Gute Stimmung herrscht unter den über 50 Teilnehmern des ersten Human Capital Round Table in Zürich. Anlass ist die neue Auflage des Buches „Human Capital strategisch einsetzen“. Durch den Anlass führt Kuno Ledergerber, Leiter des Zentrums für Human Capital Management. Prof. mult. H.c. Norbert Thom, Dr. Marcel Oertig und der Autor Prof. Dr. Peter Meyer diskutieren mit dem Teilnehmern angeregt Thesen aus dem Buch.
Beim Thema Fachkräftemangel sind sich alle einig: es muss differenziert werden.
Oertig betont, dass es in bestimmten Branchen sehr wohl einen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern gibt, beispielsweise bei Ärzten, Pflegepersonal oder 3D-Spezialisten. Aber das Potential ist noch nicht ausreichend genutzt, stellt Thom dazu fest, und spricht unter anderem die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitigen Frühpensionierungswellen an. Auf den Punkt bringt es Meyer: wenn es wirklich einen Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen gäbe – wie wäre es dann mit mehr bezahlen, um zum Beispiel Tätigkeiten in der Pflege attraktiver zu machen?
Wissenschaft in der Praxis?
Eine Frage interessiert alle: warum finden die Erkenntnisse aus der Wissenschaft so wenig Gehör in den Unternehmen? Der wichtigste Grund ist, dass Professorinnen und Dozenten hauptsächlich in englischsprachigen Journals publizieren. Das gibt zwar Punkte für den akademischen Ausweis – aber das Know-how erreicht die Schweizer Betriebe nicht. Der Auftrag zum Wissenstransfer ist zwar klar, insbesondere auch für Fachhochschulen, doch wie genau gelingt dieser? Diese Frage bleibt offen.
Kein Betty Bossi-Rezept
Die Diskussionsteilnehmer äussern sich zum Buch positiv: wie kein anderes Lehrbuch berücksichtigt es die Faktorenmärkte in der strategischen Analyse. Schwellenwerte für strategische Massnahmen zu definieren ist für den Erfolg nötig – und anspruchsvoll. Doch das Unternehmen kann dies lernen. Auch wenn es dazu „kein Betty Bossi-Rezept“ gibt, wie Thom es formuliert.
„Veranstaltungen, die nicht im Mainstream schwimmen, interessieren mich. Deshalb bin ich gekommen.“ Solche Teilnehmerstimmen zeigen, dass unsere Philosophie ankommt. Wir vom ZHCM bleiben im Gespräch, kritisch und engagiert. Sei es hier im Blog oder persönlich an der nächsten Veranstaltung!
Das Buch hat eindeutige Stärken: eine klare betriebswirtschaftliche Grundausrichtung,
einen Strategieteil, den man so in keinem anderen HRM-Lehrbuch findet, eine Konzentration auf die entscheidenden Hebel zur Gewinnung, Entwicklung und Erhaltung des Humankapitals. Die Rollen der HR-Leitung werden gut herausgearbeitet und es wird ein durchdachtes Geschäftsmodell für die Personalarbeit vorgestellt. Hinzu kommen viele Aussagen, die zur kritischen Reflexion anregen und verbreitete Usancen in Frage stellen (z.B. die oft nicht angebrachte Verwendung eines MbO, anstattt situationsgerecht auf andere Steuerungsmechanismen zurückzugreifen).