Wenn wir die Kampagnen auf Plakaten oder in TV-Spots sehen, dann kommen diese so „locker“ daher. Es macht den Anschein, als brauche es einfach eine gute kreative Idee. So einfach ist es aber nicht. Die Fachleute sagen, dass die Vorbereitung einer nationalen Kampagne in der Schweiz etwa zwei Jahre in Anspruch nimmt. Als wichtigsten Erfolgsfaktor nannten sie die Zusammenarbeit – innerhalb des Teams, der Organisation aber auch mit externen Partnern oder Stakeholdern. Als weitere wichtige Erfolgsfaktoren zählen bei den Fachleuten eine gute Planung und Leidenschaft.

Kürzlich war ich bei der Sektion Kampagnen des Bundesamts für Gesundheit und habe mein Buch und einige Resultate daraus vorgestellt. Die anschliessende Diskussion hat mich in meiner Überzeugung gestärkt, dass wir im Praxis-Wissenschaft-Austausch gemeinsam weitere Erkenntnisse gewinnen können. Und Geheimnissen des Kampagnenmanagements auf die Spur kommen. Wollen wir gemeinsam weiter denken? Ich freue mich darauf!

„Ne t’inquiète pas“ – ein Bericht aus dem Praxissemester

Posted on 5. Dezember 2014 by harz
von Sarah Fluck, Studentin JO12

„Sei unbesorgt!“ –  Dies der wiederkehrende Zuspruch meines Fahrers Eddy, als das doch schon etwas in die Jahre gekommene Yamaha-Motorrad über die Feldwege brauste. Bei jedem Schlagloch gruben sich meine Fingernägel ein bisschen fester in seinen Bauch. Seit zwei Tagen waren wir nun schon in den Wäldern Shabundas unterwegs, einer abgelegenen Gegend der Provinz Süd-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo.

Sarah Fluck

Sarah Fluck

Die Abgeschiedenheit der Region wird verstärkt durch das Fehlen von Telefonnetz, Elektrizität, fliessendem Wasser und unzureichender Nahrung und dies obwohl oder vielleicht gerade weil die Erde hier unendlich reich an Kassiterit, Coltan, Gold und anderen Mineralien ist. Die Bauern in der Gegend bauen in dem Dschungelgebiet nur noch wenig an. Zu oft wurden sie nach der Ernte von Rebellen-Gruppen beraubt.

Das will ich sehen

Es war in meinem 2. Semester am IAM, als Hansjörg Enz in einer Vorlesung von seinem Aufenthalt im Kongo berichtet hatte. Sofort wusste ich: „Das will ich sehen.“ Schon lange träumte ich von einem Besuch in der DRK, da mein Onkel an jedem Weihnachtsfest die unglaublichsten Geschichten von seiner 30-jährigen Arbeit als Mönch in Kinshasa auspackt. Das Praxissemester bot nun die perfekten Voraussetzungen dafür.

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„It was the best of times, it was the worst of times…“
So kam es, dass ich dann nach zwei Tagesreisen in dieser Lehmhütte im Nirgendwo stand. Mit zwei Begleitpersonen meiner Praktikumsorganisation (AFEM) sollten wir hier zwanzig Frauen unterrichten, was Menschenrechtsverletzungen sind und wie sie diese an die Organisation melden können. Unter den Kursbesucherinnen waren Frauen wie Mama Nadine, die während des zweiten Kongokriegs schwanger 375 km durch den Wald in die Hauptstadt der Provinz geflohen ist. Dies um dort ein Kind zu gebären, das sechs Tage nach der Geburt starb. Es wog zu diesem Zeitpunkt 1,2 kg.

In Dickens Worten gesagt: „It was the best of times, it was the worst of times…“. Während meinen vier Monaten bin ich an meine körperlichen und psychischen Grenzen gekommen. Aber die Begegnungen mit diesen zwanzig Frauen haben mich eine Liebe und eine Freude am Leben erfahren lassen, die mir so bisher fremd war.

In diesem Sinne entlasse ich euch mit meinem neuen Lebensmotto: „Ne t’inquiète pas!“


Weitere Informationen zu der Praktikumsorganisation Association des Femmes des Médias (AFEM) gibt es hier.

Im zweiten Studienjahr des Bachelorstudiengangs Journalismus und Organisationskommunikation findet ein Praxissemster statt. In diesem Semester absolvieren die Studierenden zwei Praktika in den beiden Berufsledern. Dies, um ihr bisheriges erlerntes Fachwissen in der Praxis umzusetzen und um Berufserfahrung zu sammeln.

 

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