Dr. Elena Hubschmid-Vierheilig
Es ist wichtig die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zu verstehen, um sich gut für die Zukunft im Bereich “eigene Arbeitsmarktfähigkeit” rüsten zu können. Vor allem muss man sich auf die eigene Weiterbildung in den Bereichen fokussieren, in welchen die Roboter und die KI ihre Schwächen haben.
KI ist einem Menschen dort überlegen, wo es primär um die Automatisierung einzelner Arbeitsschritte und Prozesse geht. Die Maschinen sind gut, wenn es um einen bestimmten Input A geht und einen Output B erwartet wird. So kann man der KI beibringen, eine Katze auf allen Fotos auf Ihrem Laptop zu finden. Die Voraussetzung ist, dass man die KI mit möglichst vielen Informationen “füttert” (mindestens 10 Tausenden von Fotos mit Katzen) und so erkennt die Maschine nach diesen Übungen bestimmte Muster und identifiziert Katzen auf Ihren Fotos.
Stanford Professor Andrew Ng sagt Folgendes: “Wenn eine Durchschnittsperson eine mentale Aufgabe in weniger als eine Denksekunde erledigen kann, dann können wir diese Aufgabe entweder jetzt oder in naher Zukunft durch den Einsatz von KI automatisieren”. Jobs, die diesem Profil entsprechen, werden an die Computer abgegeben werden. Einige Beispiele für solche Jobprofile sind: Empfangspersonal, Telemarketing-Spezialisten, Buchhaltung, Korrekturleser, Kurierdienstleister, Verkaufspersonal im Einzelhandel etc.
Es gibt aber glücklicherweise in der Arbeitswelt 4.0 vielzählige Jobs, die mehr als simple “Input A => Output B” Berechnung verlangen. Sie benötigen menschlichen Qualitäten wie Kommunikation, Empathie, Kreativität, strategisches Denken, Falsifizieren, und sogar Träumen. Aktuell bezeichnen wir diese Skills als typische “soft skills”. Diese werden in der digitalen Arbeitswelt aber als “harte Währung” gehandelt werden.
“Die Lieben Sieben”:
- Empathie und Kommunikation: Die KI wird bereits jetzt erfolgreich in der Medizin eingesetzt, aber sicher ist, dass die meisten Menschen die “Bad News” wie bspw. eine Krebsdiagnose auch in der Zukunft lieber von einem Menschen bekommen würden, als von einem Roboter. Der Umgang mit menschlichen Emotionen ist immer noch das Gebiet wo ein Mensch einem Roboter noch lange überlegen sein wird.
- Kritisches Denken: Den Beitrag von Big Data am Entscheidungsfindungsprozess zu akzeptieren und verstehen heisst nicht, dass wir uns immer auf den Vorschlag der KI verlassen sollen, ohne diesen zu hinterfragen. Die Maschine kann Ihnen mit 99% Wahrscheinlichkeit einen Misserfolg prognostizieren. Der Mensch verlässt sich trotzdem auf sein Bauchgefühl, macht es einfach und – hat Erfolg. Sie können KI bei den Anwaltskanzleien einsetzen, um relevante Dokumente für bestimmte Rechtsfälle zu identifizieren, aber es wird immer einen menschlichen Richter brauchen, um das Urteil zu fällen.
- Kreativität: Computerprogramme sind gut bei der Generierung von Optionen, aber immer noch unfähig, kreative Lösungsvorschläge zu generieren. Die Jobprofile wie Schriftsteller, Ingenieure, Erfinder, Unternehmer, Künstler, Musiker werden noch lange durch menschliche Wesen repräsentiert werden.
- Strategie: Heute sehen wir bereits beachtlich viel Automatisierung im Marketing. Vorprogrammierte Nachrichten an den Kundenstamm können zwar Ressourcen einsparen, tragen jedoch nichts zu einer übergeordneten Strategie bei und sind ohne sie bedeutungslos. In diesem Sinne, gehört also jedes Jobprofil, das strategisches Denken verlangt in die Kategorie “safe from the robots”.
- Technologiemanagement und –wartung: Es ist immer noch so, dass Menschen die Roboter kreieren und weiterentwickeln. Die Roboter werden sich noch lange nicht selbst konstruieren und warten können. Je mehr Sie von der technologischen Entwicklung verstehen und je eher Sie diese mitgestalten können, desto sicherer bleibt Ihr Job in der Zukunft.
- Physische Fertigkeiten: Die Roboter können Ihnen einen Espresso am Morgen machen, aber sie können immer noch nicht eine Fussball WM gewinnen, v.a. weil Sport sehr viel mit Emotionen und nicht selten auch mit dem Teamgeist zu tun hat.
- Vorstellungskraft und Vision: Die Roboter können weder träumen noch phantasieren. Aktivisten verschiedener Art, Entrepreneurs, Visionäre, Vordenker, Buchautoren, Redner haben einen grossen Vorteil gegenüber der KI und es wird in der Zukunft kaum anders sein.
Wenn Sie denken, dass ihr Job eines Tages die KI ausführen wird, dann ist es die beste Zeit an Ihren Soft Skills zu arbeiten. Üben Sie sich in der Kommunikation, im strategischen Denken und Problemlösen, in der Empathie und Kreativität. Sie können sich so in Zukunft von der Überlegenheit der Roboter schützen oder bereits nächsten Monat dank der Verbesserung dieser Skills eine Gehaltserhöhung fordern.
Die weiteren Ausführungen finden Sie im Originalbeitrag hier