Neue Publikation zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die pädiatrische Gesundheitsversorgung in der Schweiz

Bildquelle: Freepik – Darzen Zigic

von Dr. Szilvia Altwicker-Hámori

Die COVID-19-Pandemie hat die Inanspruchnahme vieler Gesundheitsleistungen weltweit verändert – etwa durch Rückgänge bei Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen und ärztlichen Konsultationen. Daten des COVID-19 Social Monitor des WIG zeigen, dass die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen während und nach der Lockdowns deutlich zurückging (siehe Blog-Beitrag). Kinder und Jugendliche waren von COVID-19-bedingter Morbidität und Mortalität insgesamt deutlich weniger betroffen und galten nicht als Risikogruppe. Massnahmen wie Lockdowns könnten ihre medizinische Versorgung dennoch beeinflusst haben. Für die Schweiz fehlte es bislang an Studien, die solche Effekte mit repräsentativen Daten und über einen längeren Zeitraum hinweg differenziert untersuchen. Eine neue Studie der ZHAW, des Universitäts-Kinderspitals Zürich und der Kinderärzte Schweiz schliesst diese Forschungslücke.

Besonders Kleinkinder betroffen

In der Schweiz war besonders die Altersgruppe der unter-5-Jährigen von pandemiebedingten Rückgängen in der Gesundheitsversorgung betroffen. Die Inanspruchnahme regulärer, dringender und präventiver Leistungen sank nach Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 deutlich. Zwar kam es im weiteren Verlauf zu einer teilweisen Erholung, insbesondere bei regulären Konsultationen, doch die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen blieb insgesamt unter dem Niveau der Vorpandemiezeit. Auch bei den MMR-Impfungen (Masern, Mumps, Röteln) zeigte sich ein signifikanter Rückgang – ohne Hinweis auf eine spätere Nachholung. Bei Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren war der Rückgang der Konsultationen etwas weniger stark, jedoch ebenfalls anhaltend. Für Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren wurden keine signifikanten Veränderungen bei den Konsultationen festgestellt.

Deutlicher Anstieg bei Telefonkonsultationen

Über alle Altersgruppen hinweg zeigte sich eine deutliche Zunahme an Telefonkonsultationen – insbesondere während der Lockdown-Phasen. Diese Entwicklung dürfte auf einen gesteigerten Informations- und Beratungsbedarf hindeuten, besonders bei Eltern jüngerer Kinder, und spiegelt gleichzeitig den erschwerten Zugang zur Präsenzversorgung während der Pandemie wider. Auch nach den Lockdowns blieb die Nutzung auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie.

Fazit

Die beobachteten Rückgänge – insbesondere bei Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen – deuten auf mögliche Versorgungslücken hin, vor allem bei jüngeren Kindern. Daneben zeigt der anhaltend erhöhte Anteil an Telefonkonsultationen, dass alternative Versorgungsformen wie telefonische Beratung künftig eine wichtigere Rolle in der pädiatrischen Grundversorgung spielen könnten.

Die Studie wurde im Swiss Medical Weekly publiziert und ist frei zugänglich:

Dey, M., Volken, T., Altwicker-Hámori, S., von Rhein, M., Seiler, M., Laasner, U., Wieber, F., Dratva, J. Did the COVID-19 pandemic impact paediatric health service utilisation in Switzerland? Interrupted time-series models of health insurance data, Swiss Medical Weekly, 2025 May 15; 155(5):3899.

Dr. Szilvia Altwicker-Hámori ist Dozentin am WIG der ZHAW.

Weiterführende Literatur

Höglinger, M. (2020) Nicht-Beanspruchung medizinischer Behandlungen wegen Corona-Pandemie weiterhin substanziell – aber abnehmend. Gesundheitsökonomie @ ZHAW.


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