Gute Führung braucht Schlaf!

Dr. Frithjof Müller

Man könnte leicht die Auffassung vertreten, dass es einer Organisation egal sein kann, ob das Management ausgeschlafen ist oder nicht – das ist ja immerhin das individuelle Problem der jeweiligen Personen, ob sie ausreichend Schlaf bekommt. Darüber hinaus wird zudem wenig Schlaf ja auch noch oft mit erfolgreichen Führungskräften assoziiert. Jedoch ist ausreichender Schlaf ausschlaggebend für einen erfolgreichen Leader.

Aufmerksamkeit, Konzentration, Entscheidungsfindung, Lernen und emotionale Reaktionen sind nur ein paar wichtige Fähigkeiten, die durch Schlafqualität beeinflusst werden. Diese Fähigkeiten in ausreichender Qualität zu haben ist für Führungskräfte entscheidend. Im Umkehrschluss lässt sich schlussfolgern, dass zu wenig Schlaf einen wesentlichen Einfluss auf die Fähigkeiten einer Führungsperson hat eine Organisation entsprechend bei vollen Bewusstsein zu “führen”.

Gerade in unserer heutigen Zeit, in welcher aufgrund der Globalisierung und einer 24/7 Anspruchshaltung viel von Führungskräften abverlangt wird, wird das Thema Schlaf zu einem wichtigen Thema für jede Organisation.

Die Forschung zeigt, dass Gehirne, welche unter Schlafentzug leiden, die Fähigkeit verlieren akkurate Entscheidungen zu treffen. Deshalb sollten Organisationen mehr für die Förderung eines gesunden Schlafs ihrer Führungskräfte tun, da dies ansonsten zu ernsthaften Problemen führen kann. Schlafdefizite beeinträchtigen die die Leistung von Führungskräften und damit zentrale Faktoren für effektives Führungsverhalten. 

Der Zusammenhang von Schlafqualität und effektiver Führung

Guter Schlaf fördert Aufmerksamkeit und Konzentration und damit u.a. auch die Ergebnisorientierung von Führungskräften. Ausserdem Kreativität und Mustererkennung, welche wichtig für die Problemlösungsfähigkeit ist. Des weiteren ist ausreichender Schlaf wichtig für das Lernen und Gedächtnis und damit für die Fähigkeit unterschiedliche Perspektiven miteinzubeziehen. Darüber hinaus beeinflusst die Schlafqualität emotionale Reaktionen und den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen und ist damit wichtig für die Fähigkeit andere zu unterstützen.

Von den Organisationen der Zukunft wird mehr erwartet

Bei der Bedeutung des Schlafes wurde Spitzensportlern, Musikern und sogar Politikern viel Aufmerksamkeit gewidmet. Erfahrene Geiger haben beispielsweise das Üben und Schlafen als zwei der wichtigsten Antriebskräfte genannt. So zeigte eine Studie, dass die Top-Performer unter ihnen immer ein Nickerchen machen und über eine halbe Stunde mehr schlafen als ihre weniger angesehenen Kollegen. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton gab einmal zu: “Jeder wichtige Fehler, der mir in meinem Leben unterlaufen ist, passierte, wenn ich müde war.” “Normale” Führungskräfte sind hier oft einen Schritt hinterher: Sowohl in ihrer Bereitschaft, das Problem anzuerkennen, als auch in ihrer Bereitschaft, darauf zu reagieren.

Eine kürzlich durchgeführte Studie der Harvard Medical School bei Führungskräften stellte fest, dass 96 Prozent mindestens einen gewissen Grad an Burnout haben. Dies kann unter anderem auf einen Mangel an Schlaf zurückzuführen sein.

Es ist an der Zeit, dass Organisationen Wege finden, der Fluktuation der Mitarbeiter, der Produktivitätseinbussen und höheren Gesundheitskosten, die aus unzureichendem Schlaf resultieren, entgegenzuwirken. Wenn es stimmt, dass einige Millennials sich weniger um hohe Gehälter und mehr über die Integration von Beruf und Privatleben kümmern, wird die nächste Generation von Mitarbeitern noch stärker nach Lösungen verlangen.

Zum Weiterlesen: The organizational cost of insufficient sleep


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